August 2024: On our Series of Talks »You Can’t Say Anything These Days«
Freie Presse, Interview von Tim Hofmann mit Deniz Yücel, 1. August 2024 [vorab]: [Hofmann:] »Schließt der PEN Berlin (…) eine Mitgliedschaft von AfD-Mitgliedern nicht aus? Das PEN-Zentrum Deutschland hat neulich einen entsprechenden Unvereinbarkeitsbeschluss gefasst.« – [Yücel:] »Im PEN Berlin hat dies bislang niemand angeregt – und falls die Idee aufkäme, wäre ich dagegen. Auch, weil sich die Zahl der AfD-Mitglieder, die bei uns eintreten will, sehr in Grenzen hält, und das dürfte beim Darmstädter PEN-Zentrum nicht anders sein. Insofern hat das was von Gratismut. Und ich denke, dass die Idee dahinter auf Strategien aus den Neunziger- und Nullerjahren beruht, wo wir es mit der NPD zu tun hatten und mit militanten Kameradschaften. Strategien gegen solche Minderheiten auf den Umgang mit einer Partei zu übertragen, die regional bei 30 oder 40 Prozent steht und damit auf dem Weg zur Volkspartei ist, funktioniert nicht.« LINK [€]
Deutschlandfunk, Kulturfragen, Karin Fischer im Gespräch mit Daniel Morgenroth (Intendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau), 4. August 2024 [vorab]: »Das hat uns sehr gefreut, dass der PEN Berlin auf uns zugekommen ist mit dieser Diskussionsreihe, die wir sofort großartig fanden. Wir hatten schon Diskussionsreihen, auch mit externen Partnern, die ein bisschen langweilig waren, weil man Angst hatte: Welches Publikum kommt da, wie wird das sein? Ich kann auch ein schönes Beispiel nennen: Kürzlich war zum ›Samuel W.‹ Bundespräsident Steinmeier bei uns. Und das Bundespräsidialamt hatte größte Angst, was da passieren könnte, weil es eine öffentliche Vorstellung war. Wenn da Menschen stören (…). Ich habe denen gesagt: Erstens wird da nichts passieren, unser Publikum ist sehr friedlich. Und selbst wenn: Wie schön wäre das! Stellen Sie sich vor, da ruft mal jemand dazwischen, und der Bundespräsident ist da. Wie reagiert man? Dann muss man sich mit dem auseinandersetzen oder was sagen. (…) Ich habe erstmal nichts dagegen, Störungen können ja auch produktiv sein.« LINK und AUDIO
dpa, Bericht von Verena Schmitt-Roschmann, übernommen u.a. vom Tagesspiegel, 4. August 2024 [vorab]: »Die einen lassen Sprechpausen fürs Binnen-I, die anderen regt das auf. Die einen fühlen sich zu wenig gehört, davon sind die anderen genervt. Die einen geißeln angebliche Sprechverbote, die andern fühlen sich verletzt durch unbedachtes Reden. Und alle fühlen sich scheinbar am wohlsten in der eigenen Blase, auf der eigenen Seite der Debatte. Kommt man da raus und wieder ins Gespräch? Die Autorenvereinigung PEN Berlin startet vor den Landtagswahlen in Ostdeutschland einen Versuch. (…) ›Die Beteiligung des Publikums gehört zum Kern der Reihe‹, sagt PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel. ›Im besten Fall werden Menschen miteinander ins Gespräch kommen, die dies nicht für möglich hielten.‹« LINK
dpa, Bericht von Verena Schmitt-Roschmann, übernommen von Die Sachsen [Sorbisch], 4. August 2024 [vorab]: »›Tutu póndźelu započnje so w Kamjenicy rjad «To drje budu hišće prajić směć – rozmołwy wo demokratiji a swobodźe měnjenja‹ z cyłkownje 37 zarjadowanjemi w małych a srěnjowulkich wuchodoněmskich městach. Format rěka: dwě (potencielnej) zadźěracaj, moderator abo moderatorka, a publikum. ›Wobdźělenje publikuma słuša k jadru rjadu‹, praji PEN-Berlin-rěčnik Deniz Yücel. ›W najlěpšim padźe budu ludźo mjez sobu do rozmołwy přińć, kotrež to za móžne njemějachu.‹« LINK
Leipziger Volkszeitung, Beitrag von Janina Fleischer, 5. August 2024 [vorab]: »Prominent, meinungsstark und hochkarätig besetzt ist die Gesprächsreihe, die der PEN Berlin vor den Landtagswahlen im Osten organisiert. Sie könnte einlösen, was im Herbst 1989 gefordert wurde. (…) So könnte, wo Redebedarf auf Meinungsfreiheit trifft, ein gesellschaftlicher Dialog entstehen, wie er im Herbst 1989 eingefordert und nur sehr kurz Realität wurde, bevor das Desinteresse des Westens dem Volk das Wort abschnitt. Denn zum Recht, frei sprechen zu können, gehört die Bereitschaft, zuzuhören.« LINK
MDR, Kultur heute, Susanne Luerweg im Gespräch mit Eva Menasse, 5. August 2024 [vorab]: [Menasse:] »Wir sind nicht zu harmoniebedürftig geworden, wir sind zu empfindlich geworden. Es ist heutzutage schon so, wenn jemand einen bestimmten Begriff benutzt, dann ist er schon ›problematisch‹ oder ›umstritten‹. Wir sollten uns da alle an der Nase fassen und sagen: ›Lasst uns mal zuhören, lasst mal aufeinander zugehen und sprechen.‹ Man kann da immer noch agree to disagree. Aber wenn man es nicht versucht hat, darf man sich nicht beklagen.« LINK und AUDIO
MDR, Regionalnachrichten, O-Ton von Eva Menasse, 5. August 2024 [vorab]: »Meinungsfreiheit bedeutet ja auch, dass man der Meinung des anderen mal zuhören soll. (…) Das ist ein Geben und Nehmen: Ich möchte etwas sagen, ich möchte, dass man mich anhört und der andere will das auch. Und das ist das, was mit dieser Reihe versuchen.« AUDIO
Deutschlandfunk Kultur, Lesart, Frank Meyer im Gespräch mit Deniz Yücel, 5. August 2024 [vorab]: »Es gibt inzwischen mehr Leute in Deutschland, die überzeugt sind, dass man hier seine Meinung nicht frei äußern könne, 43 Prozent zuletzt, während nur noch 40 Prozent glauben, dass in Deutschland uneingeschränkte Meinungsfreiheit herrscht. und egal, ob das nur gefühlt ist oder real oder was dazwischen: Es ist da und es wirkt. Und genau darüber möchten wir reden. Heute Abend in Chemnitz, morgen in Plauen, übermorgen in Annaberg usw.« LINK und AUDIO
MDR Kultur, Carsten Tesch im Gespräch mit Eva Menasse, 5. August 2024 [vorab]: »Wir wissen natürlich nie genau, wie die miteinander gematchten Gesprächspartner miteinander umgehen werden. Aber die Idee war, kein großes Podium, das den üblichen Frontalunterricht macht, sondern zwei Gesprächspartner, die möglichst knackig besetzt sind, so wie heute Kowalczuk und Oschmann – und dann ein großer Teil Publikumsbeteiligung. Wir wollten unbedingt, dass das moderierte Gespräch der beiden nur den Anlass bietet und die ersten Themen setzt, um dann mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen. Die Menschen, die zu der Veranstaltung kommen, sind explizit aufgefordert, sich zu Wort zu melden, mit Fragen oder auch mit Feststellungen.« LINK und AUDIO
