Saman Yasin in Berlin angekommen

Saman Yasin
 Saman Yasin, Kaveh Kermanshahi, Ghazal Abdollahi, Daniela Sepehri, Yada  (v.r.n.l.) bei Yasins Ankunft in Berlin

Der aus dem kurdischen Teil Irans stammende Rapper war seit Oktober 2022 wegen seiner regimekritischen Texte inhaftiert. Im Zusammenhang mit den Protesten „Frau, Leben, Freiheit” wurde Yasin der „Feindschaft gegen Gott” beschuldigt und vom Revolutionsgericht in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. […] PEN Berlin-Boardmitglied Joachim Helfer sagt: »Saman Yasin ist endlich frei, unser anderes iranisches Ehrenmitglied Toomaj Salehi ist es seit Dezember 2024. Das ist vermutlich eine Folge der kritischen Situation, in der sich die Islamische Republik Iran derzeit befindet. Es zeigt aber auch, dass internationale Solidarität und der Einsatz für Menschenrechte etwas bewirken können.« MEHR  

 

Uganda: Freiheit für Eron Kiiza

Eron Kiiza
Eron Kiiza. Foto: Konrad Hirsch

Der bekannte ugandische Rechtsanwalt und Dichter Eron Kiiza wurde am 7. Januar im Militärgericht von Kampala zunächst daran gehindert, als Anwalt des mehrfachen Präsidentschaftskandidaten der Opposition, Kizza Besigye, im Gericht Platz zu nehmen. Nach seinem Protest wurde er gewaltsam verhaftet, abgeführt und kurz darauf, nunmehr im Käfig der Angeklagten, wegen angeblicher Missachtung des Gerichts zu neun Monaten Haft verurteilt. […] PEN Berlin-Boardmitglied Joachim Helfer stellt dazu fest: „Ein korruptes Regime wie das ugandische wird versuchen, das freie Wort ebenso zu unterdrücken wie eine unabhängige Justiz. Beides gehört zusammen und wird sich am Ende überall durchsetzen, auch in Uganda.« MEHR  

 

Thea Dorn im DLF: »Demokratie ist anstrengend«

Thea Dorn
Thea Dorn. Foto: obs/ZDF/Svea Pietschmann

Gespräch mit Korbinian Frenzel, Deutschlandfunk Kultur, 18. Dezember 2024: »Es klingt ein bisschen so, da gab es zwei Extremistenlager und das ist wirklich falsch. Also eben diesen Antrag, der auch in meiner Lesart pro-palästinensisch war, den haben Kollegen wie Eva Menasse, Daniel Kehlmann mitgetragen oder Omri Boehm, das ist grotesk, aus denen Extremisten zu machen. (…) Ich habe über das Projekt geredet, wir alle müssen gucken, wie man den Citoyen in sich weckt. Das ist mein Versuch, das zu tun. Und ja, das ist anstrengend, aber da will ich überhaupt nicht rumjammern, weil es ein Missverständnis ist zu glauben, dass Demokratie unanstrengend ist oder einfach. Es geht aber darum Nerven zu behalten, zu versuchen keine unnötigen Fronten aufzumachen und daran zu glauben, dass man im Gespräch bleiben kann. Und da bin ich, auch wenn es vielleicht medial nicht so klang, bin ich zuversichtlich, dass das auch mit PEN Berlin weiterhin geht.« LINK und AUDIO

 

Deniz Yücel in der SZ: »Vielleicht musste es auch mal knallen«

Deniz Yücel
Lesung aus Adania Shiblis Roman »Eine Nebensache« Oktober 2023. Foto: Archiv

Interview mit Jens-Christian Rabe, Süddeutsche Zeitung, 13. Dezember 2014: »Resolutionen sind für mich nicht die zentrale Aufgabe des PEN Berlin. Im Leitungsteam dachten wir dann: Okay, jetzt liegen Resolutionsentwürfe vor, obwohl alle wissen, dass keine Vereinsresolution den Lauf der Welt beeinflusst. Aber für die deutsche Diskussion könnte es ein Gewinn sein, wenn es gelänge, beide Lager in wenigstens einer Frage zu einen. Darin steckt ja eine Chance, die in Deutschland niemand außer dem PEN Berlin hat: (…) Die Chance zu einem Dialog zwischen Leuten, die nicht ohnehin miteinander im Dialog sind. (…) Wir hatten vor den Resolutionen, der Mitgliedersammlung und alledem eine Chance, die wir leider verpasst haben – allen voran ich als Verantwortlicher. Und vielleicht haben wir diese Chance immer noch, trotz allem. Es gibt keine Alternative. Und vielleicht musste es auch mal knallen, damit es wieder konstruktiver weitergehen kann.« GANZES INTERVIEW

 

Offener Brief von Mitgliedern des PEN Berlin: »Wir bleiben«

»Was gerade im PEN Berlin passiert, ist ein direktes Abbild der gesellschaftlichen Zerrüttung. Aus Verzweiflung über den Zustand der Welt versinken vernünftige und kluge Menschen im ›Narzissmus der kleinen Differenzen‹ […] Die öffentlich ausgetragenen Wortgefechte und Meinungskriege – angesichts des massenhaften Tötens und Sterbens in vielen Teilen der Welt zumindest fragwürdig – sind allerdings geeignet, diesem jungen Verein, in dem unglaublich viel ehrenamtliche Arbeit steckt, Schaden zuzufügen. Wir erinnern daher daran, wozu er gegründet wurde: Als Menschenrechtsorganisation zum Schutz verfolgter Kolleg:innen einerseits, als maximal offene Plattform für die vielen Debatten andererseits, die uns allen auf den Nägeln brennen. In nur zweieinhalb Jahren ist hier vieles gelungen, auch wenn natürlich, wie überall, Fehler gemacht worden sind.« GANZER BRIEF

Simone Buchholz zur Arbeit im PEN Berlin: »Macht haben? Nee, komm«

Simone Buchholz
Simone Buchholz auf dem PEN-Berlin-Kongress 2022. Foto: Hartwig Klappert

taz, 11. Dezember 2024: »Zufriedenstellend ist, nachts um zwei mit einer Kollegin unterwegs zu sein, die, wäre sie nicht mit ihren beiden Söhnen in Berlin, für acht Jahre in einem Gefängnis sitzen würde. Tut sie aber nicht. Sie ist hier, sie hat eine Wohnung, sie ist vor kurzem in die Künstlersozialkasse aufgenommen worden und damit ins deutsche Gesundheitssystem (was wichtig ist, wenn man Fluchterfahrung hat und die Mächtigen nicht zimperlich waren), und sie kann in einer schäbigen Hamburger Kneipe rauchend und Bier trinkend auf einer Bank stehen und singen, wenn sie Bock drauf hat. Das, und nur das, wird beschädigt, wenn sich etwa wegen Resolutionen die Köpfe eingeschlagen werden, wegen ›geistiger und moralischer Hygiene‹.« LINK

 


Für den Schutz von Schriftsteller:innen und Journalist:innen im aktuellen Nahostkonflikt

Resolution der Mitgliederversammlung des PEN Berlin, 8. Dezember 2024: »Wir sind zutiefst besorgt, wie viele Literat:innen, Journalist:innen und Intellektuelle seit Beginn des Krieges im Gazastreifen getötet, wie viele kulturelle Einrichtungen, Bildungsstätten und Universitäten zerstört wurden […]. Auch die Ermordung israelischer Journalisten beim Terrorangriff der Hamas verurteilen wir. Dieser Krieg hätte nicht begonnen, wenn die Hamas Israel am 7. Oktober nicht angegriffen und ein Terrormassaker verübt hätte. […] Wir rufen die Bundesregierung auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um einen Waffenstillstand zu erwirken. Wir trauern um alle unschuldigen Opfer dieses Konflikts.« GANZE RESOLUTION

 

Zum Schicksal des Journalisten Oded Lifshitz

Resolution der Mitgliederversammlung des PEN Berlin, 8. Dezember 2024: »Der PEN Berlin fordert die Geiselnehmer in Gaza auf, der Familie Lifshitz und der Öffentlichkeit in Israel und der Welt ein Lebenszeichen von Oded Lifshitz zu senden, ihm die nötige medizinische Versorgung zukommen zu lassen und ihn unverzüglich freizulassen. Oded Lifshitz wurde am 7. Oktober 2023 in dem von ihm 1955 mitgegründetem Kibbuz Nir Oz von Terroristen überfallen, mindestens durch einen Schuss in die Hand verletzt und bewusstlos nach Gaza verschleppt. Seine Frau Yocheved Lifshitz wurde getrennt von ihm nach Gaza verschleppt und am 23. Oktober freigelassen. Oded Lifshitz wurde zuletzt im November 2023 von anderen Geiseln lebend gesehen, allerdings in bedrohlichem gesundheitlichen Zustand. Seitdem ist nichts über ihn bekannt geworden.« GANZE RESOLUTION

Deniz Yücel zur Ausladung von Benny Morris: »Das ist Feigheit«

Deniz Yücel
Deniz Yücel auf dem PEN-Berlin-Kongress 2023. Foto: Ali Ghandtschi

Zur Ausladung des israelischen Historikers Benny Moriss durch die Universität Leipzig: »Um es mit einem Wort zu sagen: Das ist Feigheit. Auch Unvermögen, mit Kritik umzugehen. Und man kann es nicht oft genug sagen: Das ist eine Verletzung der Wissenschaftsfreiheit, die die Universität sich selber hat zu Schulden kommen lassen, Das ist eine Verletzung der Wissenschaftsfreiheit, die die Universität sich selber hat zu Schulden kommen lassen, weil ihre Aufgabe es an dieser Stelle nicht gewesen wäre, mit Benny Morris oder mit seinen Kritikern in eine Diskussion zu treten, sondern die Freiheit der Wissenschaft zu gewährleisten, notfalls mithilfe von Personal, das darauf geschult ist, das Hausrecht auch im Handgemenge durchzusetzen.« Interview mit Hanno Griess, MDR Aktuell. LINK


Buchveröffentlichung: »Sei neben mir und sieh, was mir geschehen ist«

Sei neben mir
Mitautorin Anastasiia Dunaieva bei der Buchpremiere am 3.12.24

Premiere in Berlin: Ab heute ist der Band »Sei neben mir und sieh, was mir geschehen ist«, herausgegeben von The Poetry Project und PEN Berlin, beim Verbrecher Verlag erhältlich und überall lieferbar. Darin schreiben 32 Dichter:innen darüber, was sie auf ihrer Flucht erlebten, wie sich ihr Verhältnis zur alten Heimat verändert hat und wie sie, jede und jeder für sich, in Deutschland ankommen möchten. Auf Deutsch sowie in den Originalsprachen: Arabisch, Kurdisch, Persisch und Ukrainisch.
Interview mit Verleger Jörg Sundermeier: »Bei solchen Bänden klingt es ja immer ein bisschen nach Charity-Projekt. (…) Da wurden uns die Texte gegeben und die Texte waren der Wahnsinn.« LINK
Buchpräesentation: Freitag, 13. Dezember um 20 Uhr | Buchkönigin | Hobrechtstraße 65 | Eintritt frei | MEHR


Toomaj Saleh: Endlich frei!

