PEN Berlin Kongress: Mit dem Kopf durch die Wände
Deniz Yücel im Interview: »Wir sind keine Gesinnungsgemeinschaft«

Interview von Axel Rahmlow mit PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel um Thema PEN Berlin. Deutschlandradio Kultur, Studio 9, 7. Dezember 2023: »Wir haben eine Veranstaltung gemacht gleich am Mittwochvormittag auf großer Bühne in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Buchmesse, am Tag nach der Eröffnungsrede von Slavoj Žižek. Der Titel unserer Veranstaltung lautete: ›In Sorge um Israel.‹ Das möchte ich sagen, weil dieser allein dieser Titel etwas über den Charakter dieser Veranstaltung sagt. (…)
Aber wir haben diesen Verein nicht als Gesinnungsgemeinschaft gegründet, wir haben sehr viel Wert gelegt auf Gründerinnen und Gründer, die in jeder erdenklichen Hinsicht divers sind, auch in politischer. (…): Es stimmt, wir haben keine Erklärung abgegeben: ›Der PEN Berlin steht an der Seite Israels.‹ Und mit Verlaub: Ich hätte eine solche Erklärung für hochnotpeinlich gehalten. Es gibt von diesem Verein keine einzige Erklärung in diese Richtung, auch nicht zum Thema Ukraine.«GANZES INTERVIEW
Eva Menasse und Deniz Yücel im Interview: »Warum ist Meinungsstreit ein Problem?«

Berliner Zeitung (Cornelia Geißler): »Warum positioniert sich der PEN Berlin nicht klar sichtbar für Israel?«
Deniz Yücel: »Das tun wir doch, man muss es nur sehen wollen. (…) Reine Bekenntnispolitik fand ich immer befremdlich: Schnauzbärtige Männer sitzen im Pfeifenrauch und verkünden mit heiligem Ernst: ›Das deutsche PEN-Zentrum lehnt den NATO-Doppelbeschluss ab und fordert den Weltfrieden.‹ Das hat etwas Wichtigtuerisches und Lächerliches. (…) Es gehört nicht zu unserer Aufgabe, uns direkt zur großen Weltpolitik zu äußern. Wir äußern uns dann, wenn unser ureigener Bereich betroffen ist – die Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit. Wenn wir das tun, dann äußern wir uns auch zu dem Kontext.«
Berliner Zeitung: »Der Name A.L. Kennedy an oberster Stelle der Ankündigung zum öffentlichen Kongress am 16. Dezember wirkt wegen ihrer Haltung zum BDS wie eine Provokation. Ist das bewusst provozierend gesetzt?«
Eva Menasse: »Natürlich nicht, und darauf könnten die, die auf Facebook schimpfen, auch mal selber kommen. Der Kongress ist lang geplant; die Einladung an A.L. Kennedy wurde vor über einem halben Jahr ausgesprochen, nach Ayad Akhtar im Vorjahr sollte es eine möglichst prominente Frau sein. Ich hatte dabei ihre schwarz-satirischen Texte über den Brexit und Europa im Kopf. Dass sie BDS-Sympathien haben soll, wusste ich nicht und habe es seither nicht nachgeprüft. Aber auch in diesem neuen Zusammenhang gilt: Wenn wir uns als offene Gesellschaft ernst nehmen, müssen wir sie erst reden lassen und ihr zuhören, bevor wir sie kritisieren. Und nicht schon vorher.« GANZES INTERVIEW
Iranischer Rapper erneut verhaftet: Lasst unser Ehrenmitglied Toomaj Salehi frei!

Presserklärung vom 3. Dezember 2023: Der iranische Rapper Toomaj Salehi wurde am 30. November in Teheran von bewaffneten Polizisten auf offener Straße verprügelt und an einen unbekannten Ort verbracht. Zuvor hatte er auf Social Media ein Video veröffentlicht, in dem er über die Folter berichtet, die ihm während seiner vorherigen elfmonatigen Haft angetan wurde. Das iranische Regime beschuldigt ihn, in dem Video falsche Aussagen gemacht und Hetze betrieben zu haben. (…) Deniz Yücel, Sprecher des PEN Berlin, erklärt: „Während die Welt auf Israel und Gaza blickt, richtet die islamistische Diktatur immer mehr Regimegegner hin.« MEHR
Nie wieder ist jetzt: Lesung »Texte gegen Antisemitismus« am 16. Januar 2024 in Hamburg
Causa Sharon Dodua Otoo: PEN Berlin mahnt zu Augenmaß im Kulturbetrieb
Zum Urteil des Landgerichts München: Kriminalisierung der Letzten Generation geht zu weit

Nie wieder ist jetzt: Lesungen und Reden gegen Antisemitismus

Lesung am 19. November in Frankfurt
Lesung »Nie wieder ist jetzt – Texte gegen Antisemitismus« im Künstler*innenhaus Mousonturm mit Stephan Anpalagan, Eva Demski, Özlem Dündar, Yannic Han Biao Federer, Arno Frank, Juan Guse, Kathrin Röggla und Anna Yeliz Schentke
Bericht in der Frankfurter Allgemeinen von Florian Balke, 20. November 2023: »Nach dem Angriff der Hamas auf Israel und der zögerlichen Solidarität des deutschen Kulturbetriebs hat der PEN Berlin eine Lesung in der Hauptstadt organisiert, die nun, mit leicht veränderter Textauswahl und neun anderen Autoren, in Frankfurt wiederholt wurde.« LINK [€]

