Berichterstattung Gesprächsreihe

Medienberichte und Interviews zur Gesprächsreihe »Das wird man ja wohl noch sagen dürfen«

Aron Boks (stehend) mit Publikumsmikrofon (18.9.24, Ludwigsfelde)

Zeit-Online, Beitrag von Deniz Yücel, 26. September 2024: »Der Regierungspolitiker war begeistert: ›Toll, ganz toll, genau das muss man jetzt machen!‹ Derart verzückt war er von der Gesprächsreihe zum Thema Demokratie und Meinungsfreiheit, die die Autorenvereinigung PEN Berlin soeben angekündigt hatte. (…) ›Hingehen, mit den Leuten reden, toll‹, wiederholte der Politiker. Dann wurde er nachdenklich: ›Aber ihr müsst aufpassen, dass da keiner was sagt.‹ ›Naja, das ist Idee, dass da einer was sagt‹, erwiderte ich. ›Ich meine: dass da keiner so rechtsextremes Zeug sagt.‹ ›Dann wird hoffentlich jemand anderes widersprechen.‹« LINK

WDR 3, Resonanzen, Gespräch von Annette Hager mit Aron Boks, 23. September 2024: »Bei war uns war ganz bewusst das Publikum als vierter Gast angekündigt. Man kennt das von klassischen Podiumsdiskussionen: Am Ende kommen so zwei, drei Fragen, wo jeder schon weiß, ok, jetzt geht’s gleich nach Hause, man macht das noch aus Höflichkeit. Wir wollten aber, dass das Publikum sofort mitreden kann. Das heißt, wir mussten zwischendurch auch unterbrechen, weil auf dem Podium sehr gerne und sehr viel weitergeredet wird, weil man das ja so gewohnt ist. (…) Aggressiv wurde es selten. Wenn Leute dazwischengeredet haben, hatte ich die Möglichkeit zu sagen: ›Bitte jeder nur, wenn er dran ist! Hier kann jeder reden, aber nicht zu jederzeit. ‹ Das hat zu meiner Überraschung gut geklappt, weil ich auch nicht die autoritärste Erscheinung habe.« LINK und AUDIO

Spiegel, Bericht von Florian Kappelsberger, 22. September 2024 [aus Chemnitz, Großenhain, Nordhausen und Ludwigsfelde]: »Die Grenzen, an die das Ideal vom offenen Gespräch im politischen Klima stößt, lassen sich schwerlich ignorieren. Und doch ist es eine Leistung der Veranstaltungsreihe, sie immerhin zu kartografieren. Und das nicht zum letzten Mal: Einzelne Partner haben laut Yücel schon angekündigt, das Format aufgreifen zu wollen. Diskussionsabende vor Ort, offen für jeden. Auch hier wird es wohl hin und wieder leere Stühle und zähe Diskussionen geben, auch hier wird man an Grenzen stoßen, das Angebot eines Gesprächs wird nicht jedes Mal aufgehen. Applaus dafür, dass man es trotzdem versucht.« LINK [€] 

Märkische Allgemeine, Bericht von Karim Saab, 21. September 2024 [aus Potsdam]: »Nach zwei Stunden, als alle bis auf die Knochen durchgefroren sind, wird Eva Menasse noch einmal hochemotional. Sie schleudert einen flammenden Appell in die ›miesepetrigen‹, neuen Bundesländer und gegen Monika Maron. Deren Part war es, den hier verbreiteten Rochus auf die Regierung und die hohen Sympathiewerte für die AfD zu erklären. ›Ich glaube, dass viele Leute die AfD wählen, weil es letztlich die einzige Möglichkeit ist, Nein zu sagen. Das Vertrauen in die CDU ist tief erschüttert.‹ (…) ›Sitzen und mosern, das kann jeder, da brauche ich kein Talent für!‹, schimpft Menasse. ›Wenn es was zu jammern gibt, dann rolle ich die Ärmel hoch! Teilhabe, selber mal was machen!‹, ruft sie erregt.« LINK [€]

rbb [TV], Das Magazin, Beitrag von Theresa Majerowitsch, 21. September 2024 [aus Brandenburg an der Havel]: »Schöner streiten! Der PEN Berlin hat einen Beitrag geleistet abseits der üblichen Starbesuche, bei denen intellektuelle Prominenz in die Provinz einfällt. Das wird man auch mal sagen dürfen.« LINK und VIDEO

Tagesspiegel, Beitrag von Thomas Wochnik, 21. September 2024 [aus Eisenach und Potsdam]: »Was die PEN-Reihe zeigt: Mit den Rechten, Neurechten oder ›besorgten Bürgern‹ zu reden, ist nicht immer einfach. Mag die Verteilung der Parteisympathien in Senftenberg auch konfliktreicher gewesen sein, in Potsdam saßen entweder keine 30 Prozent AfD-Anhänger in den Reihen, oder sie verhielten sich weitgehend bedeckt. Man kann wohl davon ausgehen, dass faschistische Hardliner solchen Veranstaltungen sowieso fernbleiben oder nicht die Stimme erheben. ›Mehr als einladen können wir am Ende auch nicht‹, sagt Yücel.« LINK [€]

Börsenblatt, Bericht von Holger Heimann, 21. September 2024 [aus Potsdam]: »Wie sollte man der AfD begegnen? Auch darüber wurde diskutiert. ›Wenn eine Opposition nicht ernst genommen und in die Ecke gedrängt wird, sorgt man dafür, dass sie sich radikalisiert‹, skizzierte Maron den ihrer Ansicht nach von Beginn an falschen Umgang mit der AfD. (…) Von Eva Menasse gab es Zustimmung, von Brandmauern halte sie nichts. Die AfD sollte in die Landtage, damit sie sich dort selbst entzaubere. In Österreich, so die in Wien geborene Schriftstellerin, sei genau dies den Rechtspopulisten widerfahren. Widerspruch aus dem Publikum: Das sei gefährlich, wie die deutsche Geschichte beweise, Rechte ließen sich nicht entzaubern.« LINK

arte, arte journal, Beitrag von Kolja Kandziora, 20. September 2024 [aus Senftenberg]: [Manja Präkels]: »Für mich ist jemand, der AfD wählt, ja nicht per se der Feind. Ich debattiere dann mit Argumenten, mit Sprache. Wenn daraus Taten folgen, also wenn ich merke, dass jemand nicht-weiße Menschen, die ins Dorf kommen, anpöbelt, dann finde ich, ist die Grenze erreicht. Ist immer die Frage: Wo setzen wir die Grenzen?« LINK

Süddeutsche Zeitung, Beitrag von Aron Boks, 20. September 2024 [zum Abschluss]: »Je mehr Veranstaltungen wir machen, umso deutlicher merken wir, wie diskussionsfreudig die Menschen im Osten wirken. Wenn sie einander widersprechen, dann ohne Empörung, ohne den Vorwurf: ›Wie können Sie so etwas behaupten?‹ So wie in dieser Replik in Nordhausen. In Westdeutschland, auch in der Berliner Bubble, in der ich Ossi lebe, behaupten wir gerne, dass man andere Meinungen aushalten müsse. Im Osten tun sie das wirklich.« LINK

radio drei [rbb], radio 3 am Morgen, Gespräch von Katja Weber mit Eva Menasse, 20. September 2024 [zum Abschluss]: »Worüber ich mich von Anfang gefreut habe bei dieser Reihe, war die Bereitschaft des Publikums und auch der Wunsch des Publikums mitzusprechen. Und es hat immer wieder diese kathartischen Momente gegeben, wo Leute nachher gesagt haben: ›Das war jetzt so gut, dass das stattgefunden hat; ich bin so froh, dass ich da war; ich finde es toll, dass ihr das macht.‹ Das Format, die Menschen sehr viel stärker einzubeziehen in Gespräche, das muss man, glaube ich, in Zukunft beachten. Und wir hatten einzelne Veranstalter, die gesagt haben, sie wollen das weiterführen oder weitere solche Gespräche auflegen, wo das Publikum sehr viel mehr Beteiligung hat. Wir Man muss die Leute sprechen lassen.« LINK und  AUDIO

Frankfurter Allgemeine, Bericht von Julia Encke, 20. September 2024 [aus Ludwigsfelde und Potsdam]: »Die letzten Worte gehören an diesem Abend der Schriftstellerin Monika Maron. Sie sagt: ›Ich wünsche mir, dass all die Leute, die glauben, dass sie ihre Meinung nicht sagen können, es einfach tun.‹ Maron bringt damit das, was die PEN Berlin-Reihe ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen‹ erreichen wollte und auf beeindruckende Weise erreicht, auf den Punkt. Man wüsste nicht, wo in letzter Zeit Kulturveranstaltungen stattgefunden haben, bei denen das Publikum einen so aktiven Part hatte und Teilnehmer sich so respektvoll begegnet wären. Das Ganze war wie eine gelungene Vorführung, dass und wie wir trotz unterschiedlicher Ansichten alle miteinander reden können. Und man am Ende doch alles sagen kann.« LINK [€]

Kamerafrau Marie Eisenmann bei der Arbeit (16.9.24, Eberswalde)

Frankfurter Rundschau, Beitrag von Bascha Mika, 20. September 2024 [aus Potsdam]: »Mit einer schnellen Abfolge unterschiedlichster Fragen stimmt Aron Boks das Publikum ein. Hand heben, Hand senken… was hat er gerade gefragt? Es scheint schlicht, was der Tourmanager des PEN Berlin von den Leuten in Potsdam wissen will, doch die Mischung aus Identitäts- und politischen Fragen hat es durchaus in sich. (…) Mitdenken, mitsprechen, seine Meinung sagen. So das Konzept der Veranstaltungsreihe, die die Autor:innenvereinigung PEN Berlin organisiert hat. (…) Als Deniz Yücel die Idee hatte, vor den Landtagswahlen 37 Podien aus dem Boden zu stampfen, haben ihn seine Kolleg:innen im Board des PEN zunächst für verrückt erklärt. Wie gut für die Meinungsfreiheit, dass sie sich dennoch auf dieses ambitionierte Projekt eingelassen haben.« LINK

Süddeutsche Zeitung, Beitrag von Sonja Zekri, 20. September 2024 [aus Potsdam]: »Die Nacht und herbstliche Kühle haben sich über die kleine Bühne gesenkt, als Monika Maron eine Lanze für die AfD-Wähler bricht. Eine gefühlte Ewigkeit hat sich das Gespräch im Potsdamer Waschhaus ums Gendern gedreht, das Maron bekanntermaßen als kreativitätsfeindlich und aggressiv begreift. Es ist die Abschlussveranstaltung der hochgelobten Reihe ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen‹ des PEN Berlin, die in Thüringen, Sachsen und nun in Brandenburg die Lage der Meinungsfreiheit erkundet. Aber natürlich geht es, wenige Tage vor der brandenburgischen Landtagswahl, auch um die AfD. Mit der man, so Maron, immer schon und auch jetzt ganz falsch umgehe. Bereits die frühe, noch gar nicht so rechte Partei habe man ›unter Nazi-Verdacht‹ gestellt, tadelt sie in Potsdam.« LINK [€]

