Medien

[Interviews, namentlich gezeichnete Beiträge oder offene Briefe, die einzelne Boardmitglieder unterzeichnet haben, geben nicht notwendig die Ansichten des gesamten Boards wieder.]

September 2025 (Solidaritätsabend für die Ukraine auf dem internationalen literaturfestival berlin)

taz, Bericht Von Jens Uthoff, 22. September 2025: »Jermolenko, der auch Präsident des PEN Ukraine ist, wird mit ­Standing Ovations für seine Rede gefeiert. Sie bildet den Abschluss eines Solidaritätsabends für die Ukraine, den der PEN Berlin im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals Berlin ausrichtet. [Tanja ­Maljartschuk] erzählt eine Geschichte aus ihrer Heimatregion Iwano-Frankiwsk: Ein Mann, den sie aus der Kindheit kenne, habe sein Leben lang nichts anderes getan als Tiere gehütet – sechs Kühe, zwei Pferde. Nun sei er eingezogen worden, werde als Soldat gebraucht. Es sei vielsagend, dass dieser Mann, wahrscheinlich völlig ungeeignet für diese Aufgabe, nun vielleicht ein Gewehr in die Hand gedrückt bekomme: ›Dieser Krieg ruiniert das Leben eines jeden Menschen in der Ukraine.‹« LINK

rbb, Bericht von Natascha Freundel, 22. September 2025: »Zuerst hat Wolodymyr Jermolenko über die Toten geredet, über die Leerstellen, wie auch z.B die Autorin und Menschenrechtsaktivistin Victoria Amelina, die im Sommer 2023 nach einem russischen Raketenangriff auf ein Restaurant in Kramatorsk getötet wurde und deren Buch Blick auf Frauen. Den Krieg im Blick bei der edition.fotoTAPETA erschienen ist. Victoria Amelina war auch dieser Solidaritätsabend gewidmet..« LINK

rbb, Keynote von Wolodymyr Jermolenko, 22. September 2025: »Der Philosoph Wolodymyr Jermolenko gehört zu den wichtigsten Intellektuellen der Ukraine. Beim Internationalen Literaturfestival Berlin (ilb) sprach er über die Kultur seines Landes, die gerade eine Blüte erlebe – trotz des Krieges. Hier hören Sie Jermolenkos Rede in voller Länge. Sie bildete den Abschluss des Solidaritätsabends für die Ukraine im Haus der Berliner Festspiele am 19. September 2025, einer Kooperation des ilb mit dem PEN Berlin und dem Ukrainischen Institut. Nach einer kurzen Einleitung auf Englisch sprach Jermolenko auf Deutsch.« LINK

FAZ, Bericht von Kerstin Holm, 21. September 2025: »Der Sprecher des PEN Berlin, Deniz Yücel, betonte in seiner Eingangsrede, bei aller Wertschätzung des geschriebenen Wortes sei einmal entfesselte Gewalt durch Worte nicht zu stoppen, sondern nur durch bewaffneten Kampf. So sei das NS-Regime nicht durch Pazifisten besiegt worden, sagte Yücel, sondern durch sowjetische und amerikanische Soldaten, von denen viele ihr Leben gaben. […] Die Ukraine erlebe derzeit trotz Leid und Tod eine Blüte der Kultur, eine Kultur des ›Trotzes‹.« LINK

Tagesspiegel, Bericht von Gerrit ter Horst, 20. September 2025: »Schwierige und düstere Voraussetzungen sind es also, unter denen der PEN Berlin, der PEN Ukraine und das Ukrainische Institut diesen Solidaritätsabend im Rahmen des internationalen Literaturfestivals am Freitagabend veranstalteten. Es wurde ein Abend über die Müdigkeit, aus dem man ganz wach herausging.‹« LINK