Lesung am 10. November 2023 in Berlin
Lesung »Nie wieder ist jetzt – Texte gegen Antisemitismus« im Deutschen Theater mit Seyran Ateş, Ralf Bönt, Nora Bossong, Thea Dorn, Michel Friedman, Joachim Helfer, Katja Lange-Müller, Ulrich Matthes, Herta Müller, Düzen Tekkal und Marko Martin
Eröffnungsgsrede von Joachim Helfer: »Wo Jüdinnen und Juden nicht sicher und frei von Angst leben können, kann bald niemand mehr sicher und frei von Angst leben. Judenhass war und ist immer Hass auf die Freiheit, die Toleranz, die Pluralität. Wir lassen uns als Demokraten nicht in Stämme spalten, sondern wir stehen zusammen für die universellen Rechte und Freiheiten aller Menschen.« GANZE REDE
Rede von PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel am 9. November in Hamburg
Rede auf der Gedenkveranstaltung zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht: »Luisa Neubauer hat eben ausgeführt, was die Zivilgesellschaft tun kann. Aber es gibt Dinge, die die Zivilgesellschaft nicht tun kann: zum Beispiel diese als Moschee getarnte Vertretung des iranischen Regimes, das Islamische Zentrum, schließen. Frau Staatssekretärin [Juliane Seifert, Bundesinnenministerium], Sie haben eben gesagt, dass es nicht bei Worten bleiben darf und Taten folgen müssen. Sehr richtig. Darum will ich die Bundesregierung einladen und auffordern: Machen Sie diese als Moschee getarnte Vertretung des Mullah-Regimes, ohne das die Hamas nicht dieser Terrorapparat hätte werden können, der sie heute ist, endlich dicht!« GANZE REDE
PEN Berlin in Kiew
Bericht von Sophie Sumburane in der taz, 4. November 2023: »Nicht mehr in Kiew, aber im Donbas sterben noch heute täglich Menschen, ohne ein Vor oder ein Zurück, in den Schützengräben, beim Treten auf Mienen, im Artillerie-Feuer. Ein Krieg, der hierzulande großes Entsetzen auslöste, doch nun, überlagert von zahlreichen anderen Krisen und Kriegen in der Welt, immer mehr aus dem Fokus rückt, immer weniger präsent ist. Auch aus diesem Grund hat die Schriftsteller*innenvereinigung PEN der Ukraine eine Delegation von europäischen PEN-Zentren nach Kiew eingeladen. Der Einladung gefolgt sind Vertreter*innen europäischer PEN-Zentren: Ann-Margit Austena aus Norwegen, Per Christian Ohr-gaard aus Dänemark, Peter Mickwitz aus Finnland, Henrik Sjöberg aus Schweden, Faruk Sehic aus Bosnien und Herzegowina, Stefan Todorovic aus Montenegro und eben ich vom PEN Berlin.« MEHR
Frankfurter Buchmesse: Adania Shibli
Aus aktuellem Anlass: Lesung aus Adania Shiblis Roman »Eine Nebensache«
Eröffnungsgsrede von Deniz Yücel: »Allerdings teilen wir auch nicht die Ansicht, dass palästinensische Stimmen in Deutschland nicht gehört würden (…). Was fehlt, sind palästinische Stimmen – Intellektuelle, Künstler, Aktivisten – (…) die die Wortführerschaft nicht den, ob religiösen oder säkularen Radikalen auf der Straße überlassen.« MEHR
Grußwort von Adania Shibli: »Aus meinem traurigen Schweigen heraus danke ich ihnen, euch und dem Publikum. Diese Zuwendung bestätigt mir, dass Literatur für viele von uns eine Lebensader ist.« MEHR
PEN Berlin auf der Frankfurter Buchmesse
5 Tage, 16 Veranstaltungen, 50 Autor:innen: Und mit freundlicher Unterstützung der Frankfurter Buchmesse GmbH.
Zitate, Schnipsel und Fotos von allen Veranstaltungen
Medienberichte über Veranstaltungen des PEN Berlin
Videoaufzeichnung des Podiumsgesprächs »In Sorge um Israel«
Videoaufzeichnung des Podiumsgesprächs »Hoffnung für Russland: Irgendwer, irgendwie, irgendwann?«
PEN Berlin unterstützt Seyran Ateş: Unsere Salman Rushdie

Presserklärung vom 20. Oktober 2023: »Nachdem Anschlagspläne eines Ablegers der Terrormiliz ›Islamischer Staat‹ auf die progressive Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin aufgedeckt wurden, erklärt PEN Berlin Solidarität mit seinem Gründungsmitglied Seyran Ateş. ›Zum Glück konnten die Mörder rechtzeitig aufgehalten werden‹, sagte PEN Berlin-Sprecher Deniz Yücel. ›Zehn Tage nach dem grauenhaften Massaker der Hamas in Israel erinnert diese Meldung daran, dass der islamistische Terrorismus auch in Deutschland die offene Gesellschaft bedroht.‹ (…) ›In Deutschland gibt es niemanden, deren Leben seit so langer Zeit von Islamisten bedroht wird wie Seyran Ateş.‹« MEHR
Keine Nebensache: Preis an Adania Shibli verleihen!
Presserklärung vom 12. Oktober 2023: »Nach dem bestialischen Angriff von Hamas-Terroristen auf Israel mehren sich in deutschen Medien Stimmen, die angesichts dieser Verbrechen die geplante Auszeichnung für Adania Shibli auf der Frankfurter Buchmesse als ›unerträglich‹ oder ›Taktlosigkeit‹ bezeichnen. Selbstverständlich ist diese Kritik legitim. Doch sie muss sich auch ihrerseits kritisieren lassen. Dazu hielt PEN-Berlin-Sprecherin Eva Menasse fest: ›Kein Buch wird anders, besser, schlechter oder gefährlicher, weil sich die Nachrichtenlage ändert. Entweder ist ein Buch preiswürdig oder nicht. Die schon vor Wochen getroffene Entscheidung der Jury für Shibli war nach meinem Dafürhalten eine sehr gute. Ihr den Preis zu entziehen, wäre politisch wie literarisch ‹ MEHR
Goethe-Institute: Spar mir nicht so!
Wir haben Ján Kuciak nicht vergessen
Presserklärung vom 2. Oktober 2023: »PEN Berlin ist beunruhigt über die Lage der Meinungsfreiheit in der Slowakei, nachdem der linkspopulistische Politiker Robert Fico am Sonntag erneut als Sieger aus der Parlamentswahl hervorgegangen ist. ›Niemand sollte vergessen, dass Fico im Zuge der Proteste nach der bestialischen Ermordung des Journalisten Ján Kuciak und seiner Lebensgefährtin Martina Kušnírová zurücktreten musste‹, sagte PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel. Trotz zahlreicher Hinweise auf die Verwicklung höchster Stellen innerhalb der damaligen Fico-Regierung wurden die Hintergründe des Doppelmordes nie aufgeklärt. ›Dass das für ein knappes Viertel der Slowakinnen und Slowaken offenbar keine Rolle mehr spielt, ist erschütternd‹, sagte Yücel.« MEHR
Why the hell not: PEN Berlin jetzt Mitglied von PEN International!
Kürzung von Kultursendungen beim Bayerischen Rundfunk – PEN Berlin protestiert!

Presserklärung vom 30. Juli 2023: »Der BR will seine Formate ›kulturWelt‹, ›Diwan: Das Büchermagazin«, ›Kulturjournal: Kritik Dialog Essay‹, ›Nachtstudio‹, ›radioTexte – die Lesungen‹ streichen, zudem Hörspiele in Eigenproduktion. Die Kürzungen betreffen wöchentlich sieben Stunden Sendezeit, senderintern sprechen Kritiker davon, dass die »Kultur zum reinen Nischenprodukt werde«. Das berichtet die Münchner Abendzeitung. PEN Berlin protestiert dagegen entschieden. (…) Das freie Wort gerät noch weiter unter Druck, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht mehr, wie es seine verfassungsmäßige Aufgabe ist, seinem Bildungsauftrag nachkommt. Wer Kulturangebote drastisch kürzt, erschwert damit auch den Zugang zu Fakten und zur Vielfalt der Argumente. « MEHR

