PM PEN Berlin: Kundgebung in Klütz – »Gewalt beginnt, wo das Reden aufhört«

Pressemitteilung vom 23. September 2025

Kundgebung in Klütz: »Gewalt beginnt, wo das Reden aufhört«

Flyer zur Kundgebung in Kütz
Grafik: PEN Berlin

Die Ausladung unseres Gründungsmitglieds Michel Friedman von einem Auftritt im Literaturhaus Uwe Johnson in Klütz (Mecklenburg) hat zu Irritationen geführt – auch bei uns. Wir bedauern, dass die für den Oktober 2026 anlässlich des 120. Geburtstags von Hannah Arendt geplante Veranstaltung abgesagt wurde.

So ist ein Eindruck entstanden, den niemand wollen kann, dem Demokratie, Kunst und der zivilisierte Austausch am Herzen liegen.

Darum rufen wir zu einer Kundgebung auf, und zwar am 29. September, 17 Uhr Am Markt, Klütz.

Den ersten Teil unseres Mottos haben wir Hannah Arendt entliehen: »Gewalt beginnt, wo das Reden aufhört – für eine starke Zivilgesellschaft in Klütz und überall«

Welche der öffentlich genannten Gründe in welchem Maß tatsächlich zur Ausladung von Michel Friedman geführt haben, können wir nicht beurteilen. Deshalb halten wir vier Grundsätze fest, für die sich auch die Kundgebung in Klütz aussprechen wird:

1. Das Kulturleben ist in Deutschland aus guten Gründen so geregelt, dass auch die von öffentlichen Mitteln geförderte Kultur nicht direkt der Entscheidungsgewalt der Exekutive unterstellt ist. Darüber, ob ein Literaturhaus diese oder jene Autorin einlädt, ob ein Theater dieses oder jenes Stück inszeniert, entscheidet kein Bürgermeister, kein Behördenleiter und kein Minister. Die Autonomie der Kultur muss bewahrt werden.

2. Veranstalter tragen die Verantwortung für die Sicherheit ihrer Gäste und Zuschauer. Wenn es begründete Sicherheitsbedenken wegen eines Gasts oder Themas gibt, muss man diese ernst nehmen. In diesem Fall ist es allerdings Aufgabe des Staats, die Sicherheit aller zu gewährleisten. Die Sorge vor (möglichen) Störungen gleich von welcher Seite kann niemals ein Argument sein, eine Veranstaltung abzusagen. Das vorauseilende Einknicken vor Leuten, die nicht Kritik im Sinn haben, sondern Verhinderung, ist inakzeptabel. Der Austausch, auch die harte Kontroverse, gehört zu einer lebendigen Kultur – Canceln und Gegen-Canceln nicht.

3. Auch der Hinweis auf angeblich zu hohe Kosten kann eine Ausladung nicht rechtfertigen, wenn eine Kulturinstitution genau für einen solchen Auftritt Fördermittel einzusammeln vermag. Das Argument, der Auftritt eines Autors »passe« nicht zu einer Gemeinde, ist kein Argument.

4. Antisemitismus ist inakzeptabel. Immer. Überall.

Es sprechen:
Oliver Hintz, Leiter des Literaturhauses Klütz
Michel Friedman, Philosoph und Publizist
Thea Dorn, Schriftstellerin und PEN-Berlin-Sprecherin

Die Besucherinnen und Besucher der Kundgebung sind eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen.

PEN Berlin. Wir stehen Am Markt.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner