Kongress 2022

Kongress: »Der Trick ist zu reden«, 2. Dezember 2022

Eröffnungsrede von Eva Menasse, Sprecherin des PEN Berlin: 

Hartwig Klappert

»Seit dem 24. Februar, seit Russland die Ukraine brutal überfallen hat, herrscht wieder Krieg in Europa. Neben allen existenziellen Sorgen, die dieser Krieg auch hierzulande auslöst, fordert er unsere Diskussionsfähigkeit noch einmal auf eine besondere Weise heraus. Ich bin davon überzeugt, dass einer Organisation wie dem PEN eine wichtige Aufgabe auch darin zukommt, den Austausch von Schriftstellern gerade aus diesen beiden Ländern nicht versiegen zu lassen. Fehler wurden dabei gemacht und werden wohl auch in Zukunft nicht zu verhindern sein: Es ist ebenso unangemessen, von ukrainischen Schriftstellern regelmäßig zu verlangen, doch zumindest den literarischen Wert von Puschkin bis Dostojewski anzuerkennen, wie jedem russischen Künstler erst einmal den rituellen Anti-Putin-Schwur abzufordern. Und es wäre ebenso verfehlt, ukrainische Autorinnen ausschließlich danach zu beurteilen, ob sie gerade rasend Lust haben, mit russischen Kolleginnen öffentlich zu diskutieren, und seien es noch so bekannte Dissidentinnen. Manche schaffen das wegen der Lage ihrer Familien und Freunde zu Hause gerade nicht. Andere fürchten den Shitstorm in den Sozialen Medien der Ukraine, der sich durchaus an solchen Fällen bereits entzündet hat, was so unterkomplex wie individuell einschüchternd ist. Aber genau deshalb sind in Zeiten des Krieges die Gespräche, die nur außerhalb des Kriegsgebiets geführt werden können, ein hohes Gut. Sie weiterhin zu ermöglichen, muss unser Ziel bleiben. Und daher müssen wir immer wieder neu ansetzen, neue Möglichkeiten dafür schaffen, neue Formate. Gerade eine verunglückte Diskussion darf nie ein Endpunkt, sondern muss immer der Ansporn sein, es beim nächsten Mal besser zu machen.« GANZE REDE

Festrede von Ayad Akhtar, Präsident von PEN America

»Obwohl öffentliche Rede in gewisser Hinsicht eindeutig freier geworden ist, befinden wir uns heute in den USA mitten in einem kulturellen Wandel hin zu einem Diskurs voller strafbewehrter Verbote. Die gegenwärtige Identitätspolitik zwingt uns widersprüchliche moralische Landkarten auf, die bestimmen, welche Rede für welche Gruppe akzeptabel ist und welche nicht. Zunehmend macht sich ein Klima digitaler Einschüchterung breit, und mit ihm die Angst, frei zu sprechen oder auch nur frei zu denken. Im Aufstieg begriffen ist zudem eine tiefe, weitverbreitete Intoleranz gegenüber Ansichten, die für inakzeptabel oder sogar ›unmoralisch‹ gehalten werden.« GANZE REDE

Videobotschaft von Serhij Zhadan, Friedenspreisträger

Botschaft zur Kampagne »Feuerwehrautos für Charkiw«: »Dies sind sehr schwierige Zeiten. Aber wir müssen sie überleben. Überleben, um weiterhin in unserem Land zu leben und unsere Städte wieder aufzubauen. Ich danke Ihnen für Ihre Solidarität.« VIDEO

Keynote von Herbert Wiesner zu Georges-Arthur Goldschmidt

»Goldschmidts höchst komplexes Buch ›Der Ausweg‹ lässt solche Deutungen zu, doch was er zu erzählen sich vorgenommen hatte, war sehr viel mehr als eine neue Schilderung erlebten Lebens. Er hat das literarische Referenzsystem seines Schreibens abgesteckt, auf Sigmund Freuds Text ›Ein Kind wird geschlagen‹ verwiesen, auf Handkes ›Kaspar‹, Rousseaus ›Confessions‹ und immer wieder auf den Roman ›Anton Reiser‹ von Karl Philipp Moritz. Auch ›À rebours‹ von Joris-Karl Huysmans, wiederentdeckt von Michel Houellebecq, zählt zu diesem System, in dem der Masochismus als ein Akt der ›Integration‹ begriffen wird: Erst wenn der Geschlagene Lust erfährt, gewinnt er sein Selbst zurück. Ganz am Ende des ergreifenden Buchs scheint selbst dieser Ausweg ins Überleben als ein Schuldigwerden gegenüber einem von der SS hingerichteten Mitschüler Arthur Kellerlichts.« GANZE REDE

