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September/Oktober 2025 (Klütz und mehr)
Zur Ausladung von Cheftek
Berliner Zeitung, Bericht von khe, 1. Oktober 2025: »Die Debatte um die Absage eines Konzerts des Rappers Chefket im Haus der Kulturen der Welt (HKW) lässt nicht ab. Nun kritisiert auch der Verband PEN Berlin die Ausladung. An das HKW gerichtet fragt PEN Berlin nach dem ›offenen Dialog‹ für den das Haus stehe. Man habe die Chance vertan, mit dem Rapper und dessen Haltung zum Nahost-Krieg in den Dialog zu gehen.« Die Berliner Zeitung veröffentlicht unsere Pressemitteilung im Wortlaut. LINK
Zur PEN-Berlin-Kundgebung »Gewalt beginnt, wo das Reden aufhört« in Klütz
NDR, Bericht von Christoph Kümmritz, 29. September 2025: »Hier ist ein Vorfall passiert, zu dem wir ›nein‹ sagen und wir möchten verstehen, wie es zu diesem Vorfall gekommen ist«, sagt PEN-Berlin-Sprecherin Thea Dorn in ihrer Anfangsrede. LINK
3sat, Kulturzeit, Beitrag von Bernd Mosebach und Susanne Seidl sowie Gespräch von Nina Mavis Brunner mit Michel Friedman, 29. September 2025: »Die Kulturfreiheit ist eine ganz wichtige Freiheit, die übrigens sowohl von Präsident Trump als auch in Ungarn von Orbán, dort wo totalitäre Entwicklungen sind, als erste angegriffen wird. Und so gesehen war das hier ein Versuch, Brücken zu bauen, aber bewusst zu machen: Eine Einmischung der Politik in die Kultur darf es in unserem freien Land nicht geben. Dazu gehört auch Klütz.«. LINK und VIDEO
Spiegel, Reportage von Alina Herbing, 30. September 2025: »Der PEN Berlin hat bewusst darauf verzichtet, Busse mit Menschen zu der Kundgebung zu bringen. Sie wollen Klütz nicht überrollen, sondern ins Gespräch kommen, erklärt Thea Dorn. Auch vom PEN Berlin hat niemand den ehrenamtlichen Bürgermeister dazu aufgefordert zurückzutreten. ›Wir möchten verstehen, wie es zu diesem Vorfall gekommen ist‹, sagt Thea Dorn. ›Wir haben allen Respekt vor Menschen, die sich hier und anderswo ehrenamtlich in der Politik engagieren. Wir sind auch ein Ehrenamtsverein. Wir wissen, was es bedeutet, ehrenamtlich tätig zu sein.‹« LINK

dpa, Bericht von Iris Leithold, übernommen u.a. von der Frankfurter Allgemeinen, 29. September 2025: »Nach der umstrittenen Ausladung Michel Friedmans von der Hannah-Arendt-Woche 2026 in Klütz haben laut Polizei rund 500 Menschen an einer Kundgebung und Diskussion mit dem Publizisten auf dem Markt der Kleinstadt in Nordwestmecklenburg teilgenommen. Die Autorenvereinigung PEN Berlin hatte dazu eingeladen. Michel Friedman machte dabei sein Unverständnis darüber deutlich, dass sich ein Bürgermeister in die Programmplanung eines Literaturhauses einmische. ›Die Zeiten sind doch vorbei, dachte ich‹, sagte er.« LINK
Süddeutsche Zeitung, Reportage von Ulrike Nimz, 30. September 2025: »›Wir sind kein Ufo, das hier landet, wir sind ein Angebot an die Klützerinnen und Klützer‹, sagt Deniz Yücel. Und bevor es zu kuschelig wird: ›Wir hätten diese Kundgebung auch gemacht, wenn das ganze Dorf dagegen gewesen wäre‹. Wer schon einmal auf ostdeutschen Marktplätzen stand, wenn Personal aus Berlin anreist, um über Demokratie zu debattieren, der weiß, wie das ausgehen kann. Angela Merkel, Olaf Scholz, Annalena Baerbock – sie alle haben schon gegen Trillerpfeifen und Beleidigungen angeschrien. In Klütz gibt es auch das: Solidarität. ›Wer Angst hat, ist dabei, den Weg der Demokratie schon zu verlassen‹, mahnt ein Bürgermeister aus der Region. Man könne sich auch einfach mal bei Herrn Friedman entschuldigen, findet ein anderer. Meinungsfreiheit, da sind sich die meisten einig, darf nicht nur für die eigene gelten.« LINK

Vorwärts, Reportage von Finn Lyko, 30. September 2025: »Als Thea Dorn und Deniz Yücel, die Sprecher*innen des Vereins, die kleine Bühne auf dem Marktplatz betreten, schaut ein Mann am Rande der Menschenmenge skeptisch. „Weißt du, wer die sind?“, fragt er den Mann neben sich. Der schüttelt nur den Kopf. Neugierig scheinen viele Klützer*innen dennoch zu sein. Mehr als 400 Menschen sind laut Polizei gekommen. (…) Jede Person, die eine Frage hat oder etwas sagen möchte, meldet sich und bekommt dann ein Mikrofon gereicht. Jetzt kommt die Stadtgesellschaft zu Wort.« LINK
Neue Zürcher Zeitung, Reportage von Nathan Giwerzew, 30. September 2025: »Michel Friedman lächelt als er in der mecklenburgischen 3000-Seelen-Stadt Klütz die Bühne betritt. Man habe ihn wissen lassen dass er nicht hierher passe sagt der 69-jährige jüdische Publizist auf dem Marktplatz zwischen Backstein- und Fachwerkhäusern. Schon setzen die ersten Bürger zu Buhrufen an dann aber ergänzt er: ›Ich finde wir passen sehr gut zueinander.‹ Für einen Moment gelingt es Friedman die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Die rund tausend Klützer werden noch weitere zwei Stunden in der Kälte ausharren, um das mit Friedman auszudiskutieren, was ihnen auf der Seele brennt.« LINK

Zeit-Online, Reportage von Alisa Schellenberg, 30. September 2025: »Deniz Yücel und ein Kollege sind mit Mikrofonen unterwegs auf dem Marktplatz, der wirklich eine Agora wird. Ein Fest für Sozial- und Politikwissenschaftler. Viele wollen jetzt sprechen, fassen sich ein Herz. (…) Nicht alles von dem, was am Montag gesagt wurde, war nett. Manches war sogar hässlich. Aber es wurde gerungen, gestritten. Und danach sah es am Anfang gar nicht aus. Am Ende sagt Thea Dorn, die Moderatorin des Abends, so etwas wie das heute in Klütz habe sie noch nie erlebt.« LINK
Deutschlandfunk, Kultur heute, Beitrag von Silke Hasselmann, 30. September 2025: »Wortmeldungen gab es viele. Die einen unterstützten das Hauptanliegen des Berliner Schriftsteller- und Autorenverbandes, zu dessen Gründungsmitgliedern Michel Friedman gehört, nämlich Kunstfreiheit auch gegenüber dem Klützer Literaturhaus. [Miro Zahra:] ›Wir haben hier eine eigenständige kulturelle Institution, die hat einen Leiter, der hat ein künstlerisches Programm entwickelt und Michel Friedman ist ein Teil davon. Und keine der lokalen Politikerinnen oder Politiker hat das Recht, das infrage zu stellen. Es geht um Kunstfreiheit, die durch unser Grundgesetz geschützt wird.‹« LINK und AUDIO
Ostsee-Zeitung, Reportage von Michael Meyer, 30. September 2025: »Klütz hat gepunktet auf seinem Marktplatz im Herbst. Friedman lässt durchklingen, dass er sich über eine erneute Einladung nach Klütz freuen würde. Und Thea Dorn sagt zum Abschluss versöhnlich: ›So etwas habe ich noch nie erlebt, dass so viele Menschen in der Kälte auf einem Marktplatz stehen und miteinander reden. Ich alte Frankfurterin habe heute begriffen, wie Demokratie gehen kann. Danke Klütz!‹« LINK [€]

taz, Reportage von Jan Kahlcke, 30. September 2025: »Es gelingt etwas Erstaunliches: Der Markt, abgesperrt mit einem Trecker und einem Kipplader, wird zu etwas, das die Moderatorin, die Autorin Thea Dorn, später mit der altgriechischen Agora vergleichen wird. Ein Debattenforum auf Kopfsteinpflaster, bei dem jede:r die Chance hat, zu Wort zu kommen. (…) Wenn jüdische Menschen ausgeladen werden, weil es zu aufwändig scheint, sie vor Antisemiten zu schützen, ist die Demokratie in Gefahr. Das hat die PEN-Leute um Deniz Yücel bewogen, die Kundgebung abzuhalten. Und darüber gibt es an diesem Herbstabend auch keinen Dissens.« LINK
DLF Kultur, Lesart, Gespräch von Andrea Gerk mit Gregor Sander, 30. September 2025: »Das ist wirklich ein ernsthaftes, seriöses Literaturhaus, das da in dieser winzigen Stadt steht. Das ist ein alter Kornspeicher und da ist auch noch die Bibliothek der Stadt drin, da ist die Stadtinformation drin. Da werden Lesungen und Literaturveranstaltungen gemacht, ich selber habe da auch schon gelesen. Das ist extrem besonders. Und das war auch einer der Gründe für mich, warum ich da hingefahren bin. Ich würde nämlich sehr gerne, dass dieses Literaturhaus Uwe Jonsson das alles überlebt und dass das dort im sehr schönen Klütz stehenbleibt und weiteren Literaturveranstaltungen gemacht werden.« LINK und AUDIO

radio 3 [rbb], Radio 3 am Morgen, Bericht von Daniel Batel, 30. September 2025: »Die Ursachen der Entscheidung blieben zwar auch nach der Veranstaltung weiter unklar, dafür gab es Raum für unterschiedlichste Meinungen, was vielen Besuchern imponierte: [Besucherin:] ›Ich fand diese Art und Weise, sich auf dem Marktplatz zu treffen und wirklich das Mikrofon aufzumachen für alle und wirklich jedem die gleiche Zeit zu geben, toll. Ich hatte aber den Eindruck, dass nicht alle, die was zu sagen hatten, was gesagt haben. Ich finde es großartig, dass die Klützerinnen und Klützer auch hier waren, auch die, die zum Bürgermeister stehen und dass alle das miteinander ausgehalten haben. Ich glaube, einige gehen hier anders vom Platz, als sie hierher gekommen sind.‹« LINK und AUDIO
Nordkurier, Bericht von Udo Roll, 1. Oktober 2025: »Nach gut zwei Stunden lebhafter und teilweise kontroverser Diskussion auf dem Marktplatz in Klütz über seine Ausladung für eine Veranstaltung im kommenden Jahr äußerte der Publizist Michel Friedman am Montagabend eine Hoffnung: ›Vielleicht werde ich ja wieder eingeladen.‹« LINK
Berichte und Interviews vor der Kundgebung in Klütz
NDR Kultur, Gespräch von Philipp Schmid mit Deniz Yücel, 29. September 2025: »Die zweite Ebene geht über Klütz hinaus. Das ist aus unserer Perspektive nur ein Fall von vielen, wie wir es in den letzten Jahren in Deutschland verstärkt nach dem 7. Oktober, aber nicht erst seither und nicht nur in diesem Zusammenhang erleben: Canceln, Ausladungen, Literaturpreise, die dann doch nicht vergeben werden, Gastredner, die wieder ausgeladen werden… Und auf dieser Ebene erhoffe ich mir von Klütz, dass die Botschaft heute Abend ausgeht, dass Leute – Bürgermeister, Minister, wer auch immer –, die etwas canceln wollen, sich das zweimal überlegen, weil sie sich dann fragen müssen, ob sie sich durch eine solche Ausladung nicht noch viel größeren Ärger einhandeln.« LINK und AUDIO

NDR 1, Bericht von Anja Bauer, 29. September 2025: »Die Klützer fühlen sich durch die Aussage des Literaturhauses und die daraus folgende bundesweite Berichterstattung in die rechte Ecke gedrängt. Dabei betonten sie, dass die Gemeinde weltoffen und tolerant sei und es immer eine Bereicherung sei, wenn kluge Köpfe über gesellschaftlich relevante Themen sprechen würden. Man wolle Michel Friedmann willkommen heißen, hieß es und werde das heute auch deutlich machen.« LINK und AUDIO
Lübecker Nachrichten, Interview von Hanno Kabel mit Deniz Yücel, 27. September 2025: [Kabel:] »Sollte Meinungsfreiheit grenzenlos sein?« – [Yücel:]: »Nein. Aber wir fragen in Deutschland bei diesem Thema zu schnell nach Grenzen. Wir sollten zuerst über Freiheit reden. Auch die Freiheit, dummes Zeug zu behaupten. Auch Dinge, die andere als verletzend oder schockierend empfinden. Erst, wenn wir das anerkennen, können wir über Grenzen reden. Die sollte es geben – aber man sollte sie so weit wie möglich auslegen.« LINK [€] und PDF
DLF Kultur, Studio 9, Gespräch von Nicole Dittmer mit Deniz Yücel, 26. September 2025: [Dittmer:] »Nach deutschlandweit dann heftiger Kritik legt der Bürgermeister von Klütz jetzt sein Amt nieder. (…) Der PEN Berlin hat für kommenden Montag eine Kundgebung in Klütz angekündigt, auf der auch Michel Friedmann reden soll. Wird die Kundgebung jetzt trotzdem stattfinden?« [Yücel:] »Ja, selbstverständlich, weil für uns hat sich nichts geändert, wie sich unsere Kundgebung auch nicht gegen den Bürgermeister gerichtet hat. Wir haben auch keine Rücktrittsforderungen erhoben, sondern haben ein paar Punkte gemacht. Unter anderem die Autonomie der Kultur, dass es nicht zulässig ist, dass die Politik in Deutschland über den Inhalt, über das, was in Kultureinrichtungen läuft, bestimmt.« LINK und AUDIO
