Pressemitteilung vom 9. Oktober 2023
Goethe-Institute: Spar mir nicht so!
Dass die Goethe-Institute (Jahresbudget derzeit 239 Millionen Euro) sparen müssen, ist keine Überraschung. Nach Jahren von Pandemie und kriegsbedingter Energiekrise trifft es auch die traditionell breit aufgestellte deutsche Auslandskulturarbeit. Dass, wie kürzlich bekanntgegeben wurde, von 159 Goethe-Instituten weltweit neun geschlossen werden müssen, dafür aber in anderen Weltgegenden (etwa in Polen, der Republik Moldau und im Südpazifik) sogar neue eröffnet werden sollen, mutet an wie eine umsichtige, schonende Maßnahme – aber nur auf den allerersten Blick. Bereits auf den zweiten handelt es sich um eine schlecht durchdachte, noch schlechter kommunizierte Entscheidung mit verheerender Außenwirkung.
Denn am härtesten trifft es ausgerechnet die beiden größten westeuropäischen Partnerländer Italien und Frankreich – die Institute Triest, Genua, Turin, Bordeaux, Lille und Strasbourg müssen schließen, der besonders alte Standort Neapel wird bis zur Unkenntlichkeit verkleinert.
Wahr ist, dass zwei der französischen Standorte ohnehin klein waren; umso unverständlicher, warum dort nicht längst umstrukturiert wurde. Wahr ist auch, dass die US-Immobilie von Goethe in Washington so grandios teuer war, dass für die amerikanische Ostküste nun das Institut in New York genügen muss – aber wer war eigentlich mal für die Anmietung verantwortlich?
Während das beim Außenamt Annalena Baerbocks angesiedelte Goethe-Institut nun vermeintlich kreativ von „strategischer Neuausrichtung“ und „einer umfangreichen Transformation der globalen Organisation“ reimt, kommt ein anderer, riesiger und bisher überhaupt nicht betroffener Kostenpunkt gar nicht vor: nämlich die enorm aufgeblähte und schwerfällige Zentrale in München, die zudem in letzter Zeit immer mehr Geld in ehrgeizige Inlands-Projekte steckt – das aber gehört wohl kaum zur auslandskulturellen Aufgabe.
Eva Menasse, Sprecherin des PEN Berlin, kommentiert: „Auch Goethe muss sparen, schon klar. Dieses erste Ergebnis aber ist dürftig und politisch kurzsichtig. Es schont Pfründe im Inland und verprellt unnötig Frankreich und Italien.“ Schon Jürgen Habermas habe darauf hingewiesen, dass das Projekt Europa infolge von Sprach- und Kulturbarrieren am Mangel einer gemeinsamen Öffentlichkeit leide. „Öffentlichkeit ist aber Voraussetzung der Demokratie. Die europäischen Sprach- und Kulturinstitute leisten wertvolle Beiträge zum Abbau vorhandener Barrieren. An ihnen zu sparen, heißt an der Demokratie in Europa zu sparen.“
PEN Berlin. Wir stehen im Wort.