Berliner Zeitung, Bericht von Cornelia Geißler, 21. September 2025: »Aus Hunderten Mündern klingt es durch den Großen Saal im Haus der Berliner Festspiele: ›Krim, Krim, Krim‹. Der Musiker Yuriy Gurzhy hat sich beim Ukraine-Solidaritätsabend des Internationalen Literaturfestivals Berlin (ilb) den Publikumschor gewünscht. „In meinem Wörterbuch reimt sich auf Zuhause nichts anderes als Krim“, übersetzt er den Refrain des volksliedhaften Songs. Er erinnert an die 2023 durch einen Raketenangriff gestorbene Schriftstellerin Victoria Amelina, an ihren Mut und ihre Neugier. Und er verbreitet zum ernsten Thema mit seinem Lied ein bisschen gute Laune. Die steigert sich noch, als er ein Stück zur Gitarre singt, das er im Sommer in Charkiw mit Serhij Zhadan komponiert hat, das ist wütend, das hat Kraft. Zhadan ist per Videobotschaft zugeschaltet, er hat anderes zu tun in seiner Heimat. Er spricht davon, dass die Kultur eine wichtige verbindende Rolle für die Ukrainer heute hat. Nicht leidend klingt er, sondern selbstbewusst.‹« LINK

ZEIT Online, Keynote von Wolodymyr Yermolenko, 20. September 2025: »Das Wort „Held“ ist für uns nicht mehr pathetisch. Es ist pragmatisch geworden. Wir fordern heraus, was stärker scheint als wir. Wir gewinnen Kraft, indem wir tun, was zuvor unmöglich schien.  Darum sagen wir:  Ehre der Ukraine. Ehre den Helden.« LINK

Juni/Juli 2025 (Boualem Sansal, Maxim Biller)

Zum Urteil gegen Boualem Sansal

Welt, Bericht von Marc Reichwein, 2. Juli 2025: »Ein Berufungsgericht in Algier hat die im März verhängte fünfjährige Haftstrafe für den algerisch-französischen Schriftsteller Boualem Sansal bestätigt. (…) Der PEN Berlin und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels kritisierten die Entscheidung in Algier. Thea Dorn, PEN-Berlin-Sprecherin, sagte: ›Einen Schriftsteller für ein Interview zu verurteilen, in dem er weder gegen den algerischen Staat hetzt noch anderweitig Hass verbreitet, ist ein politischer Skandal.‹« LINK

Zur »Zeit«-Kolumne von Maxim Biller

Berliner Zeitung, Beitrag von Susanne Lenz, 27. Juni 2025: »Deniz Yücel, Sprecher des PEN Berlin äußert sich gegenüber der Berliner Zeitung zur Löschung der Kolumne ›Morbus Israel‹ von Maxim Biller und nennt das Vorgehen der Wochenzeitung Die Zeit ›hilflos und unsouverän‹. Am Donnerstag war Billers Polemik zum Israel-Gaza-Krieg in der gedruckten Zeit erschienen. Am selben Tag wurde der Artikel im Online-Kanal der Wochenzeitung von der Redaktion gelöscht, nachdem er dort bereits am Mittwoch ausgespielt worden war. (…) Ein Problem hat Deniz Yücel allerdings damit, dass der Text von der Webseite gelöscht worden ist.« LINK [€]

junge Welt, Bericht von Peter Merg, 30. Juni 2025: »Eine solche Kolumne aus dem Netz zu nehmen ist nicht nur ›hilflos und unsouverän‹, wie jetzt der selbst nicht eben antizionistische Sprecher des PEN Berlin, Deniz Yücel, korrekt kritisiert. Es ist vor allem verlogen. Es scheint, Biller ist ehrlicher, als die Zeit ertragen kann.« LINK

April/Mai 2025 (Payman Farahavar, Omri Boehm, Nicholas Potter, Koalitionsvertrag)

