Pressemitteilung vom 1. Oktober 2025
Zur Chefket-Ausladung: Sind Sie jetzt Bundestrikotminister, Herr Weimer?
Wir sind der Auffassung, dass Antisemitismus inakzeptabel ist. Immer. Überall. So stand es letzte Woche in unserem Aufruf zur Kundgebung am Montag in Klütz, nach der Ausladung des Publizisten Michel Friedman. Es ging dort um wichtige Fragen – zur Autonomie der Kunst und zur Meinungsfreiheit in der Demokratie. Kaum zurück aus Klütz haben wir schon wieder ein paar Fragen:
1. Chefket, Ihren Songs nach zu urteilen, haben Sie kein Problem mit der Existenz Israels. Was soll das also mit dem Trikot, das eine Landkarte von Palästina zeigt, auf der kein Platz für Israel mehr ist?
2. Herr Böhmermann, ohne Kunst- und Meinungsfreiheit kein ZDF Magazin Royale, keine Schmähgedichte, keine Satire … Chefket erst für einen Auftritt (ausgerechnet am 7. Oktober) einladen – warum eigentlich? – und dann ausladen – warum eigentlich? Was hat der Mann denn erst richtig und dann falsch gemacht? Endet die Lust an der Provokation zuverlässig da, wo man sich wirklich mit der Macht anlegen müsste?
3. Verantwortliche des Hauses der Kulturen der Welt, wie war das nochmal mit dem offenen Dialog, für den Ihr Haus steht? Auf der Bühne hätte Chefket erläutern können, was er mit »Free Palestine« meint, er hätte ein Missverständnis aus- oder einen Fehler einräumen und damit einen Dialog eröffnen können. Diese Chance ist nun vertan.
4. Herr Weimer, Ihre Ankündigung, die Korridore »des Sagbaren, Erkundbaren und Darstellbaren (…) zu weiten, anstatt sie zu verengen«, klang gut. Oder meinen Sie mit Meinungsfreiheit bloß die Freiheit, die Meinung des Kulturstaatsministers zu vertreten? Sie wissen doch, dass in Deutschland der Staat die Autonomie der Kunst und der Kultureinrichtungen fördert. »Was mischt sich ein Politiker in die Programmplanung eines Literaturhauses ein?« fragte Michel Friedman vorgestern in Klütz. Ganz recht, Herr Weimer, Sie dürfen diese Frage gern auf sich beziehen. Oder sind Sie jetzt der Bundestrikotminister?
PEN Berlin. Wir stehen im Wort.