Archiv 2022

Themen und Menschen, Juni 2022 (Glukhovsky, Assange, Dangarembga, Documenta)

Dmitry Glukhovsky

Glukhovsky

Süddeutsche Zeitung, Porträt von Nikolaus Freund über Dmitry Glukhovsky, 10. Juni 2022: »Jetzt ist er also hier, in Berlin, in Sicherheit. Einige Tage nachdem die russischen Behörden den Autor Dimitry Glukhovsky zur Fahndung ausgeschrieben hatten, hat ihn der frisch gegründete Schriftstellerverband PEN Berlin als erste Amtshandlung in der Hauptstadt begrüßt. Mitten in den Wahlen am Freitag sprangen im Berliner Literaturhaus plötzlich einige Mitglieder auf, um Glukhovsky am Flughafen abzuholen, er sei gerade aus Spanien gelandet, heißt es.« LINK [€]

 

Julian Assange

dpa, Bericht von Christoph Meyer, übermommen u.a. von der Süddeutschen Zeitung, 17. Juni 2022: »Der neu gegründete Schriftstellerverband PEN Berlin (…) forderte die Regierung auf, weiterzugehen: ›Wir ersuchen die Bundesregierung dringend, sich für seine sofortige Freilassung einzusetzen und ihm politisches Asyl anzubieten‹, hieß es in einer Mitteilung. Dafür habe sich Außenministerin Annalena Baerbock noch im vergangenen Jahr als Oppositionsabgeordnete stark gemacht.« LINK

WDR 3, Resonanzen, Gespräch mit Eva Menasse, 17. Juni 2022: »Das Unterstützer-Netz für Assange ist sehr groß unter Journalisten, Intellektuellen, Schriftstellern und Menschenrechtsorganisationen. Aber demgegenüber steht dieses ohrenbetäubende Schweigen der Regierungen in der Europäischen Union. (…) Man muss leider sagen, dass es ein Zusammenwirken von demokratischen Regierungen gewesen ist, das Julian Assange in diese Lage gebracht hat.« AUDIO

Welt, Kommentar von Deniz Yücel, 19. Juni 2022: »Die geschmacklosen Instrumentalisierungsversuche, allen voran durch die russische Propaganda, dürfen nicht verdecken, was hier zusammen mit dem Schicksal dieses Menschen gleich in doppelter Weise verhandelt wird: die Glaubwürdigkeit der westlichen Welt.« LINK [€] und PDF

Frankfurter Allgemeine, Kommentar von Patrick Bahners, 23. Juni 2022: »Als Beauftragte der Regierung für Kultur und Medien ist [Claudia Roth] zuständig für den Fall des Gründers von Wikileaks, (…) den Eva Menasse, Sprecherin des PEN Berlin, im Feuilleton der F.A.Z. den ›Dreyfus unseres Jahrhunderts‹ nannte, weil nur ein skrupellos entgrenzter Begriff des nationalen Interesses den unbedingten Willen der Amerikaner erklärt, an einem seit zehn Jahren in faktischer Isolationshaft lebenden Australier ein strafrechtliches Exempel zu statuieren.« LINK

Tsitsi Dangarembga

Dangarembga

Börsenblatt, Bericht, 20. Juni 2022: »Börsenverein, PEN Berlin, der Orlanda Verlag und der Stiftungsrat für den Friedenspreis Buchhandlungen in ganz Deutschland dazu auf, Tsitsi Dangarembgas Bücher in ihren Schaufenstern auszustellen. (…) Gemeinsam fordern wir das Gericht auf, das Verfahren gegen die Schriftstellerin und Julie Barnes sofort einzustellen. Das Recht auf freie Meinungsäußerung gilt für alle. Jederzeit und überall!« LINK

Radio Eins, Live aus dem Bikini, Gespräch von Knut Elstermann mit Annette Michael, 24. Juni 2022: »[Tsitsi Dangarembga] ist eine großartige Geschichtenerzählerin, eine der Großen Autorinnen. Sie wurde 2019 von der BBC 2019 auf die Liste der hundert Autoren gewählt, die die Welt geprägt haben. Das heißt, sie hat international viel größeren Erfolg gehabt. In Deutschland kannten sie bis zum Friedenspreis nur wenige – was bisschen lustig ist, weil sie hier studiert (…) und über zehn Jahre in Berlin gelebt hat.« AUDIO 

dpa, Bericht von Kristin Palitza und Sandra Trauner, übernommen u.a. von Zeit-Online: 27. Juni 2022: Prozess gegen Tsitsi Dangarembga vertagt »Im Prozess gegen die Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga hat ein Gericht in Simbabwe die Entscheidung über ihre mögliche Entlastung vertagt. Der Verein PEN Berlin fordert, das Verfahren ›sofort einzustellen‹. Die Vorwürfe entbehrten ›jeder rechtlichen Grundlage und dienen einzig der Repression und der Verunsicherung‹.« LINK

Documenta-Debatte

Frankfurter Allgemeine, Kolumne von Ronya Othmann, 28. Juni 2022: »In dem Statement der Gruppe Taring Padi heißt es, die Bildsprache sei kulturspezifisch auf ihre eigenen Erfahrungen bezogen, die Figuren würden nämlich in Indonesien häufig verwendet, ›um ein ausbeuterisches kapitalistisches System (…) zu kritisieren‹, und die Arbeit werde nur ›in diesem speziellen Kontext in Deutschland als beleidigend empfunden‹. Dabei verkennen sie, dass Anti­semitismus nun mal Antisemitismus ist, ob in Deutschland, Mexiko oder Indonesien, einem Land in dem kaum Juden leben.« LINK [€]

Spiegel, Beitrag von Eva Menasse, 29. Juni 2022: »Nein, ich werde hier nicht auch noch beteuern, dass ich diese Darstellungen ›abscheulich‹, ›abstoßend‹ und what the fuck finde, denn das ist Antisemitismus immer. Ich will auch nicht entscheiden, ob man das Wandbild hätte nur abdecken oder ganz abnehmen sollen, oder ob, wie man es bei den ›Judensauen‹ an den kunsthistorisch wertvollen Kirchen hält, eine ›Erklärungstafel‹ genügt hätte. ›Erklärungstafel meine Mudda‹, wie einer meiner Freunde sagen würde. (…) Ich habe nämlich keine Angst vor zwanzig Jahre alten antisemitischen Karikaturen aus Indonesien, auch nicht vor denen, die sie gewebt oder gemalt haben. Angst habe ich vor den Leuten, die Walter Lübcke auf seiner Veranda erschießen oder versuchen, mit einer Maschinenpistole in eine voll besetzte Synagoge einzudringen.« LINK [€]

Welt, Beitrag von Deniz Yücel, 30. Juni 2022: »Hätte man das Selbstbewusstsein besessen, das Bild in verhüllter Form am Kasseler Friedrichsplatz zu belassen, anstatt es fortzuschaffen, als handle es sich um eine zufällig wiederentdeckte Führerbüste, das Bild hätte sich in eine Installation verwandelt – und ein Stück Agitprop in Kunst. n die Art Kunst, die Kritiker und Geldgeber mögen, solange diese Attribute nicht allzu sehr zutreffen: provokativ, verstörend, schmerzhaft. (…) Zu einem Denkmal für die Naivität, mit der die Verantwortlichen alle Warnungen zurückwiesen, dass diese Documenta ein Antisemitismusproblem haben könne – bis dieses auf neun mal zwölf Metern über Kassel hing.« LINK [€]

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