Zum Todesurteil gegen den iranischen Dichter Peyman Farahavar

Peyman Farahavar
Peyman Farahavar. Foto: Archiv

Frankfurter Allgemeine, Bericht von Andreas Platthaus, 7. Mai 2025: »Am vergangenen Donnerstag ist Farahavar in einem Schnellverfahren, das im berüchtigten Lakan-Gefängnis in der nordiranischen Stadt Rasht abgehalten wurde, zum Tod verurteilt worden – das Lakan-Gefängnis ist bekannt als Hinrichtungsstätte. (…) Darüber hat PEN Berlin in einer Erklärung informiert, für die sich die Autorenorganisation auf die iranische Menschenrechtsorganisation Hengaw beruft. (…) Hengaw zufolge wurde das Urteil von einem ›Revolutionsgericht‹ gesprochen, das dem Angeklagten ›bewaffneten Aufstand‹ und ›Krieg gegen Gott‹ vorgeworfen habe. In seinen politischen Gedichten setze sich Peyman Farahavar für Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit ein.« LINK

taz, Bericht, 9. Mai 2025: »Peyman Farahavar kritisierte die Abholzung von Wäldern seiner Heimatregion. Dafür wurde der iranische Dichter nun zum Tode verurteilt. (…) Der deutsche Schriftstellerverband PEN zeigte sich ›zutiefst erschüttert‹ über das Todesurteil. PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel sagte: ›Das Todesurteil gegen einen Dichter, der nichts anderes getan hat, als Umweltzerstörung und Korruption anzuprangern, entlarvt den iranischen Machtapparat als das, was er ist: ein System organisierter Barbarei.‹« LINK 

Zu den Morddrohungen gegen den »taz«-Journalisten Nicholas Potter

Nicholas Potter
Nicholas Potter. Foto: Olga Blackbird

Neue Zürcher Zeitung, Bericht von Birgit Schmid, 17. April 2025: »Der Journalist Nicholas Potter von der linken taz in Berlin schreibt über den Nahostkonflikt und linken Antisemitismus. Linke Aktivisten fühlen sich gemeint und führen seit Wochen eine Verleumdungskampagne gegen Potter, hetzen in den sozialen Netzwerken, formulieren Drohungen, versuchen ihn so einzuschüchtern. (…) Nun ist in Berlin ein Plakat mit der Überschrift ›Wanted‹ aufgetaucht, mit dem Gesicht von Potter und dem Spruch ›From the river to the sea‹. (…) Die Schriftstellervereinigung PEN Berlin verurteilte die Drohung.« LINK [€]

Frankfurter Allgemeine, Bericht von Antea Obinja, 21. Mai 2025: »Nicholas Potter berichtet über Antisemitismus, Rechtsextremismus und Radikalisierung, aber auch über den Nahostkonflikt und die propalästinensischen Proteste und wird seit Jahren im Netz für seine Arbeit angefeindet. Im vergangenen Jahr wurden Sticker mit seinem Gesicht in Berlin verteilt, die Plakate stellen auch für ihn eine neue Qualität der Bedrohung dar. Laut der Schriftstellervereinigung PEN Berlin sei darauf zu lesen, Potter könne ›bluten wie jeder andere auch‹ und ›erniedrigt und eliminiert werden‹. Für den Journalisten ein ›eindeutiger Mordaufruf‹. So sehen das auch die taz und der PEN Berlin.« LINK

rbb, Radio 3 am Morgen, Gespräch mit Deniz Yücel, 17. April 2025: »« LINK

Zur Ausladung von Omri Boehm von der Gedenkfeier in Buchenwald

dpa, Bericht, übernommen u.a. von der Süddeutschen Zeitung, 5. April 2025: »Im Streit um eine verschobene Rede des Philosophen Omri Boehm bei einer Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwalds hat sich die Autorenvereinigung PEN zu Wort gemeldet. Aus Sicht von PEN Berlin wäre Boehm ein ›höchst geeigneter Redner für die Gedenkveranstaltung gewesen‹, teilte die Schriftstellervereinigung mit. (…) PEN Berlin kritisierte den Botschafter: So zeugten dessen Äußerungen in der Sache etwa von einem ›eigenwilligen Amtsverständnis‹. Vereinssprecherin Autorin Thea Dorn bezog sich auf den Leitspruch der Gedenkstätte Buchenwald ›Geschichte begreifen – für die Zukunft lernen‹ und bemängelte: ›Ich bezweifle, dass man etwas für die Zukunft gelernt hat, wenn man, wie jetzt geschehen, seine eigenen Überzeugungen verrät und dem Druck nachgibt, den der Vertreter einer Regierung ausübt, die autokratische Züge trägt.‹« LINK