Toomaj Salehi

Hervorragende Nachrichten: Der iranische Rapper Toomaj Salehi, Ehrenmitglied von PEN Berlin, ist nach 753 Tagen endlich aus dem Gefängnis entlassen worden! Der Nachrichtensender Iran International berichtete. Auf dem Kongress »So kommen wir weiter« im November 2024 sagte Alexandru Bulucz im Namen von PEN Berlin: »Im April verurteilte ein Revolutionsgericht dann Toomaj Salehi zum Tode. Der Vorwurf lautete ›Korruption auf Erden‹ – ein Kapitalverbrechen nach islamischem Recht. (…) Im vergangenen Juni wurde das Todesurteil aufgehoben, doch Toomaj Salehi blieb in Haft, wo ihm viele Jahre Gefängnis drohen. Wir appellieren an die zuständigen deutschen Behörden, alle möglichen diplomatischen Wege zu gehen, Toomaj Salehi außer Landes zu bringen, an einen sicheren Ort, an dem sich niemand dafür entschuldigen muss, ein fundamentalistisches Unrechtsregime zum Teufel zu wünschen.« MEHR


Verhaftet in Algerien: Freiheit für Friedenspreisträger Sansal

3Sat, Kulturzeit, Oliver Heuchert im Gespräch mit Thea Dorn, 25. November 2024: »[Sansal] wollte in Algerien Widerstand leisten, er ist deshalb nicht nach Frankreich gegangen, er hätte schon lange in Frankreich im Exil leben können, aber er hat immer gesagt, ›Algerien ist mein Land, meine Heimat, ich will in Algerien für bessere Zustände kämpfen, das kann ich nur vor Ort‹ . Da hat er durchaus Ähnlichkeit mit einer Figur wie Alexei Nawalny. Wir alle wissen, was mit Nawalny passiert ist, er hat das nicht überlebt. Man kann nur dringend hoffen, dass Sansal nicht das selbe passiert.« LINK


Algerien: Freiheit für Boualem Sansal

Boualem Sansal
Boualem Sansal. Foto: Dirk Skiba 

Pressemitteilung vom 24. November 2024: Zur Verhaftung von Boualem Sansal: »Sollte es sich bewahrheiten, dass im gegenwärtigen Algerien historische Betrachtungen, die ein Schriftsteller anstellt, als Angriff auf die Souveränität und nationale Integrität des Staates ausgelegt werden, wäre dies nicht nur absurd, sondern auch ein eklatanter Angriff auf das Menschenrecht der Meinungsfreiheit. Die Freiheit des Wortes umfasst das Recht, Meinungen zu vertreten, die andere als provozierend empfinden. Die Legitimität eines Staatswesens wird nicht durch öffentliche Kritik untergraben, sondern immer nur durch das Handeln der Mächtigen. Algeriens Freiheit ist die Freiheit unseres Kollegen Boualem Sansal!«, sagte PEN-Berlin-Sprecherin Thea Dorn. MEHR


Sophie Sumburane: »Erfolge, die uns Kraft geben«

Sophie Sumburane
Sophie Sumburane auf dem PEN-Berlin-Kongress. Foto: Marie Eisenmann

Interview zum Internationalen Tag des inhaftierten Schrifstellers: »Das die Kernaufgabe der PEN-Zentren und auch von uns, dem PEN Berlin, die wir mit Leidenschaft tun und die man in der Öffentlichkeit wenig sieht: Die erste Stipendiatin, die wir als PEN Berlin nach Deutschland holen konnten, war Meral Simsek, eine kurdisch-türkische Autorin, die in ihrer Heimat Schreckliches erlebt hat und im Gefängnis saß und die jetzt mit ihren Kindern in Deutschland leben kann. Das sind Erfolge, die uns sehr viel Kraft geben, weiterzumachen, auch wenn uns an vielen Ecken Strukturen und Geld fehlen. (…) Oder aktuell eine Autorin, die lange in Istanbul im Untergrund gelebt hat, konnten wir auch nach Deutschland holen. Diese Menschen können jetzt hoffentlich in Sicherheit ihrer Arbeit nachgehen.« (INTERVIEW AUF WDR 3


PEN-Berlin-Kongress am 2. November 2024 in Hamburg: »So kommen wir weiter«

Etgar Keret:»Was sollen wir jetzt tun?«

Etgar Keret
Etgar Keret bei seiner frei vorgetragenen Festrede. Foto: Jayrôme Robinet

Einführung von Daniel Dylan Böhmer: »Als ich Etgar Keret kennenlernte, Ende der neunziger Jahre, da war er Anfang 30 und galt als Gefahr für die israelische Literatur.« TEXT und AUDIO

Festrede von Etgar Keret: »Wir hörten bei uns zu Hause Wagner, und wenn die Nachbarn zu meiner Mutter sagten: ›Du weißt, dass die Nazis Wagner geliebt haben?‹, antwortete sie: ›Ja. Die Nazis mochten auch Apfelstrudel. Soll ich deshalb keinen Apfelstrudel essen?‹ Sie sagten darauf: ›Ja, aber du weißt doch, Wagner war selbst Antisemit.‹ Und meine Mutter sagte: ›Oh ja, ich weiß. Und wäre er in diesem Wohnzimmer, würde ich ihn vergiften. Aber er war ein großartiger Komponist, findet ihr nicht?‹ Diese Art, sich seine eigene Geschichte zu eigen zu machen, (…) ist für mich heute sehr wichtig.« TEXT und AUDIO (ENGLISCH)

Publikumsdebatte: AfD verbieten?

Werdermann Ruch
Kontrahenten David Werdermann (l.), Philipp Ruch. Foto [m]: M. Eisenmann

Impulsreferate und Publikumsdebatte:
Philipp Ruch (Autor): »Die AfD hegt keine ›Gewaltfantasien‹. Was sie fordert und verspricht, sind Staatsverbrechen. (…) Obwohl Walter Lübcke von einem AfD-Wahlkampfhelfer erschossen wird. Obwohl in Thüringen das Haus eines Parteikollegen des Kanzlers brennt, empfiehlt Scholz, Olaf als Rezeptur gegen die AfD: ›Wählen gehen‹. Nun, es wurde gewählt. Und wie.« TEXT und AUDIO
Werdermann (Rechtsanwalt): »Faschismus ist ein Verbrechen. Aber die Befürwortung des Faschismus ist eine Meinung. Und als solche darf sie nicht wegen ihres Inhalts verboten werden. (…) Die Lage ist ernst, aber kein Grund, demokratische Prinzipien über Bord zu werfen.« TEXT und AUDIO
Publikum: »Die einzige Möglichkeit ist, so zu agieren wie Ruch und Höcke das Mahnmal als Modell vor die Tür stellen. Wenn es die AfD nicht mehr gibt, kann Ruch das nicht mehr machen. Darum bin ich gegen ein AfD-Verbot.« AUDIO

Ivan Krastev und Fintan O’Toole: »Das Most-Oppressed-People-Ever-Syndrom«

Ivan Krastev Fintan O'Toole
Ivan Krastev (l.), Fintan O’Toole auf dem PEN-Berlin-Kongress. Foto: M. Eisenmann

»Leitfaden zum Weltuntergang«, Moderation Eva Menasse:
Fintan O’Toole (Kommentator): »Vor allem auf der Seite von Snowflake gibt es ein Gefühl, es den Leuten, die sie wirklich hassen, heimzuzahlen. Das wird zur Hauptantriebskraft. (…) Was wir uns in Irland bewahrt haben, ist der Sinn für Humor. Jemand in Belfast kam auf die Idee, von einem ›Mope-Syndrom‹ zu sprechen. Mope ist das englische Wort für ›Trübsal blasen‹, also sich selbst leidtun. Das Mope-Syndrom steht zugleich für M.O.P.E. – Most Oppressed People Ever.« Ivan Krastev (Politikwissenschaftler): »Ich habe all das interessante Material, das kurz nach dem Ende des Kalten Krieges geschrieben wurde, erneut gelesen. Und das interessanteste Buch kam paradoxerweise weder von Huntington noch von Fukuyama, sondern von einem deutschen Autor: Enzensbergers Buch ›Bürgerkrieg‹, geschrieben 1993. Wenn Sie das Buch jetzt noch einmal lesen, werden Sie schockiert sein.« AUDIO [ENGLISCH]

Kulturschaffende Ost: »Das Kulturland Sachsen steht vor dem Kollaps«

Kultur Ostdeutschland
Daniel Ris, Iris Helbing, Daniel Morgenroth, Juliana Socher (v.l.n.r.) Foto: M. Eisenmann

Panel »Kultur im Osten unter Druck«, Moderation: Linn Penelope Rieger
Daniel Morgenroth (Intendant Theater Görlitz): »Das Kulturland Sachsen steht kurz vor dem Kollaps.« Juliana Socher (Lesebühne Pirna): »Bei uns kommt der Druck aus einer anderen Ecke: Dass wir uns als ›Literarisches Komplott‹ dazu selbst verpflichtet haben, Kultur für alle zu machen – in einer Stadt, die schwarz-weiß auf verbrieft, dass sie nichts für alle machen will.« Iris Helbing (Leiterin Kulturamt Meiningen): »Das Klima hat sich verändert. (…) Jude ist wieder ein Schimpfwort, dass Jugendliche mit Hitlergruß auf dem Schulhof stehen, ist total normal.« Daniel Ris (Intendant Theater Senftenberg): »Wir laden auch die AfD-Wähler ein. Aber genauso laut sagen wir: Kein Platz für Antisemitismus, Rassismus, Homofeindlichkeit.«
AUDIO

 

Stella Nyanzi: »Uganda ist ein Freiluftgefängnis«

Stella Nyanzi
Stella Nyanzi auf dem PEN-Berlin-Kongress. Foto: Marie Eisenmann

»Schwulenhatz als Staatsraison«: Die ugandische Anthropologin und Lyrikerin Stella Nyanzi im Gespräch mit Sophie Sumburane: »Viele von haben von dem Anti-Homosexualitätsgesetz in Uganda gehört, wir wissen von der Todesstrafe, von der lebenslangen Haftstrafe, von Gefängnis- und Geldstrafen und der Heilung des Geistes, also Psychotherapie. Aber was viele nicht wissen, ist das, was Schriftsteller, Autoren und Journalisten betrifft, nämlich das Recht auf freie Meinungsäußerung: In einem Abschnitt des Gesetzes heißt es: Wer Wissen und Informationen über Homosexualität verbreitet, wird bis zu zwanzig Jahren Gefängnis bestraft. (…) Die Diskriminierung gleichgeschlechtlich liebender Menschen ist furchtbar. Aber auch diese Kriminalisierung von Wissensproduktion ist inakzeptabel.« AUDIO (ENGLISCH)

 

Podiumsgespräch über innere Zensur: »Ich habe das Internet ausgeschaltet«

Grigorcea-Reisinger-Sulzer-Buchholz
Dana Grigorcea, Jovana Reisinger, Alain Sulzer, Simone Buchholz (v.l.n.r.). Foto: M. Eisenmann

Die Schriftsteller:innen Simone Buchholz, Dana Grigorcea, Jovana Reisinger und Alain Claude Sulzer im Gespräch mit Jan Ehlert:
Reisinger:
»Vielleicht ist manchmal eine bestimmte kleine Schere nicht so verkehrt, weil man viel bewegen kann, wenn man sich löst von Stereotypen.«
Sulzer: »Eine belletristische Literatur, die mit Fußnoten arbeitet, sollte nicht sein. Die Leute, die das lesen, werden verstehen, warum ich dieses Wort verwende. Nicht ich, sondern dieser Ich-Erzähler.«
Grigorcea: »Die Menschen, die die Bereitschaft aufbringen, unterschiedliche Perspektiven anzunehmen beim Lesen, die reagieren nicht mit Empörung auf ein Buch. Leute reagieren vom Hörensagen mit Empörung.«
Buchholz: »Ich habe das Internet ausgeschaltet. Man kann mir keine E-Mails mehr schicken, wenn man Adresse nicht hat. Seitdem geht es mir sehr viel besser und seitdem ist es mir viel mehr egal.« AUDIO

Autoren im Knast: Freiheit für Pham Dong Trang, Alaa Abdel Fattah, Toomaj Salehi!