WDR 3, Mosaik, Kornelia Bittmann im Gespräch mit Eva Menasse, 5. August 2024 [vorab]: [Bittmann:] »Ihr Motto ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen‹, das ist oft, so nehme ich das wahr, eine Floskel, mit der demokratiefeindliche Meinungsäußerungen eingeleitet werden. Sie wollen aber durchaus zu harten Gesprächen ermutigen. Haben Sie kein mulmiges Gefühl gegenüber dem, das Ihnen möglicherweise entgegenschlägt.« – [Menasse:] »Eigentlich nicht. Denn sprechen ist ja die einfachste Übung und sollte sie immer noch sein. Und ich glaube, wir haben alle viel zu sehr und viel zu oft ein mulmiges Gefühl, dass das eine oder andere Jota dessen, das uns da entgegenkommt, nicht ganz genau in den Rahmen passt, in dem wir jeweils erwarten, dass mit uns gesprochen wird. Ich glaube, wir müssen da alle offener werden.« LINK und AUDIO
Thüringer Allgemeine, Interview von Michael Helbing mit Deniz Yücel, 5. August 2024 [vorab]: »Ich glaube, durch meine Haft – und das war letztlich nur ein Jahr, ich will das nicht überbewerten – bin ich in zwei vielleicht entgegengesetzte Richtungen empfindlicher geworden. Einerseits bin ich empfindlich bei dem Thema: Jegliche Einschränkung der Meinungs-, Presse- oder Kunstfreiheit zu kritisieren, ob von Staats wegen oder aus dem Diskurs heraus, ist richtig. Ich habe ja jüngst zum Beispiel das Verbot dieses rechtsextremen Spinnermagazins Compact kritisiert. Die Demokratie muss auch extremistische Meinungen und Verschwörungstheoretiker aushalten; ein Verbot kann immer nur eine allerletzte Maßnahme sein. (…) Andererseits bin ich empfindlich, wenn Leute meinen, hier sei es ja genauso wie in Russland oder der Türkei.« LINK [€]
radio eins, Der schöne Morgen, Tom Böttcher und Kathrin Wosch im Gespräch mit Deniz Yücel, 5. August 2024 [vorab]: [Wosch:] »Ralf Schuler, für alle, die ihn nicht kennen, ist ja vom Online-Medium Nius als Gast auf der Bühne am 13. August. Nius wird als rechtspopulistisch eingestuft. Warum haben Sie sich gefreut, als er zugesagt hat?« – [Yücel:] »Weil Ralf Schuler ein verdienter Journalist ist, der jahrelang das Parlamentsbüro der Bild geleitet hat und das, was er bei Nius macht, ist journalistische Arbeit. Und es macht ja auch keinen Sinn, über Meinungsfreiheit zu diskutieren und nur Leute einzuladen, die ungefähr so ticken wie ich. Das ist ja nicht die Idee von Meinungsfreiheit.« – [Böttcher:] »Absolut.« LINK und AUDIO
Freie Presse, Bericht von Oliver Hach, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Das Warmup mit dem Publikum verrät schon einiges über die Konstellation in dem vollgestopften Raum. Bei der Aussage, der Westen verstehe den Osten nicht und das werde noch lange so bleiben, gehen viele Arme hoch. Einige geben der Nato eine Mitschuld am Krieg in der Ukraine. Aber kaum jemand würde auswandern, fast niemand hat Angst um seinen Job. Und die allermeisten finden: Ja, es gibt Meinungsfreiheit – auch hier in Chemnitz. ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen‹ – so lautet das Motto des Abends. Und er verspricht zu einer Art Duell zu werden: der Anwalt der Stigmatisierten gegen den Ankläger der Jammer-Ossis.« LINK [€]
dpa, Bericht von Jörg Schurig, übernommen u.a. von der Welt, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Bei der Diskussion sollte es in erster Linie um die Diskrepanz zwischen gefühlter und tatsächlicher Meinungsfreiheit gehen. Beide Diskutanten wurden zuerst danach gefragt, ob es Meinungsfreiheit in Deutschland auch wirklich gebe. Oschmann sah die Meinungsfreiheit ›formal-juristisch‹ gegeben. Mit der “Durchpolitisierung‹ und ›Durchmoralisierung‹ der Sprache im Alltag entstehe der Eindruck, man könne nicht mehr alles sagen. ›Wir leben in einem der freiesten Länder der Welt‹, sagte Kowalczuk. Das sei vielen Menschen in kleinlichen Debatten nicht klar. Zur Meinungsfreiheit gehöre die Lust und Bereitschaft, miteinander zu streiten. LINK [€]
Augsburger Allgemeine, Bericht von Rosaria Kilian, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Die These des Abends: Viele Deutsche, Ostdeutsche mitgemeint, befürchten, ihre Meinung nicht mehr frei äußern zu können. Migration, der öffentlich-rechtliche Rundfunk, Waffenlieferung an die Ukraine: Die Chemnitzerinnen und Chemnitzer haben kein Problem, offen ihre Meinung zu sagen – wie der Abend zeigt, auch zu aufgeheizten Themen. Trotzdem fühlen sie sich ungehört. Oschmann und Kowalczuk lassen viele Aussagen im Raum stehen, reizen den Debattenraum aus. ›Das wird man schließlich noch sagen dürfen‹, erinnert eine Zuschauerin. Meinungsfreiheit? ›Formal-juristisch: ja‹, sagt Oschmann. Kowalczuk erweitert sein ›Ja‹ um den Zusatz: ›Aber auch Recht auf Widerspruch.‹« LINK
Spiegel, Beitrag von Florian Kappelsberger, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Für jene, die vor der Tür bleiben müssen, wird die Diskussion per Lautsprecher in den Innenhof übertragen. Die meisten hier sind über 50, sie tragen Kurzarmhemden oder Sommerblusen. Ein paar Studenten sind gekommen, Alternative. Missverständnisse bleiben nicht aus, nicht alle sprechen dieselbe Sprache. Ein Mann mit Kurzhaarschnitt fragt den Barkeeper nach den Toiletten. Der schickt ihn weiter zu zwei Türen. Auf der einen steht ›only FLINTA*-Toilette‹. Auf der anderen ›all-gender-Toilette‹. Der Besucher blickt ratlos, verharrt kurz vor der rechten Tür und nimmt dann doch die linke. Auf der Bühne steigen zwei publizistische Schwergewichte in den Ring, es gilt der zwanglose Zwang des besseren Arguments.« LINK
