PEN Berlin protestiert: Sieben Jahre Haft für einen Roman?

Pressemitteilung vom 10. September 2024
PEN Berlin protestiert: Sieben Jahre Haft für einen Roman?
Yavuz Ekinci
Wieder einmal angeklagt: Yavuz Ekinci. Foto: Nazlı Erdemirel

Der preisgekrönte türkisch-kurdische Autor Yavuz Ekinci, den PEN Berlin im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit dem Literarischen Colloquium Berlin und der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte in Deutschland begrüßen durfte, muss am 18. September erneut in Istanbul vor Gericht. Sein Roman »Traumsplitter« wurde im März 2023, neun Jahre nach der Veröffentlichung, beschlagnahmt und verboten. Das Buch beinhalte »Terrorpropaganda«, so die neue Anklage. Ekinci drohen sieben Jahre Haft.

Bereits 2022 war der Schriftsteller, dessen Romane auf Deutsch im Verlag Antje Kunstmann erscheinen, für acht Tweets aus den Jahren 2013/14 zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Dieses Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Das Erdogan-Regime versucht seit vielen Jahren, Journalisten und andere Kritiker mit Strafverfahren und Haftstrafen mundtot zu machen. Mit Yavuz Ekinci trifft es einen Bereich, der bislang weitgehend verschont geblieben war: die Literatur. Wie so oft, wenn das Regime seine Feinde markiert, ist auch bei Ekinci ein Zusammenspiel zwischen Behörden und regierungsnahen Medien zu beobachten. In seinem Fall besonders hervorgetan hat sich die islamistische Tageszeitung Yeni Akit, die schon 2018 anlässlich seines Romans »Die Tränen des Propheten« eine Hetzkampagne startete, die bis heute anhält. Immer wieder wird auch Ekincis kurdische Herkunft thematisiert.

»Eine Vorladung zu einem Prozess zu erhalten, deren Betreffzeile lautet ›Warum haben Sie dieses Buch geschrieben?‹, schafft einen gefährlichen Präzedenzfall und wird über kurz oder lang unser aller Freiheit bedrohen«, sagte Yavuz Ekinci. Und PEN-Berlin-Boardmitglied Sandra Hetzl kommentierte: »Diese Anklage gegen einen ihrer besten und bekanntesten Autoren ist ein neuer, dramatischer Einschüchterungsversuch gegen alle, die sich in der Türkei frei äußern wollen, ob Schriftsteller oder Journalisten.«

Die Anhörung wird vor dem 23. Strafgerichtshof in Istanbul stattfinden. Neben einer Delegation von PEN Türkei wird auch ein Boardmitglied von PEN Berlin anwesend sein.

PEN Berlin. Wir stehen im Wort.

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