Kultur- und Medienverbände verurteilen diffamierende Filmreihe über Osman Kavala
Presserklärung vom 21. Juni 2023: »Das KulturForum Türkei Deutschland, PEN International, das PEN-Zentrum Deutschland, PEN Berlin, die Akademie der Künste und Reporter ohne Grenzen sind zutiefst besorgt über die Ausstrahlung einer Filmreihe auf dem Streamingdienst des türkischen Staatsenders TRT, die eine diskreditierende und herabsetzende Darstellung des Kulturförderers und Intellektuellen Osman Kavala zeigt. Dies geschieht trotz der Tatsache, dass Kavala in der Türkei aufgrund fadenscheiniger Anschuldigungen unrechtmäßig zu einer lebenslangen Isolationshaft verurteilt wurde – ein Urteil, das noch nicht einmal rechtskräftig ist.« MEHR

Yavuz Ekinci in Berlin angekommen
Presserklärung vom 20. Juni 2023: »Gestern ist der bekannte türkisch-kurdische Schriftsteller Yavuz Ekinci in Berlin gelandet. (…) Der Autor stand in der Türkei mehrfach wegen einzelner Tweets vor Gericht und wurde deswegen zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Ekincis Roman ›Traumsplitter‹ – bei der Frankfurter Buchmesse 2014 noch am Stand des türkischen Kulturministeriums präsentiert – wurde vor Kurzem wegen angeblicher ›Terrorpropaganda für die PKK‹ beschlagnahmt. Den Ausgang der türkischen Wahlen kommentierte Ekinci in der FAZ so: ›Ich hatte von einem Land geträumt, in dem es keine Beute und keine Jäger mehr gibt, aber heute bin ich mit dem beklemmenden Gefühl aufgewacht, Beute zu sein.‹« MEHR
Kakwenza Rukirabashaija mit Václav-Havel-Preis geehrt

Presserklärung vom 14. Juni 2023: »PEN Berlin gratuliert herzlich seinem soeben zugewählten Mitglied Kakwenza Rukirabashaija, der heute in Oslo mit dem ›Václav-Havel-Preis für kreativen Dissens‹ geehrt wurde. Der 35-jährige Rechtsanwalt und Schriftsteller ist wegen seiner satirischen Romane in seiner Heimat Uganda eine Berühmtheit. In Büchern wie ›Banana Republic‹ und ›The Greedy Barbarian‹ nimmt er die politischen Missstände des Landes auf Korn. Das brachte ihm mehrfach Haft und Misshandlung ein. Nachdem er im Februar 2022 vom Geheimdienst verschleppt und erneut schwer gefoltert wurde, entschloss er sich zur Flucht in ein Nachbarland. Dem deutschen PEN Zentrum unter seinem damaligen Präsidenten und heutigen Sprecher von PEN Berlin, Deniz Yücel, gelang es, den Schriftsteller nach Deutschland in Sicherheit zu bringen.« MEHR
Erster Geburtstag, jetzt fast 600 Mitglieder
Presserklärung vom 10. Juni 2023: »Zum ersten Geburtstag veranstaltete der Verein eine digitale Mitgliederversammlung und wählte 85 neue Mitglieder hinzu, darunter die Schriftstellerinnen Esther Kinsky und Tanja Schwarz, die Journalisten Stephan Lebert und Harald Martenstein, die Sachbuchautor:innen Katja Kullmann und Gerd Koenen, die Verleger:innen Nicole Bartels, Felicitas von Lovenberg und Karsten Kredel sowie etliche Kolleg:innen mit einer anderen als der deutschen Muttersprache: Filipp Dzyadko (Russland), Tomer Dotan-Dreyfus (Israel), Tien-Chi Martin Liao (China), Ali Fathollah-Nejad (Iran), und Sam Zamrik (Syrien). Damit wächst PEN Berlin, der stolz ist auf seine in jeder Hinsicht vielfältige Mitgliedschaft, auf nahezu 600 Mitglieder. Im Herbst strebt der Verein die Aufnahme in den Dachverband PEN International an.« MEHR
Türkei: Haftbefehl gegen Deniz Yücel

Presserklärung vom 10. Juni 2023: »Ein Istanbuler Gericht hat heute Haftbefehl gegen den Co-Sprecher des PEN Berlin, Deniz Yücel, erlassen. Jenseits von verfahrenstechnischen Hintergründen besteht der Skandal darin, dass dieses Prozess wegen ›Verunglimpfung des türkischen Staates und der türkischen Nation‹ sowie wegen ›Beleidigung des Staatspräsidenten‹ überhaupt eröffnet wurde. Denn sowohl das türkische Verfassungsgericht wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte haben Yücels einjährige Untersuchungshaft für rechtswidrig befunden und zugleich festgestellt: Alle Kommentare, Berichte und Interviews, die Deniz Yücel in der Welt veröffentlicht hatte und die ihm zur Last gelegt wurden, sind von der Presse- und Meinungsfreiheit gedeckt.« MEHR
Georg Stefan Troller – Ehrenmitglied

Presserklärung vom 18. Mai 2023: »Der gebürtige Wiener lernte Buchbinder, bevor er als Jude 1938 aus dem gerade vergrößerten Deutschen Reich fliehen musste; als US-Soldat war er später Teil jener Einheit, die das KZ Dachau befreite. Nach seinem Studium in den USA führte ihn ein Fulbright-Stipendium an die Sorbonne; in den nächsten Jahrzehnten wurde er Paris-Korrespondent zunächst für den RIAS, dann für den WDR und das ZDF. In der Sendereihe »Personenbeschreibung« überführte er siebzig Folgen lang die journalistische Technik des Interviews in eine hohe Kunstform, die stilbildend wurde und Journalist:innen bis heute prägt. (…) Georg Stefan Troller wird in diesem Jahr 102 Jahre alt. Wir freuen uns außerordentlich, ihn als Ehrenmitglied im PEN Berlin willkommen zu heißen.« MEHR
Wir trauern um Sibylle Lewitscharoff

Nachruf des PEN Berlin: »Am Samstag, den 13. Mai, ist Sibylle Lewitscharoff, unsere verehrte Kollegin, Büchnerpreisträgerin und Gründungsmitglied des PEN Berlin, nach langer Krankheit in Berlin gestorben. Sie war eine herausragende, immens originelle, stupend gebildete Schriftstellerin und Künstlerin und ein beispielhaft starker, freier Mensch. Sie war eine herausragende, immens originelle, stupend gebildete Schriftstellerin und Künstlerin und ein beispielhaft starker, freier Mensch. Sie dachte frei, sie lachte frei, und wenn sie sich, wie es gelegentlich jedem geschieht, verrannt hatte, dann stellte sie sich ihren Irrtümern so unerschrocken und offen, wie sie auch mit allen anderen Zumutungen des Lebens umging.« MEHR
Solidarität mit Yevgenia Berkovich und Svetlana Petriychuk
Presserklärung vom 5. Mai 2023: »Gestern wurden die Moskauer Regisseurin Yevgenia Berkovich und die Dramatikerin Svetlana Petriychuk festgenommen. Berkovich ist eine zentrale Figur der alternativen und widerständigen Literaturszene in Moskau und Russland. Sie hat sich gegen das Exil und für den Kampf um ein demokratisches Russland entschieden, und deswegen wird sie unter einem Vorwand drangsaliert. Der Economist hat sie vor einer Weile porträtiert, ebenso die Schweizer WOZ. Im letzten Jahr hat sie mehrere Gedichte gegen die ›spezielle Militäroperation‹ in der Ukraine publiziert. Sie hat sich gegen das Exil und für den Kampf um ein demokratisches Russland entschieden, und deswegen wird sie unter einem Vor- wand drangsaliert.« MEHR
Zweite Hilfslieferung der Kampagne »Feuerwehrautos für Charkiw«
Presserklärung vom 17. April 2023: »Am Wochenende hat unser Fahrer Christian die zweite Hilfslieferung der Kampagne »Feuerwehrautos für Charkiw« in Lwiw an Switlana von den Lemberg Volunteers übergeben. Diese Organisation wird die Güter weiter nach Charkiw zu SerhijZhadan transportieren. Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen Spenderinnen und Spendern! Auf Wunsch unserer Freunde vor Ort haben wir diesmal kein Feuerwehrauto geliefert, sondern einen Transporter samt Anhänger. Geladen hatten wir fünf 8,1 KWH Generatoren, zehn weitere 2,8 KWH Benzingeneratoren, 25 Wasserpumpen und acht 2,2 KW Power-Stationen.« MEHR
Verfolgte und gefährdete Autor:innen: Die aktuelle Caselist
PEN International hat am 21. März 2023 unter dem Titel »Impunity reigns – Writers resist« (»Straflosigkeit herrscht – Autor:innen leisten Widerstand«) die aktuelle Caselist verfolgter und gefährdeter Autor:innen und die globale Situation veröffentlicht. Die vollständige Liste findet sich unter PEN-Case-List-2022 als PDF Dokument oder auf der Seite des PEN International
Erdbeben in der Türkei und in Syrien: Helfen, aber wie?
Mitgliederschreiben des PEN Berlin vom 9. Februar 2023: »Ihr werdet über die Erdbebenkatastrophe in der Türkei und in Syrien informiert sein, wir ersparen es uns, darüber große Worte zu verlieren. Humanitäre Hilfe bei Naturkatastrophen gehört zwar nicht unseren Aufgaben als PEN Berlin. Doch in den vergangenen Tagen haben uns mehrfach Fragen von Mitgliedern erreicht, an welche Einrichtung man vertrauensvoll spenden kann und wer dafür sorgt, dass die Hilfe so schnell wie möglich bei denen ankommt, die sie brauchen. Wer macht was, wo kann man spenden? Ein Überblick über Initiativen und Organisationen jenseits der großen deutschen Hilfsorganisationen. MEHR
Pressemitteilung: Solidarität mit Marko Vidojković
Presserklärung vom 12. Januar 2023: »PEN Berlin beobachtet mit großer Sorge die teilweise gewalttätige Radikalisierung der serbischen Öffentlichkeit. Regierungskritische Bürger, Schriftsteller und Journalisten werden massiv unter Druck gesetzt und erhalten Todesdrohungen. In den vergangenen Jahren sind mindestens vier bekannte Journalisten ermordet, die Verbrechen aber nie aufgeklärt worden. Die Lage ist besonders für den Bestseller-Autor Marko Vidojković untragbar geworden. Der prominente Streiter für Demokratie, Zivilgesellschaft und Meinungsfreiheit ist zur Zielscheibe höchster Politiker geworden, die ihn immer wieder öffentlich als »Landesverräter« gebrandmarkt haben, der »aus der Öffentlichkeit entfernt« werden müsse. MEHR
Feuerwehrautos nach Charkiw: Wir haben geliefert

Presserklärung vom 7. Januar 2023: »PEN Berlin-Sprecher Deniz Yücel und Mit-Initiatorin Liane Bednarz haben heute unserem ukrainischen Kollegen, dem Schriftsteller, Musiker und Friedenspreisträger Serhij Zhadan dringend benötigte Hilfsgüter übergeben: zwei Feuerwehr-Rüstfahrzeuge der Marke Iveco mit je einem 20kVA Notstromgenerator, einen Anhänger, achtundzwanzig Dieselgeneratoren mit 8 kVA-Leistung, einen Dieselgenerator mit 50 kVA-Leistung, zwei Benzin-Generatoren mit 6,6 kVA-Leistung, Bauheizungen 6x6kW sowie sieben Stück frostsichere Trinkwassertanks à 1000 Liter. In der Region Charkiw im Osten der Ukraine hat die russische Armee seit Kriegsbeginn die Infrastruktur weitgehend zerstört. Auch nach der Befreiung im vergangenen September fehlt es den Menschen an allem, besonders aber an Wasser, Strom und Wärme.« MEHR
Mullahs don’t you dare #2: Lesbische Aktivistinnen mit dem Tod bedroht!
Presserklärung vom 16. Dezember 2022: »Seit Oktober 2021 sitzen die beiden Aktivistinnen für LGBTIQ-Rechte, Zahra Sedighi (Sareh) 33, und Elham Choubdar, 24, in Iran in Haft. Wegen der Delikte »Korruption auf Erden durch die Beförderung von Homosexualität« wurden sie im September 2022 zum Tode verurteilt. Während das iranische Regime beginnt, seine aufständische Jugend hinzurichten, wächst auch die Sorge um die beiden. Über 150 internationale Prominente machen nun auf das Schicksal der beiden Frauen aufmerksam.« MEHR | VIDEO
Toomaj Salehi und Saman Yasin: Mullahs don’t you dare!
Presserklärung vom 13. Dezember 2022: Wir fordern die Bundesregierung auf, alles zu unternehmen, um die Leben von Toomaj Salehi und Saman Yasin zu retten: »Feindschaft gegen Gott« und ›Verdorbenheit auf Erden‹ sind Anklagen, wegen denen im 21. Jahrhundert keine Menschen mehr sterben dürfen. Als Rapper arbeiten die beiden mit dem Wort. Wegen ihres freien Wortes ist ihr Leben bedroht. Sie sind unsere Kollegen. Nun sind sie Ehrenmitglieder von PEN Berlin – wer Toomaj Salehi und Saman Yasin etwas antut, begeht ein unverzeihliches Verbrechen. Wir wollen alles tun, es zu verhindern. ›Weine nicht, wenn ich morgen gestorben bin, denn heute warst du nicht an meiner Seite‹, sagte Toomaj Salehi kurz vor seiner Verhaftung. Toomaj und Saman: Wir sind an eurer Seite!« MEHR
#FreeSaman, #Free Toomaj:
Video von Rapfugees
Video von Sookee
Video von Fettes Brot
Video von Thorsten Nagelschmidt (Muff Potter)
Video von Michel Abdollahi
Kongress: »Der Trick ist zu reden«
Eröffnungsrede von Eva Menasse, Sprecherin des PEN Berlin:
»Seit dem 24. Februar, seit Russland die Ukraine brutal überfallen hat, herrscht wieder Krieg in Europa. Neben allen existenziellen Sorgen, die dieser Krieg auch hierzulande auslöst, fordert er unsere Diskussionsfähigkeit noch einmal auf eine besondere Weise heraus. Ich bin davon überzeugt, dass einer Organisation wie dem PEN eine wichtige Aufgabe auch darin zukommt, den Austausch von Schriftstellern gerade aus diesen beiden Ländern nicht versiegen zu lassen. Fehler wurden dabei gemacht und werden wohl auch in Zukunft nicht zu verhindern sein: Es ist ebenso unangemessen, von ukrainischen Schriftstellern regelmäßig zu verlangen, doch zumindest den literarischen Wert von Puschkin bis Dostojewski anzuerkennen, wie jedem russischen Künstler erst einmal den rituellen Anti-Putin-Schwur abzufordern. Und es wäre ebenso verfehlt, ukrainische Autorinnen ausschließlich danach zu beurteilen, ob sie gerade rasend Lust haben, mit russischen Kolleginnen öffentlich zu diskutieren, und seien es noch so bekannte Dissidentinnen. Manche schaffen das wegen der Lage ihrer Familien und Freunde zu Hause gerade nicht. Andere fürchten den Shitstorm in den Sozialen Medien der Ukraine, der sich durchaus an solchen Fällen bereits entzündet hat, was so unterkomplex wie individuell einschüchternd ist. Aber genau deshalb sind in Zeiten des Krieges die Gespräche, die nur außerhalb des Kriegsgebiets geführt werden können, ein hohes Gut. Sie weiterhin zu ermöglichen, muss unser Ziel bleiben. Und daher müssen wir immer wieder neu ansetzen, neue Möglichkeiten dafür schaffen, neue Formate. Gerade eine verunglückte Diskussion darf nie ein Endpunkt, sondern muss immer der Ansporn sein, es beim nächsten Mal besser zu machen.« GANZE REDE
Festrede von Ayad Akhtar, Präsident von PEN America
»Obwohl öffentliche Rede in gewisser Hinsicht eindeutig freier geworden ist, befinden wir uns heute in den USA mitten in einem kulturellen Wandel hin zu einem Diskurs voller strafbewehrter Verbote. Die gegenwärtige Identitätspolitik zwingt uns widersprüchliche moralische Landkarten auf, die bestimmen, welche Rede für welche Gruppe akzeptabel ist und welche nicht. Zunehmend macht sich ein Klima digitaler Einschüchterung breit, und mit ihm die Angst, frei zu sprechen oder auch nur frei zu denken. Im Aufstieg begriffen ist zudem eine tiefe, weitverbreitete Intoleranz gegenüber Ansichten, die für inakzeptabel oder sogar ›unmoralisch‹ gehalten werden.« GANZE REDE
Videobotschaft von Serhij Zhadan, Friedenspreisträger
Botschaft zur Kampagne »Feuerwehrautos für Charkiw«: »Dies sind sehr schwierige Zeiten. Aber wir müssen sie überleben. Überleben, um weiterhin in unserem Land zu leben und unsere Städte wieder aufzubauen. Ich danke Ihnen für Ihre Solidarität.« VIDEO
Keynote von Herbert Wiesner zu Georges-Arthur Goldschmidt
»Goldschmidts höchst komplexes Buch ›Der Ausweg‹ lässt solche Deutungen zu, doch was er zu erzählen sich vorgenommen hatte, war sehr viel mehr als eine neue Schilderung erlebten Lebens. Er hat das literarische Referenzsystem seines Schreibens abgesteckt, auf Sigmund Freuds Text ›Ein Kind wird geschlagen‹ verwiesen, auf Handkes ›Kaspar‹, Rousseaus ›Confessions‹ und immer wieder auf den Roman ›Anton Reiser‹ von Karl Philipp Moritz. Auch ›À rebours‹ von Joris-Karl Huysmans, wiederentdeckt von Michel Houellebecq, zählt zu diesem System, in dem der Masochismus als ein Akt der ›Integration‹ begriffen wird: Erst wenn der Geschlagene Lust erfährt, gewinnt er sein Selbst zurück. Ganz am Ende des ergreifenden Buchs scheint selbst dieser Ausweg ins Überleben als ein Schuldigwerden gegenüber einem von der SS hingerichteten Mitschüler Arthur Kellerlichts.« GANZE REDE
Presseberichte und Interviews zu Kongress und Mitgliederversammlung