Deutschlandfunk, Kultur heute , Bericht von Barbara Behrendt, 20. September 2024 [aus Potsdam]: »Einig sind sich die Schriftstellerinnen, dass die Wahlsiegerin AfD in Thüringen an der Regierung beteiligt werden sollte. Während Maron alles andere als problematisch für die Demokratie hält, setzt Menasse auf eine Entzauberung wie in ihrem Herkunftsland Österreich. [Menasse:] ›Wir hatten diese rechten Nasen schon zweimal an der Regierung, beide Male hat es keine zwei Jahre gedauert, bis alles in Schutt und Asche gefallen ist.‹ In Deutschland beklagt sie die miesepetrige Jammerlappenstimmung: [Menasse:] ›Mein Vater, in der Emigration als jüdisches Flüchtlingskind, hat uns immer gesagt: Bevor du jammerst, schau, wie es den anderen geht. Das ist meine Lebensmaxime. Und wenn es was zu jammern gibt, dann roll‘ ich die Ärmel hoch. Und ich möchte gerne, dass das mehr Leute das in Deutschland machen, gerade in den neuen Bundesländern.« LINK und  AUDIO

radio drei [rbb], radio 3 am Morgen, Bericht von Barbara Behrendt, 20. September 2024 [aus Potsdam]: »Tatsächlich ist fast jeder Platz besetzt. Und das Zusammensitzen macht schon für das Warm-up-Spiel Sinn. [Aron Boks:] ›Wer findet, dass in Deutschland Meinungsfreiheit herrscht? Und wer hält sie für eingeschränkt?‹ In einer Blase aus rot-grünen Kultur-Aficionados sitzt man hier nicht; einige Arme gehen hoch bei der Frage, ob die AfD nicht zu schlecht gemacht werde. Auf dem Podium mit Monika Maron und der PEN-Sprecherin Eva Menasse geht es direkt in die Vollen: ›Kann man in Deutschland alles sagen?‹, fragt Moderator Jan Feddersen. [Maron:] ›Die Meinungsfreiheit ist grundgesetzlich garantiert. Ich habe mich trotzdem sehr gewundert, als ich auf dieses Podium eingeladen wurde.‹ – [Feddersen:] ›Und warum haben Sie sich gewundert?‹ – [Maron:] ›Na, weil das seit Jahren nicht mehr vorgekommen ist.‹« LINK und  AUDIO

ZDF, heute journal, Beitrag von Peter Theisen und Dorte Störmann, 19. September 2024 [aus Ludwigsfelde und Potsdam]: »Die Autorenvereinigung PEN Berlin tourt durch den Osten, will offene Diskussionen befördern, die doch lebenswichtig sind für jede Demokratie. [Eva Menasse:] ›Wenn die Menschen das Gefühl haben, dass sie nicht frei sprechen können, dann verlieren sie das Vertrauen in die Demokratie – und rufen im dann nächsten Schritt nach autoritären Führungsfiguren.‹« VIDEO

DLF Kultur, Studio 9, Gespräch von Dieter Kassel mit Deniz Yücel, 19. September 2024 [vor dem Abschluss]: [Kassel:] »Ich weiß, dass Sie überall dabei waren. (…) Gab es denn bei der Atmosphäre, die bei den Veranstaltungen herrschte, bei dem, was dann tatsächlich gesagt wurde und wo vielleicht auch Grenzen lagen, Unterschiede zwischen den Bundesländern oder gar einzelnen Regionen?« – [Yücel:] »Ich finde es immer schwierig, wenn das Thema Meiungsfreiheit ist und dann sofort nach den Grenzen zu fragen. Ich glaube, das führt in die falsche Richtung. (…) Unterschiede: In Sachsen gab es keine einzige Veranstaltung, auf der nicht über der Ukraine-Krieg und die Berichterstattung der Medien thematisiert worden wäre, in Thüringen gilt dasselbe für den Umgang mit den Corona-Maßnahmen. (…) Über den Umgang der Medien allgemein und ganz besondern – natürlich, weil alle Gebührenzahler sind – den Umgang der öffentlich-rechtlichen Medien mit diesen Themen.« LINK und  AUDIO

rbb inforadio, Gespräch von Dörthe Nath mit Eva Menasse, 19. September 2024 [vor dem Abschluss]: »Wir sind sehr zufrieden als Veranstalter mit der Reihe, weil es in vielen dieser Veranstaltungen, großen und kleinen und zum Teil tief in der Provinz in Sachsen und Thüringen und auch in Brandenburg kathartische Momente gab: Wo Menschen aufstanden und ihre Lebensgeschichte erzählt haben, ihre Nachwende-Erfahrungen – also alles, was als unbearbeitetes, traumatisierendes Material in ihnen steckt. Und unser Eindruck ist wirklich, das genau das fehlt: Plattformen, wo die ganz normale Menschen zu Wort und auch miteinander ins Gespräch kommen. Wir hatten zum Beispiel immer wieder innerhalb des Publikums große Differenzen zur Frage Ukraine-Krieg: Wer ist schuld, wie sollte man damit umgehen? Und ich fand immer dann die Veranstaltungen besonders gelungen, wenn die Menschen im Saal miteinander zu diskutieren begonnen haben.« LINK und  AUDIO

WDR Cosmo, zweiter Bericht von Emily Thomey, 19. September 2024 [aus Eberswalde]: »Der Poetry Slammer Aron Boks hat zum Anfang eine sehr humorvolle Umfrage mit dem Publikum gemacht, wo mit Handzeichen auf Fragen geantwortet wurde: Wer findet, Lügenpresse ist ein böses Wort Wer findet, da ist was dran? Wer hält Badekleidung für überflüssig? (…) Dadurch war die Stimmung sehr gelöst. Von außen, würde ich sagen, sah das Publikum wenig divers aus: Fast nur Menschen über 50 Jahre, keine People of Colour, kaum junge Gesichter. In der Diskussion waren dann aber sehr unterschiedliche Meinungen zu hören, vor allem eben für und auch gegen ein Verbot der AfD.« AUDIO

WDR Cosmo, erster Bericht von Emily Thomey, 19. September 2024 [aus Eberswalde]: »Die Stadtbibliothek in Eberswalde war so voll, dass nicht alle Menschen, die kommen wollten, Platz gefunden haben. Auf der Bühne haben der Autor Philipp Ruch und der Dramaturg Bernd Stegemann kontrovers diskutiert. Auch das Publikum hat in den über zwei Stunden immer wieder mitgeredet, gelacht und auch ernsthaft, aber sachlich gestritten. Es waren im Raum auch ein paar Menschen, die vermutlich zumindest AfD-nah waren. Die waren aber definitiv in der Minderheit, was Initiator Deniz Yücel auch bei den anderen Abenden der Reihe beobachtet hat. [Yücel:] ›Natürlich sind alle eingeladen. (…) Und in diesem Milieu, und das kann ich nach über dreißig Veranstaltungen sagen, ist die Bereitschaft, sich solchen Auseinandersetzungen zu stellen, geringer.‹« AUDIO

Märkische Allgemeine, Bericht von Karen Grunow, 19. September 2024 [aus Ludwigsfelde]: »Frédéric Schwilden, Journalist der Welt, Schriftsteller und Fotograf, übernimmt charmant. ›Gibt es in Deutschland Meinungsfreiheit? Und los!‹, fordert er Juli Zeh und Constantin Schreiber. Beide einigen sich auf ein ›Ja, aber‹. Während der Corona-Pandemie habe sie die Erfahrung machen müssen, dass sie eben nicht mehr so reden konnte, ›wie mir der Schnabel gewachsen ist‹, sagt Juli Zeh. ›Ich habe gemerkt, wie ich angefangen habe, mich selber zu zensieren.‹ Schnell sind sie im Gespräch, Constantin Schreiber (…) erzählt von seinen Erfahrungen als Journalist und der Neutralität, der er sich unbedingt verpflichtet fühlt. Es wird das Thema des Abends: die Rolle der Medien, die Aufgabe von Journalisten.« LINK

Deniz Yücel (stehend) mit Publikumsmikrofon (19.8.24, Dresden). Foto: Philipp Baumgartner 

Märkische Allgemeine, Bericht von Heiko Hesse, 18. September 2024 [aus Brandenburg an der Havel]: »Für Gustav Seibt bedeutet die Meinungsfreiheit ›auch die Freiheit, seine Meinung ändern zu können‹. Er erschrecke sich manchmal über frühere Irrtümer und entdecke ab und an frühere Erkenntnisse. Dem fast bis auf den letzten Platz besetzten Theatersaal ruft er zu: ›Wechseln Sie gelegentlich Ihre Meinung, es ist ungeheuer befreiend.‹ Eine Zuschauerin meinte, dass es mit der Meinungsfreiheit nicht weit gediehen sei, wenn der umstrittene Volkswirt und Autor Thilo Sarrazin von einer Veranstaltung ausgeladen werde. ›Um Herrn Sarrazin brauchen wir uns keine Sorgen zu machen‹, sagte Michel Friedman. ›Seine Bücher sind nicht verboten, es gibt genug Säle, wo er aufgetreten ist.‹ Auch er gefalle nicht jedem Veranstalter, sagte Friedman. ›Wenn der mich nicht einlädt, dann ist das eben seine Sache.‹« LINK

radio drei [rbb], radio 3 am Morgen, Katja Weber im Gespräch mit Pinar Atalay, 16. September 2024: [zur Veranstaltung in Brandenburg an der Havel]: [Herzog:] [Weber:] »Sie waren für RTL aktuell vor den Landtagswahlen unterwegs (…), Sie waren auch in Brandenburg, und zwar in Guben in der Niederlausitz. Was darf man den dort, gefühlt oder tatsächlich, nicht sagen?« − [Atalay:] »Was ich da gespürt habe, ist, dass die Menschen über die Jahrzehnte immer wieder das Gefühl hatten, dass man Sie nicht hört. (…) Aber wenn ich versucht habe zu sprechen, wollten viele nicht, weil sie mich als Vertreterin der Medien gesehen haben: ›Ihr hört uns doch eh nicht zu; ihr wollt doch sowieso nicht wissen, was mit uns ist. (…)« − [Weber:] »Ich hätte gedacht, dass ist ein Anwurf, der exklusiv an die Öffentlich-Rechtlichen ergeht. (…)« − [Atalay:] »(…) Es ist aber dieses insgesamte Gefühl, es wird sehr verallgemeinert: die Medien, die Politik. (…) Da wäre mein Wunsch, ein bisschen zu differenzieren − genauso wie ich und Journalisten nicht sagen sollten: der Osten. Es gibt nicht den Osten.« LINK und AUDIO