PhamDongTrangAlaaAbd-ElFattahToomajSalehi

Alexandru Bulucz: »Wir appellieren an die deutschen Behörden, alle möglichen diplomatischen Wege zu gehen, Toomaj Salehi außer Landes zu bringen, an einen sicheren Ort, an dem sich niemand dafür entschuldigen muss, ein fundamentalistisches Unrechtsregime zum Teufel zu wünschen.« Außer um den eingesperrten iranischen Rapper Toomaj Salehi ging es auf dem Kongress um den seit über zehn Jahren in Ägypten inhaftierten prominenten Blogger und Autor Alaa Abd el-Fattah (Vorstellung: Sandra Hetzl) sowie um die vietnamesische Autorin und Menschenrechtlerin Pham Dong Trang (Vorstellung: Jayrôme Robinet). TEXTE UND AUDIOS

 

Carsten Brosda: Öffentlichkeit ist kein safe space

Carsten Brosda
Carsten Brosda beim Grußworten. Foto: Marie Eisenmann

Grußwort des Hamburger Kultursenators: »Es ist nicht möglich, eine Öffentlichkeit als safe space zu organisieren. Es ist nicht denkbar zu glauben, dass Freiheiten ungefährlich sind. Es wurde gefährlich in dem Moment, in dem Menschen sich – wir sind in der Hafenstadt – das erste Mal in ein Segelboot gesetzt haben und aus der eigenen Bucht rausgesegelt sind. Weil da wusste ich nicht mehr, wo die Steine im Wasser sind. Da konnte ich auf Grund laufen. Die Freiheit, das zu tun, hat mein Leben gefährdet. Natürlich hätte ich an Land bleiben können, da kann ich nicht ertrinken, richtig. Aber ich hätte die Welt auch nicht kennengelernt. Das heißt, ich kann Freiheiten nicht in Anspruch nehmen, ohne ein Bewusstsein für die Gefährdungen, die damit zu tun habenn.« TEXT und AUDIO

 

Eva Menasse: »Nur so kommen wir weiter«

Eva Menasse
Eva Menasse beim Eröffnen und Abschiednehmen. Foto: Marie Eisenmann

Eröffnungs- und Abschiedsrede: »Vor zweieinhalb Jahren habe ich mich mit Deniz Yücel und vielen anderen in dieses Abenteuer geschmissen, einen neuen PEN zu gründen. (…) Ein Zusammenschluss der schreibenden Menschen, die eben alle Individualisten und oft genug Querköpfe sind, aber die dennoch ihren kleinsten gemeinsamen Nenner – Wir können in diesem Land frei und unbeeinflusst schreiben – so sehr achten, dass sie bereit sind, ihn umzuschmieden zu einer starken Plattform. Einer Plattform, die die Rede-, Kunst- und Wissenschaftsfreiheit aller nach allen Seiten hin verteidigt, und die im Notfall die kontroversen, schwierigen und heiklen Diskussionen selbst organisiert. Eine Plattform, breit und sicher genug, um zumindest einigen von jenen Kolleginnen und Kollegen zu helfen, die in ihren Ländern verfolgt, eingesperrt, gefoltert oder ins Exil gezwungen wurden, nur wegen dem, was sie schrieben oder sagten.« TEXT und AUDIO

 

Presseberichte über den Kongress: »Etgar Kerets unglaubliches Kunststück«

Bascha Mika
Bascha Mika moderiert durch den Tag. Foto: Marie Eisenmann

DLF Kultur: »Hochkarätige Gäste hatte der PEN Berlin (…) Dass der PEN Berlin jedwede Boykotte ablehnt und die Meinungsfreiheit konsequent hochhält, betonte die scheidende Sprecherin Eva Menasse in ihrer Eröffnungs- und Abschiedsrede. Nachdem den PEN Berlin soeben wieder eine Anfrage erreicht habe, sich an einem sehr vage formulierten Boykottaufruf gegen Israel zu beteiligen, sei es ihr wichtig, nochmals zu betonen.« LINK
NDR Kultur:
»Die Debatte darüber, wie es um die Meinungsfreiheit im Osten bestellt ist, wurde auf einem Panel weitergeführt, das die Frage aufwarf, wie stark die Kulturszene im Osten unter Druck steht. Iris Helbig, Leiterin des Kulturamts Meiningen, bemerkt in Thüringen eine besorgniserregende Veränderung des gesellschaftlichen Klimas. (…) Daniel Morgenroth vom Theater Görlitz berichtete, dass seine Bühne nicht nur politisch, sondern auch finanziell in Bedrängnis gerät.« LINK

 

Daniel Kahn
Daniel Kahn spielt zum Abschluss des Kongresses. Foto: Jayrôme Robinet

Süddeutsche Zeitung: »Das auffordernde Motto des Kongresses, ›So kommen wir weiter‹, nahm am Ende der Festredner noch einmal auf, der israelische Autor Etgar Keret, über den sich im Vorfeld trotz der unversöhnlichen Debatten zum Krieg in Nahost niemand aufgeregt hatte – im Gegensatz zur letztjährigen Rednerin A. L. Kennedy. (…) Keret vollbrachte das unglaubliche Kunststück, über das ›Weiterkommen‹ in Israel nach dem 7. Oktober eine Stehgreifrede zu halten, in der er die verzweifelte Lage zwischen Schock, Verteidigungsbereitschaft und Ablehnung der Gewaltmittel und der Regierung, die sie einsetzt, mit klugem Witz reflektierte.« LINK [€]

 


Neue Sprecherin: Thea Dorn für Eva Menasse

Thea Dorn
Thea Dorn, neue Sprecherin des PEN Berlin. Foto: Peter Rigaud

Pressemitteilung vom 2. November 2024: Die Autorenvereinigung PEN Berlin hat am Freitag ihre dritte Mitgliederversammlung in Präsenz abgehalten. Bei der turnusgemäßen Neuwahl wurde der Journalist Deniz Yücel als Sprecher bestätigt. Neu als Sprecherin gewählt wurde die Schriftstellerin und ZDF-Moderatorin Thea Dorn. (…) Im Leitungsgremium  wurden die Schriftsteller:innen Dana Grigorcea, Joachim Helfer und Sophie Sumburane, der Dramatiker Konstantin Küspert und die Übersetzerin Sandra Hetzl bestätigt. Neu im elfköpfigen Board sind der Schriftsteller Tomer Dotan-Dreyfus, die Verlegerin Birgit Schmitz, der Lyriker Paul-Henri Campbell und die Autorin und Juristin Andrea Landfried. (…) Zugleich nahm die Mitgliederversammlung 99 Personen aus verschiedenen publizistischen Genres neu in den Verein auf. (…) PEN Berlin wächst damit auf rund 730 Mitglieder.« MEHR


Eva Menasse zum Boykottaufruf gegen Israel: »Wir lehnen Kulturboykott ab«

Eva Menasse
Deniz Yücel, Eva Menasse, PEN-Berlin Kongress, 2023. Foto: Ali Ghandtschi

Berliner Zeitung, 30. Oktober 2024: »Für den erst 2022 gegründeten PEN Berlin antwortete die Schriftstellerin Eva Menasse, die gemeinsam mit Deniz Yücel Sprecherin der Vereinigung ist: ›Wir lehnen Kulturboykott ab, in jeder Form, in jede Richtung. Wir freuen uns sehr auf den Festredner des diesjährigen PEN-Kongresses am Samstag in Hamburg: den israelischen Schriftsteller Etgar Keret. Und wir sind – das nur zur Erinnerung – auch letztes Jahr manchen Forderungen klar entgegengetreten, unsere Festrednerin A.L. Kennedy wieder auszuladen.‹ Beim Kongress 2023 wurde im Vorfeld diskutiert, wie man mit Künstlern umgehen soll, die die BDS-Kampagne unterstützen – ob als Unterzeichner Offener Briefe oder durch öffentliche Rede. ›Der PEN Berlin lehnt BDS ab‹, sagte Yücel damals zur Eröffnung.« LINK [€]


PEN Berlin auf der Frankfurter Buchmesse ’24: »Das andere Italien«

3Sat,Kulturzeit, Gespräch von Nil Varol mit Eva Menasse, 18. Oktober 2024: »Wir haben mit einer Gruppe italienischer Autorinnen und Autoren, die den offenen Brief initiiert haben im Juni eine Art Zusatzprogramm zum Gastlandauftritt organisiert. Und dann haben die italienischen Autorinnen und Autoren untereinander gesagt: Dann soll Saviano auch bei uns auftreten. (…) Saviano hat es gerade auf der Bühne gesagt: Er hat schon das Gefühl gehabt eine Zeitlang, dass ihn seine Schriftstellerkollegen als ein bisschen unangenehm empfinden, so quasi: ›Muss er immer so starke Worte verwenden?‹ ›Ist er nicht auch ein bisschen selber schuld?‹ Das Ganze können Sie genau so nachlesen in der Autobiographie von Salman Rushdie, ›Joseph Anton‹. Da beschreibt er, wie die Kollegen abrücken und der eine dann einsam wird – und zugleich zu einem warnende Beispiel für die anderen.«

Presseberichte: »Wir sind wie Abtrünnige auf der Buchmesse«

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»Während der Ehrengast-Pavillon unter dem Motto ›Wurzeln in der Zukunft“ mit einem Lob der Schönheit eröffnet, lädt der PEN Berlin zur Diskussion über die ›Wurzeln in der Gegenwart‹ ein. (…) Im Grunde, sagt Giordano, hätten zwei Jahre Regierung geholfen, ihm klarzumachen, auf welcher Seite er stehe. Medienkontrolle und Medien, die willfährig der Regierung zu Diensten seien, Einschränkung der freien Meinungsäußerung, Disziplinierung von missliebigen Kritikern, auf das Persönliche zielende Kampagnen, all das sprechen diese ersten kritischen Autoren an. Währenddessen plaudern im Ehrengast-Programm Giordano Bruno Guerri, der Direktor des Vittoriale, der megalomanen Wohnstatt Gabriele d’Annunzios am Gardasee, die bei Rechten höchst beliebt ist, und der Autor Giuseppe Culicchia vor schütterem Publikum über ›Il Piacere‹ (1889), einen frühen dekadenten Roman d’Annunzios. Die Wurzeln der Zukunft muss man da lange suchen.«Frankfurter Allgemeine Zeitung [€]

