Pressemitteilung vom 11. August 2025
Bravo, Herr Staatsminister! Aber Gendern ist nicht alles

Nach dem Verbot des Genderns in der Kommunikation seiner Behörde empfiehlt der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien Wolfram Weimer »diese Linie« auch Institutionen, die mit öffentlichen Mitteln arbeiten – von »Museen über Stiftungen bis hin zu Rundfunkanstalten« –, auf den Gebrauch der gendergerechten Sprache zu verzichten. »Wer im öffentlichen Auftrag spricht«, zitiert ihn die Nachrichtenagentur dpa, »sollte eine Sprache wählen, die für alle nachvollziehbar ist und breite Akzeptanz findet.« Er lehne »jede bevormundende Spracherziehung« ab; privat stehe es weiterhin jedem frei, »sich so auszudrücken, wie er oder sie es möchte«.
PEN Berlin begrüßt es, dass der Bundesbeauftragte den Mut aufbringt, sich der Spracherziehung anzunehmen und damit Ansprüche auf eine Rolle in der Kulturpolitik anzumelden, die seit dem Ausscheiden von Kurt Hager im Herbst 1989 vakant geblieben ist. Zugleich empfiehlt PEN Berlin, das Augenmerk nicht allein auf die nachvollziehbarkeits- bzw. breiten- bzw. volksfeindliche Sprache zu richten. Wir erwarten, dass Herr Weimer den Gedanken zu Ende führt und sich im nächsten Schritt die in Museen oder Theatern dargebotenen Inhalte vorknöpft: Denn wer im öffentlichen Auftrag inszeniert oder ausstellt, sollte eine Kunst wählen, die für alle nachvollziehbar ist und breite Akzeptanz findet. Privat steht es weiterhin jedem und jeder frei, zu inszenieren oder auszustellen, was er oder sie möchte.
»Das beste und nach meinem Dafürhalten einzig überzeugende Argument für das Gendern schien mir schon immer die Schnappatmung, die es bei seinen Gegnern auslöst«, sagte PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel. »Selten wurde dieses Argument so glänzend bekräftigt wie nun durch den Kulturstaatsminister.«
PEN Berlin wird in der öffentlichen Kommunikation weiterhin eine gendergerechte Sprache verwenden, weil selbstverständlich auch wir jede bevormundende Spracherziehung ablehnen. Also, nichts für ungut, Herr Staatsminister. Aber nur weil Ihr Nachbar seine Wohnung tapeziert, würden Sie sich doch auch nicht verpflichtet fühlen, Ihre Wohnung ebenfalls neu zu tapezieren.
PEN Berlin. Wir stehen im Wort.