DLF Kultur, Lesart, Gespräch von Andrea Gerk mit Thea Dorn, 7. April 2025: »Das ist alles in allem ein hochgradig verkorkster, unglücklicher, ja vielleicht letzten Endes sogar unwürdiger Vorgang, der dann gerade noch gerettet wurde, weil immerhin auf einer Seite die Beteiligten, eben Herr Wagner und vor allem Omri Boehm, selbst die Nerven behalten haben und gesagt haben: Dann lassen wir es nicht auf die Eskalation ankommen. (…) Jens Christian Wagner hätte damit rechnen können, wenn nicht eigentlich müssen, dass es Gegenwind gibt und hätte dann auch im Vorfeld vielleicht sich prüfen müssen, inwieweit er willens oder auch imstande ist, diesem Gegenwind zu trotzen. Andererseits kann ich gut verstehen, dass Wagner auf Böhm gekommen ist. Omri Boehm ist ein Vertreter an Kant geschult.« LINK und AUDIO

Zum Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD

WDR 3, Mosaik, Bericht, 1. April 2025: »Die Verhandlungspartner der Parteien wollen laut dem Arbeitspapier Kultur und Medien entschiedener gegen Informationsmanipulation vorgehen und den Straftatsbestand der Volksverhetzung verschärfen. PEN Berlin warnt vor einer übermäßigen Auslegung von ›Hass und Hetze‹ und betont, dass Meinungsfreiheit auch provokative oder unangenehme Äußerungen umfassen müsse. In einer offenen Gesellschaft dürfe es kein ›Wahrheitsgesetz‹ geben.« LINK

Berliner Zeitung, Kommentar von Timo Feldhaus, 1. April 2025: »Die Autorenvereinigung PEN Berlin sieht die Gefahren für die Demokratie, die von Volksverhetzung und vorsätzlicher Desinformation ausgehen. (…) Sie sehen jedoch auch ›seit geraumer Zeit eine bedenkliche Tendenz, die Grenzen dessen, was als Volksverhetzung gewertet wird, immer großzügiger auszulegen‹. Das gehe nicht so weiter. Der Journalist Deniz Yücel, PEN-Berlin-Sprecher, erklärt eloquent: ›Die Freiheit des Wortes umfasst auch die Freiheit des ahnungslosen, bescheuerten, provozierenden, umstürzlerischen, frevlerischen, scheußlichen, geschmacklosen oder dummen Wortes. Die Ausdehnung des Volksverhetzungsvorwurfs und die inflationäre Verwendung der Formel ›Hass und Hetze‹ haben dem zivilisierten Miteinander nicht genutzt, sondern geschadet.‹ Das sitzt.« LINK

Zeit-Online, Kommentar von Johannes Schneider, 4. April 2025: »Wenn man von der Lautstärke des Theaterdonners ausgeht, ist die Sache erst mal erledigt. ›Wer kein Wahrheitsministerium will, sollte auch kein Wahrheitsgesetz schaffen‹, heißt es in einer Pressemitteilung des Autorinnenverbands PEN Berlin. (…) In Deutschland ist das eine ganze intellektuelle Generation, die die Skepsis gegenüber absoluten Weltentwürfen lange und schmerzhaft gelernt hat. Sie musste sich und das Land erst mühsam freischwimmen aus den ideologischen Strömungen des 20. Jahrhunderts. (…) Sie reagierte auch entsprechend begeistert auf die Möglichkeiten des Loslaberns im Internet, das sie um die Jahrtausendwende als 20- bis 40-Jährige ereilte, als junge Wilde in den Redaktionen und an den Fakultäten. Dass dieser Ort nun, 25 Jahre später, böser sein soll als deutsche Volksparteien: Man versteht die Verwirrung, auch in einer Schriftstellervereinigung wie PEN Berlin, wo diese große Kohorte auch und bis in die Führung stark vertreten ist.« LINK