radio drei [rbb], radio 3 am Morgen, Anja Herzog im Gespräch mit Nora Bossong, 13. September 2024: [zur Veranstaltung in Perleberg]: [Herzog:] »Sie erhoffen sich eine große, offene Diskussionsrunde und nicht nur ein Duo auf der Bühne, das moderiert wird. Haben Sie verfolgt, wie die bisherigen Veranstaltungen gelaufen sind?« − [Herzog:] »Ich habe gehört, dass die meisten sehr erfreulich verlaufen sind, auch anstrengend. Es ist nicht so, dass man nur beklatscht wird. Es gibt auch sicherlich Meinungen, die von meinen persönlichen recht weit abweichen. Aber wir sind da ja nicht, um uns selbst zu applaudieren und immer nur unsere Meinungen vor uns herzutragen, sondern auch kontrovers zu streiten und zuzuhören.« LINK und AUDIO

radio drei [rbb], Brandenburgische Gespräche, gekürzter Mitschnitt der Veranstaltung im Staatstheater Cottbus mit Jan Fleischhauer, Jana Hensel und Moderator Jörg Thadeusz, 10. September 2024: [Fleischhauer:] »Ich mache ja von meiner Meinungsfreiheit reichlich Gebrauch – manche meinen: zu reichlich. Insofern wäre es schon komisch, wenn ich mich darüber beklagen würde, es gäbe keine Meinungsfreiheit. Das hat ja hier auch die Nachfrage gezeigt: Ja, die Leute haben das Gefühl, es gibt Meinungsfreiheit. Aber, sagen wir mal, nicht so ganz uneingeschränkt. Und das sagen ja auch die Umfragen. (…)« [Hensel:] »Das Gefühl, das man nicht mehr alles sagen darf, ist ja eine reichlich zugespitzte Frage; wir wissen nicht, was die Leute jeweils darunter verstehen. Wir sind heute in Cottbus und das sind ja sozusagen auch Ost-West-Gespräche.« LINK und AUDIO

radio drei [rbb], radio 3 am Morgen, Bericht von Sabine Tzitschke, 7. September 2024 [aus Eisenhüttenstadt]: »Gestern Abend im Friedrich-Wolf-Theater hätten die Leute eine kluge Stimme gehabt auf der Bühne mit Svenja Flaßpöhler. Sie ist Unterzeichner des Appels ›Waffenstillstand jetzt!‹, sie hat Shitstorms erlebt, weil sie gegen die Impfpflicht argumentierte. Flaßpöhler erzählte, dass sie deshalb als ›AfD-Maulwurf‹ wahrgenommen und als Rechte stigmatisiert wurde. Deshalb habe sie irgendwann die Klappe gehalten, ›stillgehalten, damit ich mich nicht selbst zerstöre‹, sagt sie. So wie ihr gehe es vielen in Deutschland. (…) Allerdings sei sie noch nie mit dem Tod bedroht worden. Das ist beim zweiten Gast des Abends, ihrem Gesprächspartner auf der Bühne Ahmad Mansour schon anders. Der Islamismus-Experte tritt öffentlich nur noch unter Polizeischutz auf. Demokratie und Meinungsfreiheit sterben in Deutschland, sagt er, langsam und scheibschenweise.«  LINK und AUDIO

radio drei [rbb], Die Weber 3, Gespräch von Antje Weber mit Deniz Yücel, 6. September 2024 [zum Start in Brandenburg]: »Wir leben natürlich nicht in einer Autokratie oder gar in einer Diktatur, es gibt keine strafrechtlichen Sanktionen. Aber die Grenzen dessen, was als zulässige, als akzeptable Meinung gilt (…), werden enger gefasst, weswegen ich glaube, dass diese Zahl von 44 Prozent, die inzwischen laut Allensbach der Meinung sind, dass man in Deutschland seine Meinung nicht frei äußern dürfe, nicht allein damit etwas zu tun hat, dass die Leute Meinungsfreiheit mit Widerspruchsfreiheit verwechseln.« LINK [ganze Sendung] und AUDIO

Märkische Oderzeitung, Bericht von Boris Kruse, 6. September 2024 [zum Start in Brandenburg]: »›Das Publikum ist der vierte Gast auf der Bühne‹, sagt der Schriftsteller und Poetry-Slammer Aron Boks (27). Seine Aufgabe ist es bei allen Veranstaltungsabenden, den Kontakt zum Publikum herzustellen und auch kontroverse Äußerungen an das Podium weiterzuvermitteln. Boks sieht nach Ende der Veranstaltungen in Sachsen und Thüringen ›großen Diskussionsbedarf‹ in allen Orten, in denen der PEN-Debattenzirkus gastierte. ›Mit dem Fortschreiten der Veranstaltungsreihe wurde immer deutlicher, wie wichtig es ist, dass die Teilnehmer auch auf Vorreden eingehen können.‹ Zu den wiederkehrenden Themen gehörten unter anderem die Corona-Pandemie, in deren Folge, wie Aron Boks es wahrnimmt, das Vertrauen vieler Bürger in die etablierten Medien dramatisch gesunken sei.« LINK

dpa, Bericht von Verena Schmitt-Roschmann, übernommen u.a. von der Süddeutschen Zeitung, 6. September 2024, [zum Start in Brandenburg]: »Gut zwei Wochen vor der Landtagswahl geht die Gesprächsreihe ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen‹ in Brandenburg in die letzte Runde. (…). Für 37 Veranstaltungen hatte PEN Berlin insgesamt 118 Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Journalistinnen und Journalisten, Künstlerinnen und Künstler gewonnen. Zur Sprache kam dabei unter anderem die Befürchtung, dass die Meinungsfreiheit inzwischen in Deutschland eingeschränkt sei und etablierte Medien einseitig berichteten – mit Widerspruch auf den Podien oder aus dem Publikum. Darüber hinaus ging es um das Verhältnis zwischen Ost und West, um Unterschiede, Missverständnisse, aber auch um die Normalität.« LINK

radio drei [rbb], radio 3 am Morgen, Gespräch von Frank Meyer mit Deniz Yücel, 5. September 2024 [zum Start in Brandenburg]: »Eine besondere Veranstaltung war die in Torgau, da hatten wir Patrick Bahners von der FAZ und Ralf Schuler, lange bei der Bild, heue Politikchef nius, wo wir im Publikum auch den höchsten Anteil von Leuten hatten, die der AfD zugeneigt sind. (…) Da waren auch Stadträte der AfD dabei, das war ungefähr halbe-halbe das Publikum. Das war eine sehr hitzige, aber am Ende auch konstruktive Diskussion. (…) Das sticht ein bisschen heraus, weil wir noch einige andere, ich sag mal: Kritiker der Brandmauer eingeladen haben. Also Leute, die als Journalisten, Publizisten, Schriftsteller einen Namen haben, aber politisch an einer bestimmten Stelle stehen: rechts von der Union. Uwe Tellkamp zum Beispiel hat abgelehnt – um dann drei Tage nach unserer Veranstaltung in Torgau, lustigerweise im Interview mit Ralf Schuler, sich darüber zu beklagen, dass man ihn nirgendwohin einladen würde. Das ist offenbar die bequemere Position. (…) Aber mehr als Einladungen aussprechen können wir nicht.« LINK und AUDIO

radio eins [rbb], Der schöne Morgen, Gespräch von Marco Seiffert und Tom Böttcher mit Deniz Yücel, 5. September 2024 [zum Start in Brandenburg]: »Ich würde eher nicht von einer ›gespaltenen Gesellschaft‹ reden, weil ich nicht weiß, was das Gegenteil davon sein soll. Ich glaube, wir haben es mit einer gespaltenen Öffentlichkeit zu tun. (…) Und da war die Idee, vor Ort für den jeweiligen Abend, diese Spaltung von Öffentlichkeit zu überwinden, ein gemeinsames Gespräch auf die Reihe zu bekommen. Aber der Erfolg dieser Reihe bemisst sich nicht allein daran, wie viele Teilnehmer von Montagsdemonstrationen oder Wähler der AfD an diesen Veranstaltungen teilnehmen. Sie sind natürlich herzlich eingeladen. Aber es geht auch darum den anderen – die ja auch nicht alle gleich sind, nur, weil sie nicht AfD wählen – einen anregenden Abend zu geben. Und die Kultureinrichtungen, mit denen wir zusammenarbeiten, zu unterstützen, weil die unter zum Teil sehr schwierigen Bedingungen arbeiten.« LINK und AUDIO

Tagesspiegel, Interview von Katharina Henke mit Eva Menasse, 5. September 2024 [zum Start in Brandenburg]: »Wir haben uns nicht eingebildet, dass wir viel ändern können, aber wir wollen klarmachen, was Meinungsfreiheit bedeutet. Nämlich, dass man Dinge sagen kann, ohne seinen Job zu verlieren und ohne in Haft gesteckt zu werden, wie es leider in vielen Ländern der Welt passiert. (…) In den 20 Jahren, in denen ich teilweise in Brandenburg lebe, bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass wir einfach auch mal Fünfe gerade sein lassen sollten. Nur weil jemand irgendwelche Begriffe verwendet, die in der Großstadt als nicht mehr korrekt oder verletzend begriffen werden, können wir doch trotzdem mit ihm oder ihr weiterreden. Man sollte sich nicht so sehr an der Oberfläche des Gesprächs festmachen, sondern am Inhalt und daran, ob der Mensch überhaupt an Verständigung interessiert ist.« LINK [€]

ARD, Titel, Thesen, Temperamente, Beitrag von Rayk Wieland, 1. September 2024 [aus Chemnitz, Plauen, Torgau, Gera und Heiligenstadt]: »Eine Reise, ja eine ganze Tournee durch den Osten Deutschlands unternahm die Vereinigung deutsch schreibender oder im deutschsprachigen Raum lebender Schriftsteller, kurz: der PEN Berlin. Und der tritt ja naturgemäß für die Freiheit des Wortes ein. Und um genau die macht sich der PEN aber jetzt Sorgen: ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen‹. Darf man? Bei den Tourveranstaltungen des PEN jedenfalls schon. Keine Meinungskorridore, keine Sprachverbote, keine Cancel Culture. Die wirklich freie Rede war gefordert – ausgerechnet von jener Kulturinstitution, der rechte Populisten gerne ›Meinungsbevormundung‹ attestieren. Und wie hat das funktioniert mit der Unzensur on Tour? Wir sind ein Stück mitgereist.« LINK und AUDIO