Buchmesse2024WurzelnGegenwart

»Wir sind praktisch wie Abtrünnige auf der Buchmesse«, sagte Paolo Giordano am Mittwoch. Gemeinsam mit der Schriftstellervereinigung PEN Berlin, die von Autorin Eva Menasse und dem Journalisten Deniz Yücel geleitet wird, organisierten Giordano und weitere Autoren mehrere Veranstaltungen, die die Lage der Kultur, Meinungs- ubd Kunstfreiheit in Italien thematisieren. ›Für Themen, die italienischen Autor und Autorinnen unter den Nägeln brennen und die möglicherweise nicht ganz vom offiziellen Gastland-Auftritt abgedeckt werden‹, moderierte Autorin Menasse von PEN Berlin die Veranstaltung an.« Tagesschau.de

 

»Die Diskussion mit Roberto Saviano und Deniz Yücel erregt großes Interesse. Auf der Frankfurter Buchmesse wird der italienische Autor mit stehendem Applaus geehrt. (…) Die Rechten wollten eine kulturelle Hegemonie errichten, mit Druck auf Presse und Justiz. Verklärend werde auf die Renaissance Bezug genommen. Auch sichtbar im Italien-Ehrengastpavillon mit seiner Kolonnade, wo es eine Lesung zu Gabriele D’Annunzio, Ideengeber für den italienischen Faschismus, gab. Die Meloni-Regierung schaffe Bedingungen, bei denen es bequem sei, mit ihnen zusammenzuarbeiten, und sehr unbequem, gegen sie zu arbeiten, sagte Saviano. ›In Italien werde ich wie ein Dissident behandelt.‹ Deniz Yücel sagte daraufhin, der Vorwurf der Nestbeschmutzung sei an den Haaren herbeigezogen. ›Du bist, im besten Sinne des Wortes, ein Patriot.‹ Saviano versicherte, er bleibe in Italien, obwohl sich dort so viel negativ verändere.« Frankfurter Rundschau

Alle Medienberichte zum PEN Berlin auf der Frankfurter Buchmesse

Videoaufzeichnung: »Radici nel presente / Wurzeln in der Gegenwart« mit Paolo Giordano, Melania Mazzucco, Francesca Melandri und Antonio Scurati. Moderation: Birgit Schönau

Videoaufzeichnung: »Schreiben in illiberalen Zeiten« mit Roberto Saviano und Deniz Yücel. Moderation: Karen Krüger


Gespräche über Demokratie und Meinungsfreiheit
37 x in Ostdeutschland: »Das wird man ja wohl noch sagen dürfen«

Sagendürfen_Brandenburg

Unter dem Titel »Das wird man ja wohl noch sagen dürfen« hat PEN Berlin im August/September eine Gesprächsreihe in Sachsen, Thüringen und Brandenburg organisiert: 37 Veranstaltungen, von Annaberg bis Perleberg, von Ilmenau bis Zwickau. Wir danken der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte, dem Thüringischen Landesprogramm »Denk Bunt« und dem Programm »Tolerantes Brandenburg« für die freundliche Unterstützung, allen Kooperationspartnern, bei denen wir zu Gast sein durften, allen 118 mitwirkenden Schriftsteller:innen und Journalist:innen, Publizist:innen und Künstler:innen und besonders bei allen, die gekommen sind, um über Meinungsfreiheit und Demokratie zu diskutieren.

Hier finden Sie kürzere Video- und längere Audio-Mitschnitte aller Veranstaltungen. Und hier einen Überblick über Interviews und Berichte

Pressestimmen: »Prominent, meinungsstark und hochkarätig besetzt ist die Gesprächsreihe, die der PEN Berlin vor den Landtagswahlen im Osten organisiert. Sie könnte einlösen, was im Herbst 1989 gefordert wurde.«(Leipziger Volkszeitung)
 »Viel Mut, wenig Wut – das bietet der Abend in Chemnitz. Es passiert genau das, was sich der PEN Berlin als Organisator wünscht für diese Veranstaltungsreihe: das Gespräch suchen mit Menschen, die befürchten, ihre Meinung nicht mehr frei äußern zu können.« (DLF Kultur)

»Der zweite deutsche PEN schreibt sich mit diesen Events die Meinungsfreiheit nicht nur auf die Fahnen, sondern organisiert in größerem Maßstab, was allenthalben eingeklagt wird: politische Auseinandersetzung unter denen, die der Souverän sein sollen im Land, sich aber zu oft nicht so fühlen, den Wählerinnen und Wählern.« (Süddeutsche Zeitung)
»PEN Berlin hat etwas geleistet, das abseits der üblichen Star-Auftritte funktioniert, in denen intellektuelle oder politische Prominenz welcher Art auch immer in die Provinz einfällt, um dort den Hauch der großen weiten Welt zu versprühen.« (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

»Keine Meinungskorridore, keine Sprachverbote, keine Cancel Culture. Die wirklich freie Rede war gefordert – ausgerechnet von jener Kulturinstitution, der rechte Populisten gerne ›Meinungsbevormundung‹ attestieren.« (ARD, Titel, Thesen, Temperamente)

»Die Autorenvereinigung PEN Berlin tourt durch den Osten, will offene Diskussionen befördern, die doch lebenswichtig sind für jede Demokratie. [Eva Menasse:] ›Wenn die Menschen das Gefühl haben, dass sie nicht frei sprechen können, dann verlieren sie das Vertrauen in die Demokratie.‹« (ZDF, heute journal)


Angriff auf Joe Chialo: Hier gibt es nichts zu diskutieren

Joe Chialo (r.) und Deniz Yücel (2.v.l.) PEN-Berlin-Panel, Juni 2024. Foto: Archiv

Pressemitteilung vom 24. September 2024: »PEN Berlin verurteilt die Attacke auf das Haus des Berliner Kultursenators. Nach dem tätlichen und verbalen Angriff auf Joe Chialo bei der Eröffnung vergangene Woche bedeutet diese Verletzung seiner Privatsphäre eine weitere Eskalation. (…) Wir streiten gerne mit Joe Chialo, welche Mittel bei der Bekämpfung des Antisemitismus angemessen und wirkungsvoll sind und sich mit dem Grundgesetz, der Kunstfreiheit und dem Ideal der Weltoffenheit vereinbaren lassen – und wie man in diese Diskussion auch die moderaten palästinensischen Stimmen einbeziehen kann (…). Aber wenn Joe Chialo tätlich angegriffen wird, wenn sogar seine Familie in Mitleidenschaft gezogen wird, dann gibt es nichts zu diskutieren. Dann stehen wir an seiner Seite.« MEHR


Yavuz Ekinci: Sieben Jahre Haft für einen Roman?

Yavuz Ekinci
Erneut angeklagt: Yavuz Ekinci. Foto: Nazli Erdemirel

Pressemitteilung  vom 10. September 2024: »Der preisgekrönte türkisch-kurdische Autor Yavuz Ekinci, den PEN Berlin im vergangenen Jahr in Deutschland begrüßen durfte, muss am 18. September erneut in Istanbul vor Gericht. Sein Roman ›Traumsplitter‹ wurde im März 2023, neun Jahre nach der Veröffentlichung, beschlagnahmt und verboten. Das Buch beinhalte ›Terrorpropaganda‹, so die neue Anklage. Ekinci drohen sieben Jahre Haft. (…) ›Eine Vorladung zu einem Prozess zu erhalten, deren Betreffzeile lautet Warum haben Sie dieses Buch geschrieben?, schafft einen gefährlichen Präzedenzfall‹, sagte Yavuz Ekinci. Und PEN-Berlin-Boardmitglied Sandra Hetzl kommentierte: ›Diese Anklage gegen einen ihrer besten und bekanntesten Autoren ist ein neuer, dramatischer Einschüchterungsversuch gegen alle, die sich in der Türkei frei äußern wollen, ob Schriftsteller oder Journalisten.‹« MEHR


Interviews zur Reihe »Das wird man ja wohl noch sagen dürfen«

Freie Presse, Interview von Tim Hofmann mit Deniz Yücel, 1. August 2024: [Hofmann:] »Schließt der PEN Berlin (…) eine Mitgliedschaft von AfD-Mitgliedern nicht aus? Das PEN-Zentrum Deutschland hat neulich einen entsprechenden Unvereinbarkeitsbeschluss gefasst.« [Yücel:] »Im PEN Berlin hat dies bislang niemand angeregt – und falls die Idee aufkäme, wäre ich dagegen. Auch, weil sich die Zahl der AfD-Mitglieder, die bei uns eintreten will, sehr in Grenzen hält, und das dürfte beim Darmstädter PEN-Zentrum nicht anders sein. Insofern hat das was von Gratismut. Und ich denke, dass die Idee dahinter auf Strategien aus den Neunziger- und Nullerjahren beruht, wo wir es mit der NPD zutun hatten und mit militanten Kameradschaften. Strategien gegen solche Minderheiten auf den Umgang mit einer Partei zu übertragen, die regional bei 30 oder 40 Prozent steht und damit auf dem Weg zur Volkspartei ist, funktioniert nicht.«  LINK [€]

Deutschlandfunk,Kulturfragen,Karin Fischer im Gespräch mit Daniel Morgenroth (Intendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau), 4. August 2024: »Das hat uns sehr gefreut, dass der PEN Berlin auf uns zugekommen ist mit dieser Diskussionsreihe, die wir sofort großartig fanden. Wir hatten schon Diskussionsreihen, auch mit externen Partnern, die ein bisschen langweilig waren, weil man Angst hatte: Welches Publikum kommt da, wie wird das sein? Ich kann auch ein schönes Beispiel nennen: Kürzlich war zum ›Samuel W.‹ Bundespräsident Steinmeier bei uns. Und das Bundespräsidialamt hatte größte Angst, was da passieren könnte, weil es eine öffentliche Vorstellung war. Wenn da Menschen stören (…). Ich habe denen gesagt: Erstens wird da nichts passieren, unser Publikum ist sehr friedlich. Und selbst wenn: Wie schön wäre das! Stellen Sie sich vor, da ruft mal jemand dazwischen, und der Bundespräsident ist da. Wie reagiert man? Dann muss man sich mit dem auseinandersetzen oder was sagen.« LINK und AUDIO


Deniz Yücel zum »Compact«-Verbot: »Die Regierung verwechselt Recht und Moral«

PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel. Foto: Marlene Gawrisch/Welt

WDR 5,Sebastian Sonntag im Gespräch mit Deniz Yücel, 20. Juli 2024: »Ich finde es ärgerlich, dass einem rechtsradikalen Spinner wie Jürgen Elsässer die Möglichkeit zu geben, sich als Held der Pressefreiheit aufzuspielen. (…) Und das ist ein grundsätzliches Problem, das wir auch im Forschungsministerium sehen, wo eine Prüfung in Auftrag gegeben wurde, ob man Professoren, die einen offenen Brief unterzeichnet hatten gegen die Räumung eines propalästinensischen Camps an der FU Berlin, ob das strafrechtlich relevant war oder ob man ihnen Fördergelder entziehen könne (…) Beides sind für mich Zeichen dafür, dass man in der Bundesregierung dazu neigt, Moral und Recht zu verwechseln. (…)« [Sonntag:] »Man könnte argumentieren, dass dieses Verbot ein Zeichen einer einer wehrhaften Demokratie.« LINK und AUDIO


Julian Assange: Endlich, aber

Pressemitteilung vom 25. Juni 2024: »Endlich – Julian Assange, der am längsten in Unfreiheit befindliche politische Gefangene der westlichen Welt, ist frei und auf dem Weg in seine Heimat Australien. 

