Words against Violence (Ein Abend für Salman Rushdie)
Solidaritätsveranstaltung im Berliner Ensemble am 21. August 2022
3Sat, Kulturzeit, Beitrag von Lotar Schüler und Miriam Böttger und Studiogespräch von Vivian Perkovic mit Seyran Ateş, 22. August 2022: »[›Die Satanischen Verse‹ sind] meiner Ansicht nach eines der größten und besten Werke, die aus der islamischen Community jemals geschrieben wurden. Weil das ein sehr vielschichtiges Buch ist, das zum Nachdenken anregt über Zweifel, über Glauben, über Gesellschaft. Es geht so tief hinein, auch in die Seele der islamischen Gemeinschaft, dass ich der Ansicht bin, dass jeder Moslem es lesen sollte.« VIDEO
ÖRF 1, Morgenjournal, Beitrag von Andreas Pfeifer, 22. August 2022: »Zehn Tage nach dem Messerattentat auf Salman Rushdie ist der Schriftsteller auf dem Weg der Besserung. Besondere Genesungswünsche hat Rushdie gestern aus Berlin bekommen.« AUDIO
Frankfurter Allgemeine, Beitrag von Andreas Platthaus, 22. August 2022: »Zugleich war das die erste öffentliche Veranstaltung des neuen PEN. Sie ist geglückt. Wegen der gebotenen Sachlichkeit. Eingerahmt wurde die hundertminütige Leserunde von Eva Menasse und Deniz Yücel, der Doppelspitze von PEN Berlin. Keine Seitenhiebe gegen die Konkurrenz (…). Auch kein Selbstlob für die eigene Leistung, stattdessen Dank (›mit einem Seufzer‹, so Menasse) an die Personenschützer des Landeskriminalamts und die Berliner Polizei, die die Veranstaltung allgemein und einzelne Gäste speziell bewachten.« LINK
Tagesspiegel, Beitrag von Gerrit Bartels, 21. August 2022: »Es ist an diesem Sonntagabend im Neuen Haus des Berliner Ensembles der vielleicht eindrücklichste, bewegendste Moment, als die Berliner Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivistin Seyran Ateş ans Pult geht und vor ihrer kurzen Lesung sagt, dass sie als gläubige Muslimin nach der Veröffentlichung von Salman Rushdies Roman ›Die satanischen Verse‹ nicht beleidigt gewesen sei. Und: ›Weder Gott noch der Prophet sind beleidigt.‹ Und dann ruft Ates vermutlich an alle Muslime gerichtet: ›Hört auf, immer beleidigt zu sein.‹« LINK
Deutschlandfunk, Kultur Heute, Bericht von Cornelius Wüllenkemper, 22. August 2022: »Es lasen Autorinnen und Autoren, die zum Teil selbst unter Todesdrohungen oder mindestens politischer Verfolgung leben. Sichtbar wurde so nicht nur die Solidarität mit Rushdie, sondern auch die reale Gefahr von gewalttätigen Angriffen gegen die Kunst- und Meinungsfreiheit – auch in Deutschland.« LINK und AUDIO
Deutschlandfunk Kultur, Studio 9, Bericht von Tomas Fitzel (zugleich: WDR, NDR, rbb Inforadio, rbb Kultur), 22. August 2022: »[Eva Menasse:] ›Was dieser Attentäter und dieser religiöse Fanatismus versucht, ist, das Werk eines großen Künstlers zum Verschwinden zu bringen, die Leute derart zu terrorisieren, dass sie Angst haben, diese Bücher zu verlegen, sie zu übersetzen, sie weiter zu verbreiten. Und eine öffentliche Lesung mit zu machen, ist das genaue Gegenteil.‹ [Eren Güvercin:] ›Ich bin gläubiger Muslim. Und als Deniz mich gefragt hat, ob ich an dieser Veranstaltung teilnehmen würde, habe ich sofort Ja gesagt. Weil es mich in den letzten Jahren zwei. Jahrzehnten immer geärgert hat, dass gläubige Muslime nicht das Wort erhoben haben.‹« AUDIO
Berliner Zeitung, Beitrag von Cornelia Geißler, 22. August 2022: »Am Sonntagabend lesen mehrere Schriftsteller und Publizisten aus den ›Satanischen Versen‹, zeigen den Witz und die Fantasie des Autors. Die Verlegerin und Autorin Zoe Beck stellt ›Harun und das Meer der Geschichten‹ mit einem Ausschnitt vor, eine märchenhafte Allegorie auf die Lage eines Schriftstellers, der sich verstecken muss.« LINK
Welt, Beitrag von Jakob Hayner, 22. August 2022: »Dass Schriftsteller in Verbundenheit mit Salman Rushdie vor Publikum aus seinen Texten lesen, ist mehr als eine Solidaritätsbekundung. Es geht um die gemeinsame Grundlage des Schreibens selbst: die Freiheit des Wortes – gegenüber der Gewalt.« LINK
Berliner Morgenpost, Beitrag von Felix Müller, 22. August 2022: »Die Rechtsanwältin, Autorin und Frauenrechtlerin Seyran Ateş und der Journalist Eren Güvercin trugen Rushdies Texte mit dem Hinweis vor, hier als gläubige Muslime auf der Bühne zu stehen – und beugten damit dem fatalen Missverständnis vor, der Attentäter könnte im Namen einer Weltreligion gehandelt haben. Spürbar wurde vor allem die zarte Schönheit der Prosa Rushdies – das wohl stärkste Argument gegen Fanatismus und Gewalt.« LINK