Irish Times, Beitrag von Derek Scally, 31. August 2024 [aus Hoyerswerda]: »Anxious to counter this, the writers’ organisation PEN Berlin is staging a series of public discussions across Saxony and Thuringia. (…) For PEN Berlin president Deniz Yücel, a prominent German-Turkish journalist and co-organiser of the talks, the eastern audiences have been a revelation: they are able to discuss controversial subjects calmly without sliding into ›the how can you possibly think that?‹ moral outrage that often poisons western German discussions‹. ›Even with 30 per cent, Höcke doesn’t speak for all of Thuringia‹, said Yücel, after nearly 5,000km on the road. ›We have seen another – democratic – society that needs our support.‹« LINK und AUDIO

DLF Kultur, Kultur heute, Jörg Biesler im Gespräch mit Aron Boks, 31. August 2024 [aus Ilmenau]: »Was ich beobachtet habe im Verlauf der Abende von Sachsen und Thüringen, dass es, je näher wir an die Wahlen kamen, bei vielen im Publikum ein Unbehagen gab: Wie erreicht man die, die ganz weit weit außerhalb von meinem Diskurs stehen?« LINK und AUDIO

ZDF, aspekte, Dokumentation von Jo Schück, 30. August 2024 [aus Chemnitz und Dresden]: »Die Veranstaltung des Schriftstellerverbands PEN Berlin ist bis auf den letzten Platz gefüllt, manche können nur von draußen zuhören. Viele feiern Dirk Oschmann. Aber er bekommt auch ordentlich Kritik ab. Unter anderem von seinem prominentesten Gegenredner: Ilko-Sascha Kowalczuk. Thema der Debatte: Meinungsfreiheit. Schon da wird der Zwist spürbar.« LINK

Tagesspiegel, Bericht von Thomas Wochnik, 30. August 2024 [aus Eisenach]: »Ist denn nun etwas geschehen, Donnerstagabend, drei Tage vor der Wahl in Eisenach? Oder haben nur alle ihre Positionen zementiert? Ein Erfolg, gemessen an gängiger Debattenkultur zurzeit, ist sicher schon mal, dass wohl niemand gekränkt, beleidigt, erniedrigt aus dem Raum gegangen ist. Die Erfahrung, es versucht zu haben, auf die andere Seite zuzugehen, und die, dass auch die andere Seite es versucht hat, wiegt womöglich schwerer als das einzelne Sachargument und sein Konter. Dass in einer Veranstaltung, in der nicht die Fetzen flogen, am Ende trotzdem kein Konsens zustande kam, zeugt aber auch davon, dass es nicht nur um den Austausch von Höflichkeiten ging, sondern eben um die Sache.« LINK [€]

Frankfurter Allgemeine, Bericht von Deniz Yücel, 30. August 2024 [aus Eisenach]: »Besonders manche Aussagen von Schmidt stellten die Dringlichkeit der zentralen Frage des Abends heraus: wie können wir produktiv miteinander reden, wenn jemand eine vollkommen andere Meinung hat als man selbst oder der Großteil der Menschen? Denn mit Schmidt war für die Zuhörer im Saal dann doch streckenweise schwer zu diskutieren. (…) Sie fühle sich streckenweise an die DDR erinnert, überhaupt hielten Menschen den Widerspruch nicht mehr aus. Dabei war sie es selbst, die an diesem Abend am wenigsten Widerspruch aushielt.« LINK

MDR Thüringen, Statement von Deniz Yücel, 27. August 2024 [aus Pößneck]: »Der Erfolg dieser Reihe bemisst sich nicht allein daran, wie viele Leute von der Montagsdemo hier rüber kommen.« LINK und AUDIO

MDR, Bericht von Lukas Hillmann, 27. August 2024 [aus Pößneck]: »Eigentlich, sagt Deniz Yücel, sollte die Veranstaltung schon begonnen haben. Doch es gibt zwei Probleme. Das erste ist die Deutsche Bahn. Christian Fuchs, Autor für Die Zeit und für das Podium vorgesehen, kommt nicht rechtzeitig von Berlin aufs Land. Das zweite Problem ist die Montagsdemonstration, die sei immer ziemlich laut hier in Pößneck und würde gleich noch vorbeiziehen. Dabei sollte sie kein Problem sein, waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer doch herzlich eingeladen, gemeinsam über Meinungsfreiheit zu diskutieren.« LINK

Ostthüringer Zeitung, Bericht von Christian Schneebeck, 27. August 2024 [aus Pößneck]: »›Es gibt oft gar kein Interesse mehr zu sprechen‹, schilderte ein Wahlkämpfer der Grünen seinen Eindruck. Die Linke-Landtagskandidatin Anastasia Rahaus hielt dem entgegen: Die Gesprächsbereitschaft der Menschen sei – gerade im ländlichen Raum – ›etwas, was man sich verdienen muss‹. Allzu oft blieben Gleichgesinnte jedoch unter sich, so der Tenor des Abends, an dem freilich genau das zu beobachten war.« LINK [€]

Deutschlandfunk Kultur, Fazit, Elena Gorgis im Gespräch mit Florian Schroeder, 24. August 2024 [aus Gera]: »›Es gab keine Faschisten. Aber es gab sehr viele kritische Nachfragen und es gab sehr viele Leute, die sehr viel Produktives zum Thema Meinungsfreiheit gesagt haben und sehr Vieles, was nachdenkenswert wert war. Denn so ist die Veranstaltung ja angelegt: Es ist nicht so, dass die zwei auf dem Podium die ganze Zeit miteinander reden, sondern das Publikum hat sehr viele Möglichkeiten, eigene Beiträge einzubringen und Fragen zu stellen. Und das hat es wirklich spannend gemacht.« LINK und AUDIO

Freies Wort, Bericht von Erik Hande, 23. August 2024 [aus Meiningen]: »›Es gibt keine absolute Meinungsfreiheit, sondern auch Tabus im privaten und im öffentlichen Leben‹, stellt Navid Kermani klar. Der Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels (2015) nennt auf Nachfrage der Moderatorin Caroline Fetscher einen Grund, warum viele Menschen zu der Auffassung gekommen sein könnten, dass es keine Meinungsfreiheit mehr gebe. Die Öffentlichkeit sei zersplittert, so Kermani. Menschen würden nur noch im gleichgesinnten Milieu reden. Da falle eine andere Meinung schnell auf. Das wäre im Grünen-Milieu genauso wie bei der AfD. (…) Fabian Giesder, der Meininger Bürgermeister, sah die Meinungsfreiheit nicht in Gefahr: ›Der Vorwurf, dass die Meinung nicht gesagt werden darf, kommt häufig von denen, die das montags sogar unter Polizeischutz behaupten.‹« LINK [€]

Publikum beim Fragespiel zum Anfang (8.9.24, Staatstheater Cottbus)

Freitag, Beitrag von Martin Jankowski, 23. August 2024 [aus Sonneberg]: »MDR, WDR, ZDF, Thüringer Allgemeine und das lokale Freie Wort waren unter anderen da – und so schaffte der wenig kontroverse Abend am Ende auch ohne die (erhoffte?) Anwesenheit von Landrat Sesselmann und seinen Freunden dennoch einen Tag später in einen Bericht des heute-journals über die Debatte der Ostintellektuellen zur demokratieskeptischen Stimmungslage vor den anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg – wo ja auch eben diese bislang sehr gelungene, ja aus Sicht fast aller Beteiligten geradezu überfällige Gesprächs-Reihe ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen‹ stattfand.« LINK [€]

Freies Wort, Bericht von Martin Glienke, 22. August 2024 [aus Sonneberg]: »Die Unabhängigkeit der Medien wurde ebenfalls heiß diskutiert. Manche Sonneberger haben den Eindruck, dass viele Redaktionen zu voreingenommen an eine Recherche herangehen, auch in Bezug auf die politischen Geschehnisse in der Spielzeugstadt. ›Da kommen dann Journalisten einmal nach Sonneberg und denken, dass sie den vollen Durchblick haben.‹ Sonneberg sei aber viel mehr als eine blaue Hochburg. Dazu hat auch eine andere Besucherin eine Meinung. Sie habe das Gefühl, dass Sonneberg mittlerweile ein ›Spielfeld‹ für alle politischen Akteure darstellt. Viele Menschen, die auf politische Veranstaltungen gehen, kommen von außerhalb. Gebürtige Sonneberger trifft sie auf den Demos eher selten an. Am Ende ihres Beitrags richtet sie einen Appell an die Zuhörerschaft: ›Aktiviert mal die anderen Sonneberger‹.« LINK [€]

taz, Bericht von Jessica Ramczik, 22. August 2024 [aus Wurzen und Dresden]: »Besonders in Erinnerung bleibt die Wortmeldung von Viola Heß, Vorsitzende des Joachim-Ringelnatz-Vereins, die über die Nachwendezeit und ihre Tätigkeit als Lokaljournalistin berichtet und erklärt, wie das Wegbrechen lokaler Medien zur Verengung von Diskursräumen beitrug. Sie erzählt auch, welchen Stellenwert Räume wie das Ringelnatzhaus, das sie leitet, haben. Das ist es auch, was Yücel und PEN Berlin hier wollen: Kulturräumen im ländlichen Raum eine Stimme verleihen.« LINK

ZDF, heute journal, Bericht von Andreas Weise, 21. August 2024 [aus Chemnitz und Sonneberg]: [Ilko-Sascha Kowalczuk:] »Helmut Kohl oder auch der sächsische Ministerpräsident Biedenkopf haben gesagt: ›Hallo, ich bin der Staat, in drei bis fünf Jahren geht’s euch genau so gut wie euren Brüdern und Schwestern in Hamburg und in München.‹ Dann trat das aber nicht ein. Da pflanzte sich diese paternalistische Staatsvorstellung fort. Und es wurden Demokratie und Freiheit an Wohlstandsversprechen gekoppelt – beides fatal. Und beides wirkt bis heute nach (…)  [Martin Debes:] »Die Abwanderung hat Folgen hinterlassen, der Geburtenknick nach der Wende hat Folgen hinterlassen. Es ist eine ältere, männlichere, konservativere Bevölkerung. Es ist auch in Teilen eine Bevölkerung mit weniger Vermögen und weniger Selbstbewusstsein auch. Und das wird dann kompensiert an der Wahlurne.« LINK und VIDEO

MDR Fernsehen, MDR aktuell, Bericht und Gespräch von Uta Georgi mit Deniz Yücel, 21. August 2024 [aus Sonneberg]: »Diese Veranstaltungsreihe haben wir angesetzt aus der Beobachtung heraus, dass Sphären von Öffentlichkeit in Deutschland immer weiter auseinandergehen, dass Leute in ihren eigenen Blasen, ihren eigenen Echokammern bleiben. Diese Veranstaltungsreihe ist ein Angebot, dass Leute zusammenkommen und frei von der Leber weg über Sachen diskutieren. Nicht, dass man sich man Ende einigt, wie man es mit dem Ukraine-Krieg hält. Aber um den Eindruck zu bekommen: Geht doch. wir können doch miteinander diskutieren. (…) Das zweite Ziel ist, den Menschen und Einrichtungen, die es in Sachsen, Thüringen und Brandenburg auch in kleineren Orte gibt (…) zu zeigen: Wir sehen euch und wir möchten mit euch diskutieren.« VIDEO