Mit größtmöglicher Erleichterung begrüßt PEN Berlin die Freilassung seines Ehrenmitglieds. Die Entscheidung der US-Justizbehörden nach 14 Jahren Unrecht zu einem angemessenen Umgang mit Whistleblowern zurückzufinden, war seit Jahren überfällig, die Verfolgung des Journalisten und Wikileaks-Gründers unter dubioser Beihilfe von Schweden und Großbritannien ähnelte einer modernen Hexenjagd.« MEHR


 Iranischer Rapper Toomaj Salehi: Todesstrafe aufgehoben

Im April diesen Jahres wurde der iranische Rapper Toomaj Salehi, Ehrenmitglied des PEN Berlin, durch ein Gericht zum Tode verurteilt. Das hatte nicht nur in Deutschland zu Protesten geführt, der PEN Berlin hatte in einer Pressemitteilung seine sofortige Freilassung gefordert. Unter Berufung auf seinen Anwalt Amir Raisian berichtet nun der Guardian von der Aufhebung der Todesstrafe gegen den Künstler: »Iran’s supreme court has overturned the death sentence imposed on the rapper Toomaj Salehi, his lawyer said. The decision comes in the middle of Iran’s presidential election campaign but seems unrelated to the fierce public debates under way about Iran’s future direction, including the rights of women not to wear the hijab if they wish. ›Salehi’s death sentence was overturned,‹ the rapper’s lawyer, Amir Raisian, said in a post on X, adding that the supreme court had ordered a retrial.« MEHR


100 Jahre PEN Deutschland: Grußwort von Alexandru Bulucz

Alexandru Bulucz (PEN Berlin) zu Gast beim PEN Deutschland (Darmstadt) Foto: Archiv

Grußwort auf der Tagung des PEN Deutschland (Darmstadt) in Hamburg, 22. Juni 2024: »Ja, es gab einen Bruch im deutschen PEN vor zwei Jahren, aber von heute aus betrachtet, kann man doch vor allem die Vorteile sehen: Mehr Engagement, fast verdoppelte Mitgliederzahl in Deutschland, Sie wachsen, wir wachsen, und immer mehr Menschen sind mit den von mir soeben anzitierten PEN-Idealen vertraut. PEN Deutschland und PEN Berlin sind keine eineiigen Zwillinge, sie sind überhaupt keine Zwillinge, sie sind Geschwister, Brüder. Der ›Bruderkonflikt‹ ist, um es unseren Vereinigungen entsprechend literarisch zu sagen, eines der ältesten Motive in der Literatur. Aber meine Arbeit als Board-Mitglied des PEN Berlin besteht nicht in einer Abgrenzung von PEN Deutschland. (…) Ich bin hier bei Ihnen, um Ihnen zu gratulieren und die Gemeinsamkeiten und den Konsens unserer zwei PENs zu betonen.« MEHR


Podiumsveranstaltung: Antisemitismus im Kulturbetrieb?

DiskussionAntisemitismusKulturbetrieb
Teresa Koloma Beck, Deniz Yücel, Moderator Jens Balzer, Joe Chialo (v.l.n.r.).

taz, 10. Juni 2024: »Deniz Yücel bezeichnete die Antidiskriminierungsklausel als ›Übersprungshandlung‹. Das Problem sei nicht nur die strenge IHRA-Definition, sondern auch dass andere Begriffe wie Queerfeindlichkeit zu schwammig seien. Es sei ein Fehler, den Anspruch an Verwaltungsorgane zu stellen, sie sollten über Einzelfälle entscheiden. Mit Blick auf künftige Wahlen sieht Yücel die Gefahr, dass ähnliche Klauseln zu anderen Werten, wie etwa Heimattreue, verpflichten könnten. Außerdem sieht er ein generelles Missverhältnis zwischen vehementer Kritik am Kulturbetrieb und der Realpolitik, etwa wenn Bundeskanzler Scholz den türkischen Präsidenten und Hamas-Sympathisanten Erdogan empfängt. Irgendwann wurde es Chialo zu viel der Kritik an seiner Antidiskriminierungsklausel: ›Wir haben es verstanden. Wartet doch erst mal auf die neue Klausel.‹« MEHR


Todesurteil im Iran: Freiheit für Toomaj Salehi!

Toomaj Salehi
FreeToomaj

Pressemitteilung vom 25. April 2024: Zum Todesurteil von Toomaj Salehi: Der PEN Berlin schließt sich der Forderung der Bundestagsabgeordnete Ye-One Rhie, die eine »politische Patenschaft« für den Rapper übernommen hat, an: »Mullahs des Iran, nehmen Sie die Todesstrafe für Salehi zurück und lassen Sie die Anklage fallen! Und hören Sie endlich auf zu foltern. Gewähren Sie Meinungsfreiheit. Wir hören die kritischen Worte Ihrer Staatsbürger umso lauter, je mehr Sie versuchen, diese brutal zu unterdrücken«, sagte PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel. Toomaj Salehi ist Ehrenmitglied des PEN Berlin. Wegen seiner regimekritischen Texte wurde er im Oktober 2022 im Zuge der Mahsa-Amini-Proteste verhaftet, ein Jahr später auf Kaution freigelassen und kurz darauf erneut verhaftet.«MEHR


PEN Berlin in Bled: Literatur auf dem Balkan, Menschenrechte in Pakistan

Uli Rothfuss, Najem Wali, Tanja Tuma und Sophie Sumburane (v.l.n.r.)

Im slowenischen Bled nahm PEN Berlin Board-Mitglied Sophie Sumburane von 15. bis 18. April am 56. PEN Meeting des International Writers‘ for Peace Committee teil. Bei Aprilwetter am See gab es unter anderem Round-Table-Gespräche zu »The Consequences of Catastrophe for Peace: Writer’s Response« und »Multiculturality and Dialogue in Balkan Literature«  sowie neue Informationen zur gegenwärtigen Lage der Menschenrechte in Pakistan.

Dabei entstand dieses freundliche Bild mit Tanja Tuma, der kommissarischen Generalsekretärin von PEN International und den Abgesandten unserer Schwesterorganisation PEN Deutschland.

 


Lesung in Köln: Zeichen setzen. Gegen Antisemitismus

Synagogen-Gemeinde Köln. Foto: Archiv

Die Regionalgruppe West des PEN Berlin lädt in Zusammenarbeit mit der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und dem Literaturhaus Köln ein: Montag, 29. April, 19 Uhr | Literaturhaus Köln | Großer Griechenmarkt 39

Mit der Lesung von Texten jüdischer Autor:innen möchten die Auftretenden ein Zeichen gegen Antisemitismus sowie für Solidarität und ein friedliches Miteinander in Deutschland setzen.

Es lesen: Markus Berges, Dietlind Falk, Jörg Phil Friedrich, Andreas Graf, Julia Grinberg, Tamara Labas, Barbara Peveling, Mithu Melanie Sanyal, Simone Scharbert, Gundula Schiffer und Angela Steidele.


Julian Assange: Nicht gewonnen, bloß nicht verloren

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Pressemitteilung vom 26. März 2024: Zur Entscheidung des britischen High Courts, Julian Assanges Auslieferung an die USA vorerst zu stoppen: »›Julian Assange konnte heute nicht gewinnen; für ihn ging es nur darum, nicht zu verlieren – wie so oft in den vergangenen 13 Jahren‹, sagte Menasse. (…) Der PEN Berlin erinnert daran, dass Julian Assange wegen der Veröffentlichungen von WikiLeaks seit über 13 Jahren in Unfreiheit lebt. Für die Kriegsverbrechen im Irak und in Afghanistan, die WikiLeaks aufgedeckt hatte, musste sich hingegen bis heute niemand vor einem Gericht verantworten.« MEHR

 


Podiumsdiskussion Protestbauern, Bauernproteste

BauernprotesteÖzdemir
Über Bauernprobleme und Problembauern: Doris Akrap, Reinhard Kaiser-Mühlecker, Nataša Kramberger, Karen Duve, Cem Özdemir (v.l.n.r.). Foto: PEN Berlin

Welt, 6. März 2024: »Da konnte die Wahl-Brandenburgerin Duve noch so wettern – etwa gegen Bauern, die Unterstützung forderten für Probleme mit dem Klimawandel, den sie selbst mitverursachten. (…) ›Mir kommt der Bauernverband immer vor wie ein ungezogenes Monsterkind, das seit Jahrzehnten kein Nein gehört hat‹, schimpfte die 62-Jährige. Daher müsse ein Keil zwischen die Bauernfunktionäre und die Landwirte getrieben werden. Das allerdings ist das Gegenteil der Taktik Özdemirs. (…) Was ›diese Regierung‹ geschafft habe sei ›große Staatskunst‹, ätzte er über die Kabinettskollegen: Die zerstrittenen Bauernfraktionen seien ›für einen Moment alle geeint wegen des Agrardiesels‹. (…) Zudem habe die Ampel versäumt, mit den Landwirten zu sprechen. ›So bringt man die Leute dazu, Klimaschutz zu hassen‹.« MEHR [€]


Nach dem Todestrakt: Die Frauenrechtlerin Sareh Sedighi-Hamadani

WDR, Westart, 27. Februar 2024: »Zuvor war sie anderthalb Jahre im Iran im Gefängnis. Am 4. September 2022 wurde sie zum Tode verurteilt. Ihr Verbrechen: Sie kämpfte für die Rechte von LGBTQ-Personen und ist selbst lesbisch. Vor einem Jahr, am 18. März 2023, kam sie auf Kaution frei – vermutlich das Ergebnis einer internationalen Kampagne, an der auch der PEN Berlin beteiligt war. Jetzt engagiert sich Sareh Sedighi-Hamadani im Exil gegen das iranische Terrorregime.« VIDEO


Julian Assange: »Der Dreyfus unseres Jahrhunderts«

Julian Assange

Pressemitteilung vom 20. Februar 2024: Zur drohenden Auslieferung an die USA: »Der Fall Assange ist ein Akt der Justizwillkür und bereits jetzt eine schwere Niederlage für die freiheitliche Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa. Trotz all der weltweiten Proteste, trotz der Eingeständnisse führender Politiker wie Annalena Baerbock (›schwerwiegende Verstöße gegen Freiheitsrechte der Europäischen Menschenrechtskonvention‹), trotz all seiner Preise und Ehrenmitgliedschaften (auch im PEN Berlin) scheint sich das Schicksal von Julian Assange wie eine Naturkatastrophe vor aller Augen zu vollziehen. (…) Im Umgang mit dem Wikileaks-Gründer und Journalisten Julian Assange erweist sich, wie viel dem Westen seine Werte im Ernstfall tatsächlich wert sind.« MEHR


Ronya Othmann ausgeladen: Gegen das Canceln, für das Gespräch – immer, überall

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Cancelled in Karachi: Ronya Othmann. Foto: Cihan Çakmak