Welt, Kommentar von Deniz Yücel, 11. April 2025: »Schon jetzt kann sich jede natürliche und juristische Person gegen Verleumdung und üble Nachrede zur Wehr setzen. Die Annahme jedoch, die Wahrheit selbst habe den Personen vergleichbare Rechtsansprüche, die der Staat durchsetzen könne, ist so grotesk, wie der Befund erschreckend ist, dass man aus dem öffentlichen Umgang mit der Corona-Pandemie keine andere Lehre gezogen hat. Böse Absichten muss man niemandem unterstellen: Gezielte Desinformation, unter anderem von fremden Geheimdiensten, gibt es wirklich. Bloß lässt sich das nur dadurch bekämpfen, dass Staat und Medien ihre Glaubwürdigkeit (zurück-)gewinnen – nicht durch ein Wahrheitsgesetz. Der Weg zur Hölle ist bekanntlich mit guten Absichten gepflastert.« LINK

Le Monde diplomatique, Kommentar von Benoît Bréville, 25. April 2025: »Die bisher für autoritäre Regime typische Kriminalisierung politischer Gegner erreicht die Demokratien. Das in Deutschland seit 1. Januar 2018 gültige Netzwerkdurchsetzungsgesetz zur Kontrolle der sozialen Medien ist so vage formuliert, dass es laut Human Rights Watch einen gefährlichen Präzedenzfall für andere Länder darstellt, ›welche die Meinungsfreiheit im Netz einschränken wollen‹. Kritik kam auch vom PEN Berlin. Finstere Diktatoren und aufgeklärte Liberale, religiöse Fanatiker und empörte Aktivisten, alle tanzen nach der Pfeife der Zensoren und folgen, wie der liberale Vordenker Benjamin Constant 1814 schrieb, der ›bemerkenswerten Neigung, alles weit von sich zu weisen, was die kleinste Unannehmlichkeit mit sich bringt, ohne zu überprüfen, ob dieser überstürzte Verzicht nicht vielleicht anhaltende Unannehmlichkeiten nach sich zieht‹.« LINK

Boualem Sansal (Dez–Mai 2025)

WDR 3, Die Kulturnachrichten, 16. Mai 2025: Im Fall des in Algerien zu fünf Jahren Haft verurteilten algerischen Schriftstellers Boualem Sansal richteten sich Akteur:innen der deutschen Buchbranche an die neue Bundesregrierung »Die deutsche Buchbranche hat an die neue Bundesregierung appelliert, sich für die Freilassung von Boualem Sansal einzusetzen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sowie die Schriftstellerverbände PEN Deutschland und PEN Berlin betonen in einer gemeinsam Erklärung, es gebe keine Rechtsgrundlage für die Inhaftierung des Schriftstellers in Algerien.« LINK

Thea Dorn
Thea Dorn. 3 Sat Kulturzeit: Haftstrafe für Schriftsteller Boualem Sansal

3Sat, Kulturzeit, Bericht von Lotar Schüler, 27. März 2025: »Das Urteil ist gefällt. Fünf Jahre Haft für den algerisch-französischen Schriftsteller Boualem Sansal. Kulturstaatsministerin Claudia Roth: ›Jetzt muss unsere gemeinsame Forderung sein: die unmittelbare und unverzügliche Freilassung eines großartigen Schriftstellers und Intellektuellen.‹ Thea Dorn: ›Es ist ganz wichtig, dass es weiter ein öffentliches Bewusstsein für den Fall gibt. […] Weil das erste was in so einem System passiert, ist dass sie dem Inhaftierten erklären, du bist eh vergessen, für dich interessiert sich keiner mehr, du kannst hier bei uns verrotten.‹« LINK

