Mitgliederbrief, 9. Februar 2023
Erdbeben in der Türkei und in Syrien: Helfen, aber wie?
Ausnahmsweise veröffentlichen wir hier einen Brief an unsere Mitglieder. Die hier gesammelten Informationen sind eine Momentaufnahme. Der konkrete Bedarf dürfte sich in den kommenden Tagen und Wochen ändern, weg von der akuten Hilfe hin zu langfristiger Unterstützung. Alle genannten Einrichtungen arbeiten mit Leuten vor Ort zusammen und können entsprechend reagieren.
Ihr werdet über die Erdbebenkatastrophe in der Türkei und in Syrien informiert sein, wir ersparen es uns, darüber große Worte zu verlieren.
Humanitäre Hilfe bei Naturkatastrophen gehört zwar nicht unseren Aufgaben als PEN Berlin. Doch in den vergangenen Tagen haben uns mehrfach Fragen von Mitgliedern erreicht, an welche Einrichtung man vertrauensvoll spenden kann, und wer dafür sorgt, dass die Hilfe so schnell wie möglich bei denen ankommt, die sie brauchen.
Was die Türkei anbetrifft, ist diese Verunsicherung sicher auch ein Ausdruck des Misstrauens gegenüber dem türkischen Staat, der versucht, alle Hilfslieferungen unter staatlicher Aufsicht zu monopolisieren – und eine Folge der vor allem in den sozialen Medien kursierenden Informationen und Fehlinformationen aller Art. Was Syrien anbetrifft, wohl vor allem Unkenntnis darüber, wer überhaupt Zugang zu den verschiedenen Teilen des Landes hat.
Als Board halten wir es nicht für sinnvoll, dass der PEN Berlin hier selber tätig wird; in Sachen Türkei und Syrien können andere besser und effizienter praktische Hilfe leisten. Aber wir haben uns bei einigen NGOs erkundigt, was genau sie machen und wie sie vorgehen. Auf diese Initiativen jenseits der großen deutschen Hilfsorganisationen möchten wir im Folgenden aufmerksam machen.
Diese Liste ist weder vollständig noch ausschließlich, nur als Handreichung gedacht: Wenn Ihr spenden wollt, aber nicht wisst, an wen, ist das vielleicht eine kleine Hilfe. Und wenn Ihr dieses Schreiben für nützlich erachtet, könnt Ihr es gerne weiterleiten. Mit Ausnahme der letztgenannten Organisation (Ahbap) sind alle in Deutschland ansässig und als gemeinnützig anerkannt; Spenden können also steuerlich abgesetzt werden.
Weiterführende Informationen und die Bankverbindungen sind verlinkt.
PEN Berlin. Wir stehen im Wort.
Überblick Erdbebenhilfe: Wer macht was?
I. Syrien
(Angaben nur für die Regionen Idlib und Rojava; für die vom Assad-Regime kontrollierten Landesteile haben wir auf die Schnelle keine verlässlichen Angaben gefunden.)
1. Adopt a Revolution: Die seit Jahren in Syrien tätige Kampagne sammelt Geld, um dieses ihren lokalen Kooperationspartnern vor allem in der Region Idlib zukommen zu lassen. Derzeit ist es fast unmöglich, von außen Hilfsgüter nach Idlib zu transportieren; Hilfe kann aktuell nur innerhalb der Gebiete organisiert werden.
2. The Syria Campaign: Ähnlich funktioniert die Spendenkampagne des deutschen (bzw. internationalen) Partnerorganisation der „Weißhelme“. Die dem Alternativen Friedensnobelpreis ausgezeichnete Organisation leistet in den Teilen Syriens humanitäre Arbeit, die nicht vom Assad-Regime oder kurdisch-dominierten Kräften kontrolliert werden.
II. Syrien + Türkei
3. Kurdische Gemeinde Deutschland: Die Kurdische Gemeinde verzichtet, wie die meisten hier genannten Organisationen, auf Sachspenden und bevorzugt Geldspenden, mit denen sie vor Ort benötigte Hilfsgüter kauft – was den Aufwand für Transport erspart. Dabei arbeitet die Kurdische Gemeinde mit lokalen Partnern in den (mehrheitlich) kurdischen besiedelten Dörfern und Stadtteilen in der Türkei zusammen. Zugleich bemüht sie sich, über den Nordirak Hilfsgüter nach Rojava (Syrisch-Kurdistan) zu bringen.
4. Medico International: Auch die auf humanitäre Hilfe spezialisierte Organisation Medico mit Sitz in Frankfurt sammelt Geld, um die benötigten Dinge (u.a. Zelte, Decken, Babynahrung) vor Ort zu kaufen. Dabei arbeitet Medico mit lokalen Partnern in der Türkei sowie in den syrischen Regionen Idlib und Rojava.
III. Türkei
5. Alevitische Gemeinde Deutschland: Genauso verfährt die Alevitische Gemeinde, die bei ihrer Spendenkampagne mit lokalen Partnern in den (mehrheitlich) alevitisch besiedelten Dörfern und Stadtteilen in der Türkei kooperiert. Gerade auch in der türkischen Region Hatay, wo die Situation besonders katastrophal war und ist.
6. Mosaik e.V.: Der Verein aus Hamm sammelt Geld mit der Kampagne „Mit Wärme und Licht die Not lindern“, um damit etwas zu kaufen, das derzeit in der Türkei kaum verfügbar ist: Generatoren. Bei der Zollabwicklung und der Verteilung vor Ort arbeitet der Verein mit dem Türkischen Roten Halbmond zusammen.
7. Türkische Gemeinde Deutschland: Die TGD will sich auf langfristige humanitäre Arbeit konzentrieren und ist dabei, den nach dem Beben von 1999 gegründeten Patenschaftsverein für Erdbebenopfer wiederzubeleben. Dafür arbeitet sie mit der Stadtverwaltung der westtürkischen Metropole Izmir zusammen.
8. Ahbap: Die vom Rockstar Haluk Levent gegründete NGO ist in 68 der 81 türkischen Provinzen des Landes tätig und genießt einen ausgezeichneten Ruf als Solidaritätsorganisation (u.a. in den Bereichen humanitäre und medizinische Hilfe und Bildung). Der türkische PEN ruft seine Mitglieder dazu auf, an Ahbap zu spenden. Es gibt auch einen englischsprachigen Aufruf. Direktspenden an Ahbap sind in Deutschland allerdings nicht steuerlich absetzbar.