Pressemitteilung vom 18. Februar 2024: »PEN Berlin kritisiert scharf, dass die Schriftstellerin und Kolumnistin, unsere ehemalige Board-Kollegin Ronya Othmann vom Karachi-Literaturfestival ausgeladen wurde. Der Ausladung voraus ging eine Social-Media-Kampagne sowie ein offener Brief mit über 400 Unterzeichnern, in dem Othmann ›zionistische und islamophobe Positionen‹ vorgeworfen wurden. Irritierend, ja befremdlich ist es, dass sich unter den Unterzeichnern zahlreiche Autoren und Intellektuelle finden, die Meinungsfreiheit für sich selbst jederzeit in Anspruch nehmen würden. (…) ›Als PEN sind wir überzeugt, dass über alle politischen Differenzen hinweg Gespräch und Austausch möglich bleiben muss‹, sagte PEN-Berlin-Sprecherin Eva Menasse.« MEHR


Beitrag von Deniz Yücel: »Bekenntniszwang und moralischer Rigorismus«

Deniz Yücel auf der Lesung »Nie wieder ist jetzt« im Deutschen Theater. Foto: Archiv

Über Antisemitismus, Kulturbetrieb, Klauseln: »Man kann die Glaubwürdigkeit von Leuten anzweifeln, die stets zur Stelle sind, wenn es gilt, Rassismus anzuprangern, denen aber nichts dazu einfiel, dass auf deutschen Straßen der Massenmord der Hamas gefeiert wurde. Und man kann darauf bestehen, dass, wer über Israelhass nicht reden möchte, auch vom Judenhass schweigen solle, wie Jean Améry bereits 1969 den vermeintlich ›ehrbaren Antisemitismus‹ beklagte, der im Gewand des Antizionismus daherkomme. Auf einem anderen Blatt steht indes, ob der Rechtsstaat derlei politische Bekenntnisse abverlangen darf, zumal politische Fragen Auslegungssache sind, während Verwaltungsakte ›inhaltlich hinreichend bestimmt‹ sein müssen. (…) Man verteidigt den Rechtsstaat nicht, indem man ihn abschafft, wie man die offene Gesellschaft nicht bewahrt, indem man sie einengt.« GANZER BEITRAG


Lesung in Hamburg: »Nie wieder ist jetzt – Texte gegen Antisemitismus«

Katharina Hagena liest Heinrich Heine. Foto: Michael Kohls

NDR Kultur, Journal, Gespräch von Katja Weise mit Katharina Hagena, 16. Januar 2024: »Eigentlich war es auch vom PEN Berlin initiiert. Wir Hamburger Mitglieder des PEN Berlin haben gesagt: ›Wir sind die zweitgrößte Stadt – es kann ja wohl nicht sein, dass wir so eine Veranstaltung nicht hinbekommen.‹ Daraufhin haben wir angefangen, uns die Leute zusammenzusuchen. Was uns von den anderen beiden Lesungen unterschiedet, ist, dass wir den Anspruch oder den Wunsch hatten, mit dem Jüdischen Salon am Grindel zusammenzuarbeiten, nicht nur über das jüdische Leben oder das Jüdischsein zu sprechen, sondern auch mit jüdischen Menschen im Gespräch zu bleiben. Darüber sind wir besonders glücklich.« LINK und AUDIO


Lyriker, Mitgründer, Freund: Wir trauern um Harry Oberländer

Harry Oberländer. Foto: Alex Englert

Wir trauern um unser Gründungsmitglied Harry Oberländer, der, wie nun bekannt wurde, im Alter von 73 Jahren plötzlich und unerwartet gestorben ist.
Wir erinnern uns an den Dichter, Übersetzer und Literaturvermittler als engagiertes Mitglied, das aus voller Überzeugung den neuen deutschen PEN mit Wort und Tat unterstützte. Er begrüßte die Gründung eines »deutlich verjüngten PEN, für den das Wort ›divers‹ kein wuterregendes Fremdwort ist und der sich als Non-Governmental Organisation für Rede- und Publikationsfreiheit und die Unterstützung verfolgter Autor:innen sieht«, – das schrieb er nach der Gründungsversammlung des PEN Berlin, zu der er aus seiner hessischen Heimat angereist war. MEHR


Alexandru Bulucz im Gespräch: »Die gesellschaftspolitische Debatte mitgestalten«

Alexandru Bulucz auf dem PEN-Berlin-Kongress. Foto: Ali Ghandtschi

MDR Kultur, Gespräch mit Alexandru Bulucz, 20. Dezember 2023: »Ein weiterer deutscher PEN wurde deshalb nötig, weil die Zeit, in der wir leben, konfliktreich ist und ihre eigenen Bedürfnisse hat, auf die man flexibel reagieren muss. 18 Monate nach der Gründung des PEN Berlin kann man deutlich einige Unterschiede ausmachen zum deutschen PEN in Darmstadt: vor allem die Bereitschaft, die gesellschaftspolitische Debatte mitzugestalten. Das hat sich in letzten Wochen gezeigt (…) Es gab zwei Resolutionen, die sich einander ergänzen: eine zur ›Solidarität mit Jüdinnen und Juden in Deutschland, Israel und überall‹ und eine ›Gegen gesellschaftliche Polarisierung und illiberale Tendenzen im Kulturbetrieb‹. (…) Wir unterstreichen mit der letzten die Notwendigkeit, den Begriff der Meinungsfreiheit möglich weit zu fassen.« AUDIO


PEN-Berlin-Kongress am 16. Dezember 2023 in Berlin: »Mit dem Kopf durch die Wände«

Festrede von A. L. Kennedy: »Tut mir leid, dass alles scheiße ist«

A.L. Kennedy. Foto: Peter-Andreas Hassiepen

Festrede von A.L. Kennedy: »Als PEN 1921 in Großbritannien gegründet wurde, waren autoritäre Bewegungen genauso im Aufwind wie heute. (…) Eine Gruppe prominenter Schreibender unternahm etwas, um Autor:innen zu verteidigen – professionelle Lügner:innen, wenn Sie so wollen. Ich glaube, das taten sie wegen der zentralen Wahrheiten unseres Tuns: Alle Menschen sind Menschen, alle haben eine Stimme, die Welt ist kompliziert und braucht Barmherzigkeit, ein gutes Leben findet den Weg, indem es das naheliegende Liebevolle tut. Es klingt schwach, ungewohnt, sogar seltsam, wenn ich es so ausspreche – aber Liebe ist die stärkste Kraft. Es gereicht Großbritannien zur ewigen Schande, dass PEN, würde die Organisation heute gegründet, kräftezehrend kontrovers wäre, als ausländische Seuche verdammt würde, als Beispiel einer selbstherrlichen intellektuellen Elite.« GANZE REDE

 

Rede von Deniz Yücel: »Tätige Verzweiflung oder: Behind the Scenes of PEN Berlin« 

Blick auf den Festsaal Kreuzberg bei Yücels Eröffnungsrede. Foto: Ali Ghandtschi

Eröffnungsrede von Deniz Yücel: »Auch wenn das oft verwechselt wird, geht der Streit in Deutschland zum Glück nicht um die Frage ›Israel-Boykott: ja oder nein?‹, sondern darum, wie man mit Künstlern umgehen soll, die die BDS-Kampagne unterstützen. (…) Weil wir immer dafür sind, Debattenräume so weit wie möglich offen zu halten. Weil die Freiheit des Wortes auch die Freiheit des dummen, des verstörenden, gar des vermeintlich skandalösen Wortes umfasst. Weil wir mit unserem letztjährigen Festredner Ayad Akhtar gegen jedes ›Klima digitaler Einschüchterung‹ sind. Weil wir Cancel Culture nicht nur dann ablehnen, wenn‘s uns gerade in den Kram passt. Aus all diesen Gründen lehnt das Leitungsgremium des PEN Berlin einen pauschalen Boykott von allem und jedem, der irgendwie als ›BDS-nah‹ etikettiert wird, ab. Und darum lehnen wir auch BDS ab. Ist doch logisch, oder?« GANZE REDE

Rede von Ursula Krechel: »Noch immer für die Freiheit des Wortes« 

Ursula Krechel. Foto: Archiv

Rede von Ursula Krechel: »Alles nimmt ab: den Parteien laufen die Mitglieder weg, die Kirchen stehen starr vor Schreck vor den gigantischen Austrittszahlen, Sportvereine klagen, dass sich Menschen nicht mehr an einen Verein binden wollen, ebenso die Freiwilligen Feuerwehren, dass nur noch wenige ehrenamtliche Funktionen ausüben wollen – an der Feuerspritze oder im brennenden Haus. Sollen andere sich doch die Finger und die Schnauze verbrennen. Und da stehen wir: Lauter ehrenamtliche Menschen mit einem Beruf, vor dem uns unsere Eltern gewarnt haben. SchriftstellerInnen, die sich freiwillig zusammengeschlossen haben, Arbeitsgruppen gründen, die versuchen, Bedrängten Schutz zu bieten. Zweigstellen in aller Welt, quotenstark, divers, Superperformer.« GANZE REDE

 

Adrian Daub vs. Susan Neiman: »Wie geht woke, wo geht’s nach links?« 

Adrian Daub, Susan Neiman, Moderator Jan Feddersen. Fotos [m]: Ali Ghandtschi 

Impulsreferate auf dem Kongress »Mit dem Kopf durch die Wände« des PEN Berlin 16. Dezember 2023

»Ein rechter Kampfbegriff: woke« von Adrian Daub: »Der Verdacht drängt sich auf, dass es das Objekt der Erregung über Woke so gar nicht gibt, oder wenn, dann nur in der Erregung darüber. Wirklich scharf ist an den Charakteristiken nur die Kritik, die Ablehnung.« GANZES REFERAT

»Ein antiuniversalistisches Denken: woke« von Susan Neiman: »Wie schwer es in bestimmten Fällen auch sein mag, Gerechtigkeit und Machtansprüche auseinanderzuhalten, ist die prinzipielle Unterscheidung Grundlage des linksliberalen Denkens.« GANZES REFERAT

 

Mitgliederversammlung: Neue Mitglieder im Verein und im Board, Resolutionen

Boardbeats mit Doris Akrap und Simone Buchholz. Foto: Ali Ali Ghandtschi

Pressemitteilung, 16. Dezember 2023: »Die Autorenvereinigung PEN Berlin hat am Freitag an der Humboldt Universität zu Berlin ihre zweite Mitgliederversammlung in Präsenz abgehalten. Die Versammlung wählte 68 neue Mitglieder hinzu, davon 43 Frauen. In den PEN Berlin aufgenommen wurden unter anderem die Schriftsteller:innen Nava Ebrahimi, Deborah Feldman, Charlotte Gneuß, Navid Kermani und Fiston Mwanza Mujila, die Dramatikerin Sivan Ben Yishai, der Lyriker Martin Piekar, die Publizisten Hamed Abdel-Samad, Bernd Stegemann und Sophie Passmann, der Historiker Per Leo und der Philosoph Omri Boehm. Damit wächst der Verein auf rund 650 Mitglieder und auf einen Frauenanteil von 49 Prozent.« MEHR

 

