PM PEN Berlin: Mordaufruf gegen Nicholas Potter

Pressemitteilung vom 16. April 2025

Mordaufruf gegen den Journalisten Nicholas Potter

Nicholas Potter
Nicholas Potter. Foto: Olga Blackbird

Die Drohungen gegen den taz-Journalisten Nicholas Potter haben eine neue Eskalationsstufe erreicht: Auf Plakaten im Stile eines Fahndungsaufrufs, die am Dienstag, den 15. April, in Berlin aufgetaucht sind, heißt es: »Lasst uns denjenigen, die den Völkermord in Palästina ideologisch ermöglichen keine Sekunde der Sicherheit gönnen. Sie kommen in unsere Stadt und glauben, keiner würde sie zur Rechenschaft ziehen. Sie sind normale Menschen die bluten wie jeder andere auch und sie können erniedrigt und eliminiert werden.« [Fehler im Original]

»Seit Monaten schon wird Nicholas Potter auf Social-Media-Plattformen und mit Aufklebern an öffentlichen Orten angefeindet und bedroht«, heißt es in einer »Hausmitteilung« der taz-Chefredaktion. »Letztere tauchten verstärkt nach einer Recherche des Kollegen über eine Plattform im russischen Propagandakomplex auf und sind im Ton des aggressiv-antiisraelischen Lagers gehalten. Seine Berichterstattung soll offenbar durch Einschüchterung unterbunden werden.« »Das ist nichts Geringeres als ein Mordaufruf«, sagte PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel.

Diese Kampagne gegen Nicholas Potter ist der eklatanteste, aber nicht der einzige Fall von Übergriffen auf Journalisten im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt. Reporter ohne Grenzen veröffentlichte jüngst die Zahl von 89 Angriffen auf Medienschaffende, die sich im Jahr 2024 rund um propalästinensische Demonstrationen ereignet haben, davon 38 allein in Berlin (zum Vergleich: Bundesweit gab es 21 weitere Angriffe aus verschwörungstheoretischen und rechtsextremen Kreisen).

Zugleich konstatiert Reporter ohne Grenzen einen »stark verengten Meinungskorridor bei der Arbeit zu Israel und Palästina«. PEN Berlin teilt diese Beobachtung. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat sich PEN Berlin immer wieder gegen das Canceln von Stimmen ausgesprochen, die die israelische Kriegsführung im Gaza-Streifen kritisieren, zuletzt anlässlich der Ausladung von Omri Boehm von der Gedenkveranstaltung in Buchenwald. Außerdem hat die Mitgliederversammlung des PEN Berlin die israelische Regierung dazu aufgefordert, »auch im Krieg die Grundsätze der Pressefreiheit« einzuhalten und das »Leben unabhängiger Berichterstatter:innen« zu schützen.

»Man kann und muss über vieles diskutieren, und wir sind grundsätzlich immer dafür, die Grenzen der Meinungsfreiheit so weit wie irgend möglich auszulegen«, sagte Deniz Yücel. »Aber bei Morddrohungen gibt es nichts zu diskutieren. Kritik ist kein Verbrechen, Mordaufrufe schon. Wir erwarten, dass auch propalästinensische Stimmen diese Grenze ziehen und die niederträchtige Kampagne gegen Nicholas Potter verurteilen. Und wir gehen davon aus, dass die Berliner Sicherheitsbehörden weiterhin alle Anstrengungen unternehmen werden, um die Sicherheit von Nicholas Potter zu gewährleisten und die Täter zu ermitteln. Unsere Solidarität gilt dem angefeindeten Kollegen. Nicholas, Du bist nicht allein.«

PEN Berlin. Wir stehen im Wort.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner