Resolution: Für den Schutz von Schriftsteller:innen und Journalist:innen

Resolution der Mitgliederversammlung des PEN Berlin, 8. Dezember 2024

Für den Schutz von Schriftsteller:innen und Journalist:innen im aktuellen Nahostkonflikt

PEN BERLIN

Jede Gesellschaft braucht ihre Literat:innen, Übersetzer:innen, Berichterstatter:innen und Intellektuellen. Kultur, Wissenschaft und Journalismus spiegeln die Gesellschaft, formen ihr geistiges Rückgrat und Selbstverständnis, bewahren ihre Erinnerungen und geben Impulse für Neues.

Wir sind deshalb zutiefst besorgt darüber, wie viele Literat:innen, Journalist:innen und Intellektuelle seit Beginn des Krieges im Gazastreifen getötet, wie viele kulturelle Einrichtungen, Bildungsstätten und Universitäten zerstört wurden und welche Folgen dies für die palästinensische Gesellschaft haben wird. Auch die Ermordung israelischer Journalisten beim Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 verurteilen wir.

Dieser Krieg hätte nicht begonnen, wenn die Hamas Israel am 7. Oktober nicht angegriffen und ein Terrormassaker verübt hätte. Und die Zahl der zivilen Opfer im Gazastreifen wäre zweifellos geringer, wenn die Hamas nicht ohne Rücksicht auf die palästinensische Bevölkerung auch aus dicht besiedelten Gebieten heraus operieren würde. Aber das bedeutet nicht, dass die israelische Kriegsführung von Kritik ausgenommen werden kann.

Terrororganisationen wie Hamas und Hisbollah achten die Freiheit von Presse, Meinung und Kunst nicht, sondern bekämpfen sie. Das können wir nicht hinnehmen. Von Israel erwarten wir, dass es auch im Krieg die Grundsätze der Pressefreiheit einhält und das Leben unabhängiger Berichterstatter:innen und aller Unschuldigen schützt.

Nach Angaben verschiedener internationaler Organisationen sind seit Anfang Oktober 2024 mindestens 140 Journalist:innen in Israel, Gaza, dem Westjordanland und dem Libanon ums Leben gekommen, mindestens 34 von ihnen starben in Ausübung ihres Berufes. Zwei bis vier israelische Medienschaffende wurden im Zuge des Angriffs der Hamas am 7. Oktober 2023 getötet. Die anderen, fast alle Palästinenser, wurden von der israelischen Armee getötet.

Diese Zahlen stammen von Organisationen wie Reporter ohne Grenzen (RSF), der Internationalen Journalisten-Föderation (IFJ) und dem Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ). Sie weichen in ihren Zahlenangaben nur geringfügig voneinander ab. Und sie werfen den israelischen Streitkräften in einigen Fällen die gezielte Tötung von Berichterstattern vor – wie im Falle des im Libanon getöteten Reuters-Korrespondenten Issam Abdallah.

Auch aus den Reihen derer, die Prosa oder Lyrik schreiben, sind viele dem Krieg im Gazastreifen zum Opfer gefallen. Zu den Toten gehören unsere Kolleg:innen Heba Abu Nada, Omar Abu Shawish, Refaat Alareer, Abdul Karim Hashash, Inas al-Saqa, Jihad Al-Masri, Yousef Dawas, Shahadah Al-Buhbahan, Nour al-Din Hajjaj, Mustafa Al-Sawwaf, Abdullah Al-Aqad, Said Al-Dahshan, Mohammad Abdulrahim Saleh und Saleem Al-Naffar.

Zahlreiche Verlagshäuser, Buchläden, öffentliche Bibliotheken, Kulturzentren sowie sämtliche Universitäten in Gaza wurden zerstört, ebenso die Archive in Gaza, die Zeugnisse aus 150 Jahren des Lebens in der Stadt und in der Region aufbewahrten.

Beim Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 wurden die israelischen Journalistinnen Shai Regev und Ayelet Arnin getötet.

Ohne Journalismus, Kunst und Wissenschaft, ohne Rückhalt in Kultur und Erinnerung können Menschen nicht frei und selbstbestimmt leben. Wir sind daher zutiefst besorgt um die Zukunft der Menschen in der Region.

Wir rufen die Bundesregierung auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um einen Waffenstillstand zu erwirken.

Wir trauern um alle unschuldigen Opfer dieses Konflikts.

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