September 2025 (Ukraine-Solidarität, Lahav Shani)
Zum Solidaritätsabend für die Ukraine auf dem internationalen literaturfestival berlin

taz, Bericht von Jens Uthoff, 22. September 2025: »Jermolenko, der auch Präsident des PEN Ukraine ist, wird mit Standing Ovations für seine Rede gefeiert. Sie bildet den Abschluss eines Solidaritätsabends für die Ukraine, den der PEN Berlin im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals Berlin ausrichtet. [Tanja Maljartschuk] erzählt eine Geschichte aus ihrer Heimatregion Iwano-Frankiwsk: Ein Mann, den sie aus der Kindheit kenne, habe sein Leben lang nichts anderes getan als Tiere gehütet – sechs Kühe, zwei Pferde. Nun sei er eingezogen worden, werde als Soldat gebraucht. Es sei vielsagend, dass dieser Mann, wahrscheinlich völlig ungeeignet für diese Aufgabe, nun vielleicht ein Gewehr in die Hand gedrückt bekomme: ›Dieser Krieg ruiniert das Leben eines jeden Menschen in der Ukraine.‹« LINK
rbb, Bericht von Natascha Freundel, 22. September 2025: »Zuerst hat Wolodymyr Jermolenko über die Toten geredet, über die Leerstellen, wie auch z.B die Autorin und Menschenrechtsaktivistin Victoria Amelina, die im Sommer 2023 nach einem russischen Raketenangriff auf ein Restaurant in Kramatorsk getötet wurde und deren Buch Blick auf Frauen. Den Krieg im Blick bei der edition.fotoTAPETA erschienen ist. Victoria Amelina war auch dieser Solidaritätsabend gewidmet..« LINK

rbb, Keynote von Wolodymyr Jermolenko, 22. September 2025: »Der Philosoph Wolodymyr Jermolenko gehört zu den wichtigsten Intellektuellen der Ukraine. Beim ilb sprach er über die Kultur seines Landes, die gerade eine Blüte erlebe – trotz des Krieges. Hier hören Sie Jermolenkos Rede in voller Länge. Sie bildete den Abschluss des Solidaritätsabends für die Ukraine im Haus der Berliner Festspiele am 19. September 2025, einer Kooperation des ilb mit dem PEN Berlin und dem Ukrainischen Institut. Nach einer kurzen Einleitung auf Englisch sprach Jermolenko auf Deutsch.« LINK
Zeit-Online, Keynote von Wolodymyr Yermolenko, 20. September 2025: »Das Wort ›Held‹ ist für uns nicht mehr pathetisch. Es ist pragmatisch geworden. Wir fordern heraus, was stärker scheint als wir. Wir gewinnen Kraft, indem wir tun, was zuvor unmöglich schien. Darum sagen wir: Ehre der Ukraine. Ehre den Helden.« LINK
Frankfurter Allgemeine, Bericht von Kerstin Holm, 21. September 2025: »Der Sprecher des PEN Berlin, Deniz Yücel, betonte in seiner Eingangsrede, bei aller Wertschätzung des geschriebenen Wortes sei einmal entfesselte Gewalt durch Worte nicht zu stoppen, sondern nur durch bewaffneten Kampf. So sei das NS-Regime nicht durch Pazifisten besiegt worden, sagte Yücel, sondern durch sowjetische und amerikanische Soldaten, von denen viele ihr Leben gaben. […] Die Ukraine erlebe derzeit trotz Leid und Tod eine Blüte der Kultur, eine Kultur des ›Trotzes‹.« LINK
Tagesspiegel, Bericht von Gerrit ter Horst, 20. September 2025: »Schwierige und düstere Voraussetzungen sind es also, unter denen der PEN Berlin, der PEN Ukraine und das Ukrainische Institut diesen Solidaritätsabend im Rahmen des internationalen Literaturfestivals am Freitagabend veranstalteten. Es wurde ein Abend über die Müdigkeit, aus dem man ganz wach herausging.‹« LINK

Berliner Zeitung, Bericht von Cornelia Geißler, 21. September 2025: »Aus Hunderten Mündern klingt es durch den Großen Saal im Haus der Berliner Festspiele: ›Krim, Krim, Krim‹. Der Musiker Yuriy Gurzhy hat sich beim Ukraine-Solidaritätsabend des Internationalen Literaturfestivals Berlin (ilb) den Publikumschor gewünscht. „In meinem Wörterbuch reimt sich auf Zuhause nichts anderes als Krim‹, übersetzt er den Refrain des volksliedhaften Songs. Er erinnert an die 2023 durch einen Raketenangriff gestorbene Schriftstellerin Victoria Amelina, an ihren Mut und ihre Neugier. Und er verbreitet zum ernsten Thema mit seinem Lied ein bisschen gute Laune. Die steigert sich noch, als er ein Stück zur Gitarre singt, das er im Sommer in Charkiw mit Serhij Zhadan komponiert hat, das ist wütend, das hat Kraft. Zhadan ist per Videobotschaft zugeschaltet, er hat anderes zu tun in seiner Heimat. Er spricht davon, dass die Kultur eine wichtige verbindende Rolle für die Ukrainer heute hat. Nicht leidend klingt er, sondern selbstbewusst.« LINK
Zur Ausladung von Lahav Shani
ARD, Titel Thesen Temperamente, Bericht von Yasemin Ergin, 21. September 2025: »Auch PEN-Berlin-Mitsprecher Deniz Yücel positionierte sich klar für Kunst und Meinungsfreiheit ohne Wenn und Aber: ›Das ist ein Angriff auf die Meinungsfreiheit, weil die Meinungsfreiheit bedeutet auch das Recht, sich zu Dingen, zu denen ich mich öffentlich nicht äußern möchte, mich auch nicht äußern zu müssen. Also mitsingen und mitklatschen und mitschunkeln muss man in totalitären Regimen. Zu einer Demokratie gehört auch das Recht, die Klappe zu halten.‹« LINK und VIDEO
Berliner Zeitung, Bericht von Susanne Lenz, 12. September 2025: »Auch der PEN Berlin kritisiert die Ausladung Lahav Shanis und insbesondere die Begründung, Lahav Shani habe nicht ›für nötige Klarheit über seine Haltung gegenüber dem genozidalen Regime‹ gesorgt. Ob es sich bei diesem Vorgang wirklich, wie Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sagt, um einen Fall von ›blankem Antisemitismus‹ handelt, sei dahingestellt, heißt es in der Mitteilung vom Donnerstag. Zweifellos skandalös sei jedoch, dass die Verantwortlichen des Flanders Festival Ghent der Ansicht sind, der Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra und künftige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker müsse erst einmal beantworten, wie er es mit der Politik der Regierung Benjamin Netanjahus halte, bevor er bei ihnen Schubert, Beethoven und Wagner (!) dirigieren dürfe.« LINK
3sat Kulturzeit, 11. September 2025, Bericht von Nicolette Feiler-Thull und Natalia Bieniek sowie Gespräch von Nina Mavis Brunner mit Deniz Yücel: »Das eine ist ein Grundprinzip, wenn wir über Kunst reden: Das ist die Trennung von Kunst und Künstler, von Werk und Autor. Also Lahav Shani sollte in Gent Wagner inszenieren. Wagner! Das ist wirklich eine Pointe. (…) Man kann für einen Komponisten und einen Dirigenten nicht verschiedene Maßstäbe anlegen. Oder man kann einen historischen Künstler nicht anhand anderer Kriterien messen als Künstler der Gegenwart.«. LINK und VIDEO