Presseberichte und Interviews zu Kongress und Mitgliederversammlung

RBB [TV], Abendschau, Bericht von Antje Tiemeyer [kurz], 2. Dezember 2022: »Der im Sommer gegründete Schriftstellerverein PEN Berlin hat heute in Kreuzberg seinen ersten Kongress veranstaltet. Der Verein versteht sich als Menschenrechtsorganisation. Er setzt sich für Autorinnen und Autoren ein, denen wegen ihrer Arbeit Gefängnis oder Exil droht.« VIDEO

Telepolis, Beitrag von Peter Nowak, 8. Dezember 2022: »Es gab dabei durchaus Kritik an organisatorischen Mängeln, manche Diskussionen erschienen den Rezensenten chaotisch. Aber insgesamt können sich der PEN Berlin und namentlich auch Deniz Yücel als Erfolg anrechnen lassen, dass sie mit dem Kongress etwas geschafft haben: Der PEN wird wieder als politischer Akteur wahrgenommen. Nur fällt eben auf, dass über die dort vertretenden Thesen kaum gestritten wird. Dabei wurden tatsächlich diskussionswürdige Thesen vertreten, beispielsweise von der Gastrednerin Ayad Akhtar vom PEN USA.« LINK

Die Zeit Nr. 51/2022, Beitrag von Ijoma Mangold, 8. Dezember 2022: »[Ayad] Akhtars Rede, von Daniel Kehlmann eingeleitet, löste beim PEN Berlin beides aus: begeisterte Zustimmung, aber auch alarmierte Irritation. Wenn überhaupt, so hieß es mürrisch, sei die Demokratie in den USA durch Donald Trump bedroht, aber nicht durch progressive Milieus, die endlich Gerechtigkeit für die Zurückgesetzten forderten! Das sei Täter-Opfer-Umkehr! Kurz, [Chimamanda Ngozi] Adichie und Akhtar haben mitten ins Wespennest der Cancel-Culture gestochen.« LINK [€]

Spiegel,Interview von Arno Frank mit Ayad Akhtar, Präsident des PEN America und Festredner beim PEN Berlin, 6. Dezember 2022: »[Akhtar:] ›Intellektuelle Neugier und schöpferische Abenteuerlust sind im Niedergang begriffen. Im Kern ist das ein Problem für unsere Demokratie. Demokratie hat etwas mit dem Austausch von Ideen zu tun.‹ [SPIEGEL:] ›Wenn aber Menschen sich von einer dieser Ideen in Form oder Inhalt verletzt fühlen, haben Sie dann nicht das Recht, davon verschont zu werden?‹ [Akhtar:] ›Nein, das haben sie nicht. Der Schaden, den das freie Wort anrichten kann, überwiegt nicht die Vorteile eines freien Austauschs.‹ [SPIEGEL:] ›Für das Argument der kulturellen Aneignung‹… [Akhtar:] ›… gilt das ebenso. Diese Aneignung kann Schaden anrichten. Der wiegt aber geringer als der Gewinn an Einfühlungsvermögen, der mit dem magischen Akt teilnehmender Anverwandlung einhergeht, den ein Autor erschaffen kann, wenn er sich jemanden vorstellt, der nicht er oder sie selbst ist. Das gilt aber für jeden Diskurs. Wir müssen uns Dingen stellen, mit denen wir nicht notwendigerweise einverstanden sind. Das ist die Natur der Demokratie.‹« LINK [€]

Welt, Interview von Jan Küveler mit Ayad Akhtar, Präsident des PEN America und Festredner beim PEN Berlin, 6. Dezember 2022: »Wenn ich das sage, werde ich als alter weißer Mann beschimpft, was bizarr ist, weil ich nicht weiß bin. Wenn diese Kritiker meine Arbeit kennen würden, würden sie verstehen, dass ich über nichts anderes schreibe als über postkoloniale Dynamiken und die übergeordneten strukturellen Ungerechtigkeiten. Ich wehre mich nur gegen einen Manichäismus, der die Welt in sogenannte Weißheit – Whiteness – und das Andere teilt. Das ist zu simpel und intellektuell faul.« LINK [€]

