Am Freitag, den 10.06.2022 hat im Literaturhaus Berlin die juristische Vereinsgründung von PEN Berlin stattgefunden – rund 360 Autor:innen, Übersetzer:innen und Publizist:innen sind als Gründungsmitglieder beigetreten. Seit der Ankündigung der neuen Schriftstellervereinigung am vorigen Dienstag waren noch einmal über hundert Autor:innen dazugekommen, darunter Ingrid Bachér, Bora Ćosić, Günter Wallraff, Ronja von Rönne, Sven Regener, Nicole Seifert sowie der russische Schriftsteller Wladimir Sorokin. Die vollständige, nunmehr abgeschlossene Liste der 367 Mitgründer:innen entnehmen Sie bitte unserer Webseite.
Sorokin schrieb, er habe „den russischen PEN verlassen, als es konformistisch und pro-putinistisch wurde. Jetzt in diesen dramatischen Zeiten bin ich ein Berliner und mit PEN Berlin“. Der zur Fahndung ausgeschriebene russische Autor Dmitry Glukhovsky wurde noch während der Gründungsversammlung von Mitgliedern des PEN Berlin am Flughafen Berlin-Brandenburg abgeholt und zum Ehrenmitglied ernannt. Ebenso hat der Whistleblower Julian Assange, der skandalöserweise weiterhin in England in Haft sitzt und von der Auslieferung in die USA bedroht ist, eine Ehrenmitgliedschaft von PEN Berlin akzeptiert.
Die 91-jährige Bachér war die erste Frau an der Spitze eines deutschen PEN-Zentrums. 1996 trat sie als Präsidentin des westdeutschen PEN zurück und aus dem PEN aus. Aus demselben Grund – Protest gegen die pauschale Aufnahme aller Mitglieder des Ost-PEN ohne vorige Überprüfung etwaiger Stasi-Verstrickungen verließen damals unter anderem Marcel Reich-Ranicki und Katja Lange-Müller den westdeutschen PEN, die nun ebenfalls zu den Mitgründer:innen des PEN Berlin gehört.
Eva Menasse und Deniz Yücel wurden als Sprecher:innen gewählt, die Mitglieder des Boards sind: Simone Buchholz, Alexandru Bulucz, Joachim Helfer, Konstantin Küspert, Ralf Nestmeyer, Ronya Othmann, Mithu Sanyal, Elke Schmitter und Sophie Sumburane. „Das ist kein Club von Gleichgesinnten und das will er auch nicht sein“, sagte Eva Menasse. „Indem wir interne Meinungsverschiedenheit hintanstellen, können wir das ganze symbolische Kapital unserer eindrucksvollen Mitgliederliste in die Waagschale werfen – für die verfolgten Kolleg:innen und die Freiheit des Wortes“.
PEN Berlin ist bereits mit Vertreter:innen von PEN International im Gespräch, um die Anerkennung als PEN Zentrum zu erreichen. Die PEN Zentren Uganda und Ukraine haben schon signalisiert, auf der Vollversammlung Ende September im schwedischen Uppsala für PEN Berlin zu bürgen. Bis dahin und bis zur ersten Mitgliederversammlung im November steht den Gewählten und allen, die sich zur ehrenamtlichen Mitarbeit bereit erklärt haben, noch viel Arbeit bevor. Aber genauso wollten wir es.
PEN Berlin.
Wir stehen im Wort.