Süddeutsche Zeitung, Beitrag von Marie Schmidt, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Der durch eine konfliktreiche Abspaltung vom PEN Deutschland vor zwei Jahre entstandene zweite deutsche PEN schreibt sich mit diesen Events die Meinungsfreiheit nicht nur auf die Fahnen, sondern organisiert in größerem Maßstab, was allenthalben eingeklagt wird: politische Auseinandersetzung unter denen, die der Souverän sein sollen im Land, sich aber zu oft nicht so fühlen, den Wählerinnen und Wählern. Vom PEN Berlin selbst, der, seit es ihn gibt, auch groß gestritten und Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, ist an diesem Abend in Chemnitz bescheidenerweise fast nicht die Rede. Seine Sprecher Eva Menasse und Deniz Yücel sind da, aber mischen sich unter das Publikum. ›Man muss doch wertschätzen‹, sagt einer, ›dass wir das erlebt haben.‹ Und eine solche Wertschätzung produziert der PEN Berlin hier gezielt. Wobei das Verdienst seiner Veranstaltungsreihe schon damit beginnt, drei Dutzend Orte auf die Landkarte des Kulturbetriebs der Berliner Republik zu setzen, die selten bespielt werden.« LINK
Berliner Zeitung, Bericht von Paul Linke, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Fast am Ende eines Diskussionsabends, der sich um ostdeutsche Befindlichkeiten gedreht und wie Heimweh angefühlt hatte, ergriff eine Frau im Rentenalter das Wort. Sie sprach ins Mikrofon, zum Publikum und Richtung Podium, wo Dirk Oschmann und Ilko-Sascha Kowalczuk saßen, die Stargäste, beide 1967 in der DDR geboren, vollkommen unterschiedlicher Meinung mit ihrem Blick auf den Osten. Und dann passierte das, was eigentlich nicht passieren sollte im Chemnitzer Kulturzentrum Weltecho. Böse Blicke hier, Zwischenrufe dort, von allen Seiten höhnisches Gelächter. (…) Politiker seien alles Marionetten. Der Ukrainekrieg sei gut für die Waffenindustrie und von der Nato verschuldet. Ihre weiteren Ausführungen, die offensichtlich der Mehrheitsmeinung der Menschen im Raum widersprachen, schloss die Frau mit den Worten: ›Das ist meine Meinung, und die wird man ja wohl sagen dürfen.‹« LINK
DLF Kultur, Fazit, Bericht von Ronny Arnold, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Wir können gerne mal reinhören, manche ließen sich auch ein bisschen umstimmen, es war ein sehr lebhafter Abend. [Frau aus dem Publikum:] ›Ich war ja am Anfang eher auf Oschmanns Seite, muss allerdings sagen, dass mir auch viele Argumente von Kowalczuk gut gefallen haben und mich gut überzeugt haben. Und das ist eben die Meinungsvielfalt. Und man eigentlich mitnehmen: Ja, so müssen wir in der Gesellschaft miteinander umgehen, das ist ganz wichtig. Aber wenn man mit seiner Meinung auf andere sehr bornierte Meinungen trifft, da ist manchmal ganz schön verloren – gerade im Erzgebirge, wir kommen aus dem Erzgebirge.‹ (…) Es waren sehr viele Chemnitzer da, Erzgebirger, einige sind durchaus eine Stunde gefahren. Es war sehr diskussionsfreudig, viele Biographien wurden erzählt, die Leute kamen ins Gespräch. Das war sehr gut.« LINK und AUDIO
DLF Kultur, Lesart, Bericht von Ronny Arnold, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Vieles von dem, was die beiden Ostexperten anfangs vortragen, steht schon in ihren Büchern. Aber hier trifft es auf Menschen, die einmal mehr passende Geschichten dazu liefern. Das macht den Abend rund und unterhaltsam, aber auch nachdenklich.« LINK und AUDIO
DLF Kultur, Studio 9, Bericht von Ronny Arnold, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Viel Mut, wenig Wut – das bietet der Abend in Chemnitz. Es wird gesagt, was man noch sagen darf. Und das ist so ziemlich alles. Viele im Publikum erzählen kurz ihre persönliche Geschichte aus der Zeit nach dem Mauerfall, berichten von Höhen und Tiefen, verlorenen Arbeitsplätzen und gewonnener Freiheit. Das Mikrofon wird herumgereicht: Waffen für die Ukraine – erst schlecht, dann gut. Das Programm im Fernsehen – erst schlecht, dann sehr bescheiden. Es passiert genau das, was sich der PEN Berlin als Organisator wünscht für diese Veranstaltungsreihe, die in den kommenden Wochen an weiteren 36 Orten stattfindet: das Gespräch suchen mit Menschen, die befürchten, ihre Meinung nicht mehr frei äußern zu können, die Kontroverse. Das klappt prima in Chemnitz, was dem angereisten PEN-Sprecher Deniz Yücel in der ersten Reihe ein Lächeln ins Gesicht zaubert.« LINK und AUDIO
MDR Kultur, Carsten Tesch im Reportergespräch mit Vivien Vieth, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: [Tesch:] »Wie war denn die Stimmung?« – [Vieth:] »Sehr, sehr gut. Die Leute waren von vornherein mit dabei, haben mitdiskutiert. Und da war die Wut spürbar und die Emotionen. Es gab zahlreiche Wortmeldungen, als sie dann mit dabei sein durften. Und dann wurde es auch sehr persönlich. (….) Es ging weniger am Anfang um das Thema Meinungsfreiheit und Demokratie, sondern es zeigte sich vor allem der Bedarf, die eigene Geschichte zu bearbeiten, persönliche Erfahrungen mitzuteilen. Aber was sehr beeindruckend war: Egal, wer sich zu Wort gemeldet oder was gesagt wurde, (…) es wurde wirklich jedem sehr aufmerksam zugehört, es wurde applaudiert, es wurde auch protestiert. Aber es konnte jeder in diesem Raum seine Meinung äußern.« LINK und AUDIO
Freie Presse, Kommentar von Tim Hofmann, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Live auf dem Podium wirkten die Positionen von Oschmann und Kowalczuk sofort zugänglicher und sachlicher als in den vielen Netzdebatten, sodass man bei beiden nicht umhin kam, ihnen diverse Punkte zuzugestehen. Sofort war da das Gefühl: Zuspitzung ist einfach die falsche Richtung. Wir müssen die Probleme aufdröseln – auch wenn die Wende fast 35 Jahre zurückliegt und dass in dieser Zeit vermeintlich ausführlich passiert ist.« LINK [€]
WDR 3, Kultur am Mittag, Katja Schwiglewski im Gespräch mit Deniz Yücel, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: [Schwiglewski:] »Das ist spannend, wie Sie das schildern: Sie haben das Lachen angesprochen, und so, wie Sie es jetzt schildern, obwohl kontroverse Meinungen geäußert wurden, dass es trotzdem nicht aggressiv war, sondern auch versöhnlich.« – [Yücel:] »Überhaupt nicht. «[Schwiglewski:] »Unterscheidet das Ihre Veranstaltungsreihe von anderen aktuellen Debatten mit ähnlicher Stoßrichtung?« – [Yücel:] »Das weiß ich nicht, das hoffe ich, dass wir bei den künftigen Veranstaltungen bei aller kontroversen Diskussionen einen zivilisierten Umgang miteinander finden. Und ich hoffe, dass die Reihe so weitergeht, wie sie gestern Abend in Chemnitz begonnen hat.« LINK und AUDIO
Freie Presse, Bericht von Antje Flath, 8. August 2024 [aus Annaberg]: »Eine Frau aus dem Publikum vermisst in diesem Zusammenhang noch etwas anderes: die Kultur des Zuhörens. ›Wir verlernen das Zuhören‹, sagt sie. Das müsse aus ihrer Sicht wieder gestärkt werden – ebenso wie das eigene Zurücknehmen. Zuhören allein reicht aber aus Sicht von Deniz Yücel nicht. Die Gesprächspartner müssten sich dabei auch vertrauen. Er spricht von einer ›Diskussionskultur auf Augenhöhe‹. ›Volkspädagogisches‹ Agieren sei dabei ebenso falsch wie ›Gängelei‹ oder ›Selbstermächtigungen‹, sind sich die prominenten Gäste an diesem Abend einig. Erfahrungen damit haben sie selbst reichlich gemacht.« LINK [€]
Leipziger Volkszeitung, Interview von Jürgen Kleindienst mit Eva Menasse, 10. August 2024 [aus Chemnitz]: »Auf allen Seiten müssen da ganz viel moralisches Brimborium und pauschale Verdächtigungen zurückgefahren werden. Ich hege übrigens den leisen Verdacht, dass Wessis eher bereit sind, sich anzuschreien, nur weil einer ein falsches Wort benutzt hat. Im Westen ist der Moralisierungs-, im Osten der Trotzgrad größer. Das wäre so meine Pauschal-These. Ich wäre wirklich schon zufrieden, wenn die Leute nach unseren Abenden rausgehen und sagen: Das Miteinander Reden – es geht doch.« LINK [€]
radio 3, radio 3 am Mittag, Angela Ulrich im Gespräch mit Deniz Yücel, 13. August 2024 [aus Wurzen]: »Wir sind keine Veranstaltungsagentur, wir sind ein größtenteils ehrenamtlich arbeitender Verein und wir waren bei der Organisation dieser Reihe sehr auf die lokalen Kooperationspartner angewiesen. Und was ich wirklich beeindruckend finde, ist, zum Beispiel im Ringelnatzhaus hier in Wurze oder in Pirna, wo wir vorgestern waren, in der Kleinkunstbühne Q24 und in der der angeschlossenen Lesebühne, die versuchen, unter schwierigen Bedingungen Kulturarbeit zu leisten. (…) Es ist halt leicht, in Berlin ›Alle zusammen gegen den Faschismus‹ zu rufen – oder in Pirna zu leben und dort das Feld nicht den Antidemokraten zu überlassen.« LINK und AUDIO
DLF Kultur, Leseart, Gespräch mit Anne Rabe, Sabine Rennefanz und Ingo Schulze, 14. August 2024 [über die Veranstaltungen in Bautzen, Pirna und Wurzen]: [Schulze:] »Man ist es ja gewöhnt, dass man auf dem Podium sitzt und diskutiert, und dann gibt es immer noch ein paar Fragen vom Publikum. Hier war das relativ schnell (…) wirklich ein Gespräch mit dem Publikum und auch im Publikum untereinander – das Beste, was einem in einem Gespräch passieren kann.« (…) [Rabe:] »Was schön ist an dem Format, ist, dass Menschen miteinander diskutieren, die das sonst vielleicht nicht machen würden.« LINK und AUDIO
Torgauer Zeitung, Bericht von Silke Kasten, 14. August 2024 [aus Torgau]: »Auf dem Podium in der Torgauer Kulturbastion saßen mit Patrick Bahners (FAZ) und Ralf Schuler (früher lange bei der Bild, heute beim konservativen Sender Nius) zwei renommierte Journalisten, die sich ebenso engagiert wie sachlich stritten. Zudem wurde das Publikum immer wieder einbezogen. In einer Blitz-Umfrage wurde gleich zu Beginn deutlich: Viele Besucher hatten deutliche Zweifel daran, dass die Medien ihre Lebenswirklichkeit abbilden. Etwa die Hälfte meinte zudem, dass es „keine Meinungsfreiheit“ gibt – und mit Gendern wollten die Anwesenden mit großer Mehrheit schon gar nichts zu tun haben.« LINK [€]
Welt, Beitrag von Marc Reichwein, 14. August 2024 [aus Torgau]: »Auf was für ein Publikum stellt sich der PEN Berlin an diesen Abenden ein? Er bittet es ganz offensichtlich, sich vor Veranstaltungsbeginn erst einmal per Handzeichen locker zu machen: ›Wer findet, dass der Westen den Osten nicht versteht? (…) Wer findet Gendern doof? Wer schaut Nius? Und wer noch Tagesschau?‹ Bei allen Fragen gehen Hände energisch, oft auch mehrheitlich nach oben. Der Schriftsteller und Slampoet Aron Boks stellt diese und weitere Fragen vor Diskussionsbeginn, es ist ein kluger, performativer Akt, Meinungsvielfalt zu widersprüchlichen Fragen spürbar werden zu lassen, um sie realiter zu ertüchtigen. Das Publikum soll sich selbstbewusst verorten dürfen. Wo Podiumsgespräche sonst oft höchstens gegen Schluss und eher alibimäßig zwei, drei Publikumsfragen zulassen, ist das offene Wort in dieser Gesprächsreihe Programm.« LINK [€]
Zeit-Online, Beitrag von Julia Lorenz, 14. August 2024 [aus Torgau]: »Tatsächlich kann man sich an diesem Abend anschauen, was diese Meinungsfreiheit, um die sich viele sorgen, auch produziert: viel Rede und Gegenrede, mal klug und elegant, mal angefressen, mal engagiert und mal resigniert. Rumgeraschel und -gerüffel. Hitzig wird es durchaus, aber nie ist die Stimmung aggressiv, selten liegt echte Feindseligkeit in der Luft. Manchmal erwächst grimmiger Witz aus der Unzufriedenheit, mal auch Heiterkeit. Das alles ist keineswegs entlastend, sondern eine verdammte Zumutung – weil es Wahrheit und Reflexion erfahrungsgemäß schwer haben gegen Ressentiment, weil echte existenzielle Sorgen häufig hinter nacherzähltem Gepöbel verschwinden. Es ist aber eine Zumutung, über die auch ein Gast, der mit der Veranstaltung mäßig einverstanden ist, beim Verlassen des Saals sagt: Schon schön, dass es das hier heute gab.« LINK [€]
Torgauer Zeitung, Kommentar von Silke Kasten, 14. August 2024 [aus Torgau]: »Der Abend löste somit das ein, was viele forderten: Sich endlich wieder zuzuhören und das Gegenüber nicht gleich zu verteufeln, weil er oder sie eine andere Meinung hat. Denn, und das hat wohl fast jeder in den letzten Jahren erlebt: Diskussionen über die Corona-Politik, über Bauernproteste oder Migration bergen oft eine Sprengkraft, die selbst Familien oder enge Freunde entzweien kann. Es ist begrüßenswert, dass sich der PEN mit seinen 37 Veranstaltungen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg auch aufs flache Land begibt – also dorthin, wo es mal weh tun kann, wenn in Großstädten lebende und arbeitende Journalisten und Autoren auf Menschen treffen, deren Lebensrealität oft so ganz anders ist. (…) Dem PEN ist da ein vielversprechender Anfang geglückt.« LINK [€]
MDR Fernsehen, artour, Beitrag von Rayk Wieland, 15. August 2024 [aus Chemnitz, Plauen und Torgau]: »Wie oft bei derartigen Veranstaltungen: Diejenigen, um die es geht, sind nicht dabei. Weil ihnen keine Bühne geboten wird. Oder sie sich ausgeschlossen fühlen. Oder das Gespräch verweigern. [Zuschauerin:] Ich erlebe das oft bei Podiumsgesprächen, Gesprächen mit Politiker:innen: Wir haben nicht mehr das gemischte Publikum. Wie schaffen wir das, wieder ein offenes Gesprächsangebot zu schaffen? (…) Am PEN lag’s nicht, der explizit rechte Autoren einlud wie den Schriftsteller Uwe Tellkamp. Der lehnte ab. Nach Torgau immerhin kam Ralf Schuler, einst Parlamentsreporter der Bild-Zeitung, jetzt Politikchef des krawalligen Nachrichtenportals Nius.« LINK und VIDEO
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Beitrag von Jochen Buchsteiner, 18. August 2024 [aus Wurzen]: »Auch in dieser Frage beansprucht der Osten eine Sonderrolle. Das Gefühl, sich nicht mehr frei äußern zu dürfen, ist hier noch stärker ausgeprägt als im Westen (…) Rennefanz findet, dass sich in der politischen Debatte die Meinungskorridore zu sehr verengt hätten. Man sei zu empfindlich geworden. Ein unvorsichtiges Wort, und schon werde man als rechts oder rassistisch bezeichnet. ›Wir stempeln die Leute zu schnell ab‹, sagt sie. Überraschenderweise ist die Zustimmung im Saal begrenzt. Die Zuhörersympathisieren eher mit Rennefanz’ Gegenspielerin, der jungen, ebenfalls aus dem Osten stammenden Romanautorin Charlotte Gneuß, die die ›Grenzen des Sagbaren‹ schon viel zu weit nach rechts verschoben sieht. Der Abend bringt in Erinnerung, das „der Osten“ gar nicht existiert, dass es mindestens mindestens zwei gibt.« LINK [€]
taz, Bericht von Rosa Budde, 19. August 2024 [aus Wurzen]: »Gibt es Meinungsfreiheit in Deutschland? Beide Schriftstellerinnen antworten mit Ja, schieben jedoch ein Aber hinterher. Sabine Rennefanz (…) beklagt zu viel Emotion in Debatten. Meinungskorridore würden immer enger, zu schnell werde man heute in eine Ecke gestellt. (….) Das Aber von Charlotte Gneuß zielt in eine andere Richtung: Die Grenzen des Sagbaren würden für ihren Geschmack eher zu weit ausgedehnt, zum Beispiel durch in Talkshows unwidersprochen bleibende Aussagen rechter Politiker:innen. Gleichzeitig würde zu viel Bedeutung in die Frage gelegt, aus welcher Identität heraus gesprochen werde.« LINK
Tagesspiegel, Kolumne von Sabine Rennefanz, 19. August 2024 [aus Wurzen]: »Ich hatte zugesagt, als die Idee Form annahm, aber als ich das komplette Programm sah, kamen Zweifel auf. War das nicht zu groß? Könnten es die Menschen nicht als Bevormundung empfinden, wenn eine Busladung Großstädter in der ostdeutschen Provinz vorfährt und erklären will, was Meinungsfreiheit ist und wie Demokratie funktioniert? Meine Befürchtungen, um das gleich vorwegzusagen, waren unbegründet. (…) Als ich später im Zug nach Berlin zurückfuhr, dachte ich, dass es zu wenig dieser Räume gibt, vor allem abseits der Großstädte, in denen man sich austauschen kann. (…) Vielleicht könnte der PEN jedes Jahr eine Gesprächsreihe machen.« LINK [€]
Sächsische Zeitung, Bericht von Uwe Schulz, 19. August 2024 [aus Hoyerswerda]: »Im Gegensatz zu anderen Orten, wo PEN zu Diskussionen geladen hatte, brandete in Hoyerswerda gar nicht so sehr das Ost-West-Ding hoch, sondern es ging darum, ob es in diesem Land Meinungsfreiheit gibt und wie verwundbar die Demokratie ist. Seitens des Publikums wurde auch aufgeworfen, wie es denn darum bestellt ist, wenn etwas, was medial hochgejazzt wurde, sich später zumindest teilweise anders darstellte. Ist Meinungsfreiheit gleich Pressefreiheit? Und müsste Meinungsfreiheit nicht wenigstens an ein Mindestmaß von Fakten gekoppelt sein? Es ging um Alltags-Rassismus in ganz normalen Amtsstuben, um starre Strukturen in Parteien. die wahre Mitwirkung erschweren und um die Definition von Demokratie und Volksherrschaft.« LINK [€]
Frankfurter Allgemeine, Bericht von Andreas Platthaus, 20. August 2024 [aus Döbeln]: »Von mehr als 24.000 Stadtbewohnern sind nur achtzehn gekommen, und davon noch einige aus dem Umland. Aber das schadet dem Abend nichts, der sich zu einem faszinierenden Ereignis entwickelt. (…) PEN Berlin hat etwas geleistet, das abseits der üblichen Star-Auftritte funktioniert, in denen intellektuelle oder politische Prominenz welcher Art auch immer in die Provinz einfällt, um dort den Hauch der großen weiten Welt zu versprühen. Die Döbelner Stadtbibliothek durchweht frische einheimische Luft, die niemandem ins Gesicht bläst, sondern der Hoffnung auf zivilisierte Auseinandersetzung Rückenwind verschafft. Beim Hinausgehen fällt ein Satz, den wir oft nach solchen Abenden gehört haben: ›Diejenigen, die da sein müssten, sind nicht da.‹ Aber selten hat man diejenigen wirklich so aufrichtig vermisst.« LINK
nd – Der Tag, Bericht von Michael Bartsch, 20. August 2024 [aus Dresden]: »Wie die etwa 250 Gäste zusammengesetzt waren, erfuhr man aus den launigen Ja-Nein-Fragen des jungen Ko-Moderators und Autors Aron Boks. Amüsant bis intelligent formuliert, förderten sie eine Ossi-Mehrheit von etwa zwei Dritteln zutage – von denen wiederum eine große Zahl nach wie vor Badebekleidung für unnötig hält. (…) Alle Generationen dabei. Allen – auch denen, die später Erbarmen mit den AfD-Wählern forderten, weil diese nur die ›Repräsentanzlücke‹ suchten – darf man ein überdurchschnittliches Debattenniveau bescheinigen. Das ist ein Wert an sich und gleicht einem Kompliment an den PEN und den Inspirator Deniz Yücel.« LINK
MDR Kultur, Bericht von Philipp Baumgartner, 20. August 2024 [aus Dresden]: »Offenbar herrscht in Dresden Redebedarf zum Thema Meinungsfreiheit. Denn der Saal im Deutschen Hygienie-Museum ist bis auf den letzten Platz gefüllt. (…) Die Stimmung nach der Veranstaltung: überwiegend positiv. [Teilnehmer aus dem Publikum:] ›Ich fand es ganz klasse, wie viele Leute hier mitgemacht haben, dass diskutiert worden ist, dass gehört worden ist und dass es überhaupt so ein Forum gegeben hat.‹ [Teilnehmerin:] ›… dass jemand was sagt, was ich nicht gut finde und trotzdem denke: Naja, das Leben geht weiter und wir können nebeneinander existieren, dann wären wir einen Schritt weiter. Insofern sind solche Veranstaltungen gut und wichtig.‹ (…) Das Resümee von Deniz Yücel würden vermutlich die meisten Teilnehmer des Abends unterschreiben: ›Wenn wir über Meinungsfreiheit reden, bin ich sehr dafür, erst über die Freiheit zu reden – und dann irgendwann vielleicht auch über Grenzen, die es geben sollte – ja, auch meines Erachtens. Aber zuerst ist die Meinungsfreiheit eine Frage von Freiheit und keine Frage von Grenzen.« LINK und AUDIO
Rheinische Post, Beitrag von Lothar Schröder, 21. August 2024 [allgemein]: »Neben den politischen Akteuren sind es zunehmend Denker und Schriftsteller, die aktiv werden und so etwas wie zukunftsfreundliche Einflussnahme versuchen. Die Schriftstellervereinigung PEN-Berlin bemüht sich dieser Tage, an den politisch vermeintlichen Brandstellen präsent zu sein: Unter dem Titel ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen waren und sind Schriftsteller in 37 ostdeutschen Städten unterwegs; bis zu den Landtagswahlen unter anderem noch in Meiningen mit Friedenspreisträger Navid Kermani, in Gera mit Kabarettist Florian Schroeder, mit Kathrin Schmidt in Eisenach und Thea Dorn in Erfurt. Eine Art Haustürwahlkampf für die Demokratie.« LINK
Dresdner Neueste Nachrichten, Bericht von Tomas Gärtner, 21. August 2024 [aus Dresden]: »Mit ihrem Podium zur Meinungsfreiheit schien die Schriftstellervereinigung PEN Berlin den Nerv vieler getroffen zu haben. Mehr als 200 dürften es im Foyer des Hygiene- Museums gewesen sein. Zuhörer, die sich rege an der Debatte beteiligten. Aron Boks, Autor und Slam- Poet, animierte sie dazu mit einer Blitzbefragung – Antwort per Handzeichen zu einem ganzen Katalog politischer Themen. (…) Zum Beispiel Autor Jayrome C. Robinet mit seinen Mehrfachidentitäten: einst französische Frau, jetzt deutscher Mann. Da wurde, was Auffassungen polarisiert, konkret: in einer Transperson mit Lebensgeschichte und schmerzhaften Erfahrungen.« PDF
WDR 3, Resonanzen, Gespräch von Dominik Jozic mit Deniz Yücel, 21. August 2024 [aus Dresden]: »Die Gespräche sind zum Teil sehr hitzig, in Ostdeutschland, glaube ich, noch viel stärker als dies im Westen der Fall wäre, beim Thema Ukraine-Krieg, beim Thema Corona-Maßnahmen und der nicht stattgefundenen öffentlichen Diskussion darüber. (…) Das Gespräch sowohl des Publikums untereinander als auch der jeweiligen Podiumsgäste ist leidenschaftlich. Aber es ist nie aggressiv, nie respektlos. Und das ist großartig. (…) Viele Leute sagen: ›Ich bin für Frieden, für Verhandlungen und wir sollten keine Waffen liefern und Deutschland sollte sich da nicht reinziehen lassen. Das kann ich aber nicht sagen. Oder wenn ich das sage, werde ich als Putin-Anhänger, Anhänger einer Diktatur gebrandmarkt. Meine Meinung kommt in den Medien nicht vor.‹ Wer da immer wieder besonders hervorgehoben wird, das sind die öffentlich-rechtlichen Medien, also Ihr Bereich – natürlich, weil wir alle Gebührenzahler sind.« LINK und AUDIO
ZDF, heute journal, Bericht von Andreas Weise, 21. August 2024 [aus Chemnitz und Sonneberg]: [Ilko-Sascha Kowalczuk:] »Helmut Kohl oder auch der sächsische Ministerpräsident Biedenkopf haben gesagt: ›Hallo, ich bin der Staat, in drei bis fünf Jahren geht’s euch genau so gut wie euren Brüdern und Schwestern in Hamburg und in München.‹ Dann trat das aber nicht ein. Da pflanzte sich diese paternalistische Staatsvorstellung fort. Und es wurden Demokratie und Freiheit an Wohlstandsversprechen gekoppelt – beides fatal. Und beides wirkt bis heute nach (…) [Martin Debes:] »Die Abwanderung hat Folgen hinterlassen, der Geburtenknick nach der Wende hat Folgen hinterlassen. Es ist eine ältere, männlichere, konservativere Bevölkerung. Es ist auch in Teilen eine Bevölkerung mit weniger Vermögen und weniger Selbstbewusstsein auch. Und das wird dann kompensiert an der Wahlurne.« LINK und VIDEO
MDR Fernsehen, MDR aktuell, Bericht und Gespräch von Uta Georgi mit Deniz Yücel, 21. August 2024 [aus Sonneberg]: »Diese Veranstaltungsreihe haben wir angesetzt aus der Beobachtung heraus, dass Sphären von Öffentlichkeit in Deutschland immer weiter auseinandergehen, dass Leute in ihren eigenen Blasen, ihren eigenen Echokammern bleiben. Diese Veranstaltungsreihe ist ein Angebot, dass Leute zusammenkommen und frei von der Leber weg über Sachen diskutieren. Nicht, dass man sich man Ende einigt, wie man es mit dem Ukraine-Krieg hält. Aber um den Eindruck zu bekommen: Geht doch. wir können doch miteinander diskutieren. (…) Das zweite Ziel ist, den Menschen und Einrichtungen, die es in Sachsen, Thüringen und Brandenburg auch in kleineren Orte gibt (…) zu zeigen: Wir sehen euch und wir möchten mit euch diskutieren.« VIDEO
taz, Bericht von Jessica Ramczik, 22. August 2024 [aus Wurzen und Dresden]: »Besonders in Erinnerung bleibt die Wortmeldung von Viola Heß, Vorsitzende des Joachim-Ringelnatz-Vereins, die über die Nachwendezeit und ihre Tätigkeit als Lokaljournalistin berichtet und erklärt, wie das Wegbrechen lokaler Medien zur Verengung von Diskursräumen beitrug. Sie erzählt auch, welchen Stellenwert Räume wie das Ringelnatzhaus, das sie leitet, haben. Das ist es auch, was Yücel und PEN Berlin hier wollen: Kulturräumen im ländlichen Raum eine Stimme verleihen.« LINK
Freies Wort, Bericht von Martin Glienke, 22. August 2024 [aus Sonneberg]: »Die Unabhängigkeit der Medien wurde ebenfalls heiß diskutiert. Manche Sonneberger haben den Eindruck, dass viele Redaktionen zu voreingenommen an eine Recherche herangehen, auch in Bezug auf die politischen Geschehnisse in der Spielzeugstadt. ›Da kommen dann Journalisten einmal nach Sonneberg und denken, dass sie den vollen Durchblick haben.‹ Sonneberg sei aber viel mehr als eine blaue Hochburg. Dazu hat auch eine andere Besucherin eine Meinung. Sie habe das Gefühl, dass Sonneberg mittlerweile ein ›Spielfeld‹ für alle politischen Akteure darstellt. Viele Menschen, die auf politische Veranstaltungen gehen, kommen von außerhalb. Gebürtige Sonneberger trifft sie auf den Demos eher selten an. Am Ende ihres Beitrags richtet sie einen Appell an die Zuhörerschaft: ›Aktiviert mal die anderen Sonneberger‹.« LINK [€]
Freitag, Beitrag von Martin Jankowski, 23. August 2024 [aus Sonneberg]: »MDR, WDR, ZDF, Thüringer Allgemeine und das lokale Freie Wort waren unter anderen da – und so schaffte der wenig kontroverse Abend am Ende auch ohne die (erhoffte?) Anwesenheit von Landrat Sesselmann und seinen Freunden dennoch einen Tag später in einen Bericht des heute-journals über die Debatte der Ostintellektuellen zur demokratieskeptischen Stimmungslage vor den anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg – wo ja auch eben diese bislang sehr gelungene, ja aus Sicht fast aller Beteiligten geradezu überfällige Gesprächs-Reihe ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen‹ stattfand.« LINK [€]
Freies Wort, Bericht von Erik Hande, 23. August 2024 [aus Meiningen]: »›Es gibt keine absolute Meinungsfreiheit, sondern auch Tabus im privaten und im öffentlichen Leben‹, stellt Navid Kermani klar. Der Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels (2015) nennt auf Nachfrage der Moderatorin Caroline Fetscher einen Grund, warum viele Menschen zu der Auffassung gekommen sein könnten, dass es keine Meinungsfreiheit mehr gebe. Die Öffentlichkeit sei zersplittert, so Kermani. Menschen würden nur noch im gleichgesinnten Milieu reden. Da falle eine andere Meinung schnell auf. Das wäre im Grünen-Milieu genauso wie bei der AfD. (…) Fabian Giesder, der Meininger Bürgermeister, sah die Meinungsfreiheit nicht in Gefahr: ›Der Vorwurf, dass die Meinung nicht gesagt werden darf, kommt häufig von denen, die das montags sogar unter Polizeischutz behaupten.‹« LINK [€]
Deutschlandfunk Kultur, Fazit, Elena Gorgis im Gespräch mit Florian Schroeder, 24. August 2024 [aus Gera]: »›Es gab keine Faschisten. Aber es gab sehr viele kritische Nachfragen und es gab sehr viele Leute, die sehr viel Produktives zum Thema Meinungsfreiheit gesagt haben und sehr Vieles, was nachdenkenswert wert war. Denn so ist die Veranstaltung ja angelegt: Es ist nicht so, dass die zwei auf dem Podium die ganze Zeit miteinander reden, sondern das Publikum hat sehr viele Möglichkeiten, eigene Beiträge einzubringen und Fragen zu stellen. Und das hat es wirklich spannend gemacht.« LINK und AUDIO
Ostthüringer Zeitung, Bericht von Christian Schneebeck, 27. August 2024 [aus Pößneck]: »›Es gibt oft gar kein Interesse mehr zu sprechen‹, schilderte ein Wahlkämpfer der Grünen seinen Eindruck. Die Linke-Landtagskandidatin Anastasia Rahaus hielt dem entgegen: Die Gesprächsbereitschaft der Menschen sei – gerade im ländlichen Raum – ›etwas, was man sich verdienen muss‹. Allzu oft blieben Gleichgesinnte jedoch unter sich, so der Tenor des Abends, an dem freilich genau das zu beobachten war.« LINK [€]
MDR, Bericht von Lukas Hillmann, 27. August 2024 [aus Pößneck]: »Eigentlich, sagt Deniz Yücel, sollte die Veranstaltung schon begonnen haben. Doch es gibt zwei Probleme. Das erste ist die Deutsche Bahn. Christian Fuchs, Autor für “Die Zeit” und für das Podium vorgesehen, kommt nicht rechtzeitig von Berlin aufs Land. Das zweite Problem ist die Montagsdemonstration, die sei immer ziemlich laut hier in Pößneck und würde gleich noch vorbeiziehen. Dabei sollte sie kein Problem sein, waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer doch herzlich eingeladen, gemeinsam über Meinungsfreiheit zu diskutieren.« LINK
MDR Thüringen, Statement von Deniz Yücel, 27. August 2024 [aus Pößneck]: »Der Erfolg dieser Reihe bemisst sich nicht allein daran, wie viele Leute von der Montagsdemo hier rüber kommen.« LINK und AUDIO
Topics in July 2024 (including our series of talks on freedom of expression, the »Compact« ban, et al.)
On Evan Gershkovich’s Sentencing in Russia
Welt, Kommentar von Deniz Yücel, 25. Juli 2024: »Evan Gershkovich hat sich darin geirrt, dass er als akkreditierter Journalist vor Repressionen des Regimes geschützt sein würde. Das aber kann man ihm nicht vorwerfen. Er ist nicht im Gefängnis gelandet, weil er in eine Kneipenschlägerei verwickelt war, sondern weil er einen Dienst an der Allgemeinheit verrichtet hat – für die Leser des Wall Street Journal, für die US-amerikanische Öffentlichkeit, für die russische und internationale Öffentlichkeit. Dafür verdient er Hochachtung – und die Unterstützung der Weltöffentlichkeit, allen voran von Journalisten und demokratischen Politikern.« LINK
On the Monitoring of the Newspaper »Junge Welt« by the German Domestic Intelligence Services
Welt, Kommentar von Deniz Yücel, 22. Juli 2024: »Zur Freiheit des Wortes gehört auch die Freiheit des dummen Wortes, die Pressefreiheit gilt auch für abwegige, verstörende und – ja, auch das – radikale Ansichten. Dass der Verfassungsschutz der jungen Welt ankreidet, sie vertrete einen ›Klassenstandpunkt‹, ist so Banane, dass es im Berliner Gerichtssaal für allgemeine Erheiterung sorgte, als die Verteidigung des Bundesamtes dieses Argument vortrug. Doch eine grundsätzliche Kritik am Kapitalismus ist nicht nur legitim, sie ist auch durch das Grundgesetz geschützt. Und das erlaubt nicht bloß die Auslegung, die die jeweilige Bundesregierung und ihre führenden Beamten gerade für die richtige halten.« LINK [€]
On the Ban of the Magazine »Compact«
Welt, Kommentar von Deniz Yücel, 16. Juli 2024: »Ob das Forschungsministerium versucht, missliebige Universitätsprofessoren zu bestrafen oder das Innenministerium ›unsäglich‹ für eine hinreichende Verbotsbegründung hält – es ist derselbe Mechanismus: Eine Exekutive, die keinen Unterschied mehr zwischen Recht und Moral kennt und deren leitendes Personal derart beseelt ist von der Richtigkeit des eigenen Tuns (gegen ›Hass‹, Rechtsextremismus, Antisemitismus etc.), dass es rechtsstaatlichen Prinzipien so viel Beachtung schenkt wie dem Kleingedruckten auf einem Beipackzettel. Mit moralischem Rigorismus und hemdsärmeliger Auslegung von Grundrechten kann man Twitterdebatten führen, aber kein Ministerium. Wer dies versucht, schadet der Demokratie mehr, als es das Compact-Magazin und dessen schillernder Chefredakteur Jürgen Elsässer je könnten.« LINK [€]
Welt TV, Die Welt am Morgen, Marie Droste und Carsten Hädler im Gespräch mit Deniz Yücel, 17. Juli 2024: »Die Pressefreiheit ist ein hohes Gut, das sagt man immer so in Sonntagsreden. Aber sie ist tatsächlich ein hohes Gut. Und sie schützt auch Publikationen, die, so heißt es in einem wegweisenden Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte aus dem Jahr 1976, den Staat oder Teile der Bevölkerung schockieren, verletzen usw. Das heißt, auch Compact ist durch das Presserecht geschützt. (…) Es gibt bislang keine einzige Verurteilung wegen eines Offizialdelikts wie Volksverhetzung. Das wäre ja ein Indiz, dass man sagt: (…) Dieses Blatt wurde schon so oft wegen Volksverhetzung verurteilt, hier muss man eingreifen, das ist etwas Systematisches. Das wäre eine andere Lage.« LINK und VIDEO
Tichys Einblick, Beitrag von Alexander Wendt, 17. Juli 2024: »Während Regierungspolitiker und Medienleute wie Dunja Hayali das Compact-Verbot beklatschten, äußern sich auch einige Linksliberale öffentlich dagegen, unter ihnen zwei Redakteure der Zeit, der Publizist und Medienkritiker Stefan Niggemeier und der Sprecher des PEN Berlin Deniz Yücel und viele weitere. Dies- und jenseits dieser Demarkationslinie sortieren sich zwei Lager, für die das Links-Rechts-Schema nicht mehr passt. Die Vorstellung, dass ein sehr weit gezogener Freiheitsrahmen allen Ansichten und auch Rändern viel Raum lassen sollte, solange sie die Grenze zum Gewaltaufruf nicht überschreiten, steht auf der einen Seite. Der Glaube, dass einem das selbstempfundene Gute die Lizenz erteilt, formale Regeln unterzupflügen, auf der anderen.« LINK
WDR 5, Sebastian Sonntag im Gespräch mit Deniz Yücel, 20. Juli 2024: »Ich finde es ärgerlich, dass einem rechtsradikalen Spinner wie Jürgen Elsässer die Möglichkeit zu geben, sich als Held der Pressefreiheit aufzuspielen. Wenn die ehrenwerte Absicht in der Bekämpfung des Rechtsradikalismus besteht, dann schadet dieses Verbot. Und das ist ein grundsätzliches Problem, das wir auch an anderen Stellen, auch im Forschungsministerium, wo eine Prüfung in Auftrag gegeben wurde, ob man Universitätsprofessoren, die einen offenen Brief unterzeichnet hatten gegen die Räumung eines propalästinensischen Camps an der Freien Universität, ob das strafrechtlich relevant war oder ob man Fördergelder entziehen könne (…) Beides sind für mich ein Zeichen dafür, dass man in der Bundesregierung mehr und mehr dazu neigt, Moral und Recht miteinander zu verwechseln. (…)« LINK und AUDIO
On How the Media Should Deal with the AfD
MDR Kultur, MDR Kultur am Mittag, Ellen Schweda im Gespräch mit Deniz Yücel, 19. Juli 2024: »Zu dem Zitat, das Sie von Herrn Beuster [Vorsitzende des Deutsche Journalisten-Verbands] eingebrahct haben: Ich finde es interessant, dass Herr Beuster Journalismus und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gleichsetzt. Das kann man zwar machen. Aber ganz sauber argumentiert scheint mir das nicht, wenn er sagt: Die AfD möchte den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und das ist gleichbedeutend mit einem Eingriff in den Journalismus. (…) Ob der DJV als Berufsverband Gespräche mit der AfD für sinnvoll erachtet, das kann ich nicht beurteilen, weil der PEN Berlin kein Berufsvrband ist. (…) Aber als Journalisten können wir uns nicht den Luxus erlauben, eine Partei, die in manchen Gegenden Deutschlands, gerade im Osten, bei 30, 40 Prozent liegt, einfach zu ignorieren.« AUDIO
On our Series of Talks »You Can’t Say Anything These Days«
Börsenblatt, Bericht, 2. Juli 2024: »Anlässlich der Landtagswahlen organisiert PEN Berlin, Mitglied im internationalen Dachverband der Autor:innenvereinigung, in Sachsen, Thüringen und Brandenburg einige Veranstaltungen zum Thema Meinungsfreiheit und Demokratie. Die Gesprächsreihe unter dem Titel ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen‹ umfasst 37 Veranstaltungen, die in einem Raum ›von Annaberg bis Perleberg, von Ilmenau bis Zwickau‹ stattfinden sollen.« LINK
Freie Presse, Bericht von Torsten Kohlschein, 3. Juli 2024: »Wir müssen also reden! Sachsen macht den Anfang, und innerhalb des Freistaates Chemnitz, wo am 5. August im Weltecho zwei Antipoden der Deutung des Verhältnisses von Ost und West die Klingen kreuzen: Dirk Oschmann, Autor des viel diskutierten und polarisierenden Buches ›Der Osten – eine westdeutsche Erfindung‹. Er vertritt unter anderem die Haltung, Ostdeutsche seien in den Führungsebenen der Bundesrepublik massiv unterrepräsentiert. Auf der anderen Seite Ilko-Sascha Kowalczuk, der Mitte Juni in einem ebenso viel beachteten Interview mit der Freien Presse im Widerspruch zu Oschmann den Ostdeutschen hierfür selbst die Verantwortung zugewiesen und sich gegen ein ihm zufolge bei diesen existierendes ›Opfernarrativ‹ gestellt hat. Es moderiert Bettina Baltschew.« LINK [€]
Leipziger Volkszeitung, Beitrag von Janina Fleischer, 10. Juli 2024: »Es wird viel gemeint über das Nicht-mehr-sagen-Dürfen. Drum kann als wohlfeile Provokation gelesen werden, wie der PEN Berlin seine ›Gespräche über Demokratie und Meinungsfreiheit‹ betitelt: ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen‹. Damit soll in Sachsen, Thüringen und Brandenburg auf die Landtagswahlen eingestimmt werden. Oder gibt es neue Grenzen des Sagbaren, über die dringend gesprochen werden sollte? Wer steckt ihn ab, den in diesem Zusammenhang häufig erwähnten ›Meinungskorridor‹? Der PEN Berlin jedenfalls nicht. Er geht dorthin, wo Widerspruch zu erwarten ist: zum Beispiel nach Sonneberg und Nordhausen in Thüringen.« LINK
Nordkurier, Beitrag von Michaela Kumkar, 20. Juli 2024: »Schon mal vormerken: ›Das wird man ja noch sagen dürfen – Gespräche über Demokratie und Meinungsfreiheit‹ heißt eine Veranstaltungsreihe der Schriftstellervereinigung PEN Berlin, die vor den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg stattfindet. Geplant sind insgesamt 37 Veranstaltungen in den drei Bundesländern, heißt es in einer Pressemitteilung von PEN Berlin.« LINK
On the Cuts in Cultural Programs at Public Broadcaster Bayerischer Rundfunk
taz, Bericht von Alexander Teske, 3. Juli 2024: »Es sind große Summen, die die ARD in den kommenden Jahren einsparen möchte. 40 Millionen Euro pro Jahr sind es beim MDR, der HR möchte in acht Jahren 350 feste und freie Mitarbeiter weniger haben. Zwangsläufig geht es auch ans Programm. Und an die Kultur. (…) Der Lyriker Alexandru Bulucz vom PEN Berlin gibt zu bedenken: ›Stellen Sie sich mal vor, die Rezension ist ein Verriss. Jetzt kann man durch die Vielfalt auf ein ausgewogenes Bild hoffen. Später würden alle diesen Verriss senden.‹« LINK