FAZ, ein Beitrag von Lena Bopp/Andreas Platthaus, 27. März 2025: »Nach einem Schnellverfahren muss der französisch-algerische Schriftsteller für fünf Jahre in Haft. Sansal wird vorgeworfen, in einem Interview mit einer französischen Zeitschrift Algeriens Integrität gefährdet zu haben. […] Der PEN Berlin forderte die Freilassung von Sansal, der lediglich von seiner Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht habe. ›Algerien soll – so der Stand der aktuellen Koalitionsverhandlungen – zu einem sicheren Drittstaat erklärt werden‹, so Deniz Yücel, Sprecher des PEN Berlin. ›Algerien ist nicht sicher, am wenigsten für Menschen, die es wagen, die Machthaber zu kritisieren.‹ Auch der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zeigte sich ›zutiefst erschüttert über die Verurteilung des algerischen Schriftstellers.‹« LINK

Tagesspiegel, Auszug der dpa-infocom, 20. März 2025: »Der mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnete Autor Boualem Sansal wird in Algerien festgehalten, wo ihm zehn Jahre Haft drohen. […] Das am Donnerstag begonnene Strafverfahren gegen Sansal, bei dem die Anklage die zehnjährige Haft forderte, bezeichnete PEN Berlin als ›Justizfarce‹. Wegen seiner unbestechlichen Kritik am algerischen Regime und am politischen Islam sei der Autor seit längerem Schikanen und Bedrohungen ausgesetzt gewesen, weshalb er sich im vergangenen Jahr in Frankreich niederließ. « LINK

FAZ, ein Beitrag von Lena Bopp, 20. März 2025: »Vor einem Gericht in Dar El Beïda bei Algier hat heute ein Schnellverfahren gegen den algerisch-französischen Schriftsteller Boualem Sansal begonnen. Wie französische Medien berichten, soll die Staatsanwaltschaft des Gerichts eine Haftstrafe von zehn Jahren und eine Geldstrafe von einer Million Dinar (rund 7000 Euro) gefordert haben. […] Auch der PEN Berlin in Deutschland verurteilt das nun angesetzte Schnellverfahren gegen Sansal in einer Mitteilung scharf. ›Was wir hier erleben, ist eine Justizfarce‹, sagte Deniz Yücel, Sprecher des PEN Berlin. ›Es ist zu befürchten, dass das Urteil bereits feststeht, noch ehe dieser Schnellprozess begonnen hat. So handeln Schurkenstaaten.‹ Der PEN Berlin appelliert an die Bundesregierung, sich entschieden für den Schriftsteller einzusetzen und alles in ihrer Macht Stehende zu tun, damit er sofort freigelassen werde.‹« LINK

Die Zeit, Beitrag von Ronja Wirts, 11. März 2025: »Im Dezember wurde der Schriftsteller Boualem Sansal in Algerien verhaftet. Wie es mit ihm weitergeht, ist unklar. In der Literaturszene regt sich Protest. […] Anfang der Woche hatten Mitglieder des PEN Berlin außerdem auf der Tourismusmesse ITB protestiert. ›Free Sansal‹ war auf großen Transparenten zu lesen, mit denen sich die Beteiligten vor dem Stand des algerischen Tourismusverbands aufstellten. Thea Dorn, Schriftstellerin und Mitorganisatorin, sprach von einem ›verzweifelten Versuch, Aufmerksamkeit auf den Fall zu lenken.‹« LINK

WELT, Beitrag von Marc Reichwein, 8. März 2025: Zur Solidaritätsveranstaltung für Boualem Sansal am 7. März 2025 im Deutschen Theater mit Herta Müller, Irina Scherbakowa, Daniel Kehlmann, Liao Yiwu, Kamel Daoud u.a., organisiert vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, dem Kulturmagazin Perlentaucher und dem Merlin Verlag. »Daniel Kehlmann berichtete, wie er vor wenigen Tagen – gemeinsam mit den beiden Sprechern der Schriftstellervereinigung PEN Berlin, Thea Dorn und Deniz Yücel, eine kleine, ›zivilisierte‹ Protestnote am Algerienstand der Internationalen Tourismus Börse (ITB) veranstaltet habe. Eine Diktatur sei kein Urlaubsland, so Kehlmann.« LINK