»Solidarität mit Jüd:innen in Deutschland, Israel und überall«

Resolution der Mitgliederversammlung des PEN Berlin, 15. Dezember 2023: »Der PEN Berlin distanziert sich von der Positionierung des PEN International zum Terrorangriff vom 7. Oktober 2023, da sie in unseren Augen nicht mit den Werten des PEN vereinbar ist. Die Erklärung des PEN International lässt keine Empathie für die israelischen Opfer erkennen und verortet die Ursache für die Taten der Hamas nicht in deren eigener politischer Zielsetzung, sondern in der Politik Israels. Da der PEN International durch seine Verlautbarungen den Eindruck erweckt, für alle Mitglieder zu sprechen, anstatt die Mitglieder für sich sprechen zu lassen, halten wir eine Klärung für notwendig. Diese kommt sehr spät, dafür bitten wir all jene um Entschuldigung, die sich als Betroffene zurecht allein gelassen fühlen.« GANZE RESOLUTION

»Gegen gesellschaftliche Polarisierung und illiberale Tendenzen im Kulturbetrieb«

Resolution der Mitgliederversammlung, 15. Dezember 2023: »Für uns Schreibende ergibt sich eine Verpflichtung: Toleranz gegenüber anderen Meinungen, Standpunkten und Perspektiven. Und Sorgfalt in der eigenen Wortwahl. Das erfordert die Mäßigung, nicht jeder als falsch empfundenen Aussage, nicht jeder schiefen Formulierung sofort geharnischt entgegentreten zu wollen. Es erfordert, einzelne Worte nicht zu roten Linien zu machen, an denen sich angeblich Gut und Böse scheiden. Es erfordert die Geduld, zuzuhören und manchmal die Selbstbeherrschung, lieber nicht zu antworten. Ein friedliches Zusammenleben kann nicht gelingen ohne die Bereitschaft zur Toleranz. Demokratischer Dialog bedeutet, die Meinung des anderen für legitim zu halten, auch wenn man sie nicht teilt.« GANZE RESOLUTION


Eva Menasse: »Würden Sie Hannah Arendt als Vereinskollegin akzeptieren?«

Eva Menasse auf der Buchmesse 2023. Foto: Ali Ghandtschi

Beitrag von Eva Menasse in der Zeit Nr. 53/2023, 13. Dezember 2023: »Der ›nicht unbedeutende Historiker‹ Ernst Piper (Berliner Zeitung) ist wegen meiner politischen Ansichten und derer eines einfachen Mitglieds, der Philosophin Susan Neiman, per Facebook-Verlautbarung ausgetreten. Eine gemeinsame Vereinszugehörigkeit wurde ihm unerträglich; für diesen ›Mut‹ hat er fast tausend Likes bekommen. Mit etwas innerem Abstand ist das bloß eine kleine deutsche Übertragungssatire. (…) Jemand wie Piper könnte sich zumindest fragen, warum er diesem Verein beigetreten ist, wenn die einzige Aktivität in einem krachenden Austritt beshtand. Warum er nie das Gespräch suchte. Vor allem aber, ob er die größte Piper-Autorin Hannah Arendt, die Menachem Begin und dessen Partei immerhin mal in einem offenen Brief mit Terror, Faschismus und Nazismus verglich, als Vereinskollegin akzeptieren würde, wenn es ihm bei Susan Neiman nicht gelingt.« MEHR [€]


Deniz Yücel im Interview: »Wir sind keine Gesinnungsgemeinschaft«

Israel-Veranstaltung des PEN Berlin, Frankfurter Buchmesse, Oktober 2023. Foto: Ali Ghandtschi

PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel, DLF Kultur, 7. Dezember 2023: »Wir haben eine Veranstaltung gemacht gleich am Mittwochvormittag auf großer Bühne in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Buchmesse, am Tag nach der Eröffnungsrede von Slavoj Žižek. Der Titel: ›In Sorge um Israel.‹ Das möchte ich sagen, weil dieser allein dieser Titel etwas über den Charakter dieser Veranstaltung sagt. (…) Aber wir haben diesen Verein nicht als Gesinnungsgemeinschaft gegründet, wir haben sehr viel Wert gelegt auf Gründerinnen und Gründer, die in jeder erdenklichen Hinsicht divers sind, auch in politischer. (…): Es stimmt, wir haben keine Erklärung abgegeben: ›Der PEN Berlin steht an der Seite Israels.‹ Und mit Verlaub: Ich hätte eine solche Erklärung für hochnotpeinlich gehalten. Es gibt von diesem Verein keine Erklärung dieser Art, auch nicht zur Ukraine.« MEHR


Eva Menasse und Deniz Yücel: »Warum ist Meinungsstreit ein Problem?«

Eva Menasse und Deniz Yücel bei der Gründung des PEN Berlin im Juni 2022 Foto: Archiv

Berliner Zeitung: »Warum positioniert sich PEN Berlin nicht klar für Israel?«
Deniz Yücel: »Das tun wir doch, man muss es nur sehen wollen. (…) Reine Bekenntnispolitik fand ich immer befremdlich: Schnauzbärtige Männer sitzen im Pfeifenrauch und verkünden mit heiligem Ernst: ›Das deutsche PEN-Zentrum lehnt den Nato-Doppelbeschluss ab und fordert den Weltfrieden.‹ Das hat etwas Wichtigtuerisches und Lächerliches. (…).«
Berliner Zeitung:
»Der Name A.L. Kennedy wirkt wegen ihrer Haltung zum BDS wie eine Provokation. Ist das bewusst provozierend gesetzt?«
Eva Menasse:
»(…) Der Kongress ist lang geplant; die Einladung an A.L. Kennedy wurde vor über einem halben Jahr ausgesprochen. (…) Aber auch in diesem Zusammenhang gilt: Wenn wir uns als offene Gesellschaft ernst nehmen, müssen wir sie erst reden lassen und ihr zuhören, bevor wir sie kritisieren.« MEHR


Iranischer Rapper erneut verhaftet: Lasst unser Ehrenmitglied Toomaj Salehi frei!

Toomaj Salehi
FreeToomaj

Pressemitteilung vom 3. Dezember 2023: Der iranische Rapper Toomaj Salehi wurde am 30. November in Teheran von bewaffneten Polizisten auf offener Straße verprügelt und an einen unbekannten Ort verbracht. Zuvor hatte er auf Social Media ein Video veröffentlicht, in dem er über die Folter berichtet, die ihm während seiner vorherigen elfmonatigen Haft angetan wurde. Das iranische Regime beschuldigt ihn, in dem Video falsche Aussagen gemacht und Hetze betrieben zu haben. (…) Deniz Yücel Sprecher des PEN Berlin, erklärt: ›Während die Welt auf Israel und Gaza blickt, richtet die islamistische Diktatur immer mehr Regimegegner hin.‹« MEHR


»Die Kulturszene ist ein leichtes Opfer«

3Sat, Kulturzeit, Gespräch von Nina Mavis Brunner mit Eva Menasse, 30. November 2023: »Die Position einer linken Jüdin wie Candice Breitz, die seit vielen Jahren gegen die israelische Besatzungspolitik protestiert, die muss doch in Deutschland einen Platz haben. (…) Ich glaube, dass die Kulturszene ein leichtes Opfer von solchen Polarisierungen der Gesellschaft ist, weil sie sehr symbolisch ist – und weil Aktion hier sehr schnell zu einem Resultat wird: Es gibt ein paar Vorwürfe hier und da, und schon wird ein Preis zurückgezogen oder ausgesetzt. Da ist ja schnell was zu erreichen – was niemandem hilft. Man muss die Dinge immer vom Ende her sehen: Wird dadurch der Antisemitismus weniger? Nein. Wird der Frieden in der Gesellschaft besser? Nein (…) Ich glaube, dass die Digitalisierung eine ganz große Rolle spielt, weil wir alle unsere kuratierte Realität haben.« VIDEO


Causa Sharon Dodua Otoo: PEN Berlin mahnt zu Augenmaß im Kulturbetrieb

Pressemitteilung vom 29. November 2023: »Nun wird ein weiterer Literaturpreis ›ausgesetzt‹, nämlich der Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum an die britisch-deutsche Schriftstellerin Sharon Dodua Otoo. Ihr wird vorgeworfen, zwei Statements von ›Artists for Palestine UK‹ unterschrieben zu haben. (…) Eva Menasse stellt dazu fest: ›PEN Berlin spricht sich grundsätzlich gegen jeden politisch motivierten Boykott von Kunst und Kultur aus. Der Ansatz von BDS ist falsch und mit den Werten der PEN Charta unvereinbar. Ebenso falsch aber ist, diesen verfehlten Ansatz nun gegen seine Anhänger zu wenden. Angesichts der sich in den letzten Wochen häufenden Fälle erinnern wir die kulturellen Institutionen in Deutschland dringend an ihre Sorgfaltspflicht gegenüber anerkannten Künstler:innen.‹« MEHR

Urteil gegen Letzte Generation: Kriminalisierung geht zu weit

Foto: adobeStock – MiReh 565272394
Pressemitteilung vom 23. November 2023: »Das Landgericht München I hat die Klimaschutzgruppe Letzte Generation als kriminelle Vereinigung eingestuft. Zu dieser rechtskräftigen Entscheidung erklärte Deniz Yücel, Sprecher des PEN Berlin: ›Man muss die Letzte Generation nicht mögen. Man kann ihre drastischen Warnungen vor einer drohenden Klimakatastrophe teilen oder für überzogene Apokalyptik halten. Man kann einige ihrer Forderungen wie die Einrichtung eines ›Klimarates‹ für antidemokratisch halten und ihr vorwerfen, mit ihren Straßenblockaden und anderen Aktionen dafür gesorgt zu haben, dass die gesellschaftliche Zustimmung für klimapolitische Maßnahmen heute niedriger ist als noch vor einigen Jahren. Ihr – stets friedlicher – Protest darf aber nicht auf diese Weise kriminalisiert werden.‹« MEHR
 

»Es wird jedem das Schlimmste angedichtet und angehängt«

ARD, Titel, Thesen, Temparemente, Bericht von Max Burk und Gespräch mit Eva Menasse, 20. November 2023: »Wer hat wie schnell ›Aber‹ gesagt? Wer hat viel zu früh ›Kontext‹ gesagt? Es genügen Satzfetzen, um zu wissen, dass der andere mein Gegner ist. Das ist, glaube ich, eines der giftigen Elemente in allen Debatten. Aber da die Antisemitismus-, Israel- und Nahostdebatte so besonders schmerzhaft ist in diesem Land, ist es an der Stelle noch schlimmer. (…) Ich glaube, es wird jedem das Schlimmste angedichtet und angehängt. Und gleichzeitig hat man eine wahnsinnige Angst, dass man eigentlich gar nicht mehr irgendwas sagen darf. Das ist ja auch die Angst von politisch unverdächtigen Menschen: dass sie das Gefühl haben, dass bestimmte Diskurse solche Minenfelder geworden sind, dass es gar nicht mehr geht. Dass Kommunikation nicht mehr stattfinden kann. Und das ist schlecht für die Gesellschaft.« VIDEO


»Nie wieder ist jetzt«: Lesungen gegen Antisemitismus

Anna Yeliz Schentke bei ihrer Eröffnungsgsrede Foto: PEN Berlin

Lesung am 19. November in Frankfurt

Lesung »Nie wieder ist jetzt – Texte gegen Antisemitismus« im Künstlerhaus Mousonturm mit Stephan Anpalagan, Eva Demski, Özlem Dündar, Yannic Han Biao Federer, Arno Frank, Juan Guse, Kathrin Röggla und Anna Yeliz Schentke

Bericht in der Frankfurter Allgemeinen von Florian Balke, 20. November 2023: »Nach dem Angriff der Hamas auf Israel und der zögerlichen Solidarität des deutschen Kulturbetriebs hat der PEN Berlin eine Lesung in der Hauptstadt organisiert, die nun, mit leicht veränderter Textauswahl und neun anderen Autoren, in Frankfurt wiederholt wurde.« LINK [€]

 

Herta Müller, Seyran Ates im Deutschen Theater, Berlin. Foto: PEN Berlin

Lesung am 10. November 2023 in Berlin

Lesung »Nie wieder ist jetzt – Texte gegen Antisemitismus« im Deutschen Theater mit Seyran Ateş, Ralf Bönt, Nora Bossong, Thea Dorn, Michel Friedman, Joachim Helfer, Katja Lange-Müller, Ulrich Matthes, Herta Müller, Düzen Tekkal und Marko Martin
Eröffnungsgsrede von Joachim Helfer: »Wo Jüdinnen und Juden nicht sicher und frei von Angst leben können, kann bald niemand mehr sicher und frei von Angst leben. Judenhass war und ist immer Hass auf die Freiheit, die Toleranz, die Pluralität. Wir lassen uns als Demokraten nicht in Stämme spalten, sondern wir stehen zusammen für die universellen Rechte und Freiheiten aller Menschen.« GANZE REDE


»Olaf Scholz empfängt morgen Tayyip Erdogan – da stimmt etwas nicht«

ZDF, Maybrit Illner, Thema »Krieg in Nahost: Immer mehr Judenhass in Deutschland?« mit Malu Dreyer, Stephan Kramer, Ricarda Lang, Jens Spahn und Deniz Yücel, 16. November 2023: [Yücel:] »Zum Thema: Existenzrecht Israels bestreiten strafrechtlich zu verfolgen. Ich persönlich bin davon überzeugt: Wer über den Hass auf Israel nicht reden möchte, der möge auch über den Antisemitismus schweigen. Weil der Antisemitismus nach Auschwitz neue Formen angenommen hat und in der antisemitischen Verschwörungserzählung Israel eine ähnliche Rolle einnimmt als ›Gegenstaat‹, wie es Adorno mal formuliert hat: Die Juden als ›Gegenrasse‹. Aber es gilt auch das Prinzip: Wir verteidigen die offene Gesellschaft und den Rechtsstaat nicht, indem wir die offene Gesellschaft und den Rechtsstaat abschaffen. Und es gibt Meinungen, die man aushalten muss und die keinen Straftatbestand darstellen. (…) Und wo es dann einen Widerspruch gibt: In Deutschland wäre es eindeutig ein Straftatbestand zu sagen: ›Kauft nicht bei Juden!‹ Wer sagt das heute? Das sagt heute der Präsident der türkischen Religionsbehörde Diyanet, Ali Erbas. Sein Chef: Tayyip Erdogan. Wer empfängt den morgen? Unser Bundeskanzler Olaf Scholz. Und da stimmt etwas nicht.« VIDEO (AUSSCHNITTE)


»Wer über Israelhass nicht reden will, sollte vom Antisemitismus schweigen«

Deniz Yücel bei seiner Rede in Hamburg. Foto: Archiv

Rede auf der Gedenkveranstaltung zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht in Hamburg: »Luisa Neubauer hat eben ausgeführt, was die Zivilgesellschaft tun kann. Aber es gibt Dinge, die die Zivilgesellschaft nicht tun kann: zum Beispiel diese als Moschee getarnte Vertretung des iranischen Regimes, das Islamische Zentrum, schließen. Frau Staatssekretärin [Juliane Seifert, Bundesinnenministerium], Sie haben eben gesagt, dass es nicht bei Worten bleiben darf und Taten folgen müssen. Sehr richtig. Darum will ich die Bundesregierung einladen und auffordern: Machen Sie diese Vertretung des Mullah-Regimes, ohne das die Hamas nicht dieser Terrorapparat hätte werden können, der sie heute ist, endlich dicht!« GANZE REDE


Beitrag von Sophie Sumburane: Für den PEN Berlin in Kiew

Bericht von Sophie Sumburane in der taz, 4. November 2023: »Nicht mehr in Kiew, aber im Donbas sterben noch heute täglich Menschen, ohne ein Vor oder ein Zurück, in den Schützengräben, beim Treten auf Mienen, im Artillerie-Feuer. Ein Krieg, der hierzulande großes Entsetzen auslöste, doch nun, überlagert von zahlreichen anderen Krisen und Kriegen in der Welt, immer mehr aus dem Fokus rückt, immer weniger präsent ist. Auch aus diesem Grund hat die Schrift­stel­le­r*in­nen­ver­ei­ni­gung PEN der U­kraine eine Delegation von europäischen PEN-Zentren nach Kiew eingeladen. Der Einladung gefolgt sind Ver­tre­te­r*in­nen europäischer PEN-Zentren: Ann-Margit Austena aus Norwegen, Per Christian Ohr-gaard aus Dänemark, Peter Mickwitz aus Finnland, Henrik Sjöberg aus Schweden, Faruk Sehic aus Bosnien und Herzegowina, Stefan Todorovic aus Montenegro und eben ich vom PEN Berlin.« MEHR


Lesung auf der Frankfurter Buchmesse: Adania Shibli

Aus aktuellem Anlass: Lesung aus Adania Shiblis Roman »Eine Nebensache«

Eröffnungsgsrede von Deniz Yücel: »Allerdings teilen wir auch nicht die Ansicht, dass palästinensische Stimmen in Deutschland nicht gehört würden (…). Was fehlt, sind palästinische Stimmen – Intellektuelle, Künstler, Aktivisten – (…) die die Wortführerschaft nicht den, ob religiösen oder säkularen Radikalen auf der Straße überlassen.« MEHR

Grußwort von Adania Shibli: »Aus meinem traurigen Schweigen heraus danke ich ihnen, euch und dem Publikum. Diese Zuwendung bestätigt mir, dass Literatur für viele von uns eine Lebensader ist.« MEHR


PEN Berlin auf der Frankfurter Buchmesse

5 Tage, 16 Veranstaltungen, 50 Autor:innen: Und mit freundlicher Unterstützung der Frankfurter Buchmesse GmbH.

Zitate, Schnipsel und Fotos von allen Veranstaltungen

Medienberichte über Veranstaltungen des PEN Berlin

Videoaufzeichnung des Podiumsgesprächs »In Sorge um Israel«

Videoaufzeichnung des Podiumsgesprächs »Hoffnung für Russland: Irgendwer, irgendwie, irgendwann?«

 


PEN Berlin unterstützt Seyran Ates: Unsere Salman Rushdie

Seyran Ates auf der Rushdie-Lesung des PEN Berlin am 21.8.2022. Screenshot: Archiv

Pressemitteilung vom 20. Oktober 2023: »Nachdem Anschlagspläne eines Ablegers der Terrormiliz ›Islamischer Staat‹ auf die progressive Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin aufgedeckt wurden, erklärt PEN Berlin Solidarität mit seinem Gründungsmitglied Seyran Ateş. ›Zum Glück konnten die Mörder rechtzeitig aufgehalten werden‹, sagte PEN Berlin-Sprecher Deniz Yücel. ›Zehn Tage nach dem grauenhaften Massaker der Hamas in Israel erinnert diese Meldung daran, dass der islamistische Terrorismus auch in Deutschland die offene Gesellschaft bedroht.‹ (…) ›In Deutschland gibt es niemanden, deren Leben seit so langer Zeit von Islamisten bedroht wird wie Seyran Ateş.‹« MEHR


Keine Nebensache: Preis an Adania Shibli verleihen!

Pressemitteilung vom 12. Oktober 2023: »Nach dem bestialischen Angriff von Hamas-Terroristen auf Israel mehren sich in deutschen Medien Stimmen, die angesichts dieser Verbrechen die geplante Auszeichnung für Adania Shibli auf der Frankfurter Buchmesse als ›unerträglich‹ oder ›Taktlosigkeit‹ bezeichnen. Selbstverständlich ist diese Kritik legitim. Doch sie muss sich auch ihrerseits kritisieren lassen. Dazu hielt PEN-Berlin-Sprecherin Eva Menasse fest: ›Kein Buch wird anders, besser, schlechter oder gefährlicher, weil sich die Nachrichtenlage ändert. Entweder ist ein Buch preiswürdig oder nicht. Die schon vor Wochen getroffene Entscheidung der Jury für Shibli war nach meinem Dafürhalten eine sehr gute. Ihr den Preis zu entziehen, wäre politisch wie literarisch grundfalsch.‹« MEHR


Über uns

PEN Berlin.
Wir stehen im Wort.

Wir wollen einen neuen PEN.
Einen zeitgemäßen und diversen PEN, in dem sich auf Deutsch schreibende oder in Deutschland lebende Schriftsteller:innen und Übersetzer:innen aller literarischen und publizistischen Genres zusammenfinden.
Einen PEN von und für Kolleg:innen, die sich für Meinungsfreiheit und einen offenen Diskurs einsetzen, ohne Präsident:innen und andere Titel, mit einem paritätischen Board an der Spitze.
Einen PEN, der sich im Sinne der Charta des internationalen PEN gegen jede Form von Menschenhass wendet, dessen Mitglieder sich in den Dienst der Meinungsfreiheit stellen und die gemeinsam für eine bessere Zukunft eintreten.
Im Geiste unserer Namensgeberin Berlin, der Vielsprachigen, der Stadt, die heute für Offenheit und für die Überwindung von Grenzen steht, nennen wir uns PEN Berlin – eine NGO, die sich den Idealen der Aufklärung, der Meinungsvielfalt, der Toleranz und der Solidarität verpflichtet.
Denn die Freiheit des Wortes ist weltweit bedrohter als jemals zuvor. Immer mehr Autor:innen fürchten um ihr Leben und ihre körperliche Unversehrtheit. Unser Fokus wird deshalb auf der materiellen und ideellen Unterstützung verfolgter Kolleg:innen liegen.
Wir brauchen diesen neuen PEN, um dem Wort, der Literatur, der Poesie und jedem anderen textbasierten Genre den Raum zu geben, der notwendig ist, um sich frei zu entfalten.
Und wir brauchen diesen neuen PEN, der gemeinsam und unabhängig von Herkunft und Haltung Missstände anprangert und denjenigen hilft, die in ihrer freien Meinungsäußerung bedroht werden.
Uns sind alle willkommen, die mit dem Wort arbeiten und bereit sind, sich uns bei diesem Vorhaben anzuschließen.
Wir stehen im Wort.
Darum haben wir zum 10. Juni 2022 den PEN Berlin gegründet. Derzeit (November 2024) hat der PEN Berlin etwa 730 Mitglieder. PEN Berlin ist Mitglied des Dachverbands PEN International und der Deutschen Literaturkonferenz.

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