Sibylle Lewitscharoff

Wir trauern um Sibylle Lewitscharoff

Foto: Renate von Mangoldt

Am Samstag, den 13. Mai, ist Sibylle Lewitscharoff, unsere verehrte Kollegin, Büchnerpreisträgerin und Gründungsmitglied des PEN Berlin, nach langer Krankheit in Berlin gestorben.

Sie war eine herausragende, immens originelle, stupend gebildete Schriftstellerin und Künstlerin und ein beispielhaft starker, freier Mensch. Sie dachte frei, sie lachte frei, und wenn sie sich, wie es gelegentlich jedem geschieht, verrannt hatte, dann stellte sie sich ihren Irrtümern so unerschrocken und offen, wie sie auch mit allen anderen Zumutungen des Lebens umging.

Ihr Humor war grenzenlos und ansteckend, und mit ihrer Großzügigkeit schien sie die Vorurteile gegen Schwaben im Alleingang widerlegen zu wollen – es ist ihr gelungen. Wer sie kannte, wird die Worte »Geiz« und »schwäbisch« nicht mehr so leicht in einem Satz unterbringen.

Von der schweren, chronischen Erkrankung, die vor etwa zwölf Jahren einsetzte, ließ sie sich buchstäblich nicht lähmen. Nun zeigte sie erst recht, dass Geist und Gemüt – die in ihrem Fall voller Sprachreichtum, Mokanz, Ironie und heiligem Ernst waren – enorme Widerstandskräfte sein können. Ihre komplexe Familiengeschichte, ihre intellektuellen Erfahrungen, ihr Interesse an der Welt und ihre Begabung zu Liebe und Freundschaft, all das war und blieb lebendig und präsent. Bis zuletzt arbeitete sie an ihren wunderschönen, geheimnisvoll-aufgeladenen Kunstobjekten, die neben dem Schreiben ihre große Leidenschaft der letzten Jahre waren. Ihre Freundinnen und Freunde, über die sie ihr Kosewort »Schätzle« so verschwenderisch verteilte, werden sie ebenso vermissen wie ihre Leserinnen und Leser.

Sibylle Lewitscharoff wurde 69 Jahre alt.

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