Radio 3 (rbb), Live Übertragung der Solidaritätsveranstaltung für Boualem Sansal am 7. März 2025 im Deutschen Theater mit Herta Müller, Irina Scherbakowa, Daniel Kehlmann, Liao Yiwu, Kamel Daoud. Moderiert von Natascha Freundel: »Namhafte Autorinnen und Autoren, darunter Nobelpreis- und Friedenspreisträgerinnen, sprachen am 7. März 2025 im Deutschen Theater über und für Boualem Sansal.« Autor Daniel Kehlmann sprich über die Protestaktion des PEN Berlin am Algerienstand auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin (ab 29:02). LINK

Protestaktion des PEN Berlin für Boualem Sansal auf der ITB. Deniz Yücel, Thea Dorn, Can Dündar (v.l.n.r.), am 4.3.25

3sat Kulturzeit, Beitrag von Luis Babst, 4. März 2025: »Dienstag Mittag auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin. Mitglieder der Schriftstellervereinigung PEN bereiten sich auf eine Protestaktion vor: Freiheit für Boualem Sansal. ›Dass ein schwerkranker, 80-jähriger Mann ohne Anklage jetzt im vierten Monat in Haft sitzt, seinem Anwalt, seinem französischen, die Akteneinsicht verwehrt wird – es wird ihm der Besuch verwehrt, also die Einreise nach Algerien –, das ist Verhalten von Schurkenstaaten. […] Dass er demnächst in Haft stirbt, ist eine reale Gefahr‹« sagte PEN Berlin-Sprecherin Thea DornLINK

Deutschlandfunk Kultur, Beitrag von Dieter Nürnberger, 4. März  2025: »Mitglieder der Autorenvereinigung PEN Berlin demonstrierten vor dem Algerien-Messestand für die Freilassung von Boualem Sansal, dem französisch-algerischen Schriftsteller, der seit fast drei Wochen im Hungerstreik ist. […] Thea Dorn, die bekannte Schriftstellerin und Fernsehmoderatorin, hat sich ebenfalls eingereiht. […] Die Protestierenden tragen weiße T -Shirts mit dem Konterfei des verhafteten Kollegen. Hashtag-Free Sansal steht darauf. […] Für Daniel Kehlmann, einem der erfolgreichsten Romanautoren im deutschsprachigen Raum, ist Solidarität selbstverständlich. [Er] spricht von einem harmlosen Satz mit bösen Folgen. ›Der harmlose Satz war der, dass seiner Meinung nach die Westsahara traditionell eher zu Marokko gehört als zu Algerien. Für einen solchen Satz, eigentlich eine Interpretation historischer Verhältnisse, wo man nun eine Diskussion führen könnte, wenn man Lust hat, wurde er wegen Hochverrates verhaftet und es dauerte eine Weile bis man überhaupt erfuhr, dass er im Gefängnis war.‹ […] Die Demonstrierenden lassen den Inhaftierten auch zu Wort kommen über einen kleinen Lautsprecher.« LINK

rbb, Beitrag von Tomas Fitzel, 4. März 2025: »Protestiert hat der PEN Berlin. Er fordert, dass der algerische Schriftsteller Boualem Sansal freigelassen wird. […] die Polizei war zwar schnell da, hat aber nicht eingegriffen, weil sie gesehen hat, das ist alles sehr friedlich. […] Thea Dorn: ›Manchmal hilft ja auch der öffentliche Protest, dass man danach ein besseres Gespräch mit der Diplomatie führen kann.‹ Deniz Yücel: ›Als ich in türkischer Haft saß, habe ich irgendwann in einer türkischen Zeitung ein Foto gesehen, wie meine Freunde, die sich für mich eingesetzt haben, hier auf der ITB eine ganz ähnliche Protestaktion gemacht haben. Jede Protestaktion hat erst mal einen Adressaten, noch vor den Regierungen – der deutschen Regierung, der betreffenden Regierung –, der allererste Adressat ist immer derjenige, der Kollege, die Kollegin, die im Knast sitzt. Weil das ankommt, weil das zählt, weil das Gefühl, ich werde hier nicht vergessen, wichtig ist. Dieses Gefühl möchten wir Boualem Sansal geben.‹« LINK