Berliner Zeitung, Bericht von Cornelia Geißler, 5. Dezember 2022: »Beim öffentlichen Kongress anlässlich des ersten Treffens des PEN Berlin nach dessen Gründung im Sommer, war die Notstromversorgung für die Ukraine ein Thema außerhalb der Tagesordnung. Der Sprecher der Schriftstellervereinigung, Deniz Yücel, holte zwei Autoren auf die Bühne des Festsaals Kreuzberg. Sie stellten eine Idee vor, wie das Freiwilligennetzwerk des ukrainischen Schriftstellers Serhij Zhadan unterstützt werden könnte: ›Feuerwehrautos für Charkiw‹. Rüstwagen von deutschen Feuerwehren könnten im Osten der Ukraine mit ihren Notstromgeneratoren den Menschen helfen, Trinkwassertanks und zusätzliche Hilfsgüter transportieren. Wer online spendet, möge das Wort ›Feuerwehr‹ hinzusetzen; zwei Autos seien bereits reserviert.« LINK

Deutschlandfunk, Büchermarkt, Nora Karches im Gespräch Lara Sielmann 5. Dezember 2022: »Der zweite Block war dann glücklicherweise um einiges ernster und auch gehaltvoller, fand ich auch ganz toll moderiert von Michel Friedman. Unter dem Titel ›Gewalt, Erinnerung, Literatur‹ ging es auch um die Macht von Literatur. Also, wie man mit Literatur gegen gesellschaftliche und persönliche Traumata anschreiben kann, aber auch gegen das Verdrängen und das Vergessen. Und mit der Autorin Meral Şimşek saß eine kurdische Autorin mit auf der Bühne, die durch den PEN Berlin nach Berlin geholt worden ist und die sehr eindrücklich von Gewalterfahrungen in ihrer Heimat berichtet hat. Und das war sehr exemplarisch für mich, was die Arbeit des PEN Berlin ausmacht.« AUDIO

Buchmarkt.de, Bericht von der Mitgliederversammlung, 5. Dezember 2022: »Auf der Mitgliederversammlung im Fritz-Reuter-Saal der Humboldt-Universität wurden die Schriftstellerin Eva Menasse und der Journalist Deniz Yücel, die bei der Gründung diese Ämter vorläufig übernommen hatten, mit großer Mehrheit als Sprecherin bzw. Sprecher bestätigt. Als Mitglieder des Boards ebenfalls bestätigt wurden die Schriftstellerinnen Simone Buchholz, Ronya Othmann und Sophie Sumburane, der Schriftsteller Joachim Helfer, der Lyriker Alexandru Bulucz und der Dramatiker Konstatin Küspert. Neu ins Leitungsgremium gewählt wurden die Übersetzerin Sandra Hetzl, die Schriftstellerin Julya Rabinowich und der Verleger Jörg Sundermeier.« LINK

Frankfurter Allgemeine, Beitrag von Katharina Teutsch, 3. Dezember 2022: »Der PEN Berlin hat sich bei seiner ersten Werkstattbegehung von einer sympathisch engagierten und anregend diskussionsfreudigen Seite gezeigt. Wer sich ein wenig unter den Spot Lights sowie in den toten Winkeln des Konzertsaals umgesehen hat, wird festgestellt haben, dass der PEN Berlin als Trotzreaktion auf den Darmstädter Alt-Verein vollkommen unzureichend beschrieben ist. Am Freitag hatte die in Kreuzberg versammelte Truppe aus Journalisten und Journalistinnen, Autoren und Autorinnen ihren ganz eigenen Lametta-Effekt. In Deutschland lebende Intellektuelle aller Herkünfte, Hautfarben, Geschlechter, Alter und Stilrichtungen konnten sich in der Berliner Subkultur und auf dem Boden ihrer autobiografischen Tatsachen, die oft mit Migration zu tun haben, begegnen. Zusammen gaben sie ein stimmiges Bild ab – an einem kalten Dezembertag 2022, in einer zugigen Konzerthalle, in der das globalisierte literarische Berlin aufspielte.« LINK

Süddeutsche Zeitung, Beitrag von Sonja Zekri, 3. Dezember 2022: »Was ist mit der Kernaufgabe, der Hilfe für bedrohte Schriftstellerinnen oder Schriftstellern in Belarus, Iran oder Myanmar? Ab und an eine Soli-Lesung, dazwischen vor allem –Debatten? Noch hat der PEN Berlin nicht einmal genug Geld, um auch nur eine Sekretärin einzustellen. Auf dem Kongress wurde Geld für Feuerwehrautos für das ukrainische Charkiw gesammelt. Eine lobenswerte Aktion, im neunten Monat des Krieges aber auch nicht die erste.« LINK [€]