RBB [TV], Abendschau, Bericht von Antje Tiemeyer [kurz], 2. Dezember 2022: »Der im Sommer gegründete Schriftstellerverein PEN Berlin hat heute in Kreuzberg seinen ersten Kongress veranstaltet. Der Verein versteht sich als Menschenrechtsorganisation. Er setzt sich für Autorinnen und Autoren ein, denen wegen ihrer Arbeit Gefängnis oder Exil droht.« VIDEO
Telepolis, Beitrag von Peter Nowak, 8. Dezember 2022: »Es gab dabei durchaus Kritik an organisatorischen Mängeln, manche Diskussionen erschienen den Rezensenten chaotisch. Aber insgesamt können sich der PEN Berlin und namentlich auch Deniz Yücel als Erfolg anrechnen lassen, dass sie mit dem Kongress etwas geschafft haben: Der PEN wird wieder als politischer Akteur wahrgenommen. Nur fällt eben auf, dass über die dort vertretenden Thesen kaum gestritten wird. Dabei wurden tatsächlich diskussionswürdige Thesen vertreten, beispielsweise von der Gastrednerin Ayad Akhtar vom PEN USA.« LINK
Die Zeit Nr. 51/2022, Beitrag von Ijoma Mangold, 8. Dezember 2022: »[Ayad] Akhtars Rede, von Daniel Kehlmann eingeleitet, löste beim PEN Berlin beides aus: begeisterte Zustimmung, aber auch alarmierte Irritation. Wenn überhaupt, so hieß es mürrisch, sei die Demokratie in den USA durch Donald Trump bedroht, aber nicht durch progressive Milieus, die endlich Gerechtigkeit für die Zurückgesetzten forderten! Das sei Täter-Opfer-Umkehr! Kurz, [Chimamanda Ngozi] Adichie und Akhtar haben mitten ins Wespennest der Cancel-Culture gestochen.« LINK [€]
Spiegel,Interview von Arno Frank mit Ayad Akhtar, Präsident des PEN America und Festredner beim PEN Berlin, 6. Dezember 2022: »[Akhtar:] ›Intellektuelle Neugier und schöpferische Abenteuerlust sind im Niedergang begriffen. Im Kern ist das ein Problem für unsere Demokratie. Demokratie hat etwas mit dem Austausch von Ideen zu tun.‹ [SPIEGEL:] ›Wenn aber Menschen sich von einer dieser Ideen in Form oder Inhalt verletzt fühlen, haben Sie dann nicht das Recht, davon verschont zu werden?‹ [Akhtar:] ›Nein, das haben sie nicht. Der Schaden, den das freie Wort anrichten kann, überwiegt nicht die Vorteile eines freien Austauschs.‹ [SPIEGEL:] ›Für das Argument der kulturellen Aneignung‹… [Akhtar:] ›… gilt das ebenso. Diese Aneignung kann Schaden anrichten. Der wiegt aber geringer als der Gewinn an Einfühlungsvermögen, der mit dem magischen Akt teilnehmender Anverwandlung einhergeht, den ein Autor erschaffen kann, wenn er sich jemanden vorstellt, der nicht er oder sie selbst ist. Das gilt aber für jeden Diskurs. Wir müssen uns Dingen stellen, mit denen wir nicht notwendigerweise einverstanden sind. Das ist die Natur der Demokratie.‹« LINK [€]
Welt, Interview von Jan Küveler mit Ayad Akhtar, Präsident des PEN America und Festredner beim PEN Berlin, 6. Dezember 2022: »Wenn ich das sage, werde ich als alter weißer Mann beschimpft, was bizarr ist, weil ich nicht weiß bin. Wenn diese Kritiker meine Arbeit kennen würden, würden sie verstehen, dass ich über nichts anderes schreibe als über postkoloniale Dynamiken und die übergeordneten strukturellen Ungerechtigkeiten. Ich wehre mich nur gegen einen Manichäismus, der die Welt in sogenannte Weißheit – Whiteness – und das Andere teilt. Das ist zu simpel und intellektuell faul.« LINK [€]
Berliner Zeitung, Bericht von Cornelia Geißler, 5. Dezember 2022: »Beim öffentlichen Kongress anlässlich des ersten Treffens des PEN Berlin nach dessen Gründung im Sommer, war die Notstromversorgung für die Ukraine ein Thema außerhalb der Tagesordnung. Der Sprecher der Schriftstellervereinigung, Deniz Yücel, holte zwei Autoren auf die Bühne des Festsaals Kreuzberg. Sie stellten eine Idee vor, wie das Freiwilligennetzwerk des ukrainischen Schriftstellers Serhij Zhadan unterstützt werden könnte: ›Feuerwehrautos für Charkiw‹. Rüstwagen von deutschen Feuerwehren könnten im Osten der Ukraine mit ihren Notstromgeneratoren den Menschen helfen, Trinkwassertanks und zusätzliche Hilfsgüter transportieren. Wer online spendet, möge das Wort ›Feuerwehr‹ hinzusetzen; zwei Autos seien bereits reserviert.« LINK
Deutschlandfunk, Büchermarkt, Nora Karches im Gespräch Lara Sielmann 5. Dezember 2022: »Der zweite Block war dann glücklicherweise um einiges ernster und auch gehaltvoller, fand ich auch ganz toll moderiert von Michel Friedman. Unter dem Titel ›Gewalt, Erinnerung, Literatur‹ ging es auch um die Macht von Literatur. Also, wie man mit Literatur gegen gesellschaftliche und persönliche Traumata anschreiben kann, aber auch gegen das Verdrängen und das Vergessen. Und mit der Autorin Meral Şimşek saß eine kurdische Autorin mit auf der Bühne, die durch den PEN Berlin nach Berlin geholt worden ist und die sehr eindrücklich von Gewalterfahrungen in ihrer Heimat berichtet hat. Und das war sehr exemplarisch für mich, was die Arbeit des PEN Berlin ausmacht.« AUDIO
Buchmarkt.de, Bericht von der Mitgliederversammlung, 5. Dezember 2022: »Auf der Mitgliederversammlung im Fritz-Reuter-Saal der Humboldt-Universität wurden die Schriftstellerin Eva Menasse und der Journalist Deniz Yücel, die bei der Gründung diese Ämter vorläufig übernommen hatten, mit großer Mehrheit als Sprecherin bzw. Sprecher bestätigt. Als Mitglieder des Boards ebenfalls bestätigt wurden die Schriftstellerinnen Simone Buchholz, Ronya Othmann und Sophie Sumburane, der Schriftsteller Joachim Helfer, der Lyriker Alexandru Bulucz und der Dramatiker Konstatin Küspert. Neu ins Leitungsgremium gewählt wurden die Übersetzerin Sandra Hetzl, die Schriftstellerin Julya Rabinowich und der Verleger Jörg Sundermeier.« LINK
Frankfurter Allgemeine, Beitrag von Katharina Teutsch, 3. Dezember 2022: »Der PEN Berlin hat sich bei seiner ersten Werkstattbegehung von einer sympathisch engagierten und anregend diskussionsfreudigen Seite gezeigt. Wer sich ein wenig unter den Spot Lights sowie in den toten Winkeln des Konzertsaals umgesehen hat, wird festgestellt haben, dass der PEN Berlin als Trotzreaktion auf den Darmstädter Alt-Verein vollkommen unzureichend beschrieben ist. Am Freitag hatte die in Kreuzberg versammelte Truppe aus Journalisten und Journalistinnen, Autoren und Autorinnen ihren ganz eigenen Lametta-Effekt. In Deutschland lebende Intellektuelle aller Herkünfte, Hautfarben, Geschlechter, Alter und Stilrichtungen konnten sich in der Berliner Subkultur und auf dem Boden ihrer autobiografischen Tatsachen, die oft mit Migration zu tun haben, begegnen. Zusammen gaben sie ein stimmiges Bild ab – an einem kalten Dezembertag 2022, in einer zugigen Konzerthalle, in der das globalisierte literarische Berlin aufspielte.« LINK
Süddeutsche Zeitung, Beitrag von Sonja Zekri, 3. Dezember 2022: »Was ist mit der Kernaufgabe, der Hilfe für bedrohte Schriftstellerinnen oder Schriftstellern in Belarus, Iran oder Myanmar? Ab und an eine Soli-Lesung, dazwischen vor allem –Debatten? Noch hat der PEN Berlin nicht einmal genug Geld, um auch nur eine Sekretärin einzustellen. Auf dem Kongress wurde Geld für Feuerwehrautos für das ukrainische Charkiw gesammelt. Eine lobenswerte Aktion, im neunten Monat des Krieges aber auch nicht die erste.« LINK [€]
Zeit-Online,Beitrag von Johannes Schneider, 3. Dezember 2022: »Dabei ist es gar nicht unmöglich, dass eine Annäherung weiter stattfindet, und wenn es eine Plattform gibt in Deutschland, auf der das exemplarisch möglich ist, dann bietet sie der PEN Berlin. Genug Menschen operieren hier schließlich im Zwischenraum zwischen den Fundamentalpositionen, beziehungsweise auch gern mal intellektuell über ihren Köpfen, das zeigte sich sowohl auf Podien als auch in den Pausengesprächen. Sie müssen und können es schaffen, nicht nur im großen Konsens den Unterdrückten und Angegriffenen dieser Welt beizustehen, sondern auch die auseinanderdriftenden innerdeutschen Weltdeutungen wieder mehr aufeinander zu beziehen. Wie heißt es beim PEN Berlin doch immer so schön: ›Wir stehen im Wort.‹ Daran ändert sich nichts.« LINK
RBB Kultur, Der Morgen, Beitrag von Regine Bruckmann, 3. Dezember 2022: »[Ijoma Mangold:] ›Wir haben in den letzten zehn Jahren festgestellt, dass es uns als diverse Gesellschaft ungeheuer schwerfällt, miteinander zu reden.‹ In der Runde trafen der konservative Publizist Jan Fleischhauer und die eher aus dem alternativen Spektrum stammende Manja Präkels aufeinander. Der PEN Berlin, so Eva Menasse, will damit auch zeigen: So geht Gesprächskultur. Mehr mit- und weniger übereinander reden. [Menasse:] Wir sind, glaube ich, ein sehr diverser Verein. Divers in mindestens zwei verschiedenen Dimensionen: Einerseits, was die Herkünfte, die Sprachen, das Geschlecht unserer Mitglieder betrifft. (…) Aber eben auch divers, was das Meinungsspektrum betrifft.« (…) Gründungsmitglied Gabriela Jaskulla, hat sich auf das Treffen mit fden Kolleg:innen in Berlin gefreut: Ich glaube, wir sind auch alle sehr erleichtert, weil ich zumindest Angst hatte, dass nach der schrecklichen Konferenz in Gotha der ganze PEN auseinanderfliegen würde.« AUDIO
RBB [TV], Spätnachrichten, Bericht von Antje Tiemeyer [ausführlich], 2. Dezember 2022: »[Karen Köhler:] ›Ich habe mich dafür eingesetzt, weil ich im PEN Deutschland nicht mehr wiedergefunden und repräsentiert gefühlt habe, und ich das Gefühl hatte, sehr viel Energie, die eigentlich nach außen gerichtet sein könnte, um sich politisch zu engagieren für verfolgte Autor:innen, verpufft im Internen.‹ Moderator Michel Friedman sieht den neuen Verein nicht als Konkurrenz zum PEN Deutschland: ›Das ist eine Ergänzung, da ist es nicht entweder oder. Sondern es gibt zwei, sowohl als auch. Und ich finde, eine künstliche Konkurrenz ist gar nicht nötig.‹« VIDEO
Deutschlandfunk Kultur, Fazit, Beitrag von Lara Sielmann, 2. Dezember 2022: [Sielmann] »Als ich gegen Viertel vor zwei ankam ankam, war eigentlich noch niemand da und ich tatsächlich kurz Angst, dass ich mich in der Uhrzeit vertan hätte. So gegen 14.30 Uhr der Saal aber fast voll. (…) Im letzten Panel wurde es dann mal kurz etwas lauter, aber das würde ich nicht so ernst nehmen. Ijoma Mangold räumte gegen Ende auch ein, dass da viel Show mit dabei war. Und ich finde, Manja Präkels hat es dann schön gesagt: Es fehlt an einer Streitkultur. Es geht nicht darum, Menschen das Rede zu verbieten, sondern um eine multiperspektivische Meinungsvielfalt auf Augenhöhe. Und klar ist: Auch in diesem PEN arbeiten und sind ganz unterschiedliche Menschen.« AUDIO
Deutschlandfunk, Kultur Heute, Beitrag von Regine Bruckmann, 2. Dezember 2022: »Eine echte Aufbruchsstimmung. Ich habe mit mehreren [Mitgliedern des PEN Berlin] gesprochen, die sagten: ›Wir wollen eine andere Gesprächskultur; wir wollen wieder miteinander und nicht mehr so vie übereinander sprechen. Und Ijoma Mangold von der Zeit (…) sagte mir, das ist der erste Verein, dem er beigetreten ist seit einem Sportverein in den achtziger Jahren. Un er sprach von einem energetischen Funken, der viele Menschen bewegt, sich zu engagieren für Menschen, die bedroht sind oder verfolgt werden. Und dann muss man sich auch vorstellen, der Veranstaltungsort: der Festsaal Kreuzberg mit seinem Hinterhofcharme, ein ehemaliges Industriegebäude. (…) Das ist natürlich ein großer Kontrapunkt zu der sanierten Villa in Darmstadt.« AUDIO
3Sat, Kulturzeit, Gespräch von Cécile Schortmann mit Ayad Akhtar, Präsident des PEN America und Festredner auf dem Kongress, 2. Dezember 2022: »Die Firmen, die die sozialen Medien besitzen, haben ein Aufmerksamkeitsmodell geschaffen, wo die freie Sprache in der Welt in Kategorien sortiert wird. Das Wort, das Emotionen hervorruft, das Leute wütend macht oder wo Leute sich plötzlich aufgeregt fühlen, diese Posts werden in großem Maße herausgedrückt. Und dann wird das monetarisiert durch das Geschäftsmodell. Das schafft eine toxische Umgebung, wo viele Leute nur das hören, was sie hören wollen – oder was sie absolut nicht hören wollen, wo sie denken: Das ist falsch. Und Meinung bietet plötzlich die Matrix, nach der die Menschen verstehen, was für sie Realität ist.« VIDEO
Presseberichte und Interviews vor dem Kongress
RND (u.a. Hannoversche Allgemeine), Interview von Can Merey mit Deniz Yücel, 3. Dezember 2022: »Assange haben wir zur Gründung als Ehrenmitglied aufgenommen. Aber danach haben wir keine weitere Ehrenmitgliedschaft mehr verliehen. Grundsätzlich sind wir noch ein bisschen am Ausprobieren. Natürlich gehört die Solidarität mit verfolgten Autorinnen und Autoren auch bei zu uns zum Kernbestand. Aber wir müssen das nicht exakt in den Formen machen, wie es der PEN seit Jahr und Tag macht und was (…) zu einer unfreiwilligen Komik führen kann. Wir wollen ja nicht auftreten, als wäre das hier die Volksfront von Judäa gegen die Judäische Volksfront. Aber Deutschland ist jetzt auch nicht das einzige Land mit mehr als einem PEN, in Australien gibt es beispielsweise drei PEN-Zentren.« LINK [€]
DLF Kultur, Studio 9, Gespräch von Dieter Kassel mit Manja Präkels, 2. Dezember 2022: »Ich glaube, es geht darum, das zu beenden, also dieses ewige Sich-Nur-Noch-Anbrüllen, keinen Weg mehr zu finden, in Debatte zu kommen und Worte als Kommunikations- und Verständigungsmittel zu benutzen. (…) Und ein Stück weit geht es auch darum, die Kraft des Wortes zu feiern.« AUDIO
Deutschlandfunk Kultur, Lesart, im Gespräch von Frank Meyer mit Ayad Akhtar, Präsident des PEN America und Festredner auf dem Kongress, 2. Dezember 2022: »Wir leben in einem Paradox: Auf der einen Seite hat nie so viel Rede, wahrscheinlich auch nie so viel freie Rede gegeben wie zur Zeit durch diese ganzen technischen Möglichkeiten, die wir durch das Internet und die gesamt Plattformen haben. Auf der anderen Seite hat es wahrscheinlich nur selten so viel Angst davor gegeben, frei seine Meinung zu äußern zu gewissen Themen. Ich weiß, dass es hier in Deutschland auch Probleme gibt bei gewissen Fragen. Aber in Amerika spielt zur Zeit das Thema kulturelle Aneignung eine sehr große Rolle. Das betrifft Maler, Filmemacher und andere Künstler. Und das nimmt mittlerweile Formen an, die ich für besorgniserregend, ja sogar gefährlich halte.« AUDIO
Redaktionsnetzwerk Deutschland, Bericht von Can Merey, 2. Dezember 2022: »Der Sprecher der Schriftstellervereinigung PEN Berlin, der Welt-Journalist Deniz Yücel, hat sich für die Lieferung von schweren Waffen wie Kampfpanzern durch Deutschland an die Ukraine ausgesprochen. ›Selbstverständlich bin ich dafür, weil der Faschismus noch nie mit Worten allein zu besiegen war‹, sagte Yücel dem RedaktionsNetzwerk Deutschland vor dem ersten Kongress des PEN Berlin an diesem Freitag. Er habe Respekt für pazifistische Positionen. ›Aber ich bin der Ansicht, dass Freiheit und Frieden manchmal mit Waffen verteidigt werden müssen.‹ Der 49-Jährige unterstrich, das sei seine Position, nicht die des PEN Berlin.« LINK
Welt, Interview von Mladen Gladic mit Eva Menasse, 1. Dezember 2022: »Wir wollten Themen behandeln, die wir wichtig finden und die wir gut und prominent aus unserer Mitgliederschaft bespielen können. Die Ukraine musste dabei sein, wir wollten das aber ausweiten. Dass unsere Stipendiatin Meral Simşek teilnimmt, ist uns wichtig. Und auch Michel Friedman, der gerade sein so privates biografisches Buch veröffentlicht hat. Das ›Gewalt, Erinnerung, Literatur‹-Podium ist so konzentriert wie literarisch.« LINK
Deutschlandfunk Kultur, Studio 9, Gespräch von Korbinian Frenzel mit Eva Menasse, 1. Dezember 2022: [Frenzel:] »Ich liebe ja das Motto, das Sie gefunden haben, ich würde es am liebsten klauen als neues Motto für diese Sendung: ›Der Trick ist zu reden‹.« – [Menasse:] »Ja, das ist ein großartiges Motto von unserer Mottokünstlerin Simone Buchholz, (…) auch unser Motto PEN Berlin-Motto ›Wir stehen im Wort‹ ist von Simone Buchholz. Aber das ist auch ein Moto für die Zeit, in der wir leben: die Verbitterung, der Stress, das Handgemenge auf Twitter und anderen sozialen Medienplattformen. Der Trick ist zu reden, der Trick ist nicht zu twittern und zu schreien und sich zu schimpfen, sondern zu reden. Und damit müssen wir immer weitermachen.« AUDIO: Ausschnitt über PEN Berlin und Kongress und ganze Sendung (Gespräch u.a. über Ukraine-Krieg, Klima-Aktivist:innen und Rilke)
taz, Interview von Friederike Gräff mit Ursula Krechel, 1. Dezember 2022: »Bei uns selbst zumindest ist es nicht die Erwartungshaltung, sich zu zeigen, sondern die Freude in diesem halben Jahr, seit es uns gibt, sehr viel erreicht zu haben. Das bedeutet konkret, sehr viele neue Mitglieder gewonnen zu haben, die vorher nirgendwo organisiert waren. Es sind Leute, die sagen, genau einen solchen Zusammenschluss hat es gebraucht. Einen Zusammenschluss von denjenigen, die nach Deutschland gekommen sind und Schutz gesucht haben, und denjenigen, die den Schutz bieten können. Das ist die Freude und das ist die Intensität.« LINK
Berliner Zeitung, Bericht von Cornelia Geißler, 30. November 2022: »Vom Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg stammt der Satz: ›Es gibt keinen Frieden ohne Konfliktfähigkeit.‹ Er hat ihn vor 41 Jahren in einem Hotel-Hochhaus am Alexanderplatz ausgesprochen, bei der ›Berliner Begegnung zur Friedensförderung‹. Wenn die Schriftstellervereinigung PEN Berlin ihren ersten Kongress am Freitag den Titel ›Der Trick ist zu reden‹ gibt, wirkt das zufällig wie eine späte Antwort auf jenen Satz.« LINK
Über uns
PEN Berlin.
Wir stehen im Wort.
Wir wollen einen neuen PEN.
Einen zeitgemäßen und diversen PEN, in dem sich auf Deutsch schreibende oder in Deutschland lebende Schriftsteller:innen und Übersetzer:innen aller literarischen und publizistischen Genres zusammenfinden.
Einen PEN von und für Kolleg:innen, die sich für Meinungsfreiheit und einen offenen Diskurs einsetzen, ohne Präsident:innen und andere Titel, mit einem paritätischen Board an der Spitze.
Einen PEN, der sich im Sinne der Charta des internationalen PEN gegen jede Form von Menschenhass wendet, dessen Mitglieder sich in den Dienst der Meinungsfreiheit stellen und die gemeinsam für eine bessere Zukunft eintreten.
Im Geiste unserer Namensgeberin Berlin, der Vielsprachigen, der Stadt, die heute für Offenheit und für die Überwindung von Grenzen steht, nennen wir uns PEN Berlin – eine NGO, die sich den Idealen der Aufklärung, der Meinungsvielfalt, der Toleranz und der Solidarität verpflichtet.
Denn die Freiheit des Wortes ist weltweit bedrohter als jemals zuvor. Immer mehr Autor:innen fürchten um ihr Leben und ihre körperliche Unversehrtheit. Unser Fokus wird deshalb auf der materiellen und ideellen Unterstützung verfolgter Kolleg:innen liegen.
Wir brauchen diesen neuen PEN, um dem Wort, der Literatur, der Poesie und jedem anderen textbasierten Genre den Raum zu geben, der notwendig ist, um sich frei zu entfalten.
Und wir brauchen diesen neuen PEN, der gemeinsam und unabhängig von Herkunft und Haltung Missstände anprangert und denjenigen hilft, die in ihrer freien Meinungsäußerung bedroht werden.
Uns sind alle willkommen, die mit dem Wort arbeiten und bereit sind, sich uns bei diesem Vorhaben anzuschließen.
Wir stehen im Wort.
Darum haben wir zum 10. Juni 2022 den PEN Berlin gegründet. Derzeit hat der PEN Berlin fast 600 Mitglieder.