hpd, Beitrag von Ralf Nestmeier, 5. Dezember 2024: »Der 75-jährige Schriftsteller Boualem Sansal, bekannt für Werke wie ›Der Schwur der Barbaren‹ oder ›2084 – Das Ende der Welt‹, wurde am 16. November bei seiner Einreise am Flughafen von Algier verhaftet. Tagelang gab es kein Lebenszeichen, bis bekannt wurde, dass er in einem Untersuchungsgefängnis festgehalten wird. Die Vorwürfe wiegen schwer: Gefährdung der staatlichen Sicherheit durch angeblich terroristische und subversive Handlungen. […] Thea Dorn, Sprecherin des PEN Berlin, erklärte: ›Boualem Sansal ist eine der wichtigsten Stimmen der französischsprachigen Literatur. Seine leidenschaftlichen öffentlichen Warnungen vor dem politischen Islam können seine Verhaftung ebenso wenig rechtfertigen wie die nun erhobenen Vorwürfe.‹« LINK

Januar 2025 (Saman Yasin)

Deutschlandfunk, 18. Januar 2025: »Ihr Ehrenmitglied Yasin sei seit gestern in Berlin, teilte der PEN heute mit. Der aus dem kurdischen Teil Irans stammende Rapper war seit Oktober 2022 wegen seiner regimekritischen Texte in Haft. Im Zusammenhang mit den Protesten ›Frau, Leben, Freiheit‹ war Yasin laut PEN der ›Feindschaft gegen Gott‹ beschuldigt und vom Revolutionsgericht in einem Schauprozess zum Tode verurteilt worden.« LINK

Zeit online, 18. Januar 2025: »Im Gefängnis wurde [Saman Yasin] laut PEN schwer gefoltert und misshandelt, unter anderem durch eine Scheinhinrichtung. Die deutsch-iranische Menschenrechtsorganisation HÁWAR.help hatte sich zusammen mit PEN Berlin und dem SPD-Bundestagsabgeordneten Carlos Kasper für Yasins Freilassung eingesetzt. Der Schriftstellerverband will den Rapper nach eigenen Angaben beim Einleben in Berlin unterstützen.« LINK

Bayerischer Rundfunk, mit Informationen von epd, 18. Januar 2025: »›Saman Yasin ist endlich frei‹, so PEN Berlin-Boardmitglied Joachim Helfer, ›unser anderes iranisches Ehrenmitglied Toomaj Salehi ist es seit Dezember 2024.‹ Das sei vermutlich eine Folge der kritischen Situation, in der sich die Islamische Republik Iran derzeit befände. ›Es zeigt aber auch, dass internationale Solidarität und der Einsatz für Menschenrechte etwas bewirken können.‹« LINK

Berliner Zeitung, Bericht von Ulrich Seidler, 19. Januar 2025: »Der 29-jährige Yasin sei den Angaben nach am Freitag am Flughafen von der deutsch-iranischen Autorin Daniela Sepehri, PEN-Berlin-Mitglied und Mitinitiatorin des Patenschaftsprogramms für politische Gefangene in Iran, in Empfang genommen. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Carlos Kasper hatte die Patenschaft für Yasin übernommen und seine Freilassung gefordert.« LINK

Hiphop.de, Bericht von Michael Ebenger, 19. Januar 2025: »Außerdem danken sie der Hilfsorganisation HÀWAR.help, die ›sich unermüdlich dafür eingesetzt hat, dass Saman Yasin jetzt in Deutschland in Sicherheit ist‹, so das PEN Berlin in der Pressemitteilung.« LINK

WDR Cosmo, Bericht von Anne Lorenz, 20. Januar 2025: »Gegen das Todesurteil legte Saman Yasin Berufung ein – mit Erfolg: Das Gericht hob das Urteil auf. Ende Oktober wurde der 26-Jährige vorläufig auf Kaution freigelassen. Nun ist er sicher im Exil in Berlin angekommen, wie die Schriftstellervereinigung PEN Berlin bekannt gegeben hat.« LINK

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