 

WDR 3, Resonanzen, Gespräch von Dominik Jozic mit Deniz Yücel, 21. August 2024 [aus Dresden]: »Die Gespräche sind zum Teil sehr hitzig, in Ostdeutschland, glaube ich, noch viel stärker als dies im Westen der Fall wäre, beim Thema Ukraine-Krieg, beim Thema Corona-Maßnahmen und der nicht stattgefundenen öffentlichen Diskussion darüber. (…) Das Gespräch sowohl des Publikums untereinander als auch der jeweiligen Podiumsgäste ist leidenschaftlich. Aber es ist nie aggressiv, nie respektlos. Und das ist großartig. (…) Viele Leute sagen: ›Ich bin für Frieden, für Verhandlungen und wir sollten keine Waffen liefern und Deutschland sollte sich da nicht reinziehen lassen. Das kann ich aber nicht sagen. Oder wenn ich das sage, werde ich als Putin-Anhänger, Anhänger einer Diktatur gebrandmarkt. Meine Meinung kommt in den Medien nicht vor.‹ Wer da immer wieder besonders hervorgehoben wird, das sind die öffentlich-rechtlichen Medien, also Ihr Bereich – natürlich, weil wir alle Gebührenzahler sind.« LINK und AUDIO

Dresdner Neueste Nachrichten, Bericht von Tomas Gärtner, 21. August 2024 [aus Dresden]: »Mit ihrem Podium zur Meinungsfreiheit schien die Schriftstellervereinigung PEN Berlin den Nerv vieler getroffen zu haben. Mehr als 200 dürften es im Foyer des Hygiene- Museums gewesen sein. Zuhörer, die sich rege an der Debatte beteiligten. Aron Boks, Autor und Slam- Poet, animierte sie dazu mit einer Blitzbefragung – Antwort per Handzeichen zu einem ganzen Katalog politischer Themen. (…) Zum Beispiel Autor Jayrome C. Robinet mit seinen Mehrfachidentitäten: einst französische Frau, jetzt deutscher Mann. Da wurde, was Auffassungen polarisiert, konkret: in einer Transperson mit Lebensgeschichte und schmerzhaften Erfahrungen.« PDF

Rheinische Post, Beitrag von Lothar Schröder, 21. August 2024 [allgemein]: »Neben den politischen Akteuren sind es zunehmend Denker und Schriftsteller, die aktiv werden und so etwas wie zukunftsfreundliche Einflussnahme versuchen. Die Schriftstellervereinigung PEN-Berlin bemüht sich dieser Tage, an den politisch vermeintlichen Brandstellen präsent zu sein: Unter dem Titel ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen waren und sind Schriftsteller in 37 ostdeutschen Städten unterwegs; bis zu den Landtagswahlen unter anderem noch in Meiningen mit Friedenspreisträger Navid Kermani, in Gera mit Kabarettist Florian Schroeder, mit Kathrin Schmidt in Eisenach und Thea Dorn in Erfurt. Eine Art Haustürwahlkampf für die Demokratie.« LINK

MDR Kultur, Bericht von Philipp Baumgartner, 20. August 2024 [aus Dresden]: »Offenbar herrscht in Dresden Redebedarf zum Thema Meinungsfreiheit. Denn der Saal im Deutschen Hygienie-Museum ist bis auf den letzten Platz gefüllt. (…) Die Stimmung nach der Veranstaltung: überwiegend positiv. [Teilnehmer aus dem Publikum:] ›Ich fand es ganz klasse, wie viele Leute hier mitgemacht haben, dass diskutiert worden ist, dass gehört worden ist und dass es überhaupt so ein Forum gegeben hat.‹ [Teilnehmerin:] ›… dass jemand was sagt, was ich nicht gut finde und trotzdem denke: Naja, das Leben geht weiter und wir können nebeneinander existieren, dann wären wir einen Schritt weiter. Insofern sind solche Veranstaltungen gut und wichtig.‹ (…) Das Resümee von Deniz Yücel würden vermutlich die meisten Teilnehmer des Abends unterschreiben: ›Wenn wir über Meinungsfreiheit reden, bin ich sehr dafür, erst über die Freiheit zu reden – und dann irgendwann vielleicht auch über Grenzen, die es geben sollte – ja, auch meines Erachtens. Aber zuerst ist die Meinungsfreiheit eine Frage von Freiheit und keine Frage von Grenzen.« LINK und AUDIO

nd – Der Tag, Bericht von Michael Bartsch, 20. August 2024 [aus Dresden]: »Wie die etwa 250 Gäste zusammengesetzt waren, erfuhr man aus den launigen Ja-Nein-Fragen des jungen Ko-Moderators und Autors Aron Boks. Amüsant bis intelligent formuliert, förderten sie eine Ossi-Mehrheit von etwa zwei Dritteln zutage – von denen wiederum eine große Zahl nach wie vor Badebekleidung für unnötig hält. (…) Alle Generationen dabei. Allen – auch denen, die später Erbarmen mit den AfD-Wählern forderten, weil diese nur die ›Repräsentanzlücke‹ suchten – darf man ein überdurchschnittliches Debattenniveau bescheinigen. Das ist ein Wert an sich und gleicht einem Kompliment an den PEN und den Inspirator Deniz Yücel.« LINK

Frankfurter Allgemeine, Bericht von Andreas Platthaus, 20. August 2024 [aus Döbeln]: »Von mehr als 24.000 Stadtbewohnern sind nur achtzehn gekommen, und davon noch einige aus dem Umland. Aber das schadet dem Abend nichts, der sich zu einem faszinierenden Ereignis ent­wickelt. (…) PEN Berlin hat etwas geleistet, das abseits der üblichen Star-Auftritte funktioniert, in denen intellektuelle oder politische Prominenz welcher Art auch immer in die Provinz einfällt, um dort den Hauch der großen weiten Welt zu versprühen. Die Döbelner Stadtbibliothek durchweht frische einheimische Luft, die niemandem ins Gesicht bläst, sondern der Hoffnung auf zivilisierte Auseinandersetzung Rückenwind verschafft. Beim Hinausgehen fällt ein Satz, den wir oft nach solchen Abenden gehört haben: ›Diejenigen, die da sein müssten, sind nicht da.‹ Aber selten hat man diejenigen wirklich so aufrichtig vermisst.« LINK

Sächsische Zeitung, Bericht von Uwe Schulz, 19. August 2024 [aus Hoyerswerda]: »Im Gegensatz zu anderen Orten, wo PEN zu Diskussionen geladen hatte, brandete in Hoyerswerda gar nicht so sehr das Ost-West-Ding hoch, sondern es ging darum, ob es in diesem Land Meinungsfreiheit gibt und wie verwundbar die Demokratie ist. Seitens des Publikums wurde auch aufgeworfen, wie es denn darum bestellt ist, wenn etwas, was medial hochgejazzt wurde, sich später zumindest teilweise anders darstellte. Ist Meinungsfreiheit gleich Pressefreiheit? Und müsste Meinungsfreiheit nicht wenigstens an ein Mindestmaß von Fakten gekoppelt sein? Es ging um Alltags-Rassismus in ganz normalen Amtsstuben, um starre Strukturen in Parteien. die wahre Mitwirkung erschweren und um die Definition von Demokratie und Volksherrschaft.« LINK [€]

Tagesspiegel, Kolumne von Sabine Rennefanz, 19. August 2024 [aus Wurzen]: »Ich hatte zugesagt, als die Idee Form annahm, aber als ich das komplette Programm sah, kamen Zweifel auf. War das nicht zu groß? Könnten es die Menschen nicht als Bevormundung empfinden, wenn eine Busladung Großstädter in der ostdeutschen Provinz vorfährt und erklären will, was Meinungsfreiheit ist und wie Demokratie funktioniert? Meine Befürchtungen, um das gleich vorwegzusagen, waren unbegründet. (…) Als ich später im Zug nach Berlin zurückfuhr, dachte ich, dass es zu wenig dieser Räume gibt, vor allem abseits der Großstädte, in denen man sich austauschen kann. (…) Vielleicht könnte der PEN jedes Jahr eine Gesprächsreihe machen.« LINK [€]

Joachim Helfer mit Publikumsmikrofon (18.9.24, Ludwigsfelde)

taz, Bericht von Rosa Budde, 19. August 2024 [aus Wurzen]: »Gibt es Meinungsfreiheit in Deutschland? Beide Schriftstellerinnen antworten mit Ja, schieben jedoch ein Aber hinterher. Sabine Rennefanz (…) beklagt zu viel Emotion in Debatten. Meinungskorridore würden immer enger, zu schnell werde man heute in eine Ecke gestellt. (….) Das Aber von Charlotte Gneuß zielt in eine andere Richtung: Die Grenzen des Sagbaren würden für ihren Geschmack eher zu weit ausgedehnt, zum Beispiel durch in Talkshows unwidersprochen bleibende Aussagen rechter Politiker:innen. Gleichzeitig würde zu viel Bedeutung in die Frage gelegt, aus welcher Identität heraus gesprochen werde.« LINK

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Beitrag von Jochen Buchsteiner, 18. August 2024 [aus Wurzen]: »Auch in dieser Frage beansprucht der Osten eine Sonderrolle. Das Gefühl, sich nicht mehr frei äußern zu dürfen, ist hier noch stärker ausgeprägt als im Westen (…) Rennefanz findet, dass sich in der politischen Debatte die Meinungskorridore zu sehr verengt hätten. Man sei zu empfindlich geworden. Ein unvorsichtiges Wort, und schon werde man als rechts oder rassistisch bezeichnet. ›Wir stempeln die Leute zu schnell ab‹, sagt sie. Überraschenderweise ist die Zustimmung im Saal begrenzt. Die Zuhörersympathisieren eher mit Rennefanz’ Gegenspielerin, der jungen, ebenfalls aus dem Osten stammenden Romanautorin Charlotte Gneuß, die die ›Grenzen des Sagbaren‹ schon viel zu weit nach rechts verschoben sieht. Der Abend bringt in Erinnerung, das ›der Osten‹ gar nicht existiert, dass es mindestens mindestens zwei gibt.« LINK [€]