Zeit-Online,Beitrag von Johannes Schneider, 3. Dezember 2022: »Dabei ist es gar nicht unmöglich, dass eine Annäherung weiter stattfindet, und wenn es eine Plattform gibt in Deutschland, auf der das exemplarisch möglich ist, dann bietet sie der PEN Berlin. Genug Menschen operieren hier schließlich im Zwischenraum zwischen den Fundamentalpositionen, beziehungsweise auch gern mal intellektuell über ihren Köpfen, das zeigte sich sowohl auf Podien als auch in den Pausengesprächen. Sie müssen und können es schaffen, nicht nur im großen Konsens den Unterdrückten und Angegriffenen dieser Welt beizustehen, sondern auch die auseinanderdriftenden innerdeutschen Weltdeutungen wieder mehr aufeinander zu beziehen. Wie heißt es beim PEN Berlin doch immer so schön: ›Wir stehen im Wort.‹ Daran ändert sich nichts.« LINK

RBB Kultur, Der Morgen, Beitrag von Regine Bruckmann, 3. Dezember 2022: »[Ijoma Mangold:] ›Wir haben in den letzten zehn Jahren festgestellt, dass es uns als diverse Gesellschaft ungeheuer schwerfällt, miteinander zu reden.‹ In der Runde trafen der konservative Publizist Jan Fleischhauer und die eher aus dem alternativen Spektrum stammende Manja Präkels aufeinander. Der PEN Berlin, so Eva Menasse, will damit auch zeigen: So geht Gesprächskultur. Mehr mit- und weniger übereinander reden. [Menasse:] Wir sind, glaube ich, ein sehr diverser Verein. Divers in mindestens zwei verschiedenen Dimensionen: Einerseits, was die Herkünfte, die Sprachen, das Geschlecht unserer Mitglieder betrifft. (…) Aber eben auch divers, was das Meinungsspektrum betrifft.« (…) Gründungsmitglied Gabriela Jaskulla, hat sich auf das Treffen mit fden Kolleg:innen in Berlin gefreut: Ich glaube, wir sind auch alle sehr erleichtert, weil ich zumindest Angst hatte, dass nach der schrecklichen Konferenz in Gotha der ganze PEN auseinanderfliegen würde.« AUDIO

RBB [TV], Spätnachrichten, Bericht von Antje Tiemeyer [ausführlich], 2. Dezember 2022: »[Karen Köhler:] ›Ich habe mich dafür eingesetzt, weil ich im PEN Deutschland nicht mehr wiedergefunden und repräsentiert gefühlt habe, und ich das Gefühl hatte, sehr viel Energie, die eigentlich nach außen gerichtet sein könnte, um sich politisch zu engagieren für verfolgte Autor:innen, verpufft im Internen.‹ Moderator Michel Friedman sieht den neuen Verein nicht als Konkurrenz zum PEN Deutschland: ›Das ist eine Ergänzung, da ist es nicht entweder oder. Sondern es gibt zwei, sowohl als auch. Und ich finde, eine künstliche Konkurrenz ist gar nicht nötig.‹« VIDEO

Deutschlandfunk Kultur, Fazit, Beitrag von Lara Sielmann, 2. Dezember 2022: [Sielmann] »Als ich gegen Viertel vor zwei ankam ankam, war eigentlich noch  niemand da und ich tatsächlich kurz Angst, dass ich mich in der Uhrzeit vertan hätte. So gegen 14.30 Uhr der Saal aber fast voll.  (…) Im letzten Panel wurde es dann mal kurz etwas lauter, aber das würde ich nicht so ernst nehmen. Ijoma Mangold räumte gegen Ende auch ein, dass da viel Show mit dabei war.  Und ich finde, Manja Präkels hat es dann schön gesagt: Es fehlt an einer Streitkultur. Es geht nicht darum, Menschen das Rede zu verbieten, sondern um eine multiperspektivische Meinungsvielfalt auf Augenhöhe. Und klar ist: Auch in diesem PEN arbeiten und sind ganz unterschiedliche Menschen.« AUDIO

Deutschlandfunk, Kultur Heute, Beitrag von Regine Bruckmann, 2. Dezember 2022: »Eine echte Aufbruchsstimmung. Ich habe mit mehreren [Mitgliedern des PEN Berlin] gesprochen, die sagten: ›Wir wollen eine andere Gesprächskultur; wir wollen wieder miteinander und nicht mehr so vie übereinander sprechen. Und Ijoma Mangold von der Zeit (…) sagte mir, das ist der erste Verein, dem er beigetreten ist seit einem Sportverein in den achtziger Jahren. Un er sprach von einem energetischen Funken, der viele Menschen bewegt, sich zu engagieren für Menschen, die bedroht sind oder verfolgt werden. Und dann muss man sich auch vorstellen, der Veranstaltungsort: der Festsaal Kreuzberg mit seinem Hinterhofcharme, ein ehemaliges Industriegebäude. (…) Das ist natürlich ein großer Kontrapunkt zu der sanierten Villa in Darmstadt.« AUDIO 

3Sat, Kulturzeit, Gespräch von Cécile Schortmann mit Ayad Akhtar, Präsident des PEN America und Festredner auf dem Kongress, 2. Dezember 2022: »Die Firmen, die die sozialen Medien besitzen, haben ein Aufmerksamkeitsmodell geschaffen, wo die freie Sprache in der Welt in Kategorien sortiert wird. Das Wort, das Emotionen hervorruft, das Leute wütend macht oder wo Leute sich plötzlich aufgeregt fühlen, diese Posts werden in großem Maße herausgedrückt. Und dann wird das monetarisiert durch das Geschäftsmodell. Das schafft eine toxische Umgebung, wo viele Leute nur das hören, was sie hören wollen – oder was sie absolut nicht hören wollen, wo sie denken: Das ist falsch. Und Meinung bietet plötzlich die Matrix, nach der die Menschen verstehen, was für sie Realität ist.« VIDEO

 

Presseberichte und Interviews vor dem Kongress

RND (u.a. Hannoversche Allgemeine), Interview von Can Merey mit Deniz Yücel, 3. Dezember 2022: »Assange haben wir zur Gründung als Ehrenmitglied aufgenommen. Aber danach haben wir keine weitere Ehrenmitgliedschaft mehr verliehen. Grundsätzlich sind wir noch ein bisschen am Ausprobieren. Natürlich gehört die Solidarität mit verfolgten Autorinnen und Autoren auch bei zu uns zum Kernbestand. Aber wir müssen das nicht exakt in den Formen machen, wie es der PEN seit Jahr und Tag macht und was (…) zu einer unfreiwilligen Komik führen kann. Wir wollen ja nicht auftreten, als wäre das hier die Volksfront von Judäa gegen die Judäische Volksfront. Aber Deutschland ist jetzt auch nicht das einzige Land mit mehr als einem PEN, in Australien gibt es beispielsweise drei PEN-Zentren.« LINK [€]

DLF Kultur, Studio 9, Gespräch von Dieter Kassel mit Manja Präkels, 2. Dezember 2022: »Ich glaube, es geht darum, das zu beenden, also dieses ewige Sich-Nur-Noch-Anbrüllen, keinen Weg mehr zu finden, in Debatte zu kommen und Worte als Kommunikations- und Verständigungsmittel zu benutzen. (…) Und ein Stück weit geht es auch darum, die Kraft des Wortes zu feiern.« AUDIO 

Deutschlandfunk Kultur, Lesart, im Gespräch von Frank Meyer mit Ayad Akhtar, Präsident des PEN America und Festredner auf dem Kongress, 2. Dezember 2022: »Wir leben in einem Paradox: Auf der einen Seite hat nie so viel Rede, wahrscheinlich auch nie so viel freie Rede gegeben wie zur Zeit durch diese ganzen technischen Möglichkeiten, die wir durch das Internet und die gesamt Plattformen haben. Auf der anderen Seite hat es wahrscheinlich nur selten so viel Angst davor gegeben, frei seine Meinung zu äußern zu gewissen Themen. Ich weiß, dass es hier in Deutschland auch Probleme gibt bei gewissen Fragen. Aber in Amerika spielt zur Zeit das Thema kulturelle Aneignung eine sehr große Rolle. Das betrifft Maler, Filmemacher und andere Künstler. Und das nimmt mittlerweile Formen an, die ich für besorgniserregend, ja sogar gefährlich halte.« AUDIO