Deutschlandfunk Kultur, Studio 9, Gespräch von Nicole Dittmer mit Elke Schmitter, 22. August 2022: »Deniz Yücel, einer unserer Sprecher, hat etwas wichtiges gesagt: Was ihm wahnsinnig geholfen hat, als er in Haft war in der Türkei, waren nicht nur Autokorsi und andere Solidaritätsbekundungen, sondern Lesungen seiner Texte. Also das Ernstnehmen dessen, was ihn in diese Situation gebracht hat. Das war ein Impuls zu dieser Veranstaltung. Zu sagen: Salman Rushdie schreibt Bücher. Und diese Bücher sollen gelesen werden.« LINK und AUDIO
Deutschlandfunk Kultur, Fazit, Gespräch von Britta Bürger mit Deniz Yücel, 21. August 2022: »Salman Rushdie sagte mal in einer Rede, die er von dem amerikanischen PEN gehalten hat: ›Freiheit ist die Luft, die wir atmen. Deshalb müssen wir die Freiheit der Kunst nicht nur verteidigen, wir müssen sie auch feiern.‹ Den Text hat Eva Menasse zu Beginn des Abend gelesen. Und das haben wir haben heute getan: Wir haben die Kunst Salman Rushdies gefeiert, wir haben die Freiheit der Kunst gefeiert.« LINK und AUDIO
Zum Mordanschlag auf Salman Rushdie
ZDF, Das Literarisches Quartett, mit Thea Dorn, Vea Kaiser, Adam Soboczynski und Deniz Yücel, Ausschnitt über Salman Rushdies »Die Satanischen Verse«, 26. August 2022: »[Yücel]: Das Buch, von dem jeder schon mal gehört hat, aber nur die wenigsten gelesen haben und dabei ich heute das Vergnügen und vor allem die Ehre habe, es vorzustellen, ist mit einem Wort zu sagen: leider geil. (…) Ein großes Stück Weltliteratur. Es ist opulent, witzig, klug, manchmal auch derb. Es reist zwischen Kontinenten, zwischen Zeit- und Realitätsebenen.‹ [Dorn]: ›Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Es hat mich gebannt wie lange keine Lektüre mehr. Dieser Roman ist seiner Zeit 30 Jahre voraus.‹« VIDEO
dpa, Meldung, übernommen u.a. von der BZ, 18. August 2022: »Das Berliner Ensemble plant gemeinsam mit der Vereinigung PEN Berlin eine Solidaritätslesung für den Schriftsteller Salman Rushdie. (…) Am Sonntag sollen nun unter anderem Günter Wallraff, Deniz Yücel, Eva Menasse, Sven Regener und Thea Dorn Texte von Rushdie lesen.« LINK
NDR Kultur, Gespräch von Eva Schramm mit Daniel Kehlmann, 15. August 2022: »Er hatte und wir alle um ihn hatten den Eindruck, dass das vorbei ist. Das ist auch ein Teil seiner Größe gewesen, dass er sich das normale Leben zurückerobert hatte. Das darf man ja nicht vergessen: Als die Fatwa erlassen wurde, hätten auch die westlichen Regierungen.am liebsten gehabt, dass er verschwindet, sich irgendwo versteckt und nicht mehr in der Öffentlichkeit auftaucht.« LINK und AUDIO
SWR 2, Lesenswert, Gespräch von Katharina Borchardt mit Eva Menasse, 14. August 2022: »Ich war genauso schockiert, entsetzt und voller Trauer wie alle, die diese Nachricht bekommen haben. Wobei man da einschränkend sagen muss: wie alle in unseren Ländern. Denn aus anderen Ländern wie dem Iran gibt es sogar Jubelrufe für diese schreckliche Tat.« LINK und AUDIO
Frankfurter Allgemeine, Kommentar von Andreas Platthaus, 15. August 2022: »Das PEN-Zentrum Deutschland (um Verwechslungsgefahr mit anderen existierenden deutschen PEN-Vereinigungen zu vermeiden: das ursprüngliche, auch PEN Darmstadt oder einfach die Bratwurstbude) hat ein neues Ehrenmitglied: Salman Rushdie, flugs ernannt, nachdem der Schriftsteller am vergangenen Freitag niedergestochen wurde.« LINK
Deutschlandfunk Kultur, Studio 9, Gespräch von Birgit Kolkmann mit Eva Menasse, 14. August 2022: »[Salman Rushdie] wurde sehr gut geschützt, jahrelang vom britischen Geheimdienst. Aber irgendwann hatte er die Schnauze voll. Und er hat mal diesen schönen Satz gesagt: ›Der einzige Weg, dem Terrorismus zu widerstehen, ist sich nicht terrorisieren zu lassen.‹« LINK und AUDIO
Welt, Kommentar von Deniz Yücel, 13. August 2022: »Verantwortlich für diesen Mordversuch ist der Iran; ein Regime, an dessen staatsterroristischem Charakter sich seit Khomeini nichts geändert hat. Doch was folgt daraus? In seiner Autobiografie ›Joseph Anton‹ geht Rushdie hart mit der westlichen Politik ins Gericht, auch mit der Bundesregierung von Helmut Kohl und seinem Außenminister Klaus Kinkel (FDP), die ›dem Iran in Europa den Büttel‹ gemacht habe.« LINK [€] und PDF