MDR Fernsehen, artour, Beitrag von Rayk Wieland, 15. August 2024 [aus Chemnitz, Plauen und Torgau]: »Wie oft bei derartigen Veranstaltungen: Diejenigen, um die es geht, sind nicht dabei. Weil ihnen keine Bühne geboten wird. Oder sie sich ausgeschlossen fühlen. Oder das Gespräch verweigern. [Zuschauerin:] Ich erlebe das oft bei Podiumsgesprächen, Gesprächen mit Politiker:innen: Wir haben nicht mehr das gemischte Publikum. Wie schaffen wir das, wieder ein offenes Gesprächsangebot zu schaffen? (…) Am PEN lag’s nicht, der explizit rechte Autoren einlud wie den Schriftsteller Uwe Tellkamp. Der lehnte ab. Nach Torgau immerhin kam Ralf Schuler, einst Parlamentsreporter der Bild-Zeitung, jetzt Politikchef des krawalligen Nachrichtenportals NiusLINK und VIDEO

Torgauer Zeitung, Kommentar von Silke Kasten, 14. August 2024 [aus Torgau]: »Der Abend löste somit das ein, was viele forderten: Sich endlich wieder zuzuhören und das Gegenüber nicht gleich zu verteufeln, weil er oder sie eine andere Meinung hat. Denn, und das hat wohl fast jeder in den letzten Jahren erlebt: Diskussionen über die Corona-Politik, über Bauernproteste oder Migration bergen oft eine Sprengkraft, die selbst Familien oder enge Freunde entzweien kann. Es ist begrüßenswert, dass sich der PEN mit seinen 37 Veranstaltungen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg auch aufs flache Land begibt – also dorthin, wo es mal weh tun kann, wenn in Großstädten lebende und arbeitende Journalisten und Autoren auf Menschen treffen, deren Lebensrealität oft so ganz anders ist. (…) Dem PEN ist da ein vielversprechender Anfang geglückt.« LINK [€]

Zeit-Online, Beitrag von Julia Lorenz, 14. August 2024 [aus Torgau]: »Tatsächlich kann man sich an diesem Abend anschauen, was diese Meinungsfreiheit, um die sich viele sorgen, auch produziert: viel Rede und Gegenrede, mal klug und elegant, mal angefressen, mal engagiert und mal resigniert. Rumgeraschel und -gerüffel. Hitzig wird es durchaus, aber nie ist die Stimmung aggressiv, selten liegt echte Feindseligkeit in der Luft. Manchmal erwächst grimmiger Witz aus der Unzufriedenheit, mal auch Heiterkeit. Das alles ist keineswegs entlastend, sondern eine verdammte Zumutung – weil es Wahrheit und Reflexion erfahrungsgemäß schwer haben gegen Ressentiment, weil echte existenzielle Sorgen häufig hinter nacherzähltem Gepöbel verschwinden. Es ist aber eine Zumutung, über die auch ein Gast, der mit der Veranstaltung mäßig einverstanden ist, beim Verlassen des Saals sagt: Schon schön, dass es das hier heute gab.« LINK [€]

Welt, Beitrag von Marc Reichwein, 14. August 2024 [aus Torgau]: »Auf was für ein Publikum stellt sich der PEN Berlin an diesen Abenden ein? Er bittet es ganz offensichtlich, sich vor Veranstaltungsbeginn erst einmal per Handzeichen locker zu machen: ›Wer findet, dass der Westen den Osten nicht versteht? (…) Wer findet Gendern doof? Wer schaut Nius? Und wer noch Tagesschau?‹ Bei allen Fragen gehen Hände energisch, oft auch mehrheitlich nach oben. Der Schriftsteller und Slampoet Aron Boks stellt diese und weitere Fragen vor Diskussionsbeginn, es ist ein kluger, performativer Akt, Meinungsvielfalt zu widersprüchlichen Fragen spürbar werden zu lassen, um sie realiter zu ertüchtigen. Das Publikum soll sich selbstbewusst verorten dürfen. Wo Podiumsgespräche sonst oft höchstens gegen Schluss und eher alibimäßig zwei, drei Publikumsfragen zulassen, ist das offene Wort in dieser Gesprächsreihe Programm.« LINK [€]

Torgauer Zeitung, Bericht von Silke Kasten, 14. August 2024 [aus Torgau]: »Auf dem Podium in der Torgauer Kulturbastion saßen mit Patrick Bahners (FAZ) und Ralf Schuler (früher lange bei der Bild, heute beim konservativen Sender Nius) zwei renommierte Journalisten, die sich ebenso engagiert wie sachlich stritten. Zudem wurde das Publikum immer wieder einbezogen. In einer Blitz-Umfrage wurde gleich zu Beginn deutlich: Viele Besucher hatten deutliche Zweifel daran, dass die Medien ihre Lebenswirklichkeit abbilden. Etwa die Hälfte meinte zudem, dass es ›keine Meinungsfreiheit‹ gibt – und mit Gendern wollten die Anwesenden mit großer Mehrheit schon gar nichts zu tun haben.« LINK [€]

DLF Kultur, Leseart, Gespräch mit Anne Rabe, Sabine Rennefanz und Ingo Schulze, 14. August 2024 [über die Veranstaltungen in Bautzen, Pirna und Wurzen]: [Schulze:] »Man ist es ja gewöhnt, dass man auf dem Podium sitzt und diskutiert, und dann gibt es immer noch ein paar Fragen vom Publikum. Hier war das relativ schnell (…) wirklich ein Gespräch mit dem Publikum und auch im Publikum untereinander – das Beste, was einem in einem Gespräch passieren kann.« (…) [Rabe:] »Was schön ist an dem Format, ist, dass Menschen miteinander diskutieren, die das sonst vielleicht nicht machen würden.« LINK und AUDIO

radio drei [rbb], radio 3 am Mittag, Angela Ulrich im Gespräch mit Deniz Yücel, 13. August 2024 [aus Wurzen]: »Wir sind keine Veranstaltungsagentur, wir sind ein größtenteils ehrenamtlich arbeitender Verein und wir waren bei der Organisation dieser Reihe sehr auf die lokalen Kooperationspartner angewiesen. Und was ich wirklich beeindruckend finde, ist, zum Beispiel im Ringelnatzhaus hier in Wurze oder in Pirna, wo wir vorgestern waren, in der Kleinkunstbühne Q24 und in der der angeschlossenen Lesebühne, die versuchen, unter schwierigen Bedingungen Kulturarbeit zu leisten. (…) Es ist halt leicht, in Berlin ›Alle zusammen gegen den Faschismus‹ zu rufen – oder in Pirna zu leben und dort das Feld nicht den Antidemokraten zu überlassen.« LINK und AUDIO

Leipziger Volkszeitung, Interview von Jürgen Kleindienst mit Eva Menasse, 10. August 2024 [aus Chemnitz]: »Auf allen Seiten müssen da ganz viel moralisches Brimborium und pauschale Verdächtigungen zurückgefahren werden. Ich hege übrigens den leisen Verdacht, dass Wessis eher bereit sind, sich anzuschreien, nur weil einer ein falsches Wort benutzt hat. Im Westen ist der Moralisierungs-, im Osten der Trotzgrad größer. Das wäre so meine Pauschal-These. Ich wäre wirklich schon zufrieden, wenn die Leute nach unseren Abenden rausgehen und sagen: Das Miteinander Reden – es geht doch.« LINK [€]

Simone Buchholz (stehend) mit Publikumsmikrofon (19.9.24, Potsdam)

Freie Presse, Bericht von Antje Flath, 8. August 2024 [aus Annaberg]: »Eine Frau aus dem Publikum vermisst in diesem Zusammenhang noch etwas anderes: die Kultur des Zuhörens. ›Wir verlernen das Zuhören‹, sagt sie. Das müsse aus ihrer Sicht wieder gestärkt werden – ebenso wie das eigene Zurücknehmen. Zuhören allein reicht aber aus Sicht von Deniz Yücel nicht. Die Gesprächspartner müssten sich dabei auch vertrauen. Er spricht von einer ›Diskussionskultur auf Augenhöhe‹. ›Volkspädagogisches‹ Agieren sei dabei ebenso falsch wie ›Gängelei‹ oder ›Selbstermächtigungen‹, sind sich die prominenten Gäste an diesem Abend einig. Erfahrungen damit haben sie selbst reichlich gemacht.« LINK [€]

WDR 3, Kultur am Mittag, Katja Schwiglewski im Gespräch mit Deniz Yücel, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: [Schwiglewski:] »Das ist spannend, wie Sie das schildern: Sie haben das Lachen angesprochen, und so, wie Sie es jetzt schildern, obwohl kontroverse Meinungen geäußert wurden, dass es trotzdem nicht aggressiv war, sondern auch versöhnlich.« – [Yücel:] »Überhaupt nicht. «[Schwiglewski:] »Unterscheidet das Ihre Veranstaltungsreihe von anderen aktuellen Debatten mit ähnlicher Stoßrichtung?« – [Yücel:] »Das weiß ich nicht, das hoffe ich, dass wir bei den künftigen Veranstaltungen bei aller kontroversen Diskussionen einen zivilisierten Umgang miteinander finden. Und ich hoffe, dass die Reihe so weitergeht, wie sie gestern Abend in Chemnitz begonnen hat.« LINK und AUDIO

Freie Presse, Kommentar von Tim Hofmann, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Live auf dem Podium wirkten die Positionen von Oschmann und Kowalczuk sofort zugänglicher und sachlicher als in den vielen Netzdebatten, sodass man bei beiden nicht umhin kam, ihnen diverse Punkte zuzugestehen. Sofort war da das Gefühl: Zuspitzung ist einfach die falsche Richtung. Wir müssen die Probleme aufdröseln – auch wenn die Wende fast 35 Jahre zurückliegt und dass in dieser Zeit vermeintlich ausführlich passiert ist.« LINK [€]

MDR Kultur, Carsten Tesch im Reportergespräch mit Vivien Vieth, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: [Tesch:] »Wie war denn die Stimmung?« – [Vieth:] »Sehr, sehr gut. Die Leute waren von vornherein mit dabei, haben mitdiskutiert. Und da war die Wut spürbar und die Emotionen. Es gab zahlreiche Wortmeldungen, als sie dann mit dabei sein durften. Und dann wurde es auch sehr persönlich. (….) Es ging weniger am Anfang um das Thema Meinungsfreiheit und Demokratie, sondern es zeigte sich vor allem der Bedarf, die eigene Geschichte zu bearbeiten, persönliche Erfahrungen mitzuteilen. Aber was sehr beeindruckend war: Egal, wer sich zu Wort gemeldet oder was gesagt wurde, (…) es wurde wirklich jedem sehr aufmerksam zugehört, es wurde applaudiert, es wurde auch protestiert. Aber es konnte jeder in diesem Raum seine Meinung äußern.« LINK und AUDIO

Ankündigung am Gesellschaftshaus Sonneberg

DLF Kultur, Studio 9, Bericht von Ronny Arnold, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Viel Mut, wenig Wut – das bietet der Abend in Chemnitz. Es wird gesagt, was man noch sagen darf. Und das ist so ziemlich alles. Viele im Publikum erzählen kurz ihre persönliche Geschichte aus der Zeit nach dem Mauerfall, berichten von Höhen und Tiefen, verlorenen Arbeitsplätzen und gewonnener Freiheit. Das Mikrofon wird herumgereicht: Waffen für die Ukraine – erst schlecht, dann gut. Das Programm im Fernsehen – erst schlecht, dann sehr bescheiden. Es passiert genau das, was sich der PEN Berlin als Organisator wünscht für diese Veranstaltungsreihe (…): das Gespräch suchen mit Menschen, die befürchten, ihre Meinung nicht mehr frei äußern zu können, die Kontroverse. Das klappt prima in Chemnitz, was dem angereisten PEN-Sprecher Deniz Yücel in der ersten Reihe ein Lächeln ins Gesicht zaubert.« LINK und AUDIO

DLF Kultur, Fazit, Bericht von Ronny Arnold, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Wir können gerne mal reinhören, manche ließen sich auch ein bisschen umstimmen, es war ein sehr lebhafter Abend. [Frau aus dem Publikum:] ›Ich war ja am Anfang eher auf Oschmanns Seite, muss allerdings sagen, dass mir auch viele Argumente von Kowalczuk gut gefallen haben und mich gut überzeugt haben. Und das ist eben die Meinungsvielfalt. Und man eigentlich mitnehmen: Ja, so müssen wir in der Gesellschaft miteinander umgehen, das ist ganz wichtig. Aber wenn man mit seiner Meinung auf andere sehr bornierte Meinungen trifft, da ist manchmal ganz schön verloren – gerade im Erzgebirge, wir kommen aus dem Erzgebirge.‹ (…) Es waren sehr viele Chemnitzer da, Erzgebirger, einige sind durchaus eine Stunde gefahren. Es war sehr diskussionsfreudig, viele Biographien wurden erzählt, die Leute kamen ins Gespräch. Das war sehr gut.« LINK und AUDIO

DLF Kultur, Lesart, Bericht von Ronny Arnold, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Vieles von dem, was die beiden Ostexperten anfangs vortragen, steht schon in ihren Büchern. Aber hier trifft es auf Menschen, die einmal mehr passende Geschichten dazu liefern. Das macht den Abend rund und unterhaltsam, aber auch nachdenklich.« LINK und AUDIO

Berliner Zeitung, Bericht von Paul Linke, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Fast am Ende eines Diskussionsabends, der sich um ostdeutsche Befindlichkeiten gedreht und wie Heimweh angefühlt hatte, ergriff eine Frau im Rentenalter das Wort. Sie sprach ins Mikrofon, zum Publikum und Richtung Podium, wo Dirk Oschmann und Ilko-Sascha Kowalczuk saßen, die Stargäste, beide 1967 in der DDR geboren, vollkommen unterschiedlicher Meinung mit ihrem Blick auf den Osten. Und dann passierte das, was eigentlich nicht passieren sollte im Chemnitzer Kulturzentrum Weltecho. Böse Blicke hier, Zwischenrufe dort, von allen Seiten höhnisches Gelächter. (…) Politiker seien alles Marionetten. Der Ukrainekrieg sei gut für die Waffenindustrie und von der Nato verschuldet. Ihre weiteren Ausführungen, die offensichtlich der Mehrheitsmeinung der Menschen im Raum widersprachen, schloss die Frau mit den Worten: ›Das ist meine Meinung, und die wird man ja wohl sagen dürfen.‹« LINK

Süddeutsche Zeitung, Beitrag von Marie Schmidt, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Der durch eine konfliktreiche Abspaltung vom PEN Deutschland vor zwei Jahre entstandene zweite deutsche PEN schreibt sich mit diesen Events die Meinungsfreiheit nicht nur auf die Fahnen, sondern organisiert in größerem Maßstab, was allenthalben eingeklagt wird: politische Auseinandersetzung unter denen, die der Souverän sein sollen im Land, sich aber zu oft nicht so fühlen, den Wählerinnen und Wählern. Vom PEN Berlin selbst, der, seit es ihn gibt, auch groß gestritten und Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, ist an diesem Abend in Chemnitz bescheidenerweise fast nicht die Rede. Seine Sprecher Eva Menasse und Deniz Yücel sind da, aber mischen sich unter das Publikum. ›Man muss doch wertschätzen‹, sagt einer, ›dass wir das erlebt haben.‹ Und eine solche Wertschätzung produziert der PEN Berlin hier gezielt. Wobei das Verdienst seiner Veranstaltungsreihe schon damit beginnt, drei Dutzend Orte auf die Landkarte des Kulturbetriebs der Berliner Republik zu setzen, die selten bespielt werden.« LINK

Spiegel, Beitrag von Florian Kappelsberger, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Für jene, die vor der Tür bleiben müssen, wird die Diskussion per Lautsprecher in den Innenhof übertragen. Die meisten hier sind über 50, sie tragen Kurzarmhemden oder Sommerblusen. Ein paar Studenten sind gekommen, Alternative. Missverständnisse bleiben nicht aus, nicht alle sprechen dieselbe Sprache. Ein Mann mit Kurzhaarschnitt fragt den Barkeeper nach den Toiletten. Der schickt ihn weiter zu zwei Türen. Auf der einen steht ›only FLINTA*-Toilette‹. Auf der anderen ›all-gender-Toilette‹. Der Besucher blickt ratlos, verharrt kurz vor der rechten Tür und nimmt dann doch die linke. Auf der Bühne steigen zwei publizistische Schwergewichte in den Ring, es gilt der zwanglose Zwang des besseren Arguments.« LINK

Augsburger Allgemeine, Bericht von Rosaria Kilian, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Die These des Abends: Viele Deutsche, Ostdeutsche mitgemeint, befürchten, ihre Meinung nicht mehr frei äußern zu können. Migration, der öffentlich-rechtliche Rundfunk, Waffenlieferung an die Ukraine: Die Chemnitzerinnen und Chemnitzer haben kein Problem, offen ihre Meinung zu sagen – wie der Abend zeigt, auch zu aufgeheizten Themen. Trotzdem fühlen sie sich ungehört. Oschmann und Kowalczuk lassen viele Aussagen im Raum stehen, reizen den Debattenraum aus. ›Das wird man schließlich noch sagen dürfen‹, erinnert eine Zuschauerin. Meinungsfreiheit? ›Formal-juristisch: ja‹, sagt Oschmann. Kowalczuk erweitert sein ›Ja‹ um den Zusatz: ›Aber auch Recht auf Widerspruch.‹« LINK

dpa, Bericht von Jörg Schurig, übernommen u.a. von der Welt, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Bei der Diskussion sollte es in erster Linie um die Diskrepanz zwischen gefühlter und tatsächlicher Meinungsfreiheit gehen. Beide Diskutanten wurden zuerst danach gefragt, ob es Meinungsfreiheit in Deutschland auch wirklich gebe. Oschmann sah die Meinungsfreiheit ›formal-juristisch‹ gegeben. Mit der ›Durchpolitisierung‹ und ›Durchmoralisierung‹ der Sprache im Alltag entstehe der Eindruck, man könne nicht mehr alles sagen. ›Wir leben in einem der freiesten Länder der Welt‹, sagte Kowalczuk. Das sei vielen Menschen in kleinlichen Debatten nicht klar. Zur Meinungsfreiheit gehöre die Lust und Bereitschaft, miteinander zu streiten. LINK [€]

Freie Presse, Bericht von Oliver Hach, 6. August 2024 [aus Chemnitz]: »Das Warmup mit dem Publikum verrät schon einiges über die Konstellation in dem vollgestopften Raum. Bei der Aussage, der Westen verstehe den Osten nicht und das werde noch lange so bleiben, gehen viele Arme hoch. Einige geben der Nato eine Mitschuld am Krieg in der Ukraine. Aber kaum jemand würde auswandern, fast niemand hat Angst um seinen Job. Und die allermeisten finden: Ja, es gibt Meinungsfreiheit – auch hier in Chemnitz. ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen‹ – so lautet das Motto des Abends. Und er verspricht zu einer Art Duell zu werden: der Anwalt der Stigmatisierten gegen den Ankläger der Jammer-Ossis.« LINK [€]

radio eins [rbb], Der schöne Morgen, Tom Böttcher und Kathrin Wosch im Gespräch mit Deniz Yücel, 5. August 2024 [vorab]: [Wosch:] »Ralf Schuler, für alle, die ihn nicht kennen, ist ja vom Online-Medium Nius als Gast auf der Bühne am 13. August. Nius wird als rechtspopulistisch eingestuft. Warum haben Sie sich gefreut, als er zugesagt hat?« – [Yücel:] »Weil Ralf Schuler ein verdienter Journalist ist, der jahrelang das Parlamentsbüro der Bild geleitet hat und das, was er bei Nius macht, ist journalistische Arbeit. Und es macht ja auch keinen Sinn, über Meinungsfreiheit zu diskutieren und nur Leute einzuladen, die ungefähr so ticken wie ich. Das ist ja nicht die Idee von Meinungsfreiheit.« – [Böttcher:] »Absolut.« LINK und AUDIO

Thüringer Allgemeine, Interview von Michael Helbing mit Deniz Yücel, 5. August 2024 [vorab]: »Ich glaube, durch meine Haft – und das war letztlich nur ein Jahr, ich will das nicht überbewerten – bin ich in zwei vielleicht entgegengesetzte Richtungen empfindlicher geworden. Einerseits bin ich empfindlich bei dem Thema: Jegliche Einschränkung der Meinungs-, Presse- oder Kunstfreiheit zu kritisieren, ob von Staats wegen oder aus dem Diskurs heraus, ist richtig. Ich habe ja jüngst zum Beispiel das Verbot dieses rechtsextremen Spinnermagazins Compact kritisiert. Die Demokratie muss auch extremistische Meinungen und Verschwörungstheoretiker aushalten; ein Verbot kann immer nur eine allerletzte Maßnahme sein. (…) Andererseits bin ich empfindlich, wenn Leute meinen, hier sei es ja genauso wie in Russland oder der Türkei.« LINK [€]

WDR 3, Mosaik, Kornelia Bittmann im Gespräch mit Eva Menasse, 5. August 2024 [vorab]: [Bittmann:] »Ihr Motto ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen‹, das ist oft, so nehme ich das wahr, eine Floskel, mit der demokratiefeindliche Meinungsäußerungen eingeleitet werden. Sie wollen aber durchaus zu harten Gesprächen ermutigen. Haben Sie kein mulmiges Gefühl gegenüber dem, das Ihnen möglicherweise entgegenschlägt.« – [Menasse:] »Eigentlich nicht. Denn sprechen ist ja die einfachste Übung und sollte sie immer noch sein. Und ich glaube, wir haben alle viel zu sehr und viel zu oft ein mulmiges Gefühl, dass das eine oder andere Jota dessen, das uns da entgegenkommt, nicht ganz genau in den Rahmen passt, in dem wir jeweils erwarten, dass mit uns gesprochen wird. Ich glaube, wir müssen da alle offener werden.« LINK und AUDIO