Redaktionsnetzwerk Deutschland, Bericht von Can Merey, 2. Dezember 2022: »Der Sprecher der Schriftstellervereinigung PEN Berlin, der Welt-Journalist Deniz Yücel, hat sich für die Lieferung von schweren Waffen wie Kampfpanzern durch Deutschland an die Ukraine ausgesprochen. ›Selbstverständlich bin ich dafür, weil der Faschismus noch nie mit Worten allein zu besiegen war‹, sagte Yücel dem RedaktionsNetzwerk Deutschland  vor dem ersten Kongress des PEN Berlin an diesem Freitag. Er habe Respekt für pazifistische Positionen. ›Aber ich bin der Ansicht, dass Freiheit und Frieden manchmal mit Waffen verteidigt werden müssen.‹ Der 49-Jährige unterstrich, das sei seine Position, nicht die des PEN Berlin.« LINK 

Welt, Interview von Mladen Gladic mit Eva Menasse, 1. Dezember 2022: »Wir wollten Themen behandeln, die wir wichtig finden und die wir gut und prominent aus unserer Mitgliederschaft bespielen können. Die Ukraine musste dabei sein, wir wollten das aber ausweiten. Dass unsere Stipendiatin Meral Simşek teilnimmt, ist uns wichtig. Und auch Michel Friedman, der gerade sein so privates biografisches Buch veröffentlicht hat. Das ›Gewalt, Erinnerung, Literatur‹-Podium ist so konzentriert wie literarisch.« LINK

Deutschlandfunk Kultur, Studio 9, Gespräch von Korbinian Frenzel mit Eva Menasse, 1. Dezember 2022: [Frenzel:] »Ich liebe ja das Motto, das Sie gefunden haben, ich würde es am liebsten klauen als neues Motto für diese Sendung: ›Der Trick ist zu reden‹.« – [Menasse:] »Ja, das ist ein großartiges Motto von unserer Mottokünstlerin Simone Buchholz, (…) auch unser Motto PEN Berlin-Motto ›Wir stehen im Wort‹ ist von Simone Buchholz. Aber das ist auch ein Moto für die Zeit, in der wir leben: die Verbitterung, der Stress, das Handgemenge auf Twitter und anderen sozialen Medienplattformen. Der Trick ist zu reden, der Trick ist nicht zu twittern und zu schreien und sich zu schimpfen, sondern zu reden. Und damit müssen wir immer weitermachen.« AUDIO: Ausschnitt über PEN Berlin und Kongress und ganze Sendung (Gespräch u.a. über Ukraine-Krieg, Klima-Aktivist:innen und Rilke) 

taz, Interview von Friederike Gräff mit Ursula Krechel, 1. Dezember 2022: »Bei uns selbst zumindest ist es nicht die Erwartungshaltung, sich zu zeigen, sondern die Freude in diesem halben Jahr, seit es uns gibt, sehr viel erreicht zu haben. Das bedeutet konkret, sehr viele neue Mitglieder gewonnen zu haben, die vorher nirgendwo organisiert waren. Es sind Leute, die sagen, genau einen solchen Zusammenschluss hat es gebraucht. Einen Zusammenschluss von denjenigen, die nach Deutschland gekommen sind und Schutz gesucht haben, und denjenigen, die den Schutz bieten können. Das ist die Freude und das ist die Intensität.« LINK

Berliner Zeitung, Bericht von Cornelia Geißler, 30. November 2022: »Vom Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg stammt der Satz: ›Es gibt keinen Frieden ohne Konfliktfähigkeit.‹ Er hat ihn vor 41 Jahren in einem Hotel-Hochhaus am Alexanderplatz ausgesprochen, bei der ›Berliner Begegnung zur Friedensförderung‹. Wenn die Schriftstellervereinigung PEN Berlin ihren ersten Kongress am Freitag den Titel ›Der Trick ist zu reden‹ gibt, wirkt das zufällig wie eine späte Antwort auf jenen Satz.« LINK

Programm

14.00 Eröffnung: Eva Menasse

14.30 Die Poesie des Scheiterns – Fuck up hour
Mit: Adriana AltarasKonstantin KüspertJo LendleJackie Thomae. Moderation: Simone Buchholz

15.45 Gewalt, Erinnerung, Literatur
Keynote: Herbert Wiesner zu Georges-Arthur Goldschmidt
Podium: Ursula KrechelTanja MaljartschukKhuê PhạmMeral Şimşek. Moderation: Michel Friedman

17.15 Wer zuerst schießt – was (uns) die Freiheit des Wortes bedeutet
Mit: Aladin El-MafaalaniJan FleischhauerKaren KöhlerManja Präkels. Moderation: Ijoma Mangold

20.00 Festrede: Ayad Akhtar, Präsident PEN America

21.00 Konzert: MUFF POTTER

22.30 Disko Inferno
Mit: Doris AkrapImran AyataUlrich GutmairDJ Rolandsbogen

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