radio 3 [rbb], Radio 3 am Morgen, Gespräch von Anja Herzog mit Deniz Yücel, 26. September 2025: »Wir wenden uns immer gegen dieses Canceln und Gegencanceln, ob das jetzt bei Omri Böhm ist, bei dem der israelische Botschafter dagegen protestiert hatte, dass er bei einer Gedenkveranstaltung in Buchenwald spricht oder im Falle des israelischen Historikers Benny Morris, der an der Universität Leipzig eingeladen war, dort auf Druck von pro-palästinensischen Studenten die Veranstaltung abgesagt wurde. (…) Es geht nicht nur um Michel Friedman, der Gründungsmitglied des PEN Berlin ist. Es gibt eine große Tendenz, und deswegen erhoffe ich mir, dass am Montag von Klütz aus die Botschaft in die Republik geht.« LINK und AUDIO
dpa, Bericht von Christina Sticht, übernommen u.a. von Zeit-Online, 26. September 2025: »Die Autorenvereinigung hält auch nach dem Rücktritt von Mevius an der Kundgebung fest. ›PEN Berlin hat deutlich gemacht, wogegen sich diese Kundgebung richtet und wofür sie plädiert: allem voran für die Autonomie der Kultur und gegen die Unsitte von Canceln und Gegen-Canceln. Eine Rücktrittsforderung haben wir nie erhoben, im Gegenteil: Wir haben selbstverständlich auch Herrn Mevius zu der Kundgebung eingeladen‹, erklärte Dorn auf dpa-Anfrage. ›An der Ausladung Michel Friedmans durch die Stadt Klütz, die uns zu der Kundgebung am Montag bewogen hat, hat sich durch den angekündigten Rücktritt von Bürgermeister Jürgen Mevius nichts geändert.‹« LINK
Berliner Zeitung, Bericht von Susanne Lenz, 26. September 2025: »Nach Klütz kommt Michel Friedman nun trotzdem – und zwar schon am Montag. Die Autorenvereinigung PEN Berlin hat für diesen Tag eine Kundgebung für Meinungsfreiheit und kulturelle Autonomie in Klütz angekündigt. Friedman wird dort unter dem Motto ›Gewalt beginnt, wo das Reden aufhört – für eine starke Zivilgesellschaft in Klütz und überall‹ auftreten. LINK [€]
Ostsee-Zeitung, Bericht von Michael Prochnow u.a., 26. September 2025: »Der Bürgermeister von Klütz, Jürgen Mevius tritt zurück – nach harter Kritik an der Absage eines Auftritts des Publizisten Michel Friedman im Literaturhaus der Stadt. (…) Mevius erklärt zu seinem Rücktritt, dass er sich unfair behandelt fühle. ›Die Ereignisse haben mich dazu bewogen‹, teilt er mit. ›Was mit der schlichten Absage eines Termins, für den es noch keinen Vertrag und keine gesicherte Finanzierung gab, begann, wurde zu einer Verleumdungskampagne gegen mich und die Stadtvertretung, ja sogar gegen die ganze Region.‹ (…) Am Montag, 29. September, ist eine Kundgebung auf dem Marktplatz von Klütz geplant. Der Berliner PEN-Verband, der die Demo mit dem Literaturhaus organisiert, teilt mit: ›Die Ausladung unseres Gründungsmitglieds Michel Friedman hat zu Irritationen geführt – auch bei uns. So ist ein Eindruck entstanden, den niemand wollen kann, dem Demokratie, Kunst und der zivilisierte Austausch am Herzen liegen.‹« LINK [€]
DLF Kultur, Lesart, Gespräch von Frank Meyer mit Thea Dorn, 25. September 2025: »Es ist eine Kundgebung, es ist der Versuch mit den Bürgern vor Ort auch ins Gespräch zu kommen und das knüpft eine, wir sind ein junger Verein, aber wenn man so will, eine gute alte Tradition an. (…) Und natürlich auch diejenigen zu stärken, die vor Ort dafür kämpfen, dass es das gibt. Also jeder beschwört in Sonntagsreden die lebendige, starke Zivilgesellschaft. Und es ist in diesem Sinne eine Aktion einer lebendigen, starken Zivilgesellschaft, so wie zum Beispiel dieses Literaturhaus, dahinter steht ein Förderverein, um solche Leute zu stärken.« LINK und AUDIO
DLF Kultur, Meldung, 23. September 2025: »Wegen der Ausladung des Publizisten Michel Friedman von einer Veranstaltung in Klütz in Mecklenburg-Vorpommern hat der PEN-Berlin eine Demonstration angemeldet. Das teilte der Landkreis Nordwestmecklenburg mit.« LINK