Resolution der Mitgliederversammlung des PEN Berlin, 15. Dezember 2023
Solidarität mit Jüd:innen in Deutschland, Israel und überall
Wir, die Mitgliederversammlung des PEN Berlin, stehen zusammen für die universellen Rechte und die Freiheit aller Menschen. Wir lassen uns als Demokrat:innen nicht spalten, wir lassen uns als Menschen nicht spalten.
Der PEN Berlin distanziert sich von der Positionierung des PEN International zum Terrorangriff vom 7. Oktober 2023, da sie in unseren Augen nicht mit den Werten des PEN vereinbar ist.
Die Erklärung des PEN International lässt keine Empathie für die israelischen Opfer erkennen und verortet die Ursache für die Taten der Hamas nicht in deren eigener politischer Zielsetzung, sondern in der Politik Israels. Da der PEN International durch seine Verlautbarungen den Eindruck erweckt, für alle Mitglieder zu sprechen, anstatt die Mitglieder für sich sprechen zu lassen, halten wir eine Klärung für notwendig. Diese kommt sehr spät, dafür bitten wir all jene um Entschuldigung, die sich als Betroffene zurecht allein gelassen fühlen.
Der PEN Berlin verurteilt den islamistischen Terrorangriff der Hamas und ihrer Verbündeten auf Israel. Der Angriff galt dem Staat Israel als Ganzem, den die Hamas erklärtermaßen vernichten will. Er galt Israel als Demokratie. Er galt Israel als dem Staat, der dafür steht, Jüd:innen vor Verfolgung und Vernichtung zu schützen. Und er galt den Jüd:innen als Jüd:innen, wie in der Charta der Hamas nachzulesen ist. Judenhass war und ist immer auch Hass auf die Demokratie, die Freiheit, die Moderne, die Toleranz, die Pluralität. Wir stehen an der Seite der Jüd:innen überall auf der Welt und somit an der Seite Israels. Wir treten ein gegen jeden Antisemitismus, sei es der eigene, sei er von rechts, links, aus der Mitte, akademisch, proletarisch, islamistisch, christlich etc.
Unsere Sorge und Solidarität gilt den Menschen in Israel, darunter Kolleg:innen, die durch den antisemitischen Terror der Hamas verletzt, gedemütigt, entführt, getötet wurden, und allen, die weiterhin mit dieser Bedrohung leben müssen. Israel ist der Staat der Überlebenden der Shoa und hat, wie jeder Staat, das Recht und die Pflicht, das Leben seiner Bürger:innen zu verteidigen.
Unsere Sorge und Solidarität gilt den palästinensischen Zivilist:innen, darunter Kolleg:innen, die infolge des aktuellen Krieges israelischen Luft- und Artillerieangriffen schutzlos ausgesetzt sind und leiden und sterben. Sie gilt den Menschen im Gazastreifen, die kaum Zugang zu medizinischer Versorgung, Nahrung und Wasser haben. Sie gilt den Menschen, die dort unter der Diktatur und der Kriegsstrategie der radikalislamistischen Hamas leiden.
Unsere Sorge und Solidarität gilt den Jüd:innen in Deutschland, die um ihre Sicherheit fürchten müssen, die antisemitischen Anfeindungen und Angriffen ausgesetzt sind. Wir stehen an ihrer Seite und setzen uns für sie, ihre Freiheit und Unversehrtheit ein.
Unsere Sorge und Solidarität gilt allen Menschen, die in Frieden und Freiheit leben wollen, und die derzeit verstärkt Rassismus und Feindlichkeit gegen Migrant:innen ausgesetzt sind. Wir warnen vor Pauschalisierungen: Kein:e Muslim:in soll sich für den Terror der Hamas rechtfertigen müssen, kein:e Jüd:in für die der israelischen Regierung.
Der PEN Berlin steht an der Seite all jener, die auf ein selbstbestimmtes Leben in Frieden und Freiheit für alle und überall hoffen und eintreten. Der PEN Berlin steht für kulturelle Diversität und setzt sich uneingeschränkt für die Kunstfreiheit sowie Meinungsvielfalt ein. Wir stehen für den freien, fairen, pluralistischen, offenen Austausch unterschiedlicher, auch unvereinbarer Positionen, nur so ist Demokratie lebbar. Diese Freiheit stößt aber – wie jede Freiheit in der Demokratie – dort an ihre Grenzen, wo sie die Rechte Anderer verletzt. Ein Recht auf Hatespeech und Gewaltaufrufe ist uns nicht bekannt.