PEN Berlin kritisiert scharf, dass die Schriftstellerin und Kolumnistin, unsere ehemalige Board-Kollegin Ronya Othmann vom Karachi-Literaturfestival ausgeladen wurde. Der Ausladung voraus ging eine Social-Media-Kampagne sowie ein offener Brief mit über 400 Unterzeichnern, in dem Othmann »zionistische und islamophobe Positionen« vorgeworfen wurden. Irritierend, ja befremdlich ist es, dass sich unter den Unterzeichnern zahlreiche Autoren und Intellektuelle finden, die Meinungsfreiheit für sich selbst jederzeit in Anspruch nehmen würden.
»Literatur kennt keine Landesgrenzen und muss auch in Zeiten innenpolitischer oder internationaler Erschütterungen eine allen Menschen gemeinsame Währung bleiben«, heißt es in der Charta des internationalen PEN. »Als PEN sind wir davon überzeugt, dass über alle politischen Differenzen hinweg Gespräch und Austausch möglich bleiben muss«, sagte PEN-Berlin-Sprecherin Eva Menasse. Zu jeder ernsthaften Debatte gehöre unabdingbar die Bereitschaft, Positionen nicht nur auszuhalten, die der eigenen diametral entgegenstehen – sondern sie überhaupt erst einmal anzuhören: »Sonst verkümmert jedes Gespräch zum Selbstgespräch.«
PEN Berlin lehnt es grundsätzlich ab, dass Autor:innen wegen ihrer politischen Positionen ausgeladen und gecancelt werden. Dieses Prinzip gilt auch und gerade im Zusammenhang mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt, in dem die Positionen zunehmend unversöhnlich werden; es gilt für Pakistan, Deutschland, überall.
Wir hoffen sehr, dass deutsche Kulturinstitutionen wie die Goethe-Institute aus Vorfällen wie diesem nicht den Schluss ziehen, nur noch deutsche Autoren vorzustellen, die nicht – in welcher Weise auch immer – als »problematisch« gelten, und dass sie weiterhin die deutsche Literaturszene in ihrer ästhetischen und politischen Vielfalt im Ausland präsentieren.