MDR Kultur, Carsten Tesch im Gespräch mit Eva Menasse, 5. August 2024 [vorab]: »Wir wissen natürlich nie genau, wie die miteinander gematchten Gesprächspartner miteinander umgehen werden. Aber die Idee war, kein großes Podium, das den üblichen Frontalunterricht macht, sondern zwei Gesprächspartner, die möglichst knackig besetzt sind, so wie heute Kowalczuk und Oschmann – und dann ein großer Teil Publikumsbeteiligung. Wir wollten unbedingt, dass das moderierte Gespräch der beiden nur den Anlass bietet und die ersten Themen setzt, um dann mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen. Die Menschen, die zu der Veranstaltung kommen, sind explizit aufgefordert, sich zu Wort zu melden, mit Fragen oder auch mit Feststellungen.« LINK und AUDIO

Deutschlandfunk Kultur, Lesart, Frank Meyer im Gespräch mit Deniz Yücel, 5. August 2024 [vorab]: »Es gibt inzwischen mehr Leute in Deutschland, die überzeugt sind, dass man hier seine Meinung nicht frei äußern könne, 43 Prozent zuletzt, während nur noch 40 Prozent glauben, dass in Deutschland uneingeschränkte Meinungsfreiheit herrscht. und egal, ob das nur gefühlt ist oder real oder was dazwischen: Es ist da und es wirkt. Und genau darüber möchten wir reden. Heute Abend in Chemnitz, morgen in Plauen, übermorgen in Annaberg usw.« LINK und AUDIO

MDR, Regionalnachrichten, O-Ton von Eva Menasse, 5. August 2024 [vorab]: »Meinungsfreiheit bedeutet ja auch, dass man der Meinung des anderen mal zuhören soll. (…) Das ist ein Geben und Nehmen: Ich möchte etwas sagen, ich möchte, dass man mich anhört und der andere will das auch. Und das ist das, was mit dieser Reihe versuchen.« AUDIO

MDR, Kultur heute, Susanne Luerweg im Gespräch mit Eva Menasse, 5. August 2024 [vorab]: [Menasse:] »Wir sind nicht zu harmoniebedürftig geworden, wir sind zu empfindlich geworden. Es ist heutzutage schon so, wenn jemand einen bestimmten Begriff benutzt, dann ist er schon ›problematisch‹ oder ›umstritten‹. Wir sollten uns da alle an der Nase fassen und sagen: ›Lasst uns mal zuhören, lasst mal aufeinander zugehen und sprechen.‹ Man kann da immer noch agree to disagree. Aber wenn man es nicht versucht hat, darf man sich nicht beklagen.« LINK und AUDIO

Leipziger Volkszeitung, Beitrag von Janina Fleischer, 5. August 2024 [vorab]: »Prominent, meinungsstark und hochkarätig besetzt ist die Gesprächsreihe, die der PEN Berlin vor den Landtagswahlen im Osten organisiert. Sie könnte einlösen, was im Herbst 1989 gefordert wurde. (…) So könnte, wo Redebedarf auf Meinungsfreiheit trifft, ein gesellschaftlicher Dialog entstehen, wie er im Herbst 1989 eingefordert und nur sehr kurz Realität wurde, bevor das Desinteresse des Westens dem Volk das Wort abschnitt. Denn zum Recht, frei sprechen zu können, gehört die Bereitschaft, zuzuhören.« LINK

Deniz Yücel (li.) und Aron Boks am 13.8.24 Rand der Veranstaltung in Torgau

dpa, Bericht von Verena Schmitt-Roschmann, übernommen von Die Sachsen [Sorbisch], 4. August 2024 [vorab]: »›Tutu póndźelu započnje so w Kamjenicy rjad «To drje budu hišće prajić směć – rozmołwy wo demokratiji a swobodźe měnjenja‹ z cyłkownje 37 zarjadowanjemi w małych a srěnjowulkich wuchodoněmskich městach. Format rěka: dwě (potencielnej) zadźěracaj, moderator abo moderatorka, a publikum. ›Wobdźělenje publikuma słuša k jadru rjadu‹, praji PEN-Berlin-rěčnik Deniz Yücel. ›W najlěpšim padźe budu ludźo mjez sobu do rozmołwy přińć, kotrež to za móžne njemějachu.‹« LINK

dpa, Bericht von Verena Schmitt-Roschmann, übernommen u.a. vom Tagesspiegel, 4. August 2024 [vorab]: »Die einen lassen Sprechpausen fürs Binnen-I, die anderen regt das auf. Die einen fühlen sich zu wenig gehört, davon sind die anderen genervt. Die einen geißeln angebliche Sprechverbote, die andern fühlen sich verletzt durch unbedachtes Reden. Und alle fühlen sich scheinbar am wohlsten in der eigenen Blase, auf der eigenen Seite der Debatte. Kommt man da raus und wieder ins Gespräch? Die Autorenvereinigung PEN Berlin startet vor den Landtagswahlen in Ostdeutschland einen Versuch. (…) ›Die Beteiligung des Publikums gehört zum Kern der Reihe‹, sagt PEN-Berlin-Sprecher Deniz Yücel. ›Im besten Fall werden Menschen miteinander ins Gespräch kommen, die dies nicht für möglich hielten.‹« LINK

Deutschlandfunk, Kulturfragen, Karin Fischer im Gespräch mit Daniel Morgenroth (Intendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau), 4. August 2024 [vorab]: »Das hat uns sehr gefreut, dass der PEN Berlin auf uns zugekommen ist mit dieser Diskussionsreihe, die wir sofort großartig fanden. Wir hatten schon Diskussionsreihen, auch mit externen Partnern, die ein bisschen langweilig waren, weil man Angst hatte: Welches Publikum kommt da, wie wird das sein? Ich kann auch ein schönes Beispiel nennen: Kürzlich war zum ›Samuel W.‹ Bundespräsident Steinmeier bei uns. Und das Bundespräsidialamt hatte größte Angst, was da passieren könnte, weil es eine öffentliche Vorstellung war. Wenn da Menschen stören (…). Ich habe denen gesagt: Erstens wird da nichts passieren, unser Publikum ist sehr friedlich. Und selbst wenn: Wie schön wäre das! Stellen Sie sich vor, da ruft mal jemand dazwischen, und der Bundespräsident ist da. Wie reagiert man? Dann muss man sich mit dem auseinandersetzen oder was sagen. (…) Ich habe erstmal nichts dagegen, Störungen können ja auch produktiv sein.« LINK und AUDIO

Freie Presse, Interview von Tim Hofmann mit Deniz Yücel, 1. August 2024 [vorab]: [Hofmann:] »Schließt der PEN Berlin (…) eine Mitgliedschaft von AfD-Mitgliedern nicht aus? Das PEN-Zentrum Deutschland hat neulich einen entsprechenden Unvereinbarkeitsbeschluss gefasst.« – [Yücel:] »Im PEN Berlin hat dies bislang niemand angeregt – und falls die Idee aufkäme, wäre ich dagegen. Auch, weil sich die Zahl der AfD-Mitglieder, die bei uns eintreten will, sehr in Grenzen hält, und das dürfte beim Darmstädter PEN-Zentrum nicht anders sein. Insofern hat das was von Gratismut. Und ich denke, dass die Idee dahinter auf Strategien aus den Neunziger- und Nullerjahren beruht, wo wir es mit der NPD zu tun hatten und mit militanten Kameradschaften. Strategien gegen solche Minderheiten auf den Umgang mit einer Partei zu übertragen, die regional bei 30 oder 40 Prozent steht und damit auf dem Weg zur Volkspartei ist, funktioniert nicht.« LINK [€]

Nordkurier, Beitrag von Michaela Kumkar, 20. Juli 2024 [vorab]: »Schon mal vormerken: ›Das wird man ja noch sagen dürfen – Gespräche über Demokratie und Meinungsfreiheit‹ heißt eine Veranstaltungsreihe der Schriftstellervereinigung PEN Berlin, die vor den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg stattfindet. Geplant sind insgesamt 37 Veranstaltungen in den drei Bundesländern, heißt es in einer Pressemitteilung von PEN Berlin.« LINK

Leipziger Volkszeitung, Beitrag von Janina Fleischer, 10. Juli 2024 [vorab]: »Es wird viel gemeint über das Nicht-mehr-sagen-Dürfen. Drum kann als wohlfeile Provokation gelesen werden, wie der PEN Berlin seine ›Gespräche über Demokratie und Meinungsfreiheit‹ betitelt: ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen‹. Damit soll in Sachsen, Thüringen und Brandenburg auf die Landtagswahlen eingestimmt werden. Oder gibt es neue Grenzen des Sagbaren, über die dringend gesprochen werden sollte? Wer steckt ihn ab, den in diesem Zusammenhang häufig erwähnten ›Meinungskorridor‹? Der PEN Berlin jedenfalls nicht. Er geht dorthin, wo Widerspruch zu erwarten ist: zum Beispiel nach Sonneberg und Nordhausen in Thüringen.« LINK

Freie Presse, Bericht von Torsten Kohlschein, 3. Juli 2024 [vorab]: »Wir müssen also reden! Sachsen macht den Anfang, und innerhalb des Freistaates Chemnitz, wo am 5. August im Weltecho zwei Antipoden der Deutung des Verhältnisses von Ost und West die Klingen kreuzen: Dirk Oschmann, Autor des viel diskutierten und polarisierenden Buches ›Der Osten – eine westdeutsche Erfindung‹. Er vertritt unter anderem die Haltung, Ostdeutsche seien in den Führungsebenen der Bundesrepublik massiv unterrepräsentiert. Auf der anderen Seite Ilko-Sascha Kowalczuk, der Mitte Juni in einem ebenso viel beachteten Interview mit der Freien Presse im Widerspruch zu Oschmann den Ostdeutschen hierfür selbst die Verantwortung zugewiesen und sich gegen ein ihm zufolge bei diesen existierendes ›Opfernarrativ‹ gestellt hat. Es moderiert Bettina Baltschew.«  LINK [€]

Börsenblatt, Bericht, 2. Juli 2024 [vorab]: »Anlässlich der Landtagswahlen organisiert PEN Berlin, Mitglied im internationalen Dachverband der Autor:innenvereinigung, in Sachsen, Thüringen und Brandenburg einige Veranstaltungen zum Thema Meinungsfreiheit und Demokratie. Die Gesprächsreihe unter dem Titel ›Das wird man ja wohl noch sagen dürfen‹ umfasst 37 Veranstaltungen, die in einem Raum ›von Annaberg bis Perleberg, von Ilmenau bis Zwickau‹ stattfinden sollen.« LINK

 

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